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Allen, Woody

Woody Allen, eigentlich Allen Stewart Konigsberg (geb. 1. Dezember 1935 in Brooklyn, New York), ist ein US-amerikanischer Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller. Er hat über 50 Filme gedreht und zahlreiche Theaterstücke sowie Erzählungen geschrieben. Außerdem tritt er immer wieder als Jazzklarinettist auf.

Leben und Wirken

Woody Allen auf dem Cover der rororo-Monographie - (c) Rowohlt Verlag

Woody Allen wurde als Sohn einer jüdischen Familie im Flatbush-Distrikt in Brooklyn geboren. Seine Eltern, Martin und Netty Konigsberg, stammten beide aus Manhattan, seine Großeltern, die aus Russland bzw. Wien eingewandert waren, sprachen Deutsch und Jiddisch. Die jüdischen Wurzeln sollten später ein wichtiges Thema in Allens Filmen werden. Acht Jahre lang besuchte Allen eine hebräische Schule, anschließend ging er auf eine Öffentliche Schule und auf die High School. Dort wurde er wegen seiner roten Haare "Red" genannt.

Als Kind las Allen begeistert Comics. Die Schule schwänzte er nicht selten, um mit Freunden auf der Straße ein Baseballspiel zu organisieren. Mit elf oder zwölf Jahren begann Allens Leidenschaft für die Musik, besonders für den Jazz. Er besorgte sich eine alte Klarinette und ein Sopransaxophon und übte zwei Stunden täglich. Die Wochenenden verbrachte er im Flatbush-Theater. Dort schrieb er oft Gags mit, die ihm gefielen. Er brachte sich selbst auch Kartentricks und das Zaubern bei.

Mit 15 Jahren schrieb Allen bereits kleinere satirische Beiträge für Zeitungen und Magazine wie "The New Yorker". 16-jährig legte er sich seinen Künstlernamen zu, den er aus seinem ersten Vornamen und seinem Spitznamen "Woody" zusammensetzte. Der Vater hatte ihn als Kind "Woody" genannt, weil er immer mit einem hölzernen Kricketschläger herumgelaufen war. Den Eltern zuliebe schrieb Allen sich an der New York University im "Communications Arts Course" ein und belegte auch das Fach Film. Er beendete jedoch nicht einmal das erste Trimester. Der Dekan riet dem damals 19jährigen Allen zu einer Psychoanalyse. Dieser ist er bis heute treu geblieben. Sie ist zur Quelle vieler seiner Gags geworden.

Vom Gagschreiber zum Filmemacher

Seine Künstlerlaufbahn begann Allen als Autor: Er wurde Gagschreiber? und später Drehbuchautor für die Ed Sullivan Show, die Tonight Show und andere. 1957 wurde er für den Preis Emmy nominiert. Seine Gags veröffentlichte er auch als Prosatexte. Außerdem schrieb er Theaterstücke. Sein größter Wunsch jedoch war es, Stand-up-Comedian zu werden.

1960 stand er zum ersten Mal auf der Bühne. Er wirkte unglaublich linkisch und schüchtern, schaffte es jedoch, daraus sein Markenzeichen zu machen, das ihn über die Jahrzehnte hinweg unverwechselbar machen sollte. Sein intellektueller Stil, kombiniert mit vermeintlichen Geschichten aus seinem Privatleben, machte ihn schon bald berühmt. Allerdings verarbeitete Allen tatsächlich auch Reales aus seinem eigenen Leben. So machte er immer wieder Witze über seine erste, nach ein paar Jahren wieder von ihm geschiedene Frau Harlene Rosen, bis sie ihn mit gerichtlichen Klagen daran hinderte.

1965 trat Allen in "Was gibt’s Neues, Pussy?" erstmals im Film auf. Auch das Drehbuch zu dieser Komödie um einen Pariser Modejournalisten und Frauenhelden stammte von ihm. Es folgten Filme wie "Bananas" (1971) und "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, bisher aber nicht zu fragen wagten" (1972). In dieser frühen Phase arbeitete er in seinen Filmen vor allem mit den Mitteln der Travestie? (etwa der damals aktuellen Aufklärungsfilme) und des Surrealismus.

Allen als Regisseur

Woody Allens Filme erzählen mit jüdischem Witz? über die Peinlichkeiten und Missgeschicke des Lebens. Seine Hauptfiguren sind Verlierer mit einer ordentlichen Portion Neurosen, Minderwertigkeitsgefühlen und Ängsten. Immer hat es den Anschein, als ob viel von ihm selbst in seine Figuren einfließe, doch sollte man dies nicht allzu sicher annehmen.

Zu einer eigenen filmischen Sprache fand Allen mit seiner New York-Trilogie? "Der Stadtneurotiker" (1977), "Manhattan" (1979)und "Stardust Memories" (1980). Die ersten beiden Filme der Trilogie gelten als seine größten Erfolge überhaupt. Für "Der Stadtneurotiker" erhielt er zweimal den Oscar: für die beste Regie und das beste Drehbuch. 1978 entstand außerdem der ernste Film "Innenleben", eine Hommage an den schwedischen Rgisseur Ingmar Bergman. Später sollte er auch mit dessen Kameramann Sven Nykvist zusammenarbeiten.

In den 1980er-Jahren entwickelte Allen seine Komödien zu Tragikomödien? weiter. Nun entstanden auch Filme ohne Happy End?, so etwa "The Purple Rose of Cairo" (1985). Die Komödie "Hannah und ihre Schwestern" brachte Allen den dritten Oscar ein: für das beste Drehbuch. Allerdings nahm Allen diese Auszeichnungen nie persönlich entgegen.

In den 1990ern trat der düstere Ton in Allens Filmen wieder mehr zurück. Jedoch weisen sie, im Unterschied zu den frühen Werken, mehr dramatische Komplexität auf. Beispielhaft sei hierfür die Komödie "Geliebte Aphrodite" (1995) genannt, in der ein Chor (in einem antiken griechischen Theater gefilmt) die Rahmenhandlung und die Kommentare übernimmt. Wie in den meisten Filmen zuvor spielte Allen auch in diesem die Hauptrolle - einen gelangweilten Ehemann und Familienvater, der sich in eine Affäre mit einem Callgirl stürzt. Dieses ist die Mutter seines Adoptivsohnes, wovon er aber wiederum nichts weiß.

Die nach der Jahrtausendwende entstandenen Filme (weiterhin dreht Allen etwa einen pro Jahr) sind seinem Spätwerk zuzurechnen. Drehort war nun, statt New York, häufig London. So etwa in "Match Point" (2005) und "Scoop - Der Knüller" (2006). In beiden spielte Scarlett Johansson mit - nach Diane Keaton und Mia Farrow war sie eine der Schauspielerinnen, mit denen Allen häufig arbeitete. Sie war auch, neben Penelope Cruz, in "Vicky Cristina Barcelona" (2008) zu sehen.

Im Jahr 2008 inszenierte Allen Giacomo Puccinis einaktige Oper "Gianni Schicchi" an der Los Angeles Opera. Dieses Debüt? wurde von den Kritikern sehr gelobt.

Allen als Autor: "Pure Anarchie" (2007)

Neben seinen Drehbüchern verfasst Allen auch Kurzgeschichten. In ihnen bearbeitet er die Themen, die auch in seinen Filmen wichtig sind: etwa der (männliche) Selbstzweifel, die Faszination durch schöne (und darum unerreichbare) Frauen und der Kampf um Ideenfreiheit und Freiheit der Kunst. Die ersten drei Bände? erschienen unter den Titeln "Wie du dir, so ich mir" (dt. 1978), "Ohne Leit kein Freud" (dt. 1979) und "Nebenwirkungen" (dt. 1981).

Dann dauerte es über ein Vierteljahrhundert, bis im Jahr 2007 neue Geschichten herauskamen. Einige davon waren bereits in "The New Yorker" abgedruckt. Fans fanden auch in diesem Band dem typisch schrägen Humor Allens wieder, etwa wenn Micky Maus als Zeuge in einem Abfindungsprozess gegen den Disney-Konzern aussagt oder wenn ein Hobby-Physiker die Wellentheorie benutzt, um seine Annäherungsversuche an die neue Bürokollegin zu erklären. Genüsslich schildert Allen auch das Desaster einer Familie, die ihren kleinen Sohn nicht im angesagten Edel-Kindergarten unterbringt und nun den sozialen Absturz befürchten muss.

Die Kritiker nahmen das Buch positiv auf. "Dieser typische Allen-Sound lässt aus Buchstaben sofort Filme entstehen", urteilte etwa Joachim Dicks im NDR. Und wer, so die Empfehlung des "Focus", nicht alle Geschichten möge, der könne sich ja seine Lieblinge heraussuchen und sich an ihnen erfreuen. Mit Allens Filmen sei das schließlich nicht anders.

Privates

Woody Allen ist heute in dritter Ehe verheiratet. Seine erste Ehefrau war die damalige Philosophiestudentin Harlene Rosen (geb. 1938; mit Allen verheiratet 1956-1962). Die zweite war die Schauspielerin Louise Lasser (geb. 1939; verheiratet 1966-1969). Mit der Schauspielerin Diane Keaton (geb. 1946), eine Zeit lang Hauptdarstellerin in seinen Filmen, war er 1969-1972 zusammen.

Die Schauspielerin Mia Farrow (geb. 1945) war seine Lebensgefährtin 1982-1992. Auch sie wirkte in vielen seiner Filme mit. Farrows Adoptivtochter Soon-Yi Previn (geb. 1970) ist seit 1997 Allens dritte Ehefrau. Diese Beziehung löste einen Skandal aus, denn Previn lernte Allen mit etwa 11 Jahren kennen und erlebte ihn jahrelang als Lebensgefährten ihrer Adoptivmutter Mia Farrow (ihr Adoptivvater ist André Previn). Farrows andere Adoptivkinder Dylan und Moses hatte Allen mit adoptiert. Außerdem hat er mit Farrow den gemeinsamen Sohn Satchell Farrow (geb. 1988). Mit Soon-Yi Previn hat Allen wiederum zwei Adoptivkinder.

Übrigens ...

war Woody Allen als Junge nicht so schmächtig, wie es heute den Anschein hat. Er spielte Baseball und Basketball und trainierte auch Boxen.

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 1975 Silberner Bär für das Lebenswerk
  • 1978 Oscar? für die beste Regie und das beste Originaldrehbuch (für "Der Stadtneurotiker")
  • 1980 César für den besten ausländischen Film (für "Manhattan")
  • 1986 Golden Globe? für das beste Drehbuch (für "The Purple Rose of Cairo")
  • 1986 César für den besten ausländischen Film (für "The Purple Rose of Cairo")
  • 1987 Writers Guild of America? (WGA Awards Screen) für das beste Originaldrehbuch (für "Verbrechen und andere Kleinigkeiten")
  • 1987 Oscar für das beste Originaldrehbuch (für "Hannah und ihre Schwestern")
  • 1990 WGA Awards Screen) für das beste Originaldrehbuch (für "Hannah und ihre Schwestern")
  • 1995 Goldener Löwe der Filmfestspiele von Venedig für das Lebenswerk
  • 1996 Directors Guild für das Lebenswerk
  • 2009 Golden Globe für die beste Komödie (für "Vicky Cristina Barcelona")

Werke (Auswahl)

Filme
  • Was gibts Neues, Pussy? 1965
  • Whats Up, Tiger Lilly? 1966
  • Casino Royale 1967
  • Woody, der Unglücksrabe 1969
  • Bananas 1971
  • Mach's noch einmal, Sam 1971
  • Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, bisher aber nie zu fragen wagten 1972
  • Der Schläfer 1973
  • Die letzte Nacht des Boris Gruschenko 1975
  • Der Strohmann 1976
  • Der Stadtneurotiker 1977
  • Innenleben 1978
  • Manhattan 1979
  • Stardust Memories 1980
  • Eine Sommernachts-Sexkomödie 1982
  • Zelig 1983
  • Broadway Danny Rose 1984
  • The Purple Rose Of Cairo 1985
  • Hannah und ihre Schwestern 1986
  • Radio Days 1987
  • September 1987
  • King Lear 1987
  • Eine andere Frau 1988
  • New Yorker Geschichten 1989
  • Verbrechen und andere Kleinigkeiten 1990
  • Alice 1990
  • Schatten und Nebel 1991
  • Ein ganz normaler Hochzeitstag 1991
  • Ehemänner und Ehefrauen 1992
  • Manhattan Murder Mystery 1993
  • Bullets Over Broadway 1994
  • Geliebte Aphrodite 1995
  • Sonny Boys 1995
  • Alle sagen: I Love You 1996
  • Celebrity 1998
  • Sweet And Lowdown 1999
  • Schmalspurganoven 2000
  • Ich hab doch nur meine Frau zerlegt 2000
  • Im Bann des Jade Skorpions 2001
  • Hollywood Ending 2002
  • Anything Else 2003
  • Melinda und Melinda 2004
  • Match Point 2005
  • Scoop - Der Knüller 2006
  • Cassandras Traum 2007
  • Vicky Cristina Barcelona 2008
  • Whatever Works 2009
Theaterstücke
  • Vorsicht, Trinkwasser! (1966, Uraufführung 1966)
  • Spiel’s noch einmal, Sam (1969, UA 1969)
  • Tod und Gott (1975, UA 1978)
  • Eine Sommernachts-Sexkomödie (Theateradaption des Films, 1988, UA 1988)
  • Central Park West(1995, UA 1995)
  • Kugeln überm Broadway (Theateradaption des Films, 1996, UA 1996)
Bücher
  • Wie du dir, so ich mir (OA: Getting Even, 1971). dt. EA 1978. Rowohlt Verlag, Reinbek 1980, ISBN: 978-3499145742
  • Ohne Leit kein Freud (OA: Without Feathers, 1975). dt. EA 1979.
  • Nebenwirkungen (OA: Side Effects, 1980). dt. EA 1981.
  • Central Park West. Drei Stücke (OA: Central Park Wes, 2006). Übers. v. Martin Michael Driessen und Nils Tabert. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN: 978-3596169979
  • Pure Anarchie. Stories (OA: Mere Anarchy, 2007). Übers. v. Malte Krutzsch. Heyne Verlag, München 2009, ISBN: 978-3453406483

Sekundärliteratur

  • Reimertz, Stephan: Woody Allen. Eine Biographie. Rowohlt Verlag, Reinbek 2000, ISBN: 978-3499504105
  • Schulz, Berndt: Woody Allen Lexikon. Alles über den Autor, Regisseur, Darsteller, Komiker, Entertainer und Privatmann aus Manhattan. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2000, ISBN: 978-3896022769
  • Pflaum, Hans Günther / Canby, Vincent / Koetter, Bert u. a.: Woody Allen. In: Jansen, Peter W. / Schütte, Wolfram (Hrsg.): Woody Allen/Mel Brooks. Reihe Film, Band 21. Carl Hanser Verlag, München 1990, ISBN: 978-3446128545

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