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Bedford, Sybille

Sybille Bedford OBE (geb. 16. März 1911 in Berlin; gest. 17. Februar 2006 in London), war eine deutsch-britische Journalistin? und Schriftstellerin. Sie wurde mit ihren Romanen und Gerichtsreportagen? berühmt, besaß seit 1935 die englische Staatsbürgerschaft und erhielt 1981 den britischen Verdienstorden Order of the British Empire (OBE).

Leben und Schreiben

Geboren wurde Sybille Bedford als Freiin Sybille Aleid Elsa von Schoenebeck 1911 in Berlin. Als sie sieben Jahre alt war, trennten sich ihre Eltern. Sybille wuchs zunächst beim Vater in einem Herrenhaus mit großer Kunstsammlung im Breisgau auf. Der Vater war verarmt und hatte das Haus von der Mutter, die einer wohlhabenden Hamburger Kaufmannsfamilie entstammte, zur Hochzeit bekommen. Als sie ihren Mann zugunsten einer ihrer viele Affären verließ, überließ sie ihm das Haus und zunächst auch die gemeinsame Tochter.

In ihrer Autobiographie Rückkehr nach Sanary. Roman einer Jugend (1989) erzählt Sybille Bedford anschaulich, wie es ihr auf Schloss Feldkirch erging. Das Haus wirkte wie von Spukgeistern besetzt, jeder Gang in den Weinkeller war eine Mutprobe, die mit einer brennenden Kerze in der Hand als einzigem Licht bestanden werden musste. Das junge Mädchen, das die Weltoffenheit Berlins gewohnt war, litt unter der dörflichen Enge und den Anfeindungen der Einheimischen. Einmal warf jemand einen Stein über die Parkmauer, der Sybille im Gesicht traf. Eine Narbe blieb zurück, die lebenslang sichtbar war.

Mit zehn riss Sybille zur Halbschwester aus der ersten Ehe des Vaters nach Wiesbaden aus. Als sie zurückkam, gab man ihr Beschäftigung: Sie kümmerte sich um den Esel und die Hühner, erntete Obst und wurde vom Vater in die Geheimnisse der französischen Küche eingeführt. Dann holte die Mutter, die nun einen italienischen Architekturstudenten heiratete, die Tochter zu sich.

In den folgenden Jahren lebte die junge Sybille Freiin von Schoenebeck teils am Mittelmeer, teils in England bei Freunden der Mutter. Mit ihr und dem Stiefvater zog sie schließlich nach Sanary-sur-Mer an die Côte d'Azur, jenen Ort, in dem Schriftsteller wie das Ehepaar Zelda? und Francis Scott Key Fitzgerald?, Aldous Huxley? und seine Frau und bald auch viele vor den Nationalsozialismus geflohene deutsche Schriftsteller lebten. Mit den Huxleys schloss die 19-jährige Sybille eine lebenslange Freundschaft. Auch mit Klaus? und Erika Mann? freundete sie sich an. Es war eine lebenslustige und freizügige Zeit.

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1933 erschien in Klaus Manns Exilzeitschrift? "Die Sammlung" ein Artikel von Sybille, in dem von der "bodenlosen Dummheit" der Nationalsozialisten die Rede war. Daraufhin wurde ihr Vermögen in Deutschland eingefroren. Als Tochter einer Jüdin war Sybille außerdem die Rückkehr nach Nazi-Deutschland verwehrt. Vergeblich versucht sie 1934, für sich und ihre - erneut geschiedene und mittlerweile morphiumsüchtige - Mutter die französische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Mutter nach Nazi-Deutschland abgeschoben wurde. Ihre zweite, 2005 erschienene Autobiographie Treibsand erzählt davon.

Aldous Huxley war es, der 1935 für die junge Frau eine Scheinehe mit dem homosexuellen, antifaschistischen Offizier Walter "Terry" Bedford arrangierte. Zur Hochzeit kam auch Virgina Woolf, denn bei ihren England-Aufenthalten hatte Sybille Kontakt zum Bloomsbury-Kreis? gefunden.

"Bitte, lieber Gott, mach, dass ich Schriftstellerin werde ... nur noch nicht gleich." Mit diesem Zitat illustrierte Sybille Bedford in ihrer Autobiographie ihren früh verspürten Wunsch, zu schreiben. Doch erst nach dem Zweiten Weltkrieg war es dann soweit. 1940, kurz vor der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen, war sie nach Kalifornien emigriert, wo das Ehepaar Huxley seit 1937 lebte. Nach 1945 reiste sie mit ihrer Freundin ein Jahr lang durch Mexiko. Die hier gewonnenen Eindrücke verarbeitete sie später unter dem Titel Zu Besuch bei Don Ottavio (1953).

Es war ihr Debüt?. Vier Jahre lang hatte sie an dem Buch geschrieben, zuerst auf Ischia und Capri und, später in Rom. Fortan lebte Sybille Bedford als Schriftstellerin und Journalistin? in Italien, Frankreich, Portugal und England. Nach Deutschland kehrte sie nur einmal zurück: 1961 als Berichterstatterin im Auschwitz-Prozess. 1979 zog sie für immer nach London. Nachdem Sybille Bedford als junge Frau Liebesbeziehungen mit unter anderem mit der amerikanischen Kriegsreporterin Martha Gellhorn? gehabt hatte, lebte sie rund zwanzig Jahre lang mit der amerikanischen Schriftstellerin Eda Lord? zusammen. Sie starb am 17. Februar 2006 in London.

Auszeichnungen (Auswahl)

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Sybille Bedford bei Jokers
  • Zu Aldous Huxley's neuem Buch. In: Die Sammlung, hg. v. Klaus Mann, 1. Jahrgang 1934, Heft IX, Querido Verlag, Amsterdam 1934, S. 482-488
  • The Sudden View. A Mexican Journey (A Visit to Don Octavio. A Traveller’s Tale From Mexico). OA 1953. Dt. EA: Zu Besuch bei Don Ottavio. Eine mexikanische Reise, 1967
  • A legacy. A Novel. OA 1956. Dt. EA: Das Legat, 1964 (Neuübers.: Das Vermächtnis, 1993 und Ein Vermächtnis, 2003)
  • The Best We Can Do. The Trial of Dr Adams. OA 1958
  • The Faces of Justice. A Traveller's report. OA 1961
  • A Favourite of the Gods. OA 1963
  • A Compass Error. OA 1968. Dt. EA: Kursabweichung, 1969 (Neuübers.: Ein trügerischer Sommer, 2006)
  • Aldous Huxley. A Biography. OA 1973
  • Jigsaw. An Unsentimental Education. OA 1989. Dt. EA: Zeitschatten. Ein biographischer Roman, 1992 (Neuübers.: Rückkehr nach Sanary. Roman einer Jugend, 2009)
  • As It Was. Pleasures, Landscapes and Justice. OA 1990 (Neuveröffentlichung: Pleasures and Landscapes. A Traveller's Tales from Europe)
  • Quicksands. A Memoir. OA 2005. Dt. EA: Treibsand. Erinnerungen einer Europäerin, 2006

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