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Braun, Volker

Volker Braun (geb. 7. Mai 1939 in Dresden) ist ein deutscher Schriftsteller. Er gilt als wichtiger politischer Autor, der mit seinen Romanen, Erzählungen, Gedichten und Theaterstücken den Blick des Lesers auf gesellschaftliche Missstände lenkt. Braun lebt und arbeitet in Berlin.

Leben und Schreiben

Volker Braun auf einem Buchcover - (c) Leipziger Universitätsverlag

Volker Braun wurde am 7. Mai 1939 in Dresden-Rochwitz geboren. Da er nach dem Abitur keinen Studienplatz bekam, war er zunächst als Druckereiarbeiter in Dresden tätig. Von 1958 bis 1960 arbeitete er im Tiefbau und als Maschinist im Tagebau Burghammer. Von 1960 an war Volker Braun Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Ab 1960 studierte er Philosophie in Leipzig. Nach der Diplomprüfung siedelte er 1965 nach Ost-Berlin über, wo er bis 1966 und von 1977 bis 1990 als Dramaturg? am Berliner Ensemble und von 1972 bis 1977 am Deutschen Theater beschäftigt war.

Politischer Lyriker

Volker Braun begann seine literarische Laufbahn als Lyriker?. Seine frühen Gedichte („Provokation für mich“, 1965; erweiterte Fassung „Vorläufiges“, 1966), in denen er den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft in der DDR mit Euphorie begleitete, standen in der Nachfolge von Bertlot Brecht und Wladimir Majakowski?. Die folgenden Bände („Gegen die symmetrische Welt“, 1974; „Training des aufrechten Gangs“, 1979; „Langsamer knirschender Morgen“, 1987) zeigten Braun als kritischen Geist, der die Diskrepanz zwischen sozialistischer Utopie und Wirklichkeit der DDR beklagt.

Auch im Westen wurde die Literaturkritik auf Braun aufmerksam. Nach der Teilnahme an einem von West-Berliner Studenten veranstalteten Treffen zum Thema Ost-West-Lyrik galt er als einer der wichtigen Repräsentanten der jungen DDR-Literatur. Bis heute ist Braun ein vorwiegend politischer Autor, der mit seiner Literatur die Leser nicht nur unterhalten, sondern auch ihren Blick auf gesellschaftliche und politische Missstände lenken will. Er sieht die wichtigste Aufgabe des Schriftstellers darin, die Wahrnehmung der Menschen zu schärfen. Trotz der kritischen Distanz zur DDR gehörte Braun dem PEN-Zentrum? der DDR und dem Vorstand des Schriftstellerverbands sowie der Akademie der Künste der DDR an.

„Die Übergangsgesellschaft“ (1987)

Eine vergleichbare Entwicklungslinie wie Brauns Lyrik zeigen auch seine Theaterstücke, deren Erstaufführungen von den DDR-Kulturbehörden mehrfach mit scheinheiligen Argumenten verzögert wurden. Zu Brauns wichtigsten Bühnenwerken gehören die Stücke „Die Kipper“ (1972), „Tinka“ (1977), „Die Übergangsgesellschaft“ (1987) und das mehrfach umgearbeitete Stück „Hinze und Kunze“ (1975). Diesen Stücken ist gemeinsam, dass die Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR stets an Alltagssituationen festgemacht wird. Im Mittelpunkt steht oft die Frage, welche Möglichkeiten zur Selbstentfaltung der Einzelne in der sozialistischen Gesellschaft hat. Durch seine offen und prononciert vorgetragene Kritik an gesellschaftlichen Fehlentwicklungen war Braun ab den 1970er Jahren scharfen Angriffen durch die offizielle DDR-Literaturkritik ausgesetzt. In den Jahren von 1975 bis 1983 wurde Braun von der Staatssicherheit der DDR bespitzelt.

„Hinze-Kunze-Roman“ (1985)

Zu den wichtigsten Prosawerken, die Volker Braun in der DDR veröffentlichte, gehören der Roman „Hinze-Kunze-Roman“ (1985), die Erzählung „Unvollendete Geschichte“ (1977) und die Essaysammlung „Verheerende Folgen mangelnden Anscheins innerbetrieblicher Demokratie“ (1988). Brauns „Hinze-Kunze-Roman“ ist eine bittere und hellsichtige Satire auf die Stagnation und das Ende der gesellschaftlichen Entwicklung in der DDR. Im Mittelpunkt des Romans stehen der Funktionär Kunze und sein Fahrer Hinze, die sich selbst und gegenseitig in ihren Lebensentwürfen blockieren. In dem bereits 1981 entstandenen Roman gelingt es Braun, das klassische Herr-Knecht-Motiv mit viel Raffinesse und psychologischem Einfühlungsvermögen zu variieren.

„Wie es gekommen ist“ (2002)

In der Zeit des politischen Umbruchs 1989 zählte Volker Braun zu den Befürwortern des „dritten Weges“, die eine Zukunft der DDR jenseits von Sozialismus und Kapitalismus forderten. Auch nach der Wende veröffentlichte er zahlreiche zeit- und gesellschaftskritische Werke, mit denen er die Zeitgenossen zu Selbstkritik und sozialem Verantwortungsbewusstsein aufrief. Zu nennen sind vor allem der Roman „Der Wendehals. Eine Unterhaltung“ (1995), der zwölf Gedichte umfassende Band „Tumulus“ (1999) und der Prosaband „Wie es gekommen ist“ (2002). Der Band „Wie es gekommen ist“ ist vor allem auch deshalb interessant, weil Braun dem Leser hier erstmals unverstellte autobiographische Einblicke in sein Leben und die Entwicklung seiner Kunst gewährt.

„Machwerk“ (2008)

Im Jahr 2006 wurde Volker Braun zum Direktor der Sektion Literatur der Akademie der Künste in Berlin gewählt. Im Dezember 2008 meldete er sich mit dem zeitkritischen Schelmenroman „Machwerk oder Das Schichtbuch des Flick von Lauchhammer“ (2008) zu Wort. Darin erzählt er die Geschichte des 60-jährigen Flick von Lauchhammer – eines ehemaligen Vorzeigebergmanns der DDR, der unter die Arbeitslosen gerät und 1-Euro-Jobs verrichten muss. Treffend schreibt der Verlag über das Buch: Flick von Lauchhammer rennt in 48 Schwänken gegen die globalen Windräder an. „Die Zeit“ lobte den Roman und wies darauf hin, dass er in bester Volksbuchtradition? stehe. Der Rezensent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ war weitaus weniger angetan und vermisste beim Lesen des Romans die leiseste Gemütsregung.

Volker Braun lebt und arbeitet in Berlin.

Übrigens ...

zählte Volker Braun 1976 zu den Erstunterzeichnern beim Protest gegen die Ausbürgerung des Liedermachers? Wolf Biermann?.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Volker Braun bei Jokers
  • Unvollendete Geschichte. OA 1977. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN: 978-3518381601
  • Hinze-Kunze-Roman. OA 1985. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN: 978-3518380383
  • Iphigenie in Freiheit. OA 1992. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1992, ISBN: 978-3518404409
  • Lustgarten, Preußen. OA 1996. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN: 978-3518396247
  • Das Wirklichgewollte. OA 2000. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN: 978-3518411704
  • Das unbesetzte Gebiet. OA 2004. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN: 978-3518416341
  • Machwerk oder Das Schichtbuch des Flick von Lauchhammer. OA 2008. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN: 978-3518420270
  • Werktage I. Arbeitsbuch 1977-1989. OA 2009. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN: 978-3518420485

Hörbücher

Sekundärliteratur

  • Rosellini, Jay: Volker Braun. C.H.Beck Verlag, München 1986, ISBN: 978-3406086922
  • Schuhmann, Klaus: Ich bin der Braun, den ihr kritisiert ... Wege zu und mit Volker Brauns literarischem Werk. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2004, ISBN: 978-3937209753

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