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Das wilde Pack

von<br> André Marx & Boris Pfeiffer

In letzter Minute gelingt Wolf die listige Flucht aus dem Zoo, doch damit bringt er seinen alten Freund Barnabas in Gefahr. Nun setzt er alles daran, das Wilde Pack zu finden und zu motivieren, Barnabas zu helfen und dem bösen Zoodirektor das Handwerk zu legen ... So beginnt eine neue spannende Fantasy-Abenteuerserie für Kinder ab 9 Jahren.

Wirft man einen Blick auf die Namen der Autoren, dann horcht man auf und beginnt gleich einmal in den Büchern zu blättern. André Marx? und Boris Pfeiffer? – das sind Namen, die für Spannung stehen, und der Leser erinnert sich an die besten Geschichten aus der Reihe? der "Drei ???", die André Marx seit 1997 geschrieben hat, und an die Geschichten der "Drei ??? Kids", für die der Name Boris Pfeiffer bürgt. Letzterer macht sonst "Ernsthafteres", ist z.B. für das Grips-Theater in Berlin tätig und arbeitet auch als Drehbuchautor? für TV-Serien.

"Das wilde Pack"

Nervenkitzel, Spannung und zudem eine gehörige Portion Humor? und Sprachwitz, das ist es, was man sich erhofft. Und man wird nicht enttäuscht. Aus dem Zusammenspiel der beiden Autoren ist eine neue fantasievolle Reihe für jüngere Kinder – etwa ab 9 Jahren – herausgekommen, in der, dem Alter entsprechend, alle Abenteuer auf Tierebene spielen. Das Wilde Pack: Das ist eine Bande von Tieren aller Art, die mehr schlecht als recht in alten U-Bahn-Schächten und Kanalsystemen der Stadt leben. Als ein fieser Zoodirektor heimlich beschließt, Hamlet, den jungen Wolf, zu töten und seiner Tochter das Fell zu schenken, flieht der Wolf mit Hilfe seines Freundes, des Gorillas Barnabas.

"Finde das Wilde Pack, dann bist du gerettet", hatte Barnabas gesagt, aber als der Wolf es endlich findet, trifft er auf einen verwahrlosten armseligen Haufen furchtsamer Tiere. Eine anrührende und spannende Geschichte nimmt ihren Lauf, als Hamlet versucht, diesen ungleichen Haufen zu motivieren, auch den alten Freund Barnabas aus den Händen des rachsüchtigen, heimtückischen Zoodirektors zu befreien. Die Geschichte ist liebevoll erzählt und lässt den jungen Leser mit den tierischen Freunden bangen und hoffen.

Trotz des turbulenten Geschehens handelt es nicht um inszenierten Klamauk. Vielmehr ist es den beiden Autoren schon im ersten Band gelungen, eine Art karikierendes? Bild der menschlichen Gemeinschaft zu schaffen, ganz aus der Sicht der Tiere. Aber es gibt keine Schwarz-Weiß-Malerei, denn was man hier als menschliche Dummheit und Gemeinheit erlebt, findet sich zum Teil auch in der Tierwelt wieder. Auf beiden Seiten geht es also ziemlich "realistisch" zu, so realistisch, wie es in einer Art Fantasy-Geschichte eben möglich ist.

Der Verlag hat auf bunte Bilder verzichtet und stattdessen Zeichnungen in allerlei Grautönen gewählt; sie greifen vor allem in den "Menschenbildern" in karikierender Überzeichnung die im Text zum Ausdruck kommende Kritik auf. Besonders schön anzusehen sind hingegen die Tierzeichnungen; im Gegensatz zum Text, wo die Tiere wie Menschen denken, handeln und sprechen, sind sie in den Illustrationen von Sebastian Meyer? ganz auf ihrer Tierebene geblieben – eine kluge Entscheidung, die auch jedem Kitsch vorbeugt.

"Das wilde Pack schmiedet einen Plan"

Immer noch weiß Oskar aus dem Wilden Pack nicht, warum er so komisch aussieht und was er nun eigentlich ist. Da entdeckt einer sein Abbild im Naturkundemuseum, und den Tieren ist klar: Da müssen sie hin, denn Oskar kümmert und schwindet dahin, solange er nicht weiß, wer er ist … Der zweite Band? des Wilden Packs nährt und bestätigt die Vermutung, die der erste Band bereits vorsichtig erkennen ließ: Dies ist der Stoff, aus dem die (Disney-)Filme sind! André Marx? und Boris Pfeiffer? ist es gelungen, die in der vorausgehenden Geschichte aufgebaute Erwartungshaltung weiterzuführen und nicht zu enttäuschen.

Hamlet der Wolf, Barnabas der Bär, Oskar das unbekannte Wesen – sie sind längst zu einer echten Gemeinschaft geworden, die der Leser ins Herz geschlossen hat, in ihrer anrührenden Freundschaft und dem Bestreben, in Freiheit zu leben. Diesmal sind die Tiere fest entschlossen, Oskar bei der Suche nach seiner Herkunft und Identität zu helfen. Das ist nicht ungefährlich, denn dazu müssen sie ins Naturkundemuseum einsteigen, und dort lauert schon der fiese Müller …

Spannend und mitreißend erzählt und von Sebastian Meyer liebevoll in Schwarz-Weiß illustriert, wobei auch hier die Vorliebe von Erzähler und Illustrator? eindeutig auf Seiten der Tiere liegt. Die Menschen, vor allem der Zoodirektor, sind Karikaturen ihrer selbst, und die Zeichnungen entlarven ihren Hochmut und Dünkel perfekt.

"Das wilde Pack und der geheime Fluss"

Der geheime Fluss spielt eine ganz besonders wichtige Rolle, auch noch in Band? 4 und vermutlich darüber hinaus. Denn kaum hat das Wilde Pack ihn entdeckt, da bricht in ihnen der Wunsch endgültig auf, in ihre jeweilige Heimat zurückzukehren und dort so zu leben, wie es ihrer Art entspricht – und vor allem angstfrei! Wieder ist es das perfekte Zusammenspiel der einzelnen Tiere, das aber bei weitem nicht immer reibungslos und harmonisch funktioniert.

Im Laufe der Geschichte ist es den Autoren gelungen, die Tiere immer individueller zu zeichnen, sie mit bestimmten Charaktereigenschaften auszustatten, die zwar zum Tier oder dem Ruf, den man mit ihm verbindet, passen, aber ebenso verkörpern die Tiere durch ihre Menschenähnlichkeit bestimmte Typen und menschliche Eigenarten, Sehnsüchte und Ängste, mit denen sich vor allem der junge Leser ganz besonders leicht identifizieren kann.

„Von reissssenden Fluten“ hat ihnen Rafina, die undurchsichtige Schlange, erzählt, und die zu finden machen sich die Tier auf – in der Kanalisation der Stadt. Das ist eine gefährliche Reise, und wieder ist sie nur im Team zu bewältigen. Überall lauern Gefahren, aber die Sehnsucht nach Freiheit treibt sie vorwärts. Da wird beispielsweise Spy, der Kolibri, auf seiner Spähaktion nach einem Schiffsbauer gefangen und soll ausgerechnet in den Zoo zurückgebracht werden, wo schon der fiese Herr Müller lauert. Die anderen Tiere müssen sich vertrauensvoll durch Treibsand sinken lassen, bis das reißende Nass erreichen.

Aber was macht das schon, wenn am Ende die Hoffnung steht, ein Schiff bauen zu können, wie die Menschen es tun, um damit auf dem Fluss in die Freiheit zu entschwinden, nicht mehr heimlich und unerkannt durch die Stadt schleichen und in verlassenen U-Bahn-Schächten und Höhlen leben zu müssen …

"Das wilde Pack lässt es krachen"

… und nachdem sie nun den Plan gefasst haben, mit einem großen Schiff zu fliehen, das jedes Tier in seine Heimat bringen soll, packt jedes Tier auf seine Art mit an, das Rätsel des Schiffsbaus zu lösen. Der vierte Band? ist sicherlich der turbulenteste von allen, aktionsgespickt vor allem, weil Barnabas, der Affe, sich darin endlich einmal voll entfalten kann. Um an den benötigten langen Balken für den Schiffsrumpf zu kommen, ist ihm keine Mühe zuviel – und wo findet man lange Balken am besten? In einem Dachstuhl, zum Beispiel, wo die stolzen künftigen Hausbesitzer gerade Richtfest feiern. Dumm nur, dass die Balken bereits so fest im Haus verankert sind, dass man ein bisschen Wand mit einreißen muss, auf der leider das ganze Gewicht des Hauses ruhte …

Auch wenn die Tiere hier Chaos total veranstalten, liegt die Sympathie des Lesers eindeutig auf ihrer Seite. Gar zu spießig und geistig begrenzt sind doch die Menschen dargestellt in ihrer Selbstgefälligkeit, vom Erzähler ironisch beleuchtet. Ein starkes Moment der Bücher ist der gekonnte Wort- und Sprachwitz, mit dem die Autoren ganz nonchalant umzugehen wissen; da kommt es zu allerlei lustigen Situationen, etwa durch den leicht beschränkten Affen Barnabas (der immer ein wenig an Obelix erinnert), den klugen vorausschauenden Wolf Hamlet oder die beiden Papageien Kaka und Du, mit deren Namen allein sich so manch witzige Situation ergibt, oder wieder einmal mit dem unerträglichen Zoodirektor Müller.

In diesem Band? reihen sich einzelne Szenen und Episoden? an den unterschiedlichsten Schauplätzen rasant und turbulent aneinander, verlocken den Leser zum raschen Weiterlesen, einfach weil er wissen will, wie das spannende Abenteuer? weitergeht – auch wenn er natürlich längst ahnt, dass es für Tiere (weitgehend ohne Hände) nicht so einfach sein wird, zum einen ein Schiff zu bauen, auf das so mächtige Tiere wie Barnabas passen, und zum anderen dann in Richtung Heimat zu segeln, ausgerechnet in der Kanalisation der Stadt …

Man darf gespannt sein, was sich das Duo noch ausdenkt, und sich auf weitere Abenteuer aus dieser humorigen Reihe freuen, denn das Wilde Pack, das ist der Stoff, aus dem die Filme sind …

Originalbeitrag unter www.alliteratus.com

Literaturangaben

  • Marx, André / Pfeiffer, Boris: Das wilde Pack. 4 Bde: I. Das wilde Pack, II. Das wilde Pack schmiedet einen Plan, III. Das wilde Pack und der geheime Fluss, IV. Das wilde Pack lässt es krachen. Illustriert von Sebastian Meyer. Kosmos Verlag, Stuttgart 2007 und 2008, je 128 S., je 7,95 €, ab 7 Jahren, ISBN: 978-3440110379, 978-3440110386, 978-3440112557, 978-3440112540,

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