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Dichtung

<div style="padding:10px; border:1px solid red;"> Die Dichtung ist der Teil der Literatur, der am stärksten sprachkünstlerisch gestaltet ist. Diese Bedeutung untergliedert sich dreifach. Gemeint sind:

  • die Dichtkunst an sich
  • die Gesamtheit dichterischer Werke?
  • das einzelne Werk

</div>

Entstehung und Entwicklung

Schreibfeder - (c)Claudia Rothe, Pixelio.de

Ursprung des Wortes ist das althochdeutsche? Verb "tihtôn - ordnen, herrichten". Dessen Bedeutung änderte sich unter dem Einfluss des ähnlich lautenden lateinischen Verbs "dictare - diktieren" zu "schreiben, schriftlich niederlegen" und schließlich "in poetischer Form darstellen". Im 12. Jahrhundert begegnet in der anonymen? Dichtung "König Rother" erstmals der Begriff "tihtaere - Dichter". Er war im Mittelalter? gleichbedeutend mit "Skalde?" und "Poet".

Im Hochmittelalter erweiterte sich die Bedeutung des Begriffs "dichten" auf "ersinnen, ausdenken", womit also der schöpferische Akt gemeint ist. Im 15. Jahrhundert begegnet erstmals der Begriff "getihte - Gedicht" als deutsches Pendant zum lateinischen poesis.

Der Begriff des Dichters wurde im 16.-18. Jahrhundert durch den des Poeten abgelöst. Als dann "Poet" abgewertet wurde, stieg der Stellenwert von "Dichter" wieder. Doch meinte Dichtung bis zum 18. Jahrhundert alle fiktionale Literatur. Erst um 1800 verengte sich die Bedeutung: Nun wurde nur noch die stark künstlerisch geformte Literatur Dichtung genannt. Dementsprechend wurden in der Epoche der Geniezeit? nur die Schriftsteller als Dichter bezeichnet, deren Arbeitsweise man als genial, auf Phantasie? und Inspiration? fußend begriff. Entsprechend werden solche Werke als Dichtung bezeichnet, die stark sprachkünstlerisch gestaltet sind.

Foto: C. Noehren / www.pixelio.de

Die Dichtung als Kunst

Dichtung ist nicht an Schriftlichkeit gebunden, wohl aber an das Nacheinander: Anders als Werke der bildenden Kunst, wo Eindrücke und Bedeutungen stets simultan erfolgen können, bauen sich Texte Wort für Wort und damit in einer Reihenfolge auf. Schreiben und Lesen erfolgen linear. Dichtung ist ferner durch das Miteinander von Klang und begrifflicher Bedeutung kennzeichnet.

Um die Dichtung von anderer Literatur abzugrenzen, braucht es ästhetische Kriterien wie z. B. folgende:

  • Sprachliche Intensität - Klang, Sinn, Stimmung, Bildhaftigkeit und Bedeutung sollen verschmelzen.
  • Kreativität - Etwas Neues, eine eigene Welt, wurde erschaffen.
  • Kreativer Umgang mit überlieferten Formen - Sie sollen beherrscht, aber zugleich zeitgemäß verwandelt werden.

Diese Kriterien sind nicht auf die Lyrik beschränkt, wenngleich man mit dem Begriff der Dichtung oft die Lyrik assoziiert. Auch Prosatexte können Dichtung sein. Allerdings werden nur kreativ-fiktionale Texte als Dichtung bezeichnet und niemals Sachtexte?, Essays oder andere Textsorten.

Lernbar oder nicht?

Ob die Dichtkunst erlernt werden kann oder Sache vorhandener Genialität? ist, die Frage wurde im Lauf der Literaturgeschichte unterschiedlich beantwortet. Zur Zeit des Barock? vertrat man die erste Auffassung und scheute sich auch nicht, Auftragswerke? Dichtung zu nennen. Im Sturm und Drang und der Romantik, also solchen Epochen, die stärker die Irrationalität in der Kunst betonen, vertrat man die zweite Auffassung.

Sekundärliteratur

  • Dilthey, Wilhelm: Das Erlebnis und die Dichtung. OA 1906
  • Eibl, Karl: Die Entstehung der Poesie. OA 1995. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1995, ISBN: 978-3458166962
  • Rüdiger, Horst (Hg.): Literatur und Dichtung. Versuch einer Begriffsbestimmung. OA 1973
  • Seidler, Herbert: Die Dichtung. Wesen, Form, Dasein. OA 1959

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