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Dische, Irene

Irene Dische (geb. am 13. Februar 1952 New York) ist eine deutsch-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin.

Leben und Schreiben

Irene Dische ist die Tochter deutschstämmiger jüdischer Emigranten. Geboren am 13. Februar 1952 in New York, wuchs sie in Manhattan auf. Und zwar in dem Teil, in dem sich nach ihrer Aussage die aus Nazi-Deutschland geflohenen jüdischen Immigranten so dicht zusammendrängten, dass sie erst als Fünfjährige auf einem New Yorker Spielplatz das erste englische Wort hörte.

Ihr Vater Zacharias Dische war ein renommierter Biochemiker, Mutter Renate arbeitete als Pathologin für die Gerichtsmedizin. Trotz der jüdischen Herkunft ihrer Eltern wurde Irene Dische streng katholisch erzogen. Hintergrund: Ihre Großmutter mütterlicherseits war Katholikin und hatte die Enkelin mit aufgezogen. In New York ging Irene Dische zur Schule, bis ihre Eltern sie 1969 für ein Cembalo-Studium am Salzburger Mozarteum unterbringen wollten. Die 17-Jährige rebellierte, setzte sich ohne Schulabschluss nach Nordafrika ab und trampte unter anderem durch Libyen und den Iran.

Studium und erste Versuche als Journalistin

Kurzzeitig kehrte sie zurück nach New York, ehe es sie erneut nach Afrika verschlug. Über Umwege landete sie in Kenia, wo sie von 1970 bis 1972 bei dem Paläoanthropologen Louis Leakey auf einer Station für Affenforschung arbeitete. Durch dessen Vermittlung ergatterte sie anschließend einen Studienplatz für Anthropologie an der Harvard University. Dort wechselte sie allerdings bereits 1972 ins Literaturfach.

Irene Dische - (c) Dominique Nabokov

Nach dem Studium arbeitete Dische als freie Journalistin. Ihre ersten Reportagen? erschienen in den 1970er Jahren in den Zeitschriften „New Yorker“ und in „The Nation“. 1977 zog sie nach Berlin, wo sie bis heute überwiegend lebt. Ein weiterer Wohnsitz ist in Rhinebeck (USA). Ihr Ehemann ist der deutsche Strafverteidiger Nicolas Becker, der u. a. RAF-Terroristen, Christiane F. und den Hochstapler Gert Postel verteidigte. Einige seiner Fälle dienten in den 1980er Jahren als Vorbild für die TV-Serie um den Rechtsanwalt „Liebling Kreuzberg“. Dische und Becker haben zwei Kinder: Léon und Emily Dische-Becker.

Bekanntschaft mit Hans Magnus Enzensberger

Als Journalistin veröffentlichte Irene Dische auch in deutschsprachigen Presseorganen, unter anderem in „DIE ZEIT“ und in der Zeitschrift „TransAtlantik“. Deren Gründer Hans Magnus Enzensberger gilt auch als Entdecker und Förderer der Literatin Irene Dische. Sie machte in der Bundesrepublik erstmals 1986 mit dem Fernseh-Dokumentarfilm „Zacharias“ auf sich aufmerksam. Er handelt vom Leben ihres Vaters, der in Lemberg geboren wurde, in Wien aufwuchs und später über Frankreich nach New York emigrierte, wo er erfolgreich als Naturwissenschaftler und Philosoph wirkte.

„Fromme Lügen“

1989 feierte Irene Dische ihr literarisches Debüt? mit dem Band „Fromme Lügen“ - einer Sammlung unsentimentaler Erzählungen, vorwiegend über jüdisch-deutsche Emigranten in Amerika. In die Wege geleitet und herausgegeben von Hans Magnus Enzensberger im Eichborn Verlag?, avancierte ihr Erstling? auf Anhieb zum internationalen Bestseller. Die Kritik zeigte sich begeistert und lobte auch Disches folgenden Erzählband „Der Doktor braucht ein Heim“ aus dem Jahr 1990.

Ihr erster Roman folgte 1993: „Ein fremdes Gefühl oder Veränderungen über einen Deutschen“. Hauptfigur ist der vereinsamte homosexuelle Physiker Benedikt Graf Waller von Wallerstein. Er leidet an einer tödlichen Krankheit, die zur deutschen Wiedervereinigung 1990 ausbricht. Per Zeitungsannonce sucht und findet er einen Adoptivsohn: einen russischen Jungen, mit seiner Klavier spielenden Mutter im Schlepptau. Die Verstrickungen, die sich aus diesem Beziehungsgeflecht ergeben, sind Thema des Romans, der sich an den Rhythmus der 33 Diabelli-Variationen von Beethoven anlehnt und zu einer der meistdiskutierten Neu-Erscheinungen des Jahres wurde.

„Die intimen Geständnisse des Oliver Weinstock“

Anschließend kamen zwei Erzählungen Disches auf den Markt: „Die intimen Geständnisse des Oliver Weinstock“ (1994) und „Das zweite Leben des Domenico Scarlatti“ (1995) – letztere laut „DIE ZEIT“ eine „kleine Satire über Kritiker, Emporkömmlinge und andere Idioten“. Mitte der 1990er Jahre zog es Dische verstärkt zu Bühnen-Bearbeitungen. Mit Enzensberger erarbeitete sie das Libretto von Aulis Salliens Oper „Der Palast“, die 1995 bei den Savonlinna-Opernfestspielen zur Uraufführung kam.

Die Kombination von Text und Musik tat es ihr weiterhin an: 1996 wirkte sie an einer modernen Rekonstruktion von Mozarts unvollständigem Singspiel „Zaïde“ am Berliner Hebbel-Theater mit. Schon in den 1980er Jahren hatte Dische mit dem amerikanisch-jüdisch stämmigen Komponisten Alan Marks zusammengearbeitet. Ihr geplantes Musical mit dem Arbeitstitel „Metropolitan Mommy“ kam aber nie zur Aufführung. Jedoch setzt sich das Kammermusical „Fromme Lügen“ aus einigen der für „Metropolitan Mommy“ komponierten Melodien und neuen Stücken zusammen. Die Textgrundlage für „Fromme Lügen“ stammt aus Disches gleichnamigem Erzählband?, der 2007 neu aufgelegt worden ist. Das Kammermusical feierte am Rande der Berliner Festwochen 1999 in der Neuköllner Oper seine Premiere.

„Großmama packt aus“

Zu der Vielseitigkeit der Autorin passt, dass Dische auch Krimis und Jugendbücher schreibt. Ihr erster Krimi „Ein Job“ wurde im Jahr 2000 veröffentlicht. Bereits zwei Jahre zuvor hatte sie für die Erzählung „Zwischen zwei Scheiben Glück“ den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Kinderbuch erhalten. Darin porträtiert sie eine jüdische Immigrantin in Amerika.

2005 erschien der autobiographische RomanGroßmama packt aus“, den die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ auch als Fortsetzungsgeschichte? abdruckte. Es ist die Geschichte von drei Frauen aus drei Generationen (Großmutter, Mutter und Tochter). Erst wollte Dische das Buch „The Biography of Irene Dische“ nennen, wobei die Erzählfigur des Romans (ihre Großmutter Elisabeth Rother) als Autorin fungiert hätte. Da dies nicht praktikabel war, griff Dische statt dessen auf einen Titelvorschlag von Hans Magnus Enzensberger zurück.

zur Rezension von "Großmama packt aus"

„Lieben“

Der Band „Lieben“, 2006 veröffentlicht, enthält 25 Liebesgeschichten, die Dische in die Kapitel Himmel, Fegefeuer und Hölle unterteilt hat. Unter anderem geht es um eine Frau, die zu ihrem Freund nach Amerika will, jedoch kein Visum bekommt und sich in einem Koffer ins Flugzeug schmuggeln lässt. Eine andere Geschichte handelt von einem glücklichen Ehepaar, das frühzeitig getrennt wird, aber seine Beziehung im Himmel weiterführen kann.

Mit ihren Büchern hat Irene Dische allerdings auch für Kontroversen gesorgt. So wurde sie für „Fromme Lügen“, das sich dem schwierigen Verhältnis zwischen Deutschen und Juden widmet, sogar des Antisemitismus bezichtigt. Und in den USA wollte man „Großmama packt aus“ zunächst nicht drucken, weil die Ansichten der Großmutter dem Verleger politisch nicht korrekt genug waren.

Übrigens ...

schreibt Irene Dische ihre Bücher bis heute in englischer Sprache, ehe sie für den deutschen Markt übersetzt werden. Oftmals übernimmt Reinhard Kaiser? diese Aufgabe.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Irene Dische bei Jokers
  • Fromme Lügen. Sieben Erzählungen. EA 1989. Hoffmann und Campe, Hamburg 2007, ISBN: 978-345540029
  • Der Doktor braucht ein Heim. Erzählung. EA 1990. Hoffmann und Campe, Hamburg 2007, ISBN: 978-3455400847
  • Zwischen zwei Scheiben Glück. EA 1997. Dtv, München 2001, ISBN: 978-3423620703
  • Ein Job. EA 2000. Dtv, München 2002, ISBN: 978-3423130196
  • Großmama packt aus. EA 2005. Dtv, München 2006, ISBN: 978-3423135214
  • Lieben. Erzählungen. EA 2006. Hoffmann und Campe, Hamburg 2006, ISBN: 978-3455400120
  • Clarissas empfindsame Reise. Roman. EA 2009. dtv, München 2010, ISBN: 978-3-455-40133-2

Hörspiele

  • Großmama packt aus. 8 CDs. Hamburg, Hoffmann und Campe 2006, ISBN: 978-3455304596
  • Lieben. 2 CDs. Hamburg, Hoffmann und Campe 2007, ISBN: 978-3455305357

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