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Döblin, Alfred

Alfred Döblin (geb. 10. August 1878 in Stettin; gest. 26. Juni 1957 in Emmendingen bei Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Schriftsteller und Arzt. Er zählt neben Thomas Mann, Bertolt Brecht und Gottfried Benn? zu den großen Klassikern der deutschsprachigen Moderne?.

Leben

Alfred Döblin, Buchcover der Biographie - (c) dtv

Alfred Döblin wurde am 10. August 1878 in Stettin als Sohn eines jüdischen Schneiders geboren. 1888 siedelte die Mutter, Sophie Döblin, mit ihren Kindern nach Berlin über. Zu dieser Zeit hatte der Vater, Max Döblin, ein Vetter des Opernkomponisten Leon Jessel, die Familie bereits verlassen und war mit einer Näherin nach Amerika ausgewandert. Alfred Döblin besuchte in Berlin die Grundschule und das humanistische Gymnasium. Wegen schlechter Noten in Mathematik blieb er zwei Mal sitzen. Im September 1900 machte er das Abitur. Aus dieser Zeit stammen seine ersten Schreibversuche, die er unter dem Pseudonym Alfred Börne verfasste.

Im Oktober 1900 folgte die Immatrikulation an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, wo Alfred Döblin Medizin und Philosophie studierte. Er bemerkte dazu, dass er dieses Studium gewählt habe, weil er die Wahrheit über den Menschen und die Natur erfahren wollte. 1905 promovierte Alfred Döblin in Freiburg im Breisgau mit einer Arbeit über „Gedächtnisstörungen bei der Korsakoffschen Methode“. Bis 1911 war er in verschiedenen Spitälern tätig, zuletzt als Assistenzarzt in der Nervenheilanstalt von Regensburg. Von 1911 bis 1933 praktizierte er im Berliner Osten als Armenarzt. Er hatte sich auf Innere und Nervenkrankheiten spezialisiert.

Alfred Döblins erste Schaffensperiode, die 1933 mit der Emigration? nach Paris ihren Abschluss fand, ist durch die Publikation? seiner bedeutendsten Werke gekennzeichnet. In Berlin machte Döblin die Bekanntschaft Herwarth Waldens?, in dessen expressionistischer Zeitschrift? avantgardistische? Autoren wie Karl Kraus?, Else Lasker-Schüler und August Stramm veröffentlichten. Die Zeitschrift „Der Sturm“, die von 1910 bis 1932 in Berlin erschien, spielte beim kulturellen und künstlerischen Austausch zwischen Deutschland und Frankreich sowie zwischen Deutschland und Italien eine zentrale Rolle. Insbesondere vom italienischen Futuristen Filippo Tommaso Marinetti? hat Alfred Döblin entscheidende literarische Impulse empfangen.

1913 debütierte? Alfred Döblin mit dem Erzählband „Die Ermordung einer Butterblume“. In dem Band sind 12 Erzählungen enthalten, die zum Teil frühe Beispiele expressionistischer Prosa darstellen, obwohl dieser Terminus? beim Erscheinen der Sammlung fast ausschließlich auf das Gebiet der Malerei bezogen wurde. 1915 folgte der Roman „Die drei Sprünge des Wanglun“, der unter dem Einfluss der futuristischen Theorien Marinettis entstand und für den Alfred Döblin mit dem Fontane-Preis? ausgezeichnet wurde. Es folgten der utopische Zukunftsroman „Berge, Meere und Giganten“ (1924), die psycho-kriminologische Studie? „Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord“ (1925) und der Reisebericht „Reise in Polen“ (1926).

1929 veröffentlichte Alfred Döblin im S. Fischer Verlag? seinen bekanntesten Roman „Berlin Alexanderplatz“. Darin erzählt er die Geschichte des ehemaligen Transportarbeiters Franz Biberkopf, der nach Verbüßung einer Haftstrafe seinen Rückweg nach Berlin und ins Leben antritt. Aufgrund seiner Montagetechnik? wird Döblins Großstadtroman? „Berlin Alexanderplatz“ häufig mit John Dos Passos’ „Manhattan Transfer“, James Joyces „Ulysses“ und Andrej Belyis? „Petersburg“ verglichen. 1931 erschien Döblins Drama „Die Ehe“.

Alfred Döblin, CD-Cover - (c) Patmos Verlag

Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum deutschen Reichskanzler emigrierte Alfred Döblin über Zürich nach Paris. 1936 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. Im Büro des Schriftstellers Jean Giraudoux? wurde er Mitarbeiter des französischen Informationsministeriums. Nach dem Angriff deutscher Truppen auf Frankreich ging Alfred Döblin zunächst nach Südfrankreich, später über Spanien und Portugal nach New York. Auf der Flucht trug er die Briefe Rosa Luxemburgs bei sich, die ihm als Arbeitsmaterial für seinen Romanzyklus? „November 1918“ dienten. In dem vierbändigen Zyklus, der in den Jahren 1937-1943 im französischen und amerikanischen Exil entstand, erzählt Alfred Döblin die Geschichte der gescheiterten deutschen Revolution von 1918. „November 1918“ ist mit fast 2.000 Seiten der umfangreichste Roman Döblins und wird neben „Berlin Alexanderplatz“ als sein Hauptwerk? betrachtet. Weitere wichtige Werke, die im Exil entstanden, sind die Romane „Babylonische Wandrung oder Hochmut kommt vor dem Fall“ (1934) und „Pardon wird nicht gegeben“ (1935).

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Alfred Döblin als einer der ersten Emigranten nach Deutschland zurück. Als Kulturoffizier war er für die französische Militärverwaltung tätig, zunächst in Baden-Baden, dann in Mainz. In Mainz gründete er die Literaturzeitschrift? und war am Aufbau der dortigen Akademie der Wissenschaften und Literatur beteiligt. Als Schriftsteller war Alfred Döblin in Deutschland vergessen und isoliert. 1953 zog er nach Paris. In dieser letzten Schaffensperiode entstanden die Erzählung „Der Oberst und der Dichter“ (1946), die Autobiographie „Schicksalsreise“ (1949) und der Roman „Hamlet oder die lange Nacht nimmt ein Ende“ (1956).

Alfred Döblin, der wegen seines Parkinsons-Leidens zuletzt mehrere Aufenthalte in deutschen Kliniken und Sanatorien hinter sich gebracht hatte, am 26. Juni 1957 im Alter von 78 Jahren während eines Klinikaufenthaltes in Emmendingen.

Literarische Arbeiten

Berlin Alexanderplatz, Roman (1929)

Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf“ ist ein Roman von Alfred Döblin, entstanden 1928, zuerst erschienen 1929 im Berliner S. Fischer Verlag?. Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“ ist der bedeutendste deutsche Großstadtroman?. Die Großstadt ist darin nicht nur der Schauplatz? der Geschichte, sondern auch ein eigenständiges Thema? und ein Element, das die Handlung bestimmt.

Alfred Döblin erzählt die Geschichte des ehemaligen Transportarbeiters Franz Biberkopf, der seine Geliebte zu Tode geprügelt hat und nach Verbüßung der Haftstrafe seinen Rückweg ins Leben antritt. In Berlin fasst Franz Biberkopf den Entschluss, ein anständiger Mensch zu sein. Vergeblich. Er gerät in eine Einbrecherbande, wird Zuhälter und steht wieder unter Mordverdacht. Er durchlebt einen Läuterungsprozess, der von seiner erneuten Festnahme über seinen völligen Zusammenbruch bis zum Aufenthalt im Irrenhaus führt. Am Ende steht Franz Biberkopf wieder in Berlin auf dem Alexanderplatz.

Alfred Döblin hatte die Absicht, in „Berlin Alexanderplatz“ die vielen Dimensionen des Lebens und das menschliche Chaos zu erfassen. Zu diesem Zweck treibt er in seinem Roman viele Nebenepisoden voran, wechselt häufig die Erzählperspektive und montiert? Wirklichkeitssplitter wie zum Beispiel Zeitungsinserate, städtische Verordnungen und amtliche Statistiken. Neben John Dos Passos’ „Manhattan Transfer“, James Joyces „Ulysses“ und Andrej Belyis? „Petersburg“ zählt der Roman zu den bedeutendsten Zeugnissen der literarischen Moderne?. „Berlin Alexanderplatz“ war Alfred Döblins einziger Publikumserfolg.

November 1918, Romanzyklus (1939-1950)

„November 1918“ ist ein Romanzyklus? von Alfred Döblin, entstanden 1937-1943, zuerst erschienen 1939-1950 in Stockholm, Amsterdam, Freiburg und München. Der Zyklus umfasst die vier Bände „Bürger und Soldaten 1918“, „Verratenes Volk“, „Heimkehr der Fronttruppen“ und „Karl und Rosa“.

Alfred Döblin führt das Scheitern der deutschen Revolution von 1918 vor. Der Romanzyklus ist sowohl ein historisches Tatsachendokument als auch das Werk dichterischer Fiktion. Im Mittelpunkt des episodenreichen Romans stehen Oberleutnant Friedrich Becker und sein Freund Leutnant Maus, die nach dem Krieg aus einem Lazarett im Elsass nach Berlin kommen. Dort erleben sie das Scheitern der Revolution.

In der Literaturkritik galt der Romanzyklus? lange Zeit als misslungen. Das hatte zur Folge, dass er in die von Walter Muschg? herausgegebenen Ausgewählten Werke? Döblins nicht aufgenommen wurde. Erst 1978 erfolgte die vollständige Herausgabe. Mittlerweile wird „November 1918“ als Döblins zweites Hauptwerk? neben „Berlin Alexanderplatz“ bezeichnet.

Übrigens …

Alfred Döblin musste 1933 Deutschland verlassen. Sein Name stand auf der Verhaftungsliste. Zunächst fuhr er mit dem Zug nach Süddeutschland. Als Spaziergänger getarnt, schlenderte er über eine Wiese und ging in die Schweiz. So entkam Alfred Döblin den Nationalsozialisten und ihren Schergen.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Alfred Döblin bei Jokers
  • Amazonas. Romantrilogie. Erster Teil: Das Land ohne Tod. Zweiter Teil:Der blaue Tiger. Dritter Teil: Der neue Urwald. Düsseldorf, Patmos 1998, ISBN: 978-3530166200
  • Autobiographische Schriften und letzte Aufzeichnungen. Düsseldorf, Patmos, ISBN: 9783530166729
  • Babylonische Wanderung oder Hochmut kommt vor dem Fall. München, Dtv 1997, ISBN: 978-3423123709
  • Berge, Meere und Giganten. Roman. Düsseldorf, Patmos 2006, ISBN: 9783530167184
  • Berge, Meere und Giganten. München, Dtv 2006, ISBN: 978-3423135160
  • Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf. Düsseldorf, Patmos 1996, ISBN: 9783530167115
  • Berlin Alexanderplatz. Winkler Weltliteratur Dünndruck. Düsseldorf, Artemis & Winkler 2007, ISBN 978-3538054523
  • Berlin Alexanderplatz. Blaue Reihe. Düsseldorf, Artemis & Winkler 2001, ISBN 978-3538069213
  • Berlin Alexanderplatz. München, Dtv 2002, ISBN: 978-3423002950
  • Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord. Artemis Bibliothek. Düsseldorf, Artemis & Winkler 2007, ISBN: 9783538063310
  • Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord. Düsseldorf, Artemis & Winkler 2001, ISBN: 978-3538069022
  • Die drei Sprünge des Wang-lun. Chinesischer Roman. Düsseldorf, Patmos 2007, ISBN: 9783530167177
  • Die Ermordung einer Butterblume. Sämtliche Erzählungen. Düsseldorf, Patmos 2001, ISBN: 978-3530167160
  • Die Ermordung einer Butterblume. Und andere Erzählungen. München, Dtv 2004, ISBN: 978-3423131995
  • Die Lobensteiner reisen nach Böhmen. München, Dtv 2006, ISBN: 978-3423134835
  • Drama - Hörspiel - Film. Düsseldorf, Patmos, ISBN: 9783530166842
  • Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende. München, Dtv 2000, ISBN: 978-3423127370
  • Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende. Roman. Düsseldorf, Patmos, ISBN: 9783530166316
  • Jagende Rosse; Der schwarze Vorhang und andere frühe Erzählwerke. München, Dtv 1987, ISBN: 978-3423024211
  • Kleine Schriften I. Düsseldorf, Patmos, ISBN: 978-3530166873
  • Kleine Schriften II. Düsseldorf, Patmos, ISBN: 978-3530166897
  • Kleine Schriften III. Düsseldorf, Patmos 1999, ISBN: 978-3530166910
  • Kleine Schriften IV. Düsseldorf, Patmos 2005, ISBN: 9783530166927
  • Kritik der Zeit. Rundfunkbeiträge 1946-1952 /Beiträge 1928-1931. Düsseldorf, Patmos, ISBN: 9783530167085
  • Leben und Werk in Erzählungen und Selbstzeugnissen. Mit einem Essay von Günter Grass. Herausgegeben von Christina Althen. Düsseldorf, Artemis & Winkler 2006, ISBN: 978-3538070011
  • November 1918. Eine deutsche Revolution. Düsseldorf, Patmos, ISBN: 978-3530167009
  • November 1918. Eine deutsche Revolution. München, Dtv 1995, ISBN: 978-3423590303
  • Pardon wird nicht gegeben. München, Dtv 1990, ISBN: 978-3423024334
  • Reise in Polen. München, Dtv 2000, ISBN: 978-3423128193
  • Schicksalsreise. Bericht und Bekenntnis. Düsseldorf, Patmos 1993, ISBN: 978-3530166514
  • Schriften zu Ästhetik, Poetik und Literatur. Düsseldorf, Patmos, ISBN: 978-3530166972
  • Schriften zu jüdischen Fragen. Düsseldorf, Patmos 1995, ISBN: 9783530167092
  • Schriften zur Politik und Gesellschaft. Düsseldorf, Patmos, ISBN: 978-3530166408
  • Unser Dasein. München, Dtv 1988, ISBN: 978-3423024310
  • Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine. Roman. Düsseldorf, Patmos, ISBN: 978-3530166811
  • Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine. München, Dtv 1987, ISBN: 978-3423024242
  • Wallenstein. München, Dtv 2003, ISBN: 978-3423130950
  • Wallenstein. Düsseldorf, Patmos 2001, ISBN: 9783530167146

Seit 2008 erscheinen die Werke Alfred Döblins wieder beim S. Fischer Verlag?.

Hörspiele und Hörbücher

  • Berlin Alexanderplatz. Gelesen von Ben Becker. 3 CDs. Düsseldorf, Patmos Verlag 2003, ISBN: 978-3491910751
  • Da stehste staunend vis-a-vis. Gelesen von Dieter Mann. 1 CD. Düsseldorf, Patmos Verlag 2001, ISBN: 978-3491910645
  • Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord. Gelesen von Dieter Mann. 1 CD. Düsseldorf, Patmos Verlag 2007, ISBN: 978-3491912328
  • Berlin Alexanderplatz. Hörspiel mit Andreas Leupold, Jule Böwe, Andreas Schmidt, Otto Mellies, Dieter Mann, Florian Martens, Rolf Zacher, Brigitte Grothum; Berliner Autoren: Thomas Brussig, Tanja Dückers, Judith Hermann u. v. a. Eine Produktion des SWR mit dem BR und dem RBB. 1 CD. Düsseldorf, Patmos Verlag 2007, ISBN 978-3491912441

Sekundärliteratur

  • Arnold, Armin: Alfred Döblin. Berlin, Morgenbuch Verlag 2001, ISBN: 978-3371004037
  • Bernhardt, Oliver: Alfred Döblin. München, Dtv 2007, ISBN: 978-3423310864
  • Koopmann, Helmut: Der klassisch-moderne Roman in Deutschland. Thomas Mann, Alfred Döblin, Hermann Broch. Stuttgart, Kohlhammer 1983, ISBN: 978-3170056282
  • Döblin, Alfred: Leben und Werk in Erzählungen und Selbstzeugnissen. Mit einem Essay von Günter Grass. Düsseldorf, Artemis & Winkler 2006, ISBN: 978-3538070011
  • Nenguie, Pierre Kodijo: Interkulturalität im Werk von Alfred Döblin (1878-1957). Stuttgart, Ibidem 2005, ISBN: 978-3898215794
  • Sander, Gabriele: Alfred Döblin. Ditzingen, Reclam 2001, ISBN: 978-3150176320
  • Siepmann, Thomas: Lektürehilfen Berlin Alexanderplatz. Stuttgart, Ernst Klett Verlag 1999, ISBN: 978-3129223611

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