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Faulkner, William

William Faulkner 1949 - (c) Nobel Foundation

William Cuthbert Faulkner (geb. 25. Sept. 1897 in New Albany, Mississippi; gest. 6. Juli 1962 in Oxford, Mississippi) war einer der bedeutendsten US-amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Für sein Werk erhielt er unter anderem den Nobelpreis für Literatur und den Pulitzer-Preis.

Foto: Nobel Foundation / Wikipedia.org

Leben und Schreiben

William Faulkner (eigentlich Falkner) war das älteste Kind einer traditionsreichen Südstaatenfamilie. Sein Urgroßvater hatte als Colonel im Sezessionskrieg gekämpft, er betrieb eine Eisenbahnlinie und schrieb auch Romane. Er ist Namensgeber des Ortes Falkner, Mississippi. Faulkners Vater Murry Cuthbert Falkner war Geschäftsmann - allerdings weniger erfolgreich als der Großvater John, der neben der Eisenbahn und anderen Geschäften auch noch eine Bank betrieb und in der Politik tätig war. Williams Mutter Maud, geb. Butler, gebar vier Söhne. Die Familie wohnte seit Williams sechstem Lebensjahr in Oxford, Mississippi.

Schon als Kind las William, darin gefördert von seiner Mutter, Werke? unter anderem von Shakespeare und Balzac?. 1914 verließ er ohne Abschluss die Schule und war zunächst in der Bank seines Großvaters tätig. Als die USA 1917 in den Ersten Weltkrieg eintraten, meldete er sich zur Luftwaffe, wurde jedoch zunächst abgelehnt, weil er zu klein war. 1918 kam er dann zur Royal Airforce, es blieb jedoch bis Kriegsende beim Training.

Als Jugendlicher hatte Faulkner eine Romanze mit Estelle Oldham. Das lebenslustige junge Mädchen hatte jedoch auch mit Cornell Franklin angebändelt, einem Jurastudenten. Als der ihr einen Heiratsantrag machte, bevor er für ein Praktikum nach Hawaii ging, nahm sie leichtherzig an - und entkam diesem Versprechen bei seiner Rückkehr nicht mehr. Die beiden heirateten 1918.

Nach Kriegsende hatte Faulkner weitere Jobs, so 1921 bei einem Buchhändler in New York und dann, bis 1924, als Poststellenleiter an der University of Mississippi in Oxford. An dieser Universität hatte er nach Kriegsende für kurze Zeit Französische Literatur studiert - ein Programm für Kriegsveteranen hatte dies möglich gemacht. Als Leiter der Poststelle war Faulkner denkbar ungeeignet: Laut zeitgenössischen Berichten las er die meiste Zeit oder spielte Karten.

Erste Veröffentlichungen

Seit seinem Eintritt ins Berufsleben hatte Faulkner gezeichnet und geschrieben. Sein erstes Gedicht, "L’Apres-Midi d’un Faune", erschien 1919 in The New Republic. Einiges veröffentlichte er in der Campuszeitschrift der Universität. In den folgenden Jahren erschienen Gedichte, Kurzgeschichten und Rezensionen in The Mississippian. Er nannte sich Faulkner statt Falkner, seit sein Name 1918 - während einer kurzzeitigen Tätigkeit im Waffenunternehmen Winchester - einmal irrtümlich so geschrieben worden war.

1924 erschien Faulkners erster Gedichtband? The Marble Faun (dt.: Der Marmorfaun). Er war Faulkners Mutter gewidmet. Das Vorwort? stammte von Phil Stone, einem Freund. Im Jahr darauf zog Faulkner nach New Orleans, wo er Zugang zu den dortigen Literatenkreisen fand und sich mit dem Schriftsteller Sherwood Anderson anfreundete. Dieser lenkte seine Aufmerksamkeit auf seine ländliche Heimat Mississippi als Inspirationsquelle?. Die Freundschaft zu Anderson zerbrach jedoch schon bald wegen eines Porträts von ihm, das Faulkner in dem Band Sherwood Anderson and Other Famous Creoles geschrieben hatte. 1926 erschien der erste Roman, Soldiers' Pay (dt. Soldatenlohn). Mosquitoes ([1927, dt.: Moskitos), der zweite Roman, spielt im Künstlermilieu.

Yoknapatawpha County

In seinem dritten Roman, Sartoris machte Faulkner erstmals seine Heimat, den Landkreis Lafayette County in Mississippi, zum Schauplatz?, und zwar unter dem erfundene Namen Yoknapatawpha County. Der Landkreis, von dem es später sogar eine Karte gab, soll im Nordwesten von Mississippi liegen, sein Name leitet sich laut Faulkner aus dem Indianischen ab. Im Herbst 1927 beendet, erschien "Sartoris" stark gekürzt? 1929. Eine längere Version kam 1973 unter dem Titel Flags in the Dust heraus.

"Sartoris" ist ein Familienroman, der sich über drei Generationen erstreckt und vom Schicksal der gleichnamigen aristokratischen Südstaatenfamilie erzählt. Für die Figur des Colonel Sartoris war Faulkners Urgroßvater, ebenfalls Colonel im Sezessionskrieg, das Vorbild. Gegenspieler der Sartoris' und anderer alteingesessener Familie werden später die Snopes - eine Aufsteigerfamilie, die auf einen Rosstäuscher und Brandstifter zurückgeht.

Ab Snope tritt erstmals in dem Erzählband Die Unbesiegten (1938) auf. Von den Snopes handelt außerdem die Trilogie? The Hamlet (1940, dt. Das Dorf), The Town (1957, dt.: Die Stadt) und The Mansion (1959, dt.: Das Haus). Er schreibe in all seinen Büchern immer nur an einem einzigen Buch, hat Faulkner einmal gesagt.

Die Rückbesinnung auf seine Heimat? und deren Fiktionalisierung bedeutete eine künstlerische Befreiung für Faulkner. 14 seiner Romane und Kurzgeschichten sind in Yoknapatawpha County angesiedelt.

Heirat mit Estelle Oldham-Franklin

Im Juni 1929 heiratete Faulkner seine Jugendliebe Estelle Oldham-Franklin, nachdem deren erste Ehe geschieden worden war. Estelle brachte zwei Kinder mit in die Ehe, Malcolm und Victoria. 1931 wurde die Tochter Alabama zu früh geboren, sie starb nach wenigen Tagen. 1933 kam die zweite Tochter zur Welt, Jill.

Rowan Oak - (c) Gary Bridgman/Wikimedia.org

Um die Familie, die zunächst zur Miete in Oxford wohnte, ernähren zu können, arbeitete Faulkner als Aufseher in einem Heizkraftwerk. 1930, nach der Veröffentlichung einiger Kurzgeschichten, kaufte er das Haus Rowan Oaks in Oxford, das ihm bis zu seinem Lebensende als Rückzugsort diente. Fortan war er nicht nur Schriftsteller, sondern auch Farmer und Gutsbesitzer. Es heißt, die Nachricht vom Erhalt des Literaturnobelpreises habe ihn erreicht, als er auf dem Feld beim Düngen gewesen sei.

In späteren Jahren hatte Faulkner Affären, so etwa mit Meta Carpenter, der Sekretärin von Howard Hawks. Er lebte zu der Zeit in Hollywood, wo er Drehbücher schrieb. Auch mit der wesentlich jüngeren Schriftstellerin Joan Williams, die er 1949 als Gewinnerin eines Literaturwettebwerbs kennenlernte, war er zeitweise liiert.

Foto: Gary Bridgman / Wikimedia.org

"As I Lay Dying"
Als ich im Sterben lag, Buchcover - (c) Rowohlt Verlag

1930 erschien As I Lay Dying (dt. Als ich im Sterben lag). Faulkner hatte es binnen sechs Wochen während seiner Nachtschichten im Heizkraftwerk auf einem umgedrehten Schubkarren niedergeschrieben. "Ich nahm diese Familie und unterwarf sie den größten Katastrophen, die der Mensch erleiden kann, Flut und Feuer - das ist alles", sagte er später über diesen Roman.

Die Ausgangssituation der Handlung ist skurril: Nachdem Addie Bundren gestorben ist, müssen ihr Mann und die fünf Kinder sie 40 Meilen weit auf einem Eselskarren in die Kreisstadt schaffen, wo sie - bei ihrer Herkunftsfamilie - begraben werden wollte. Das Versprechen hat Addie ihrem Mann Ansen einst abgenommen, und da dieser sehr fromm ist, will er es auch halten. Die Zeit drängt, und so ziehen sie mit der Leiche los, obgleich ein Unwetter droht und der Fluss über die Ufer treten wird ...

Faulkner arbeitete in "As I Lay Dying" mit dem Mitteln der literarischen Moderne?, etwa einer in viele Perspektiven aufgelösten Erzählweise: In den 59 Kapiteln des Romans, die zwischen acht Seiten? und einem einzigen Satz lang sind, kommen 15 verschiedene Ich-Erzähler zu Wort - Addies Kinder, eine Nachbarsfrau, sogar die Verstorbene selbst. So entsteht nicht eine einzige Geschichte, sondern ein Mosaik aus verschiedenen, was eine allzu einfache Eindeutigkeit verhindert.

Es zeigt sich nämlich, dass jede der Figuren ihr eigenes Anliegen hat: Ansen will sich in der Stadt ein neues Gebiss machen lassen und ganz nebenbei Addies Schwester umwerben. Die Tochter Dewey Dell plant dort eine Abtreibung. Und als die verstorbene Mutter spricht, kommt ans Licht, dass sie wohl eine Affäre mit dem Prediger hatte und der dritte Sohn der Familie von ihm stammt.

Der Roman wurde 2012 von Maria Carlsson neu übersetzt. Ein Rezensent spendete viel Lob für die dabei gewahrte Texttreue?.

Weitere Romane, Erzählungen und Drehbücher

1930 erschienen auch A Rose for Emily und weitere Kurzgeschichten. 1931 brachte Faulkner These 13 heraus, seinen ersten Kurzgeschichtenband. Er ist Estelle und Alabama gewidmet. Zu den großen Romanen, die Faulkner in jenen Jahren schrieb, gehören Sanctuary (1931, dt.: Die Freistatt, 1951) und The Wild Palms (1939, dt.: Wilde Palmen, 1957).

Ab 1932 verfasste Faulkner auch Drehbücher, so etwa zu der Chandler-Verfilmung "Tote schlafen fest" und zu der Hemingway-Verfilmung "Haben und Nichthaben". Sein 1938 erschienener Roman Light in August wurde drei Jahre später unter dem Titel Licht im August als erstes Werk? ins Deutsche übersetzt. Ein großer Erfolg war auch der Kurzgeschichtenband The Unvanquished (1938, dt.: Die Unbesiegten, 1954). 1940 schließlich erschien der erste Teil der Snopes-Trilogie, The Hamlet (dt. Das Dorf).

Trotz dieser Erfolge und der Drehbuch-Aufträge hatte Faulkner jedoch immer wieder finanzielle Probleme. "Bill verdiente mehrere Vermögen und gab sie wieder aus und hinterließ eines, als er starb. Ich habe niemals jemanden gekannt, der Geld so ausgeben konnte wie er", schrieb der Bruder John Faulkner 1963 in seiner Biografie "My Brother Bill". Hinzu kam Faulkners phasenweiser Alkoholmissbrauch, vor allem in der Endphase eines neuen Werkes. 1936 hatte er erstmals Hilfe im Wright’s Sanatarium in Byhalia, Mississippi, gesucht. Weitere Aufenthalte dort sollten folgen.

Im Zweiten Weltkrieg meldete Faulkner sich zur Armee, wurde jedoch abgelehnt. Nach Kriegsende war seine Popularität in den USA sehr gesunken - anders als in Europa, wo etwa Jean-Paul Sartre? sagte: "Für die jungen Menschen in Frankreich ist Faulkner ein Gott." Erst mit dem Roman Intruder in the Dust (1948, dt.: Griff in den Staub, 1951) wendete sich das Blatt auch in den USA wieder. Das Buch wurde im selben Jahr verfilmt.

Nobelpreis für Literatur und letzte Jahre

1949 sollte Faulkner den Nobelpreis für Literatur bekommen - für seinen "machtvollen und unabhängigen künstlerischen Beitrag zur neuen Erzählliteratur Amerikas", so die Jury. Eine Sperrminorität verhinderte jedoch die Entscheidung. Faulkner bekam den Preis erst im Folgejahr, gemeinsam mit dem dann gekürten Preisträger. Er wollte zuerst nicht nach Stockholm reisen. Seine Tochter Jill konnte ihn schließlich umstimmen, indem sie ihn begleitete.

Einen Teil des Preisgeldes spendete Faulkner für die Förderung von Nachwuchsschriftstellern und für die Integration von Schwarzen. War er bis dahin eher öffentlichkeitsscheu gewesen, so wurde er nun etwas offener und sprach auch über seine Arbeit. So sagte er einmal, ein Schriftsteller beginne ein neues Buch immer nur deshalb, weil er hoffe, es diesmal zu schaffen. Aber: "Natürlich schafft er es nicht."

William Faulkner starb am 5. Juli 1962 mit 64 Jahren an einem Herzinfarkt. Als Ursache gilt eine Thrombose, die er sich Wochen zuvor bei einem Reitunfall zugezogen hatte. Er ist in Oxford, Mississippi, begraben.

Übrigens ...

... hatte William Faulkner für Schriftstellerkollegen folgenden Ratschlag parat: "Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will."

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von William Faulkner bei Jokers
  • The Marble Faun. Gedichte (1924)
  • Soldiers' Pay. Roman (1926). Dt.: Soldatenlohn (1958)
  • Sartoris. Roman (1929). Dt.: Sartoris (1961)
  • The Sound and the fury. Roman. (1929). Dt.: Schall und Wahn (1959)
  • As I Lay Dying. Roman (1930). Dt.: Als ich im Sterben lag (1961)
  • These 13. Kurzgeschichten (1931)
  • Sanctuary. Roman (1931). Dt.: Die Freistatt (1951)
  • Light in August. Roman (1932). Dt.: Licht im August (1935)
  • A Green Bough. Gedichte (1933). Dt.: Ein grüner Zweig (1957)
  • Absalom, Absalom! Roman. (1936). Dt.: Absalom, Absalom! (1938)
  • The Unvanquished. Erzählungen (1938). Dt.: Die Unbesiegten (1954)
  • The Hamlet. Roman (1940). Dt.: Das Dorf (Teil I der "Snopes"-Trilogie)
  • Go down Moses. Erzählungen (1942). Dt.: Das verworfene Erbe (1964)
  • Intruder in the Dust. Roman (1948). Dt.: Griff in den Staub (1951)
  • A Fable. Roman (1954). Dt.: Eine Legende (1955)
  • The Town. Roman (1957). Dt.: Die Stadt (Teil II der "Snopes"-Trilogie)
  • The Mansion. Roman (1959). Dt.: Das Haus (Teil III der "Snopes"-Trilogie)
  • The Reivers. Roman (1962). Dt.: Die Spitzbuben (1963)
  • Flags in the Dust. Roman (1973, längere Fassung von "Sartoris")

Sekundärliteratur

  • Nicolaisen, Peter: William Faulkner. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt Verlag, Reinbek 1981

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