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Haffner, Sebastian

Sebastian Haffner, Biographie-Cover - (c) Aufbau Verlag

Sebastian Haffner (geb. 27. Dezember 1907 in Berlin; gest. 2. Januar 1999 in Berlin) war ein bedeutender deutscher Publizist? und Essayist?. Zu großer Bekanntheit gelangten seine zeitgeschichtlichen Bücher über die preußisch-deutsche Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert.

Seine wichtigsten Buchpublikationen sind „Der Verrat“ (1968) und „Anmerkungen zu Hitler“ (1978).

Leben und Schreiben

Sebastian Haffner wurde am 27. Dezember 1907 als Raimund Pretzel in Berlin-Moabit geboren. Er war der Sohn des aus Pommern stammenden Schulrektors Carl Pretzel, der später als Regierungsdirektor im preußischen Provinzschulkollegium tätig war. In der Weimarer Republik gehörte Carl Pretzel zu den führenden Reformpädagogen. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Sebastian Haffner sechs Jahre alt. Später schrieb er über die Kriegsjahre, dass die Nachrichten von den Schlachtfeldern für ihn so aufregend waren wie die Berichte über ein internationales Sportturnier: „Tatsächlich war ich damals, als Kind, ein Kriegsenthusiast, wie man ein Fußballenthusiast ist“, schrieb er in „Geschichte eines Deutschen“.

Sebastian Haffner, Buchcover - (c) DVA

Sebastian Haffner besuchte das Königsstädtische Gymnasium im Zentrum von Berlin. Nach dem Abitur absolvierte er ein Jura-Studium und wurde 1935 mit einer Arbeit über ein Thema aus dem internationalen Privatrecht zum Dr. jur. promoviert. Im Anschluss daran war er als Rechtsreferendar am Berliner Kammergericht tätig. 1936 schied Haffner aus politischen Gründen aus dem Staatsdienst aus. Fortan verdiente er seinen Lebensunterhalt als freier Journalist?. Hauptsächlich veröffentlichte er unpolitische Beiträge in Zeitungen? und Zeitschriften?, u. a. in der „Berliner Illustrierten“ und der „Neuen Modewelt“.

„Germany: Jekyll and Hyde“ (1942)

Um seine jüdische Verlobte Erika Hirsch vor den Nationalsozialisten zu schützen, emigrierte Haffner 1938 mit ihr nach London. Dort war er ab 1940 als Redakteur? für das deutschsprachige Emigrantenblatt „Die Zeitung“ tätig. 1942 wechselte er in die Redaktion? der renommierten Londoner Sonntagszeitung? „The Observer“. In London legte er sich das Pseudonym Sebastian Haffner zu, um seine in Deutschland zurückgebliebene Familie nicht zu gefährden. Einige seiner politischen Artikel zeichnete er auch mit „A Student Of Europe“.

Im Jahr 1942 veröffentlichte Haffner in London das Buch „Germany: Jekyll and Hyde“ (1942; dt. „Germany: Jekyll & Hyde. 1939 – Deutschland von innen betrachtet“, 1996). Haffner selbst bezeichnete den Band als sein erstes wirklich politisches Buch. Darin liefert er eine hellsichtige und brillant formulierte Analyse des „Dritten Reiches“, der Führungsschicht, der Mitläufer und der Regimegegner. Erst 1996 kam das Buch mit dem Untertitel? „Deutschland von innen betrachtet“ in deutscher Übersetzung heraus, die im Feuilleton? für Aufsehen sorgte und Haffners Ruf als bedeutender zeithistorischer Publizist? bestätigte. Bereits seine frühen Publikationen zeigen Haffners Fähigkeit, wichtige Fragen der deutschen Geschichte einem breiten Publikum? zu erschließen. Haffners Gedanken sind klar, seine Sprache ist einfach und in seinen historischen Betrachtungen konzentriert er sich stets auf das Wesentliche. Doch der große Erfolg beim breiten Publikum? besaß auch seine Schattenseiten: Bis heute wird Haffner von der akademischen Fachwelt kaum wahrgenommen.

Beobachter der Zeitgeschichte

Während des Zweiten Weltkriegs stieg Haffner zu einem der wichtigsten Redakteure? des „Observer“ auf. 1954 kehrte er als Auslandskorrespondent? des Blattes nach Berlin zurück. Später war er u. a. politischer Kolumnist? für die „Welt“, ab 1963 veröffentlichte er Beiträge im „Stern“. Seine unkonventionellen Artikel sorgten regelmäßig für Gesprächsstoff. Seine Vorschläge zur Deutschlandpolitik stießen während des Kalten Krieges vielfach auf heftige Ablehnung, weil Haffner in Vorwegnahme der späteren Ostpolitik von Willy Brandt zu Zugeständnissen an die DDR und zu einem „anständigen Umgang mit den Kommunisten“ riet. 1982 gab Haffner den Sammelband? „Zur Zeitgeschichte“ (1982) heraus, in dem er seine Beiträge für den „Observer“, die „Welt“, den „Stern“ und „konkret“ zusammenfasste. Außerdem war Haffner Dauergast der TV-Sendung „Internationaler Frühschoppen“ von Werner Höfer und hatte eine eigene Fernsehkolumne? beim Sender Freies Berlin (SFB).

„Anmerkungen zu Hitler“ (1978)

Besondere Bekanntheit unter Haffners Buchpublikationen erreichten seine knappe Biographie über den britischen Premierminister Winston Churchill (1967), sein zeitgeschichtliches Buch „Der Verrat. 1918/1919 – als Deutschland wurde, wie es ist“ (1968) und seine „Anmerkungen zu Hitler“ (1978). Vor allem „Der Verrat“ und „Anmerkungen zu Hitler“ gerieten zu Longsellern?, die auch heute noch die Leser begeistern. Radio Bremen urteilte über „Der Verrat“: Es sei wohl das erregendste seiner zeitgeschichtlichen Bücher – erregend im Stil einer Reportage? und erregend mit seiner These vom Verrat der Novemberrevolution durch die damalige Führung der Sozialdemokratischen Partei. In „Anmerkungen zu Hitler“ versuchte Haffner eigenen Worten zufolge eine „vorweggenommene Bekämpfung der Wiederkehr Hitlers“. Begeisterte Aufnahme fanden auch seine Bücher „Preußen ohne Legende“ (1979), „Im Schatten der Geschichte“ (1985) und „Von Bismarck zu Hitler“ (1987). In Letzterem sah Rudolf Augstein? ein brillantes Werk aus dem Zylinder des geschichtsmächtigen Zauberkünstlers.

„Geschichte eines Deutschen“ (2000)

Sebastian Haffner starb am 2. Januar 1999 in Berlin. Er wurde er auf dem Parkfriedhof Berlin-Lichterfelde Ost beigesetzt.

Aus seinem Nachlass? wurden die folgenden Bücher herausgegeben: „Geschichte eines Deutschen. Erinnerungen 1914-1933“ (2000), „Der neue Krieg“ (2000) und „Die deutsche Frage: 1950-1961“ (2002). Vor allem „Geschichte eines Deutschen“ wurde mit viel Lob bedacht. „Die Zeit“ schrieb in einer Rezension: Alle Zutaten für exzellentes Geschichtenerzählen seien in dem Werk versammelt – knapp zupackende Sprache, provokativ zugespitzte Thesen und die Fähigkeit, eine Situation oder eine Person mit wenigen Strichen zu charakterisieren.

Übrigens ...

leitet sich das Pseudonym Sebastian Haffner von Johann Sebastian Bach und von der Haffner-Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart ab.

Auszeichnungen

  • 1978 Heinrich-Heine-Preis
  • 1979 Großes Bundesverdienstkreuz
  • 1980 Preis für literarische Kritik und Essay der Akademie für Sprache und Dichtung
  • 1980 Johann-Heinrich-Merck-Preis
  • 1983 Wurzacher Literaturpreis
  • 1983 Friedrich-Schiedel-Literaturpreis
  • 2003 Wingate Literary Prize (postum)

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Sebastian Haffner bei Jokers
  • Germany: Jekyll & Hyde. 1939 - Deutschland von innen betrachtet. EA 1942. Edition Büchergilde, Frankfurt am Main 2008, ISBN: 978-3940111456
  • Churchill. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. EA 1967. Rowohlt Verlag, Reinbek 2002, ISBN: 978-3499613548
  • Die deutsche Revolution 1918/1919. EA 1968.
  • Der Teufelspakt. Die deutsch-russischen Beziehungen vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg. EA 1968, Rowohlt Verlag, Reinbek 2004, ISBN: 978-3499616228
  • Anmerkungen zu Hitler. EA 1978. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1981, ISBN: 978-3596234899
  • Preußen ohne Legende. Hamburg 1979
  • Von Bismarck zu Hitler. Ein Rückblick. EA 1987. Droemer Knaur, München 2001, ISBN: 978-3426775899
  • Geschichte eines Deutschen. Die Erinnerungen 1914-1933. EA 2000. dtv, München 2002, ISBN: 978-3423308489

Hörbücher

  • Anmerkung zu Hitler. 4 CDs. Der Audio Verlag, Berlin 2001, ISBN: 978-3898131643
  • Geschichte eines Deutschen. Die Erinnerungen 1914-1933. Der Hörverlag, München 2007, ISBN: 978-3867171823

Sekundärliteratur

  • Soukup, Uwe: Ich bin nun mal Deutscher. Sebastian Haffner. Eine Biographie. Aufbau-Verlag, Berlin 2001, ISBN: 978-3351025267

Links

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