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Handke, Peter

Peter Handke (geb. 6. Dezember 1942 in Griffen-Altenmarkt/Kärnten) ist ein österreichischer Schriftsteller. Zu seinem umfangreichen und vielseitigen Werk? gehören Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Essays und Übersetzungen. Er lebt in der Nähe von Paris.

Leben und Schreiben

Peter Handke wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen-Altenmarkt/Kärnten geboren und katholisch getauft. Sein leiblicher Vater war der verheiratete deutsche Bankangestellte Erich Schönemann. Die Mutter, die ihren Lebensunterhalt als Stubenmädchen und Abwaschhilfe verdiente, heiratete jedoch den Straßenbahnschaffner Bruno Handke aus Berlin. Von 1944 bis 1948 wuchs Peter Handke in Ost-Berlin auf. Nach dem Beginn der sowjetischen Blockade zog die Familie zurück nach Griffen.

Bis 1952 besuchte Handke die Dorfschule, danach das katholische Gymnasium in Tanzenberg. Später wechselte er auf das Bundesgymnasium in Klagenfurt, wo er 1961 die Matura ablegte. Anschließend begann er ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Graz. In Graz lernte er den Schriftsteller Alfred Kolleritsch? kennen und schloss sich dem Autorenkreis „Grazer Gruppe?“ an. Als Handke 1965 für sein Romanmanuskript „Die Hornissen“ einen Verleger fand, brach er sein Studium ab. 1971 beging die Mutter Suizid. Ihr widmete Handke später mit seiner Erzählung „Wunschloses Unglück“ (1972) einen bewegenden Nachruf?.

Skandalschriftsteller oder Weltflüchtling?

Peter Handke - (c) Jerry Bauer / SV

Am Beginn von Handkes Karriere als Schriftsteller steht ein Skandal. 1966 warf er den Autoren der legendären „Gruppe 47“ eine chronische „Beschreibungsimpotenz“ vor. Der Skandal, der von den Medien zusätzlich angeheizt wurde, beflügelte Handkes literarischen Erfolg. Heute zählt er zu den bedeutenden Schriftstellern der deutschsprachigen? Gegenwartsliteratur?. Für sein Werk? wurde er mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, so erhielt er u. a. den Georg-Büchner-Preis (1973), den Schiller-Gedächtnispreis? (1995), den Berliner Heinrich-Heine-Preis? (2007) und den Thomas Mann-Literaturpreis? der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (2008).

Handkes umfangreiches Werk? umfasst Prosa, Dramatik?, Essays und Übersetzungen. Die frühen Stücke „Publikumsbeschimpfung“ (1966), „Selbstbezichtigung“ (1966) und „Hilferufe“ (1967) sowie die Pantomime? „Das Mündel will Vormund sein“ (1969) begründeten seinen literarischen Ruhm. Handkes Hauptthemen, auf die er auch in seinen späteren Werken immer wieder zurückkommt, sind die Sprache (welche Macht und Möglichkeit hat die Sprache?) und die eigene künstlerische? Existenz. Diese Themenwahl setzt ihn bis heute immer wieder dem Vorwurf der Selbstbezogenheit und Weltflucht aus. Seine Stücke und Erzählungen sind handlungsarm, z. T. sogar handlungslos.

„Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ (1970)

Zu großer Bekanntheit gelangte Handkes Erzählung „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ (1970), die 1971 von Wim Wenders verfilmt wurde. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der ehemalige Torwart und jetzige Monteur Josef Bloch, der an einem Freitag seine Arbeit verlässt und wenig später grundlos eine Kinokassiererin ermordet, nachdem er eine Nacht mit ihr verbracht hat. Auch wenn deutlich wird, dass der Protagonist Anzeichen einer beginnenden Schizophrenie aufweist, verzichtet Handke darauf, die Tat psychologisch zu erklären. Das Buch begleitet Bloch auf seinem Irrweg bis unmittelbar vor der Verhaftung. Es nimmt seine Perspektive ein: Für Bloch zerfällt die Welt zunehmend in unverständliche Splitter. Was bislang normal erschien, wird sinnlos, und umgekehrt laden sich die unwichtigsten kleinen Zufälle und Ereignisse mit bedrohlichen Bedeutungen auf. Blochs Bewusstsein ist dabei, aus dem stabilen Sinnzusammenhang zwischen Außen- und Innenwelt herauszufallen.

In der folgenden Erzählung „Der kurze Brief zum langen Abschied“ (1972) wird eine szenenartige Schreibweise und damit ein enger Bezug zum Film erkennbar, der auch für spätere Werke charakteristisch ist (u. a. „Chronik der laufenden Ereignisse“, 1971; „Falsche Bewegung“, 1975). Handke führte später übrigens auch Regie (u. a. „Die linkshändige Frau“, 1977; „Das Mal des Todes“, 1986; „Die Abwesenheit. Ein Märchen“, 1992). Vor allem der Film „Die Abwesenheit“ fand großen Anklang beim Publikum?.

„Langsame Heimkehr“ (1979)

Mit der Erzählung „Langsame Heimkehr“ (1979) bahnte sich im Werk? Peter Handkes ein inhaltlicher und stilistischer Wandel an. Während Handke in seinem Frühwerk vor allem Wege der Selbstfindung beschrieb und Kritik an herrschenden Sprachklischees übte, ging es ihm in den folgenden Arbeiten vorwiegend um die Darstellung des Schönen und Erhabenen im Leben der Menschen und in der Natur. Formal wird der Wandel an einer hochstilisierten Sprache und mythisch gefärbten Metaphern erkennbar. Es folgten die beiden Erzählungen „Die Lehre der Sainte-Victoire“ (1980) und „Kindergeschichte“ (1981) sowie das Theaterstück „Über die Dörfer“ (1981), die Handke mit „Langsame Heimkehr“ im Nachhinein zur Tetralogie? erklärte. Auch die Erzählung „Der Chinese des Schmerzes“ (1983) und der Roman „Die Wiederholung“ (1986) können zu dieser Werkgruppe gerechnet werden.

„Gerechtigkeit für Serbien“ (1996)

Handkes stark autobiographisch geprägter Roman „Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Märchen aus den neuen Zeiten“ (1994) gilt als Resümee seines bisherigen literarischen Schaffens. Auf mehr als 1.000 Seiten? lässt Handke sämtliche Themen und Motive seines Werkes? (Sprachkritik, Selbstfindung, Sinnsuche) noch einmal Revue passieren. Der Roman spielt im Jahr 1997, nach dem Ende eines verheerenden Bürgerkriegs in Deutschland. Für Aufsehen sorgte er vor allem durch lange Passagen, in denen Handke gegen den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki polemisierte.

Handkes proserbische Parteinahme im Balkankonflikt rief immer wieder heftige öffentliche Kontroversen hervor. Literarisch schlug sich Handkes Haltung in dem Reisebericht? „Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien“ (1996) und dem Theaterstück „Die Fahrt im Einbaum oder das Stück zum Film vom Krieg“ (1999) nieder. Für hitzige Debatten sorgte auch die geplante Verleihung des Heinrich-Heine-Preises? 2006 an den in die Politik geratenen Schriftsteller. Nachdem der Düsseldorfer Stadtrat die Verleihung wieder in Frage gestellt hatte, verzichtete Handke im Juni 2006 auf den Preis.

„Die morawische Nacht“ (2008)

Auf den virtuosen Roman „Kali“ (2007) folgte die Erzählung „Die morawische Nacht“ (2008): Auf der Morawa, einem Zufluss der Donau, empfängt ein ehemaliger Autor sieben Freunde auf seinem Hausboot, wohin er sich vor Jahren zurückgezogen hatte. Eine Nacht lang erzählt er ihnen von Erinnerungen an eine Bus-, Flug- und Fußreise durch Europa. Im Feuilleton? fand das Buch ein überwiegend ein positives Echo.

„Die morawische Nacht“ wurde auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis aufgenommen. Anfang September 2008 trat Handke jedoch in einem Brief an Gottfried Honnefelder?, den Vorsitzenden der Akademie Deutscher Buchpreis, von der Nominierung "zugunsten der anderen Gelisteten, vor allem der jüngeren, zurück".

Seit 1991 hat Peter Handke seinen Wohnsitz in der Gartenstadt Chaville/Frankreich.

Übrigens ...

erwarb 2007 die österreichische Nationalbibliothek? in Wien große Teile von Handkes Werk? als so genannten „Nachlass zu Lebzeiten“. Die Tagebücher und verschiedene Korrespondenzen? gingen an das Deutsche Literaturarchiv Marbach?.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Hörbücher

  • Die morawische Nacht. CD. Hamburg, Hoffmann und Campe 2008, ISBN: 978-3455305982
  • Gestern unterwegs. Aufzeichnungen November 1987 bis Juli 1990. 4 CDs. Hamburg, Hoffmann und Campe 2006, ISBN: 978-3455304800
  • Wunschloses Glück. CD. Berlin, Universal Music 2004, ISBN: 978-3829114714

Sekundärliteratur

  • Arnold, Heinz Ludwig: Pater Handke. München, edition text und kritik 1999, ISBN: 978-3883776033
  • Hafner, Fabjan: Peter Handke. Unterwegs ins Neunte Land. Wien, Zsolnay Verlag 2008, ISBN: 978-3552054271
  • Höller, Hans: Peter Handke. Reinbek, Rowohlt Verlag 2007, ISBN: 978-3499506635

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