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Herr Bello und das blaue Wunder

von<br> Paul Maar

Als Kinderbuch liest sich die Geschichte einfach umwerfend komisch, auch für alle Erwachsenen, die sich wenigstens einen Rest Freude an Situationskomik bewahrt haben. Etwas von dem Geschehen sei hier verraten: Sternheim ist Apotheker. Nicht besonders gern – schon gar nicht, nachdem ihm vor Jahren seine Frau weggelaufen ist, um fortan mit einem Krokodiljäger durch die Welt zu ziehen und Max eine Ansichtskarte zu schreiben (welche er besonders schätzt, wegen der Briefmarken) – und auch nicht besonders tüchtig.

Sternheim und Max leben so zufrieden vor sich hin, bis eines Tages eine alte Frau in der Apotheke auftaucht und Sternheim eine mindestens ebenso alte Flasche mit einer blauen Tinktur hinterlässt, die angeblich mal von Sternheims Opa erfunden worden ist. Als Max eines Tages unerlaubterweise im Labor der Apotheke ein bisschen experimentiert und Sternheim viel zu früh zurückkehrt, schüttet er schnell harmlos sein blaues Gebräu in den Blumentopf am Fenster. Am nächsten Morgen verdunkelt ein Baum das Zimmer und Max muss beichten. Als die beiden später bei Herrn Edgar, Sternheims Freund, der über Wachstumsprobleme in seiner Landwirtschaft klagt, das Mittel ausprobieren, wird schnell klar: Die Tinktur ist ein Wundermittel, dass alles überaus schnell wachsen lässt – und verändert, etwa so, wie man sich eine kleine genetische Manipulation vorstellt.

Nun könnte es damit ja genug sein, würde nicht eines Tages Max die Flasche herunterwerfen und würde nicht der dem Herrn Edgar zugelaufene Hund Bello die Flüssigkeit genüsslich aufschlecken. Mit phänomenalem Ergebnis: Aus Bello wird „Herr Bello“, ein zum „Mönsch“ mutierter Hund! Natürlich ist Herrn Bellos Wortschatz zunächst etwas eingeschränkt, seine Aussprache ein wenig eigenwillig und auch sein Benehmen schafft ein paar Probleme, wenn er beispielsweise Männchen macht, die anderen beschnüffelt und ihnen aus lauter Liebe das Gesicht leckt.

Herr Bello schläft weiterhin auf der Hundedecke vor Max’ Bett, trinkt scheußliches „Wasser mit Kügeln“ (Schaum) aus dem Spülbecken und wundert sich, dass er nicht länger an der Leine Gassi gehen und sein Bein erheben muss, sondern stattdessen im Badezimmer in eine „Suppenschüssel“ pinkeln darf. So wundert es den Leser nicht, wenn Herr Bello auf seinem ersten Spaziergang bei der Polizei landet, wo er den erstaunten Polizisten mitteilt, er sei sieben Jahre alt und auf einer Müllkippe geboren ...

Bis zum Ende ist Paul Maar? in der Lage, den Leser mit seinen abstrusen Ideen zu begeistern. Immer wieder fällt ihm etwas Neues ein, was Herr Bello (und der arme Sternheim mit ihm) erleben kann, und trotz des Ulks gleitet die Handlung nie in bloßen Klamauk ab. Wie ist es doch anrührend, von der Liebe zu lesen, die Herr Bello bald zu Frau Lichtblau empfindet (er auch!), weil sie ihn so schön gestreichelt hat (als er ein Hund war), auch wenn sie sich gar nicht daran erinnern kann, den merkwürdigen Mann schon einmal gesehen zu haben. Sein Liebeskummer geht dem Leser zu Herzen, ebenso der von Sternheim, und daran ändern auch die Erklärungsversuche von Max nichts, der unbedingt Frau Lichtblau behalten will.

Das Buch, das in Neuauflage gerade bei Oetinger erschienen ist, ist eine Sonderausgabe? mit 16 Seiten Farbabbildungen aus dem gleichnamigen Film. Erhalten sind zum Glück aber auch die fabelhaften Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Ute Krause, die mehrfach ausgezeichnet und unter anderem auch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war. Eines ist sicher: Das Buch ist in jedem Fall ein Volltreffer!

Originalbeitrag unter www.alliteratus.com

Literaturangaben:

  • Maar, Paul: Herr Bello und das blaue Wunder, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2007. 224 S., geb., 12 €, ISBN: 978-3-7891-4258-1, ab 8 Jahren

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