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Hustvedt, Siri

Siri Hustvedt (geb. 19. Februar 1955 in Northfield/Minnesota) ist eine amerikanische Schriftstellerin. Seit 1983 ist sie mit dem Erfolgsautor Paul Auster? verheiratet. Ihr Gesellschaftsroman "What I loved" (dt. Was ich liebte) brachte ihr nicht nur in den USA, sondern auch in Europa den Durchbruch als Schriftstellerin.

Leben und Schreiben

Siri Hustvedt auf dem Hörbuch-Cover - (c) Dhv der Hörverlag

Siri Hustvedt wurde am 19. Februar 1955 in Northfield geboren, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Minnesota. Sie ist die älteste von vier Töchtern eines norwegisch-amerikanischen Professors für Skandinavistik und einer norwegischen Einwanderin. Siri Hustvedt besuchte das St. Olaf College in Northfield. Von 1978 an studierte sie Anglistik an der Columbia University in New York. 1986 promovierte sie mit einer Arbeit über Charles Dickens. Der Titel der Dissertation lautete „Figures of Dust. A Reading of ‚Our mutual friend’”.

Bereits während ihres Studiums schrieb Siri Hustvedt Gedichte, die in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht wurden. Unter dem Titel „Reading to you“ (dt. Etwas zu lesen für Dich) erschien 1983 ihr erster Gedichtband, der sie zu einem Flüstertipp der amerikanischen Lyrikszene machte.

Nach Abschluss ihres Studiums war Siri Hustvedt zunächst als Übersetzerin tätig. Außerdem hatte sie einen Job als Sprachlehrerin. Nebenbei arbeitete sie an einem ambitionierten Romanprojekt. Als ihre literarischen Vorbilder, mit deren Werk? sie sich eng verbunden fühle, bezeichnete sie die Schriftsteller Fjodor Dostojewski und Marcel Proust.

"Die unsichtbare Frau" (1992)

1992 erschien unter dem Titel "The Blindfold" (dt. Die unsichtbare Frau) ihr autobiographisch gefärbtes Romandebüt?. Darin erzählt sie die Geschichte der New Yorker Literaturstudentin Iris Vegan, die trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihrer Intelligenz und Schönheit stark verunsichert ist. Nachts ist Iris in New York unterwegs. Sie lernt Männer kennen und gibt sich ihnen, wie unter einem inneren Zwang, immer wieder hin. Ob ihre Identitätskrise durch sexuelle Eskapaden behoben werden kann? Der Roman rief bei Publikum? und Kritik ein geteiltes Echo hervor. Dabei spielte der Umstand eine besondere Rolle, dass Hustvedt seit 1983 mit dem Erfolgsautor Paul Auster? verheiratet ist. Nur wenige trauten ihr deshalb zu, literarisch unabhängige Bücher zu schreiben.

"Die Verzauberung der Lily Dahl" (1997)

Mit der Veröffentlichung ihres zweiten, wiederum autobiographisch gefärbten Romans "The Enchantment of Lily Dahl" (1997; dt. Die Verzauberung der Lily Dahl) wurde dieses Vorurteil weitgehend revidiert. In einer schnörkellosen, nüchternen Sprache schildert Siri Hustvedt den Alltag der 19-jährigen Lily Dahl. Sie lebt in einer kleinen Stadt in Minnesota. Dort jobbt sie als Bedienung in einem Café. Sie hat einen Freund, den sie liebt – eine typische Kleinstadtliebe aus Treuherzigkeit und Mangel an Kandidaten. Eines Abends blickt Lily Dahl in ein erleuchtetes Fenster. Sie sieht einen halbnackten Mann, der wie besessen an einem Ölbild malt. Der Anblick seines schwitzenden, muskulösen Körpers fasziniert sie. Nun steht sie jeden Abend da, sieht ihm zu, hat Phantasien. Bis sie eines Nachts den Entschluss fasst, etwas Außergewöhnliches zu tun. Etwas, das sie niemals für möglich gehalten hätte. Ihr Leben nimmt eine schicksalhafte Wendung, alles gerät ins Wanken. Wie ihr erster Roman „Die unsichtbare Frau“ versetzt auch „Die Verzauberung der Lily Dahl“ den Leser in Unruhe, denn die Bedrohung und Fragilität der eigenen Identität wird spürbar.

1998 erschien der Sammelband „Yonder“ (dt. Nicht hier, nicht dort), in dem Siri Hustvedts essayistische Schriften erstmals zusammengetragen wurden. Darin gibt sie Auskunft über ihre poetische und gesellschaftliche Position als Schriftstellerin. Ausgehend von ihrer Herkunft, sieht sie sich als Wanderin zwischen den Kulturen, als Grenzgängerin zwischen Phantasie und Realität.

"Was ich liebte" (2003)

2003 veröffentlichte Siri Hustvedt den Gesellschaftsroman "What I loved" (dt. Was ich liebte). Der Roman brachte ihr nicht nur in den USA, sondern auch in Europa den Durchbruch als Schriftstellerin. Die Handlung ist in der New Yorker Künstlerszene angesiedelt. In So Ho? lebt der jüdische Kunsthistoriker Leo Hertzberg. Im Rückblick schildert er die Lebensgeschichte zweier Paare und ihrer Kinder. Mit psychologischem Feingefühl seziert Hustvedt die seelische und moralische Entwicklung ihrer Figuren. Die Frage nach der eigenen Identität, der in Selbstreflexionen immer wieder prüfend nachgegangen wird, ist wie in den vorangegangenen Romanen von zentraler Bedeutung.

"Die Leiden eines Amerikaners" (2008)

Im Jahr 2008 erschien der Familienroman "The Sorrows of an American" (dt. Die Leiden eines Amerikaners). Im Mittelpunkt steht Erik Davidsen, ein geschiedener Psychiater und Psychoanalytiker in Brooklyn. Davidsen erzählt von einem bewegten Jahr seines Lebens. Mit seiner Schwester Inga sichtet er den Nachlass des verstorbenen Vaters. Zutage kommen umfangreiche Aufzeichnungen, die vom Leben des Vaters als Nachkomme norwegischer Einwanderer erzählen und dabei Geheimnisse enthüllen, die Erik und Inga verstören.

Und noch mehr Verborgenes und Verdrängtes kommt in diesem Jahr ans Licht, so etwa im Leben von Eriks Schwester oder bei der faszinierenden Jamaikanerin, die mit ihrer Tochter als Mieterin in Eriks Haus einzieht. Sie alle tragen Traumata mit sich herum, die nur erträglich werden, indem sie in eine Geschichte eingebunden und damit erzählbar werden. Und je mehr der Protagonist sich auf die Geheimnisse der ihn umgebenden Menschen einlässt, desto stärker wird er mit seinen eigenen Defiziten konfrontiert.

Der Roman, in den Hustvedt Erkenntnisse der modernen Traumaforschung sowie Tagebuchpassagen ihres eigenen 2003 verstorbenen Vaters eingebaut hat, stieß in den Feuilletons überwiegend, aber nicht durchweg auf Begeisterung. Den einen Rezensenten galt er als komplexes und dabei federleicht erzähltes Werk, dessen zahlreiche Erzählstränge gekonnt um das Haupträtsel gewoben seien. Andere stießen sich an der Konstruktion? und der Zeichnung der Figuren, denen sie hölzerne Ausdrucksweise und Bildungshuberei attestierten.

"Die zitternde Frau. Eine Geschichte meiner Nerven" (2010)

Die zitternde Frau. Buchcover - (c) Rowohlt Verlag

2010 erschien "The Shaking Woman or A History of My Nerves" (Die zitternde Frau. Eine Geschichte meiner Nerven). Obgleich ein Sachbuch?, ist dies doch ein sehr persönliches Buch - und das ohne jeden Exhibitionismus. Vielmehr lässt es sich als "Tagebuch einer Recherche" ("taz") lesen. Ausgangspunkt ist Hustvedts Handikap, das sie seit 2006 begleitet: Bei öffentlichen Auftritten, Lesungen u. ä. befällt ihren Körper vom Hals abwärts ein unkontrollierbares Zittern. Sie kann sprechen, aber das Zittern lässt sich nicht verbergen. Erstmals trat es bei einer Gedenkrede im Park des Colleges auf, an dem ihr 2003 verstorbener Vater gelehrt hatte.

Bis heute haben weder Ärzte noch Psychologen eine Erklärung für Hustvedts Zittern parat. Doch die Autorin hat sich selbst auf die Suche gemacht und dabei die Geschichte der Erforschung psychophysischer Krankheiten aufgerollt - von den Hysterie-Patientinnen des Pariser Arztes Jean-Martin Charcot bis hin zu den neuesten neurobiologischen Erkenntnissen. Eine Lösung hat auch sie nicht gefunden. Doch sie lotet auf ihre eigene essaistisch-assoziative Weise den Spalt zwischen Körper, Geist und Psyche anders aus: als Schriftstellerin, die zu einer Geschichte zusammenfügt, was auf der symptomatischen Ebene getrennt bleiben muss. In der Einheit des erzählenden Ich finden die Zitternde und die Nichtzitternde wieder zusammen.

In Deutschland, wo das Buch Monate vor dem US-amerikanischen Original herauskam, wurde es begeistert aufgenommen. Es gleiche ebenso einer dicht erzählten Novelle wie einem spröden, anmerkungsreichen Forschungsbericht?, bemerkte ein Rezensent. Und ein anderer stellte fest, dass der Mythos um Siri Hustvedt nun noch um einiges geheimnisvoller geworden sei.

"Der Sommer ohne Männer" (2011)

Im Jahr 2011 erschien Hustvedts vierter Roman, "Der Sommer ohne Männer". Diesmal stand wieder eine Frau im Mittelpunkt - Mia, die von ihrem Mann nach langer Ehe verlassen wird, wegen einer "Pause", wie die Geliebte zunächst bezeichnet wird. Nach einem psychischen Zusammenbruch geht Mia für ein paar Monate in ihre Geburtsstadt zurück, wo sie einen Sommer ganz ohne Männer verbringt, mit ihrer Mutter, der Nachbarin und einigen Mädchen, denen sie Unterricht in Kreativem Schreiben gibt. Nach und nach wird sie sich über ihre Position im "Geschlechterkrieg" klar. Das Feuilleton bescheinigte Hustvedt, sich und die Leserinnen niveauvoll amüsieren zu können.

Seit 1983 ist Siri Hustvedt mit Paul Auster? verheiratet. Das Paar lebt im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Ihre gemeinsame Tochter Sophie wurde 1987 geboren, sie ist heute Sängerin und Schauspielerin. Paul Austers 1977 geborener Sohn Daniel stammt aus erster Ehe.

Übrigens ...

... hat Siri Hustvedt an ihrem 2003 erschienenen Gesellschaftsroman „Was ich liebte“ sechs Jahre gearbeitet. Viermal hat sie ihn neu geschrieben.

Werke (Auswahl)

Hörbücher

  • Was ich liebte. 5CDs. München, Dhv der Hörverlag 2003, ISBN: 978-3899401929

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