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Jambus

Der Jambus ist ein in der antiken Dichtung entstandener Versfuß und kam von dort aus auch in die deutsche Literatur. Die bedeutenden Dramen der deutschen Klassik sind in Jamben geschrieben. Sein metrischer Gegenspieler ist der Trochäus.

Definition

Der Jambus (griech. iambos = schleudern?) ist ein in der antiken Dichtung entstandener Versfuß, der vermutlich von Archilochos von Paros? in die Lyrik eingeführt wurde. Der antike Jambus besteht aus einer kurzen und einer langen Silbe? (u -), die deutsche Nachbildung aus einer unbetonten und einer betonten Silbe? (x X), z. B. hináuf (x X) oder geschwínd (x X). Der Trochäus läuft genau umgekehrt (X x), deshalb wird der Trochäus gelegentlich auch als der metrische Gegenspieler des Jambus bezeichnet.

Ein Vers beginnt entweder mit einer betonten Silbe? („Dú mit déinen bráunen Lócken…“, Goethe) oder mit einer unbetonten Silbe? („Vom Hímmel hóch da kómm ich hér“, Luther?). Die meisten deutschen Verse beginnen unbetont. Beginnt ein Vers mit einer unbetonten Silbe? und folgt im weiteren Versverlauf ein regelmäßiger Wechsel von Senkung und Hebung, bezeichnet man ihn als Jambus. Beginnt ein Vers dagegen mit einer betonten Silbe? und folgt im weiteren Versverlauf ein regelmäßiger Wechsel von Hebung und Senkung, spricht man von einem Trochäus.

Wer nun denkt, dass es doch im Grunde vollkommen egal sei, ob es sich um einen Jambus oder um einen Trochäus handelt, der kann an dieser Stelle noch etwas dazu lernen. Es stimmt zwar, dass es sich lediglich um ein winziges Detail handelt (also um die Frage: Beginnt der Vers betont oder unbetont?) – im Resultat gibt es jedoch gewaltige Unterschiede. Denn genau dieser so genannte Auftakt bestimmt den Klang? und die Ausdrucksmöglichkeiten des Verses. Der Jambus gilt als belebt, frisch und dynamisch („Es schúg, mein Hérz, geschwínd zu Pférde“, Goethe“). Der Trochäus dagegen gilt als fest, eindringlich und bestimmt („Fést gemáuert ín der Érden“, Schiller). Diese Eigentümlichkeit hat ihre Ursache in der Struktur der deutschen Sprache.

Die wichtigsten jambischen Versmaße sind:

  • a) fünfhebiger Jambus ungereimt: Blankvers

Der Blankvers (engl. blank verse = reiner, reimloser Vers) ist der klassische Vers der deutschen Tragödie von Lessing bis Hebbel?. Auf Shakespeare zurückgehend, kommt er aus der englischen Literatur und wurde von Wieland erstmals in der deutschen Literatur verwendet. Die bedeutenden Dramen der deutschen Klassik stehen im Blankvers, z. B. Schillers „Don Carlos“ (1787) und „Wallenstein“ (1798/99). Durch das Fehlen der Reime? hat der Blankvers gegenüber dem Alexandriner den Vorteil, dass er dem natürlichen Sprechen angenähert ist. Bis ins 20. Jahrhundert wurde der Blankvers in der deutschen Dramenliteratur verwendet, unter anderem von Hauptmann und Brecht.

Beispiel: „Vor gráuen Jáhren lébt’ ein Mánn im Ósten…“ (Lessing)

  • b) fünfhebiger Jambus gereimt: Vers commun

Der Vers commun (franz. = gewöhnlicher Vers) war in der französischen Dichtung des 15. und 16. Jahrhunderts sehr populär. Er ist mit dem italienischen Endecasillabo? verwandt. In Deutschland wurde der Vers commun von Opitz? eingeführt und stieg im Barock? zum beherrschenden Vers auf. Später wurde er vom Alexandriner abgelöst. Im 18. Jahrhundert erlebte der Vers commun durch Wieland? eine neuerliche Popularisierung und ging schließlich in der Klassik im Blankvers (ungereimt!) auf.

Beispiel: „Nur, ób der Mánn noch dá ist, nóch so schárf…“ (Wieland)

  • c) jambischer Trimeter

Der jambische Trimeter (griech. tria = drei, metron = Maß) ist der Dialogvers des klassischen griechischen Dramas. Seine besonderen Merkmale sind: a) Zäsuren? nach der 2. und 4. betonten Silbe?, b) eine getragene Breite im Vortrag. Auch in der römischen Tragödie war der jambische Trimeter sehr populär. In Deutschland wurde er unter anderem von Schiller und Mörike übernommen. Goethe verwendete den jambischen Trimeter, um im Helena-Akt des „Faust II“ eine klassisch-antike Atmosphäre zu erzeugen.

Beispiel: „Bewúndert víel | und víel geschólten, | Hélená…“ (Goethe)

Der Alexandriner war der beherrschende Vers in der französischen Renaissancedichtung?. Die Bezeichnung Alexandriner wird vom altfranzösischen „Roman d’Alexandre“ (1180?) abgeleitet, der in diesem Versmaß verfasst wurde. Im 17. Jahrhundert von Opitz? in die deutsche Literatur eingeführt, war der Alexandriner vor allem in Drama und Lyrik des Barock? sehr populär. Wegen seiner Zweigliedrigkeit eignete er sich besonders zur Darstellung antithetischer Inhalte. Aufgrund dieser Schematik lehnte die Aufklärung? den Alexandriner ab. Im 18. Jahrhundert wurde er vom Blankvers abgelöst.

Beispiel: „Was sínd wir Ménschen dóch | Ein Wóhnhaus grímmer Schmérzen…“ (Gryphius?)

  • e) vierfüßiger Jambus gereimt: Knittelvers

Der Knittelvers wird häufig auch als Klüppel-, Knüppel-, Knüttel-, Klippelvers oder Knittel bezeichnet. Seinen Ursprung hat der Knittelvers im mittelhochdeutschen höfischen Epos, wo er zumeist in Paarreimen? auftrat. Sein besonderes Merkmal ist, dass er mitunter die Folge zweier unbetonter Silben? zulässt. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde der Knittelvers unter anderem von Brandt?, Rosenplüt? und Sachs? verwendet. Später war er aufgrund seiner fehlenden Eleganz und Holprigkeit verpönt und erlebte erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen neuerlichen Höhepunkt. So schrieb Goethe Teile des „Faust II“ in Knittelversen, um damit eine mittelalterliche Atmosphäre zu erzeugen. In der modernen Literatur taucht der Knittelvers vor allem in schwankhaften Gedichten und Balladen auf.

Beispiel: „Ich grüße die Getreuen, Lieben…“ (Goethe)

Literatur

  • Goethe, Johann Wolfgang von: Faust II. Ditzingen, Reclam Verlag 1986, ISBN: 978-3150000021
  • Gryphius, Andreas: Gedichte. Ditzingen, Reclam Verlag 1986, ISBN: 978-3150087992
  • Schiller, Friedrich: Wallenstein. Frankfurt am Main, Insel Verlag 1984, ISBN: 978-3458324522

Sekundärliteratur

  • Frey, Daniel: Einführung in die deutsche Metrik mit Gedichtmodellen. Stuttgart, UTB 1996, ISBN: 978-3825219031
  • Kayser, Wolfgang: Kleine deutsche Versschule. Stuttgart, UTB 2002, ISBN: 978-3825217273
  • Moennighoff, Burkhard: Metrik. Ditzingen, Reclam Verlag 2004, ISBN: 978-3150176498

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