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Kafka, Franz

Franz Kafka (geb. 3. Juli 1883 in Prag; gest. 3. Juni 1924 im Sanatorium Kierling bei Wien) war ein deutschsprachiger Schriftsteller. Er gilt als einer der einflussreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein Werk? ist keiner literarischen Strömung zuzuordnen.

Leben und Schreiben

Franz Kafka - (c) gemeinfrei

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 als Sohn einer jüdischen Familie in Prag geboren. Er war das erste Kind von Hermann Kafka und seiner Frau Julie (geborene Löwy). Der Vater kam aus ärmlichen Verhältnissen, die Mutter stammte aus einer angesehenen und wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Die Eltern führten in Prag ein Geschäft für Galanteriewaren, in dem sie Puderdosen, Schnallen und feine Wäsche verkauften.

Kafka wuchs zweisprachig auf: Seine Muttersprache war Deutsch, außerdem sprach er Tschechisch. Er war das älteste von sechs Kindern. Seine Brüder Georg und Heinrich starben im Kindesalter, seine Schwestern Gabriele, Valerie und Ottilie wurden während des Zweiten Weltkriegs in deutschen Konzentrationslagern ermordet.

Von 1889 bis 1893 besuchte Kafka die Deutsche Volks- und Bürgerschule. Im Anschluss wechselte er auf das Altstädter Deutsche Gymnasium, wo er 1901 das Abitur machte. Von 1901 an studierte er Jura an der Karl-Ferdinands-Universität zu Prag. Mit dem Jurastudium kam er einem Wunsch seines Vaters nach. Während der Studentenzeit lernte er die Schriftsteller Oskar Baum? und Max Brod kennen. Mit Letzterem verband ihn eine lebenslange Freundschaft.

Das Frühwerk

Brod unterstützte Kafka bei der Publikation seiner literarischen Arbeiten. 1904 entstand die erste Fassung der Erzählung „Beschreibung eines Kampfes“, die das früheste erhaltene literarische Werk Franz Kafkas ist. Später hat Kafka einen Großteil seines Frühwerks vernichtet, weil es nicht mehr seinen künstlerischen Absichten entsprach. Im Juni 1906 schloss Kafka das Studium mit der Promotion bei dem Nationalökonomen und Kulturphilosophen Alfred Weber ab. Es folgte ein unbezahltes einjähriges Rechtspraktikum am Landes- und am Strafgericht in Prag.

In den Jahren 1907 und 1908 arbeitete Kafka als Aushilfskraft in der privaten Versicherungsgesellschaft „Assicurazioni Generali“. Im Sommer 1908 wechselte er zur halbstaatlichen „Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen“, wo er bis 1922 in verschiedenen Abteilungen tätig war. Er wurde vier Mal befördert, zuletzt war er Obersekretär. Freunden gegenüber bezeichnete er diese Arbeit als niederen Brotberuf.

Debüt als Autor

Im März 1908 debütierte? Kafka als Autor: In der Literaturzeitschrift?Hyperion?“ erschien sein kleines Prosastück „Betrachtung“. Im Dezember 1912 veröffentlichte der Ernst Rowohlt Verlag? unter demselben Titel einen Sammelband?, der 18 kleine, von 1904 bis 1912 entstandene Prosaarbeiten enthielt. Diese frühen Arbeiten unterscheiden sich von späteren durch eine oft wulstige, um Bändigung der Sprache bemühte Prosa. 1909 begann Kafka mit den Tagebuchaufzeichnungen, die er bis 1923 fortsetzte. Die Tagebücher geben Auskunft über die Persönlichkeit des Autors, über Vorarbeiten an seinen Erzählungen und Romanen sowie über sein Verhältnis zu Freunden und Frauen. Außerdem sind drei Reisetagebücher darin enthalten. Die Aufzeichnungen waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Eine erste Ausgabe? erschien 1937. Vollständig veröffentlichte Max Brod die Tagebücher erst 1951.

Freundschaft zu Max Brod

Franz Kafka unternahm gemeinsam mit Max Brod ausgedehnte Reisen. Sie besuchten unter anderem die Schweiz, Norditalien und mehrmals Paris. Während eines Aufenthalts in Leipzig und Weimar im Sommer 1912 lernte Kafka die Verleger Kurt Wolff? und Ernst Rowohlt? kennen, die ihn zur Einsendung eines Manuskripts aufforderten. 1913 erschien im Kurt Wolff Verlag? die autobiographisch gefärbte Erzählung „Das Urteil“, die Kafka in der Nacht vom 22. zum 23. September 1912 niedergeschrieben hatte. Thematisch geht es um den Vater-Sohn-Konflikt.

Kafka und die Frauen

Kafka und die Frauen, Cover - (c) by Artemis & Winkler

Kafka widmete "Das Urteil" der 24-jährigen Berlinerin Felice Bauer. Er hatte sie am 13. August 1912 bei Max Brod kennengelernt. Die Beziehung gestaltete sich kompliziert - wie alle weiteren auch: Wenn Kafka sich in seinem Schreiben sicher fühlte, fürchtete er die bedrohliche Enge einer bürgerlichen Ehe, in schöpferischen Krisen hingegen suchte er die Auseinandersetzung mit Felice. Im ersten Jahr schrieb Kafka Hunderte Briefe? an sie, traf sie aber nur zweimal persönlich. Im Juni 1914 fand eine erste Verlobung statt, die einen Monat später wieder gelöst und 1917 erneuert wurde. Im Dezember desselben Jahres dann trennte sich das Paar endgültig. Kafkas Tuberkulose war ausgebrochen, das diente als vorgeblicher Grund. Kafka war erleichtert: "So geht es nicht weiter, hat das Gehirn gesagt, und nach fünf Jahren hat sich die Lunge bereit erklärt, zu helfen."

1919 verlobte Kafka sich erneut: mit der Prager Sekretärin Julie Wohryzek. Gegen diese Verbindung intervenierte sein Vater - als Reaktion darauf schrieb Kafka den "Brief an den Vater". Ähnlich widersprüchlich, in der Ambivalenz von Nähewunsch und Fluchttendenz gefangen, gestaltete Kafka anschließend seine Beziehung zu der tschechischen Journalistin und Schriftstellerin Milena Jesenská?, die einige seiner Werke übersetzte. Wieder entstand ein umfangreicher Briefwechsel?, bis beide die Beziehung beendeten. Sie hielten jedoch Kontakt bis zu Kafkas Tod.

Kafkas erste und letzte Lebensgefährtin im eigentlichen Sinne war Dora Diamant. Er lernte die Berliner Kindergärtnerin im Juli 1923 im Ostseebad Graal-Müritz kennen, wenige Monate später zog er mit ihr zusammen. Dora Diamant, deren Vater eine Hochzeit der beiden erfolgreich verhinderte, pflegte ihn bis zu seinem Tod.

Schaffensprozess mit vielen Zweifeln

Im August 1914 – kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs – begann Kafka mit der Arbeit an dem Roman „Der Prozess“, der sein bekanntestes literarisches Werk werden sollte. Es war typisch für Kafkas Arbeitsweise, dass er seine zahlreichen Manuskripte immer wieder verwarf und vernichtete. Auch die Arbeit an „Der Prozess“ unterbrach er mehrfach. Der Roman wurde von Max Brod postum 1924 veröffentlicht. Neben der Arbeit an „Der Prozess“ entstand die Erzählung „In der Strafkolonie“, in der ein Forschungsreisender auf einer Insel Zeuge einer Exekution wird. Die Erzählung geht auf ein konkretes Vorbild zurück: 1912 publizierte der Kriminalist Robert Heindl seinen Erlebnisbericht? „Meine Reise nach den Strafkolonien“.

Kafka und sein Vater

Wenige Monate vor Ende des Ersten Weltkriegs erkrankte Kafka an der Spanischen Grippe. Im November 1918 verließ er Prag und ging nach Schelesen – einem Erholungsort nördlich von Prag –, wo er bis März 1919 lebte. Dort entstand die autobiographische Schrift „Brief an den Vater“, die ihren Adressaten jedoch nie erreichte. Darin legt Kafka die Gründe für seine Furcht vor dem Vater dar. Die Kenntnis dieses Briefes hat viele Interpreten dazu veranlasst, Kafkas Werk? aus der Perspektive des Vater-Sohn-Konfliktes zu beurteilen.

Die Tuberkulose

Bereits im August 1917 hatte Kafka einen Lungenblutsturz erlitten. Bei ihm wurde Tuberkulose diagnostiziert. Ab 1920 nahm die Anzahl der Kuraufenthalte zu. Im August 1921 trat Kafka zum letzten Mal in Prag seinen Bürodienst an. Nach acht Wochen wurde er erneut krankgeschrieben. Im Februar 1922 war er zur Kur in Spindlermühle im Riesengebirge. Im Januar 1922 hatte Kafka mit der Arbeit an dem Roman „Das Schloss“ begonnen, die er im August desselben Jahres wieder abbrach. Als Modell dienten Schloss und Dorf Woßzek, woher die Familie von Kafkas Vater stammte. Hauptfigur des Romans ist der Landvermesser K., der spät am Abend in einem fremden Dorf ankommt. Er versucht, sich in die Dorfgemeinschaft einzuordnen. Außerdem hat er die Absicht, in dienstliche Beziehungen zum Schloss zu treten – nur so kann er seine Arbeit als Landvermesser durchführen. Thomas Mann sah in „Das Schloss“ einen beeindruckenden satirischen Roman, in dem die Menschenverachtung moderner staatlicher Bürokratie offen gelegt wird.

Krankheit und Tod

Im Juli 1922 wurde Kafka wegen seiner Tuberkuloseerkrankung pensioniert. Im Sommer 1923 fuhr er nach Müritz, wo er Dora Diamant kennen lernte, die dort als Betreuerin der Ferienkolonie des Berliner Jüdischen Volksheims tätig war. Im September 1923 gingen Franz Kafka und Dora Diamant nach Berlin, wo sie innerhalb kurzer Zeit in drei verschiedenen Wohnungen lebten. Wegen der Inflation war ihre finanzielle Lage prekär. In Berlin entstanden die Erzählungen „Eine kleine Frau“ und „Der Bau“. Kurz vorm Jahreswechsel vernichtete Kafka zahlreiche Manuskripte. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich rasant.

Im März 1924 kehrte Kafka nach Prag zurück. Bei ihm wurde Kehlkopftuberkulose diagnostiziert. Er ging in das Sanatorium Kierling bei Wien, wo er von Dora Diamant gepflegt wurde.

Franz Kafka starb am 3. Juni 1924 im Sanatorium Kierling. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Prag-Straschnitz bestattet.

Nachwirkung

Kafkas literarisches Werk? fand zu seinen Lebzeiten nur wenig Beachtung. In seinem Testament hatte er verfügt, dass nach seinem Tod alle noch vorhandenen Manuskripte vernichtet werden sollten – sie schienen ihm zu unreif. Seinem Freund Max Brod ist es zu verdanken, dass die Manuskripte entgegen Kafkas Willen vor der Vernichtung bewahrt wurden. Weltweite Würdigung erfuhr Kafka erst nach 1945. Bis heute beeinflusst sein Werk? Autoren in der ganzen Welt.

Literarische Arbeiten

Das Urteil, Erzählung (1912)

Die Erzählung "Das Urteil", entstand in der Nacht vom 22. zum 23. September 1912. Sie handelt von einem Vater-Sohn-Konflikt: Ein junger, erfolgreicher Kaufmann, der vor seiner Verlobung steht, wird von seinem Vater bezichtigt, die Leitung des Geschäftes an sich gerissen zu haben. Der Vater verurteilt den Sohn zum Tod durch Ertrinken. Daraufhin stürzt sich der Sohn tatsächlich in den Fluss: Er, der den Wunsch hatte, den Vater zu ermorden, nimmt das Urteil an und vollzieht es an sich selbst. Kafka bezeichnete „Das Urteil“ später als seine liebste Erzählung. Sie ist seiner zweimaligen Verlobten Felice Bauer gewidmet.

Vor dem Publikum und vor sich selbst markiert „Das Urteil“ Kafkas Geburt als Autor. Die Erzählung enthält alle Merkmale, die später als „kafkaesk“ bezeichnet werden sollten. Dazu zählen der aussichtlose Kampf des Individuums gegen anonyme Mächte, die Beziehungslosigkeit des Protagonisten und die Paradoxie seiner Erlebnisse. Obwohl Kafkas Werke – beginnend mit „Das Urteil“ – in einer einfachen, lakonischen Sprache geschrieben sind, erzeugen sie intensive Stimmungen und Situationen. Charakteristisch ist, dass von den meisten Erzählungen und Romanen eine Atmosphäre des Traumhaften und Schwerelosen ausgeht. Diese Atmosphäre ruft beim Leser den Eindruck hervor, dass hinter dem Vordergründigen der Geschichte andere, geheimnisvollere Erzählebenen verborgen sind. Diese Vieldeutigkeit hat zur Folge, dass Kafkas Werk aus verschiedenen – teilweise ganz gegensätzlichen - philosophischen, religiösen und politischen Perspektiven gedeutet? werden kann.

Die Verwandlung, Erzählung (1915)

„Die Verwandlung“ ist eine Erzählung von Franz Kafka. Entstehung November/Dezember 1912, Erstdruck? 1915 in „Die weißen Blätter?“, erste Buchausgabe 1915 als Band? 22/23 der Reihe?Der Jüngste Tag?“ im Kurt Wolff Verlag? Leipzig. In einem Brief an seine Geliebte Felice Bauer schrieb Kafka, dass ihm „Die Verwandlung“ im Bett eingefallen sei. Die Geschichte wird aus der Perspektive der Hauptfigur erzählt, die von der Umwelt vollständig isoliert ist.

Hauptfigur ist der Handlungsreisende Gregor Samsa, der eines Morgens erwacht und feststellt, dass er sich in ein riesiges, abstoßendes Insekt verwandelt hat. Seine neue Existenz als Käfer hat zur Folge, dass er seinen Beruf als Handlungsreisender nicht mehr ausüben kann. Da er kein Geld mehr verdient, verliert seine Familie das Interesse an ihm. Was Gregor Samsa in seine menschliche Gestalt zurückverwandeln könnte, wäre allein die Anteilnahme seiner Familie. Die bleibt jedoch aus. Die Familie ist angewidert, lässt ihn verkommen und richtet kein menschliches Wort an ihn. Als Gregor stirbt, atmet alles auf.

Der Erzählton ist sehr sachlich und nüchtern. Kafka erzählt die Geschichte mit großer Liebe für das groteske Detail. Kennzeichnend ist, dass der Einbruch des Irrealen in die Alltagswelt von allen Beteiligten wie selbstverständlich hingenommen wird. Wie die meisten Werke Kafkas wurde auch „Die Verwandlung“ früh aus psychoanalytischer Perspektive gedeutet.

In der Strafkolonie, Erzählung (1919)

Bereits im Oktober 1914, während er an seinem Roman "Der Prozess" arbeitete, hatte Kafka in Prag die Erzählung "Die Strafkolonie" geschrieben. Doch erst 1919 kam der Text heraus. In seinem Mittelpunkt steht ein Forschungsreisender, der in einem fremden Land ein Straflager auf einer Insel besichtigt. Er soll Zeuge eines Hinrichtungsvorgangs werden, bei dem eine Foltermaschine dem Verurteilten seine Schuld als blutige Schrift in den Leib ritzen wird. Unabhängig von der Schwere der Schuld soll der Delinquent auf diese Weise zwölf Stunden lang gefoltert wrden, bis der Tod ihn schließlich erlöst. Erst durch diese Folter wird der Angeklagte auch erkennen, wessen er beschuldigt wird.

Die Form der Exekution, vom verstorbenen Lagerkommandant erfunden, ist im Straflager gängige Praxis, aber nicht mehr unumstritten. Der Offizier, der den Forschungsreisenden durch das Lager führt, möchte daher von dem Besucher eine Befürwortung der Methode. Die kann der nicht geben, er wagt es jedoch auch nicht, öffentlich Kritik an der Foltermaschine zu äußern. Der Offizier bricht daraufhin die geplante Hinrichtung ab und legt sich selbst in die Maschine. Seine Exekution - mit einem neuen, auf ihn abgestimmten Text - vollzieht sich wesentlich schneller ...

Die Entstehungszeit der Erzählung, der Beginn des Ersten Weltkriegs, spiegelt sich im Text wider. Kafka war zwar vom Kriegsdienst freigestellt. Die Front war in Prag jedoch nicht fern. Außerdem sammelten sich in der Stadt die polnischen Juden, die aus den Kriegsgebieten geflüchtet waren. Darüber hinaus klingt in der Erzählung das für Kafka typische Motiv der Selbstquälerei an. Kurt Tucholsky bezeichnete "In der Strafkolonie" als "unbedenklich wie Kleist" - gemeint ist wohl: als bedenkenlos im Sinne von klar und offen.

Der Prozess, Roman (1925)

„Der Prozess“ ist ein Roman von Franz Kafka. Entstehung 1914/1915. Teildruck? 1915 unter dem Titel „Vor dem Gesetz“ in der Zeitschrift „Selbstwehr“. Erste Buchausgabe 1925 postum durch Max Brod im Verlag Die Schmiede? Berlin. Die Veröffentlichung des Romans erfolgte entgegen Kafkas Absichten. Die Kapitelreihenfolge ist umstritten.

Held des Romans ist der Bankbeamte Josef K., der am Morgen seines 30. Geburtstags nach dem Aufwachen ohne Angabe von Gründen verhaftet wird. Mit der Verhaftung verliert Josef K. den vertrauten Bezug zu seiner Umwelt. Die Handlung erstreckt sich über zwölf Monate, in denen es K. nicht gelingt, das Gericht von seiner Unschuld zu überzeugen. Er sucht Hilfe im Bereich des Berufs, der Kunst, der Wissenschaft und der Liebe. Vergeblich. Durch die Anklage wachsen in K. Schuldgefühle, die fortan sein Denken und Handeln bestimmen. Am Ende wird K. für schuldig befunden und hingerichtet, ohne dass er den Grund der Anklage erfährt.

Die Geschichte wird aus der Perspektive der Hauptfigur erzählt. Kafka verwendet eine nüchterne und knappe Sprache, die trotz ihrer Kargheit intensive Stimmungen und Situationen erzeugt. Erste Übersetzungen erschienen 1933 in Frankreich und Italien. Der Roman wurde mehrfach verfilmt und dramatisiert?, unter anderem von André Gide? und Jan Grossman?.

Weitere Erzählungen und Fragmente

Kafka selbst bezeichnete seine Erzählungen als "Stückchen" oder bestenfalls als "Geschichten". Doch nehmen sie längst einen festen Platz in seinem Gesamtwerk ein. Dies gilt nicht nur für die bekannten Erzählungen wie "Die Verwandlung" und "Das Urteil", sondern auch für weniger prominente Titel und Prosaminiaturen, die teilweise als Vorstudien? zu seinen Romanen entstanden sind oder als Fabeln, Parabeln und Allegorien für sich stehen.

Interessant ist es, die Fragmente? zu manchen Texten wie etwa "Der Jäger Gracchus" als Synopse? nebeneinander zu lesen, ohne die editorischen? Eingriffe Max Brods.

Der Heizer, Erzählung und Romanfragment (1913)

1913 erschien Kafkas Erzählung "Der Heizer". In ihrem Mittelpunkt steht Karl Roßmann, ein 16-Jähriger, der von seinen Eltern nach Amerika geschickt wird, nachdem er verführt wurde und unfreiwillig ein nichteheliches Kind gezeugt hat. In Amerika angekommen, gerät er an den Schiffsheizer, dessen Kampf um mehr Gerechtigkeit der gutmütige und naive Karl zu seinem eigenen macht. Nur schwer kann er sich von dem Mann lösen, als sein reicher und gut gestellter Onkel ihn vom Schiff abholt.

Die Erzählung bildet den Auftakt eines Romanfragments, das Max Brod 1927 posthum unter dem Titel "Amerika" herausbrachte. Kafka selbst hatte den Roman "Die Verschollenen" nennen wollen.

Ein Landarzt, Erzählung (1918)

Im vorletzten Kriegsjahr 1917 schrieb Kafka die Erzählung "Ein Landarzt". Sie erschien 1918 und wurde 1920 noch einmal zusammen mit 13 weiteren Prosatexten unter demselben Titel veröffentlicht. Die Sammlung hat Kafka seinem Vater gewidmet.

In der Titelgeschichte wird ein Landarzt zu einem erkrankten Jungen gerufen. Er hat kein Pferd, um dorthin zu gelangen, und tritt in seiner Verzweiflung die Tür des Schweinestalles ein. Dahinter taucht plötzlich ein gewalttätiger Fremder mit zwei Pferden auf, die der Arzt nimmt. Er reitet vom Hof, wohl wissend, dass in seiner Abwesenheit seine Haushälterin Rosa von dem Fremden überfallen wird.

Den Jungen findet der Arzt mit einer rosa(!)farbenen Wunde voller Würmer vor. Er kann ihn nicht heilen und wird von den Dorfleuten nackt zu dem Kranken ins Bett gelegt. Schließlich gelingt es ihm zu fliehen, nackt reitet er auf einem der Pferde nach Hause zurück, doch die auf dem Hinweg wie tollen Tiere schleichen nun dahin. Mit dieser Szene und den Selbstvorwürfen des Arztes endet die Erzählung.

Das Motiv des plötzlich geöffneten Schweinestalles mit dem Mann und den Pferden darin ist psychoanalytisch? gedeutet worden: als Befreiung der inneren Kräfte des Arztes. Dem entspräche die Wunde des Jungen als Symbol für die verdrängten Triebe. Jedoch lässt sich die Geschichte auch sozialkritisch? lesen - ein Onkel Kafkas arbeitete in Mähren als Landarzt. Kafka selbst bezeichnete sie als eine seiner wenigen wirklich gelungenen Erzählungen.

Der Dorfschullehrer, Erzählung (posthum)

Zwischen Dezember 1914 und Januar 1915 entstand die Erzählung "Der Dorfschullehrer". Kafka vollendete sie jedoch nicht, und der Text erschien erst posthum, von Max Brod unter dem Titel "Der Riesenmaulwurf" herausgegeben.

Er handelt davon, wie sich zwei Männer, ein Kaufmann (der Ich-Erzähler) und ein Dorfschullehrer, in eine Debatte über einen Riesenmaulwurf verbeißen. Ursprünglich wollte der Kaufmann dem Lehrer helfen, mit einer kleinen Abhandlung über den Maulwurf wissenschaftlichen Erfolg zu erringen. Jedoch entsteht aus Misstrauen und Rivalität statt eines Miteinanders ein Gegeneinander der beiden. Die Erzählung thematisiert auf diese Weise, wie unvereinbar menschliche Ziele wie Hilfsbereitschaft und persönlicher Ehrgeiz oft sind.

Der Jäger Gracchus, Erzählung (posthum)

Fragment? blieb die Erzählung? "Der Jäger Gracchus". Sie entstand 1917 und wurde posthum von Max Brod herausgegeben, der ihr ihren Titel gab. Sie handelt von einem Mann, der zwar gestorben ist, aber nicht im Totenreich ankommen kann. Auf einer Barke landet er in einem kleinen italienischen Badeort Riva, wo er vom Bürgermeister befragt wird. Der Name des Mannes lautet: Gracchus. Er sei ein Jäger in Deutschland gewesen und beim Verfolgen einer Gemse umgekommen. Er müsse immer weiter um die Welt segeln, in seiner Kajüte liegend, den Blick auf einen Buschmann gerichtet, der ihn mit einem Speer bedrohe.

Literaturwissenschaftler? sehen einen Zusammenhang zwischen dem Namen Gracchus (ital. gracchio - Dohle) und dem tschechischen Kavka - Dohle. Demnach meinte Kafka mit dem Untoten sich selbst.

Übrigens ...

war Franz Kafka ein leidenschaftlicher Vorleser?. Meistens las er in Prag. Mit einer einzigen Ausnahme: Im November 1916 las er in München aus seiner Erzählung „In der Strafkolonie“.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Franz Kafka bei Jokers
  • Die Verwandlung. EA 1915. Köln, Anaconda Verlag 2005, ISBN: 978-3938484135
  • In der Strafkolonie EA 1919. Frankfurt am Main, Suhrkamp Verlag 2006, ISBN: 978-3518188781
  • Der Prozess. EA 1925. Köln, Anaconda Verlag 2006, ISBN: 978-3938484777
  • Das Schloss. EA 1926. Köln, Anaconda Verlag 2007, ISBN: 978-3866471061
  • Amerika. EA 1927. Frankfurt am Main, Suhrkamp Verlag 1997, ISBN: 978-3518391549
  • Brief an den Vater. EA 1952. Frankfurt am Main, Insel Verlag 2003, ISBN: 978-3458346494
  • Briefe an Felice und andere Korrespondenz aus der Verlobungszeit. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1976, ISBN: 978-359621697
  • Das Urteil und andere Erzählungen, Suhrkamp Basis Bibliothek? (SBB) Nr.36, Frankfurt am Main, 2. Aufl. März 2003, ISBN: 978-3518188361

Hörbücher

  • Amerika. 2CDs. Berlin, Audio Pool 2005, ISBN: 978-3937362052
  • Das Schloss. 6CDs. Düsseldorf, Patmos Verlag 2006, ISBN: 978-3491912052
  • Das Urteil. CD. Berlin, Argon Verlag 2004, ISBN: 978-3870247362
  • Die Verwandlung. 2CDs. Hamburg, Hörgut! Verlag 2004, ISBN: 978-3938230008

Sekundärliteratur

  • Müller, Michael: Franz Kafka Romane und Erzählungen. Interpretationen. Ditzingen, Reclam Verlag 2003, ISBN: 978-3150175217
  • Murray, Nicholas: Kafka und die Frauen. Düsseldorf, Artemis & Winkler 2007, ISBN: 978-3538072428
  • Prinz, Alois: Auf der Schwelle zum Glück. Die Lebensgeschichte des Franz Kafka. Frankfurt am Main, Suhrkamp Verlag 2007, ISBN: 978-3518458945
  • Stach, Reiner: Kafka - Die Jahre der Entscheidungen. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2004, ISBN: 978-3596161874
  • Wagenbach, Klaus: Franz Kafka. Bilder aus seinem Leben. Berlin, Wagenbach Verlag 1994, ISBN: 978-3803135476
  • Wagenbach, Klaus: Franz Kafka. Reinbek, Rowohlt Verlag 2002, ISBN: 978-3499506499
  • Wagenbach, Klaus: Kafkas Prag. Ein Reiselesebuch. Berlin, Wagenbach Verlag 1993, ISBN: 978-3803111418

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