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Lagerlöf, Selma

Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf (geb. 20. November 1858 auf Gut Mårbacka (heute zu Sunne gehörend) in Schweden; gest. 16. März 1940 ebd.) war eine schwedische Schriftstellerin. 1909 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur.

Leben und Schreiben

Homepage der Selma-Lagerlöf-Gesellschaft - (c) www.selmalagerlof.org

Selma Lagerlöf wurde 1858 auf Gut Mårbacka in der Provinz Värmland geboren. Die Eltern ihres Vaters, Leutnant Erik Gustaf Lagerlöf, stammten beide aus Pfarrersfamilien. Von dieser Seite kam auch das - bereits etwas heruntergewirtschaftete - Gut. Die Mutter Loise Lagerlöf, geborene Wallroth, entstammte einer Kaufmannsfamilie. Selma hatte noch zwei Schwestern und zwei Brüder, sie war das zweitjüngste Kind. Ihre ältere Schwester Anna starb früh an Tuberkulose. Ihrer jüngeren Schwester Gerda fühlte sich Selma am meisten verbunden.

Selma Lagerlöf wurde mit einem Hüftleiden geboren. Als sie drei Jahre alt war, waren ihre Beine eine Zeitlang völlig gelähmt. In ihrer Autobiographie "Aus meinen Kindertagen" (1930) schildert sie das Hüftleiden als deutliche Einschränkung. So habe sie sich als junges Mädchen einmal überhaupt nicht auf einen Ball freuen können, weil sie im Voraus wusste, dass niemand sie auffordern würde. Die Behinderung - so das Selbstbild - habe sie zur Außenseiterin gemacht und zur Introspektion gezwungen, daher auch die Entscheidung für den Beruf der Schriftstellerin, den sie bereits mit sieben Jahren anstrebte. Lagerlöf hinkte ihr Leben lang ein wenig, woran auch physiotherapeutische Behandlungen nichts änderten, die sie mit neun und 14 Jahren in Stockholm erhielt.

Während die Jungen zur Schule gingen, wurden die Mädchen daheim auf dem Gut unterrichtet. Schon früh begeisterte sich Selma für das Geschichtenerzählen und Lesen. Ihre Großmutter und die Dienstboten erzählten ihr Sagen und Gespenstergeschichten und ihre Tante wusste viele Begebenheiten von den anderen Gütern Värmlands, die später in den Roman "Gösta Berling" eingehen sollten.

1881 erreichte Selma Lagerlöf es gegen den Willen des Vaters, dass sie nach Stockholm auf ein Mädchengymnasium gehen konnte. Von 1882 bis 1885 schloss sich eine Ausbildung zur Volksschullehrerin in der Hauptstadt an. Zehn Jahre, bis 1895, arbeitete Lagerlöf als Volksschullehrerin in Landskrona und finanzierte mit ihrem Verdienst auch den Lebensunterhalt ihrer Mutter und einer Tante. Nachdem der Vater 1885 gestorben war und sich die ohnehin schlechte wirtschaftliche Situation der Familie weiterhin zuspitzte, musste 1890 das Gut Mårbacka verkauft werden - ein tiefer Einschnitt auch für Selma Lagerlöf, die fortan ein großes Ziel hatte: ihr Geburtshaus zurückzuerwerben.

Erste literarische Versuche

In ihrem Tagebuch, das sie seit 1873 führte, kam auch ihr Wunsch, Schriftstellerin zu werden, immer wieder zur Sprache. Sie müsse dankbar sein für alle Erlebnisse, auch für die schlechten, ermahnte Lagerlöf sich als Jugendliche selbst. Wie könne sie sonst fühlen, was es bedeute, unglücklich zu sein? Die ersten literarischen Versuche machte sie allerdings auf dem Feld der Lyrik - ohne dafür erkennbar begabt zu sein. Die Frauenrechtlerin Eva Fryxell hatte die 22-Jährige auf einer Hochzeit eigene Verse vortragen hören und sie aufgefordert, Gedichte bei einer Zeitung einzureichen. Doch dieser erste Versuch scheiterte - keines wurde gedruckt.

"Gösta Berling" (1891)

Fryxell war es dann auch, die Lagerlöf zum Besuch des Lehrerinnenseminars ermutigte. Während ihrer Ausbildung und als junge Lehrerin schrieb Lagerlöf weiter. Manche ihrer Gedichte schafften es nun in die Öffentlichkeit: Sie wurden in der Frauenzeitschrift "Dagny" abgedruckt, die von Sophie Adlersparre herausgegeben wurde. In Landskrona begann Lagerlöf, die Geschichten aus ihrer värmländischen Heimat niederzuschreiben, damit sie nicht verlorengingen, und mehrere davon zu einem Roman zusammenzustellen. Dessen erste fünf Kapitel reicht die 32-Jährige bei einem Preisausschreiben für Novellen der Frauenzeitschrift "Idun" ein. Sie errang damit den ersten Platz.

Der komplette Roman, "Gösta Berling", erschien 1891, nachdem sich Lagerlöf dank eines Stipendiums von Sophie Adlersparre ein Jahr darauf hatte konzentrieren können. Im Mittelpunkt der Handlung, welche die einzelnen Kapitel lose verknüpft, steht der Titelheld - ein wegen Trunksucht abgesetzter Geistlicher, der auf dem värmländischen Gut Ekeby zum Anführer mehrerer entwurzelter Männer aus besseren Kreisen wird, hauptsächlich abgedankter Offiziere. Mit Spielen, Musik und Liebesaffären vertreiben sie sich während der Abwesenheit der Gutsherrin die Zeit - bis Berling sich in die schöne Elisabeth Dohna verliebt, die gegen ihren Willen verheiratet werden soll, genauso wie einst die Herrin von Ekeby, die freigeistige Majorin Samzelius. Berling bereut schließlich sein ausschweifendes Leben und versucht, es zu büßen. So erhält er zuletzt die Hand von Elisabeth Dohna.

Lagerlöfs Debüt? erhielt zunächst keine guten Kritiken - weder von der konservativen noch von der liberalen Seite. Viele empfanden die Mischung aus Christentum und Sozialismus als gouvernantenhaft. Das Bild änderte sich jedoch, als der dänische Literaturkritiker Georg Brandes 1893 die dänische Übersetzung sehr positiv besprach. Nun fand das Buch immer mehr Leser und leitete um die Jahrhundertwende die romantische Renaissance in Schweden ein. Mit der Entwicklung der Filmtechnik zeigte sich, dass dieser Stoff auch leinwandtauglich war: Noch zu Stummfilmzeiten wurde er mehrfach verfilmt, unter anderem mit Greta Garbo.

1895 erschien die zweite Auflage? von "Gösta Berling". Selma Lagerlöf konnte es sich nun leisten, den Schuldienst zu quittieren. Sie erhielt ein Reisestipendium des schwedischen Königs und der Schwedischen Akademie und reiste durch Mittel- und Südeuropa. Unter dem Eindruck Siziliens schrieb sie dann ihren zweiten Roman "Die Wunder des Antichrist" (1897), einen Ideenroman?, der ebenfalls episodisch aufgebaut ist. Wieder geht es um das Verhältnis von Christentum und Sozialismus: Der "Antichrist" ist die Imitation eines wundertätigen Christusbildes, die ihrerseits Wunder vollbringt.

"Nils Holgersson" (1906)

Lagerlöf zog nun nach Dalarna in Mittelschweden, wo die Tradition und Kultur des Landes besonders lebendig war. Aus Nås in Dalarna wanderte 1896 eine Gruppe religiös erweckter Bauern nach Palästina aus. Lagerlöf, die 1899/1900 mit ihrer Freundin Sophie Elkan selbst Palästina bereiste, verarbeitete diesen Stoff in dem zweibändigen Auswandererroman "Jerusalem" (1901/1902).

1906 brachte sie ihr berühmtestes Buch heraus: "Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen". Anlass war die Bitte des Schwedischen Volksschullehrerverbandes, ein Buch zu schreiben, das den Schulkindern die schwedische Kultur nahebringen sollte. Lagerlöf erfand den 14-jährigen Titelhelden, einen Kätnersohn und Tunichtgut, der, weil er einen Wichtel beleidigt, in einen Däumling verwandelt wird. Kein Tier will ihm helfen, denn Nils ist zuvor auch ein großer Tierquäler gewesen. Nur ein Ganter, der sich in eine Wildgans verliebt hat, erbarmt sich. Er nimmt Nils mit auf die Reise der Wildgänse gen Norden. Unterwegs lernt Nils die einzelnen Provinzen Schwedens kennen, er hört bei jedem Halt von den örtlichen Sagen und Bräuchen, aber auch von den wirtschaftlichen Problemen der Landbevölkerung, die von Großgrundbesitzern unterdrückt wird. Am Schluss muss er eine moralische Prüfung bestehen, die darüber entscheidet, ob er wieder seine menschliche Größe erlangen darf.

Das Buch wurde in über 20 Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt. Seit die Rechte erloschen sind, erscheinen außerdem neue Nils-Holgersson-Geschichten.

Rückkehr nach Mårbacka

Bereits 1904 hatte Selma Lagerlöf die Goldene Medaille der Schwedischen Akademie erhalten. Fünf Jahre später folgte dann die größte Auszeichnung überhaupt: der Nobelpreis für Literatur. 1914 wurde die Schriftstellerin das erste weibliche Mitglied der Schwedischen Akademie. Von der theologischen Fakultät Kiel und der philosophischen Fakultät Greifswald erhielt sie Ehrendoktorwürden.

Anfang 1908 erfüllte sich Selma Lagerlöfs größter Wunsch: Sie kaufte bei einer Versteigerung das Herrenhaus von Mårbacka zurück. Mit dem Preisgeld für den Nobelpreis erwarb sie 1910 auch das dazugehörige Land. Später erweiterte sie den Grundbesitz noch einmal. Nachdem sie das Herrenhaus 1921 bis 1923 komplett umgebaut hatte, zog sie von Dalarna ganz dorthin.

Sich für andere Menschen zu engagieren, das war der Schriftstellerin nicht nur in ihren Büchern, sondern auch in ihrem eigenen Leben wichtig: Bereits 1906 hatte sie einen Waisenjungen aufgenommen, der zufällig Nils Holgersson hieß und den man ihr wegen dieser Namensgleichheit vorgestellt hatte. Ihr Pflegesohn wurde später Bauarbeiter und wanderte in die USA aus. Lagerlöf spendete und half, wo man sie bat. Außerdem setzte sie sich für das Frauenwahlrecht sowie für eine bessere Ausbildung und bessere Arbeitsmöglichkeiten für Frauen ein. Zweimal hätte sie sich als Abgeordnete in das schwedische Parlament wählen lassen können, was sie jedoch nicht wollte. Durch ihre Intervention ermöglichte Selma Lagerlöf es auch, dass die deutsche Dichterin Nelly Sachs? und ihre Mutter 1940 in letzter Minute aus dem nationalsozialistischen Deutschland fliehen konnten.

Lagerlöf blieb zeitlebens unverheiratet. Unklar ist, ob ihre enge Freundschaft zu der Schriftstellerin Sophie Elkan und zu Valborg Olander mehr als nur platonisch war. Beide Freundschaften dauerten bis zum Tod Lagerlöfs. Die Schriftstellerin starb am 16. März 1940 in ihrem Haus in Mårbacka.

Übrigens ...

... hat Selma Lagerlöf ihrer Großmutter später in ihrer Weihnachtsgeschichte "Die Heilige Nacht" ein literarisches Denkmal gesetzt. In vielen Geschichten hat die Schriftstellerin auch die skandinavischen Weihnachtsgebräuche, vom Luciatag bis hin zum Dreikönigsfest, lebendig werden lassen.

Auszeichnungen (Auswahl)

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Selma Lagerlöf bei Jokers
  • Gösta Berling (OA: Gösta Berlings saga, 1891). EA 1896.
  • Die Wunder des Antichrist (OA: Antikrists mirakler, 1897).
  • Jerusalem (OA: Jerusalem, 1901 u. 1902). EA: 1902 u. 1903.
  • Herrn Arnes Schatz (OA: Herr Arnes penningar, 1905).
  • Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen (OA: Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige, 1906). EA 1907.
  • Der Kaiser von Portugallien (OA: Kejsarn av Portugallien, 1902). EA 1914.
  • Mårbacka (OA: Mårbacka, 1922). EA: 1923.
  • Aus meinen Kindertagen (OA: Ett barns memoarer, 1930).
  • Tagebuch der Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf (=A: Dagbok för Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf, 1932).
  • Geschichten zur Weihnachtszeit. Nymphenburger Verlag, München, Neuaufl. 2011, ISBN: 978-3-485-00996-6

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