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Lawrence, D. H.

D. H. Lawrence (geb. 11. September 1885 in Eastwood/Nottinghamshire; gest. 2. März 1930 in Vence, Frankreich) war ein englischer Schriftsteller.

Leben

D(avid) H(erbert) Lawrence war das vierte von fünf Kindern des Bergarbeiters Arthur John Lawrence und der Lehrerin Lydia Lawrence. Schon als Kind und Jugendlicher erlebte er in seiner vom Bergbau geprägten Heimat den Widerstreit zwischen der ländlich-bäuerlichen Lebensweise und den Lebensbedingungen unter den Vorzeichen der Industrialisierung. Je rationalisierter die Welt, so Lawrences Überzeugung später, desto mehr leidet die menschliche Lebenskraft - inklusive der Sexualität. So verfocht er die Rückkehr zu einem natürlichen, sinnlichen Umgang mit der Liebe - wie er ihn auch in seinen Büchern schilderte.

Lawrence besuchte mit einem Stipendium die Oberschule in Nottingham und begann anschließend, im Sommer 1901, in einer Fabrik in Nottingham als Bürolehrling. Im Herbst 1901 wurde sein älterer Bruder William, der Angestellter in London war, krank und starb. Im Winter bekam dann David Herbert eine Lungenentzündung, und als er wieder gesund war, hatte er unter dem Einfluss seiner Mutter beschlossen, Lehrer zu werden. Er ging an die British School in Eastwood und blieb dort von 1902 bis 1906.

Während seiner Genesung hatte Lawrence sich mit der Familie Chambers angefreundet, vor allem mit dem Sohn Alan und der Tochter Jessie. Jessie sollte für Lawrence zu einer intellektuellen Gefährtin werden. Sie war es auch, die ihn zum Schreiben animierte - zunächst Lyrik, bald auch erzählende Prosa: Kurzgeschichten und den Entwurf zu einem Roman "Laetitia" - eventuell einer Frühform von "The White Peacock". Von 1906 bis 1908 besuchte Lawrence das University College Nottingham. Anschließend arbeitete er als Lehrer in Croydon im Süden von London.

Ende 1907 gewann Lawrence einen Kurzgeschichten-Wettbewerb der Zeitung "Nottingham Guardian". 1909 wurden Gedichte von ihm in der "English Review" publiziert. Der Herausgeber? las auch "Der weiße Pfau", empfahl es einem Verleger, und so erschien dieser erste Roman von Lawrence 1911. Im Jahr zuvor war Lawrences Mutter gestorben - die Entstehung des Buches hatte sie jedoch noch miterlebt. Kurz nach ihrem Tod begann Lawrence eine Beziehung mit seiner einstigen Schulfreundin Louie Burrows.

Während seiner Zeit in Croydon las er William James?, Baudelaire? und Nietzsche. Das entfernte ihn vom christlichen Glauben, dem er bis dahin angehangen hatte. Wegen einer Tuberkuloseerkrankung musste er den Lehrerberuf 1912 schließlich aufgeben und kehrte nach Nottinghamshire zurück. Dort verliebte er sich in Frieda Weekly, geb. von Richthofen, die Frau seines einstigen Professors. Die beiden flohen nach Deutschland, Friedas Heimat, dort jedoch wurde Lawrence für einen Spion gehalten und verhaftet. Nach einer Intervention durch Friedas Vater kam er wieder frei, und das Paar reiste weiter nach Italien. 1913 kehrten die beiden nach England zurück, und 1914, nachdem Frieda von Ernest Weekly geschieden war, heirateten sie.

Während des Ersten Weltkrieges war das Paar, das eigentlich auf den Kontinent hatte zurückkehren wollen, Schikanen und Zensurmaßnahmen? ausgesetzt. Geringe Einnahmen und Lawrences ständig schwache Gesundheit bildeten eine zusätzliche Belastung. Sobald es möglich war, verließen sie nach Kriegsende England wieder und waren von da an überwiegend auf Reisen: in Italien, Sizilien, Sri Lanka (damals Ceylon), Australien, Neuseeland, Tahiti, New Mexico, Mexiko und Südfrankreich. Längere Aufenthalte fanden auf der Kiowa Ranch (heute D. H. Lawrence Ranch) bei Taos, New Mexico, statt, die das Ehepaar zuerst 1922 besucht hatte und 1924 von der Eigentümerin Mabel Dodge Luhan im Gegenzug für das Manuskript von "Söhne und Liebhaber" übernahm. "Der Hengst St. Mawr" (1925) und "Die gefiederte Schlange" (1926) entstanden hier.

1925 wurde bei D. H. Lawrence erneut Tuberkulose festgestellt. Das Ehepaar kehrte daraufhin nach Europa zurück und ließ sich in der Villa Mirenda bei Scandicci in der Toskana nieder. Hier entstand Lawrences berühmtester Roman, "Lady Chatterley" (1928). Im Jahr darauf folgte "The Escaped Cock", eine Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Auferstehung, die 1931 unter dem Titel "The Man who died" erneut herauskam. Im Alter von 44 Jahren starb D. H. Lawrence am 2. März 1930 in Frankreich an den Folgen der Tuberkulose. Er ist auf seiner Ranch in New Mexico begraben.

Literarische Arbeiten

"Söhne und Liebhaber" (1913)

Eine Mutter-Sohn-Beziehung steht im Mittelpunkt dieses erkennbar autobiographisch inspirierten Entwicklungsromans. Die aus gutsituierten Verhältnissen stammende Gertrude Morel ist die Frau eines Grubenarbeiters, den sie längst nicht mehr liebt. Zuerst setzt sie all ihre Hoffnungen in ihren älteren Sohn William, der Anwalt wird und dessen Beziehung zu der hübschen Lily sie eifersüchtig und mit Erfolg zu hintertreiben versucht. Als William an einer Lungenentzündung stirbt, konzentriert sich die Mutter auf den jüngeren Sohn Paul, der nun ebenfalls krank wird und den sie hingebungsvoll pflegt. Auf Miriam, in die Paul verliebt ist, ist sie ebenfalls eifersüchtig - allerdings ist diese Beziehung wegen Miriams religiöser Einstellung rein platonisch.

Dann lernt Paul die verheiratete, aber getrennt lebende Clara kennen und beginnt mit ihr eine Affäre, die wegen ihrer fast ausschließlich erotischen Natur weniger die Eifersucht der Mutter erregt. Doch Miriam will den Freund nicht verlieren und gibt sich ihm, in einer Art "Selbstaufopferung", nun auch hin. Paul aber erkennt, dass sie ihn auf diese Weise nicht wirklich liebt, und trennt sich von ihr. Jedoch ist Clara nun zu ihrem Mann zurückgekehrt, denn sie hat eingesehen, dass Paul ihre Gefühle nicht in dem Maß erwidert, wie sie ihn liebt. So bleibt Paul nur die Pflege seiner mittlerweile todkranken Mutter. Als sie schließlich stirbt, ist er untröstlich und schöpft nur aus dem Gedanken Mut, dass sie in ihm weiterleben wird.

Die deutsche Erstausgabe des Romans erschien 1925.

"Lady Chatterley" (1928)

Auch dieser Roman lässt unschwer Parallelen in D. H. Lawrences eigenem Leben erkennen. Constance (Connie) Chatterley lebt mit ihrem im Ersten Weltkrieg schwer verwundeten Ehemann Clifford im Herrenhaus Wragby Hall. Clifford, der im Rollstuhl sitzt, vernachlässigt seine Frau und steigert sich in den Wahn hinein, er müsse ein erfolgreicher Schriftsteller werden. Schließlich teilt er der zunehmend frustrierten Connie mit, er sei bereit, gelegentliche sexuelle Abenteuer zu akzeptieren und auch ein Kind, sollte eines daraus entstehen, als seines anzunehmen.

Zwischen Connie und dem Waldhüter Oliver Mellors entspinnt sich eine Beziehung, die Connie wieder einen Zugang zu ihrer eigenen Sinnlichkeit und Sexualität finden lässt. Gleichzeitig ist Oliver Mellors, der aus einer Bergarbeiterfamilie stammt, nicht der ungehobelte Mensch, als der er sich gibt. Er hat eine gute Erziehung genossen und es in Indien bis zum Offizier gebracht. Ein Lungenleiden zwang ihn jedoch, seinen Abschied zu nehmen. Verbittert durch eine gescheiterte Liebe, hat er sich in die Wälder zurückgezogen. Doch die Beziehung zu Connie weckt auch in ihm wieder das Vertrauen in die Gefühle. Schließlich wird Connie schwanger. Sie beschließt, sich von ihrem Mann zu trennen und einstweilen zu ihrer Schwester nach Schottland zu ziehen. Mellors schreibt ihr dorthin - er ist fest entschlossen, mit ihr sein weiteres Leben zu verbringen.

In der Figur des Oliver Mellors zeichnete Lawrence sein Ideal eines naturnahen, sinnlich-vitalen Menschen, der durch die Begegnung mit einem anderen lernt, seine Gefühle wahr- und anzunehmen - im Gegensatz zu Clifford, der seine Gefühle komplett ausblendet. Die sexuellen Begegnungen zwischen Mellor und Connie beschrieb Lawrence sehr freizügig. Das brachte dem Buch den Vorwurf ein, es sei Pornographie?. Bis 1960 durfte es in England nicht veröffentlicht werden. In Wirklichkeit jedoch, so argumentierte der Literaturwissenschaftler und Soziologe Richard Hoggart? in seinem Plädoyer gegen die Zensur? 1960, ging es Lawrence um die Überwindung des Gegensatzes zwischen Körper und Geist, um eine Harmonie zwischen beiden. Die deutsche Erstausgabe des Romans erschien 1930.

Übrigens ...

... hat sich D. H. Lawrence zeitlebens für Bildende Kunst interessiert und, vor allem in seinen letzten Lebensjahren, auch selbst gemalt. 1929 fand eine Ausstellung mit seinen Werken in London statt. Die meisten Bilder befinden sich heute auf der Ranch in Taos.

Werke (Auswahl)

Romane
  • Der weiße Pfau (OA: The white Peacock, 1911).
  • Söhne und Liebhaber(OA: Sons and Lovers, 1913).
  • Der Regenbogen (OA: The Rainbow, 1915).
  • Liebende Frauen (OA: Women in Love, 1920).
  • Die gefiederte Schlange (OA: The Plumed Serpent, 1926).
  • Lady Chatterley (OA: Lady Chatterley’s Lover, 1928).
  • Der Mann, der gestorben war (OA: The Escaped Cock, 1929/The Man, wo died, 1931).
Bühnenstücke
  • A Collier's Friday Night, 1907/8
  • The Daughter in Law, 1912
  • The Fight for Barbara, 1912
  • The Married Man, 1912
  • The Merry-go-round, 1912
  • The Widowing of Mrs Holroyd, 1914
  • Touch and Go, 1920
  • David, 1926

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