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Lesung

<div style="padding:10px; border:1px solid red;"> Als Lesung bezeichnet man

  • den Vortrag eines Gesetzestextes während eines Gesetzgebungsverfahrens
  • den liturgischen Vortrag eines Textes während einer gottesdienstlichen Veranstaltung
  • die Vorlesung an einer Hochschule
  • den öffentlichen Vortrag eines Autors. Um diese Form der Lesung geht es hier.

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Definition

Judith Zander liest bei den Klagenfurter Tagen der  deutschen Literatur 2010 - (c) ORF

Als Lesung bezeichnet man den öffentlichen Vortrag eines Autors. Meist liest der Autor selbst aus einem eigenen bereits erschienenen Buch oder aus einem Manuskript. Veranstaltungsorte sind z. B. Literaturhäuser?, Lesebühnen?, Buchhandlungen oder Bibliotheken. Die meisten Lesungen sind heutzutage eine Mischung aus Literatur, Marketing und Geselligkeit. Ungewöhnliche Veranstaltungsorte können der Lesung einen zusätzlichen Reiz verschaffen: So sind z. B. auch Kneipen, Restaurants, fahrende U-Bahn-Züge oder öffentliche Plätze sehr beliebt.

Foto: ORF

Buchhandlung oder Theatersaal?

Viele Verlage nutzen Lesungen, um Autoren und Bücher beim Publikum bekannt zu machen. Sie sind also ein nicht unwesentlicher Teil des Marketings. Vor allem Buchpremieren? besitzen in diesem Zusammenhang einen besonders hohen Stellenwert und werden daher oft in festlichem Rahmen gefeiert.

Je nach Bekanntheit des Autors finden Lesungen in kleineren Buchhandlungen oder in größeren Literaturhäusern? statt. Es geht aber auch noch üppiger: Die Lesungen von Günter Grass sind seit Jahrzehnten wahre Publikumsmagneten und füllen mitunter ganze Theatersäle bis auf den letzten Platz. Dieses Ambiente ist aber die Ausnahme und an die außergewöhnliche Prominenz weniger Autoren gebunden.

…und anschließend ein Autorengespräch

Häufig wird die Lesung mit einem Autorengespräch verknüpft, das zumeist im Anschluss an die Lesung stattfindet. Dabei rufen besonders Autoren von Sachbüchern, die über aktuelle oder brisante Angelegenheiten schreiben (und anschließend sprechen), große Resonanz beim Publikum hervor. Viele Autoren machen Lesungen, um sich mit dem Publikum auszutauschen. Denn der direkte Kontakt mit den Lesern wird oft mit einem spontanen Feedback belohnt.

Autoren belletristischer? Literatur sollten zumindest über eine kleine Prise darstellerisches Potential verfügen, um die Lesung – und eventuell auch das anschließende Gespräch – zu einem Erfolg werden zu lassen. Außergewöhnlich beliebt sind z. B. die Lesungen von Wladimir Kaminer, der sowohl sein Lese- als auch sein Live-Publikum mit Witz, Ironie und ungewöhnlichen Einsichten begeistert.

Einige Literaturhäuser? engagieren Schauspieler oder professionelle Sprecher, um die Texte vortragen zu lassen. Das ist häufig dann der Fall, wenn die Autoren bereits gestorben sind, ihr Werk? aber noch immer die Phantasie der Leser beschäftigt, z. B. Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Joachim Ringelnatz. Fremdsprachige Literatur wird meist in Übersetzungen dargeboten, hin und wieder aber auch in zweisprachigen Lesungen.

Poetry Slam und Open Mike

Beim Poetry Slam? und Open Mike spielt die Atmosphäre der Lesung eine zentrale Rolle. Hier treten mehrere Autoren oder Autoren-Gruppen vor Publikum auf. Nicht selten ist die Lesung mit einem Wettbewerb verknüpft: Das Publikum fiebert mit und bestimmt den Sieger. Hier wird die Lesung – oft unabhängig von der Bekanntheit des Autors – zum gemeinsamen Spaß-, Klang- und Feier-Erlebnis. Seit den 1990er Jahren ist diese Art der Lesung in Deutschland bekannt und vor allem bei jungen Autoren enorm beliebt.

Prominente lesen Schülern vor

Lesungen besitzen auch eine kulturelle und pädagogische Dimension. Bundesweit tätige Organisationen wie die „Stiftung Lesen?“ initiieren regelmäßig Lesungen, um junge Menschen oder erwachsene Nicht-Leser zum eigenen Lesen zu motivieren. Die Stiftung arbeitet dabei mit den Medien zusammen, erstellt Buchempfehlungslisten und veranstaltet Vorlesewettbewerbe.

Auch der „Bundesweite Vorlesetag?“ ist ein Projekt der Stiftung?: Hier lesen Prominente aus Kultur, Medien und Sport Schülern vor, um schon die Jüngsten für das geschriebene Wort zu begeistern. Hinter dem Engagement der Stiftung? steht der Gedanke, die Vorlesekultur weiter zu stärken.

Die Lesung: eine Grundform der Literatur

Lesungen sind keine kulturelle Modeerscheinung. Daher sind sie auch nicht an bestimmte Literatur-Epochen oder Gattungen gebunden. Vielmehr unterstreicht ein Blick in die Geschichte der Literatur ihren grundlegenden Beitrag zur Verbreitung von literarischen Erzeugnissen.

Dabei ist es unerheblich ist, ob – wie in unseren Tagen – aus einem Buch oder Manuskript vorgelesen wird oder – wie z. B. im Mittelalter? – hauptsächlich aus dem Gedächtnis erzählt wurde. Trotz des enormen zeitlichen Abstands hat sich der kulturelle Kern der Lesung – hier der vortragende Autor oder Erzähler, dort das lauschende Publikum – erstaunlich wenig gewandelt. Der mündliche Ursprung der Literatur lebt in der Lesung weiter fort.

Lachen mit Kafka!?
Ankündigung einer Autorenlesung mit Gottfried Benn in der Zeitschrift

Die moderne Form der Lesung, die meist eine gesellige Mischung aus Literatur, Marketing und Freizeitgestaltung ist, gilt als Kind des frühen 20. Jahrhunderts. Prägenden Einfluss hatten vor allem die legendären Autorenabende, die im Umfeld der Avantgarde-Zeitschriften?Der Sturm?“ und „Die Aktion?“ veranstalteten wurden.

Viele Dichter und Schriftsteller, die später zu Weltruhm gelangten, haben hier aus ihren Gedichten, Erzählungen oder Dramen gelesen, z. B. Gottfried Benn?, Else Lasker-Schüler, Alfred Döblin. Auch Franz Kafka fand hin und wieder den Weg vors Publikum: Seine Lesungen waren oft sehr humorvoll und erheiterten die Zuhörer – ein Umstand, der heute Erstaunen hervorrufen dürfte, gelten Kafkas Werke? doch allgemein als düster und pessimistisch.

Lesung via Internet

Zu Berühmtheit in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten die Lesungen der Gruppe 47, die aufgrund ihrer heftigen Debatten rasch zu einem Medienereignis wurden. Auf den Treffen der Gruppe 47 haben über 200 Autoren gelesen, z. B. Heinrich Böll?, Ingeborg Bachmann, Günter Grass. Darüber hinaus nahmen an den Tagungen zahlreiche Literaturkritiker teil.

Aus jüngerer Zeit ist vor allem der Ingeborg-Bachmann-Preis zu erwähnen, der jährlich im Rahmen eines mehrtägigen Wettlesens vergeben wird. Die Autoren präsentieren ihre Texte vor Publikum und Presse sowie im Fernsehen und via Internet. Durch das Zusammenspiel mit den Medien gelangten die Lesungen vor ein Massenpublikum.

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