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Ludwig, Otto

ein deutscher Schriftsteller; Begründer des psychologischen Romans

<div><a title="Deutsche Fotothek‎ [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons" href="><img width=256" alt="Fotothek df rp-a 0590003 Triebischtal-Garsebach. Otto Ludwig im Jahre 1844, Radierung von Theodor Langer," src="//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/ad/Fotothek_df_rp-a_0590003_Triebischtal-Garsebach._Otto_Ludwig_im_Jahre_1844%2C_Radierung_von_Theodor_Langer%2C.jpg/256px-Fotothek_df_rp-a_0590003_Triebischtal-Garsebach._Otto_Ludwig_im_Jahre_1844%2C_Radierung_von_Theodor_Langer%2C.jpg"/></a></div> <div>Otto Ludwig im Jahre 1844, Radierung von Theodor Langer. Deutsche Fotothek‎ [<a href="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en">CC-BY-SA-3.0-de</a>], <a href="">via Wikimedia Commons</a></div>

Leben und Schreiben

Otto Ludwig erblickte am 12. Februar 1813 in Eisfeld/Thüringen das Licht der Welt. Sein Vater war Stadtsyndikus und herzoglicher Hofadvokat von Sachsen-Meiningen. In Eisfeld besuchte Otto Ludwig ab 1823 die Volksschule, wo er gerade ein Jahr lernte, als sein Vater mit 46 Jahren starb.

In Hildburghausen besuchte Otto Ludwig ab 1825 das Gymnasium, das er 1829 wieder verließ. 1831 kam er als Schüler an das Lyzeum Saalfeld. In jenem Jahr starb auch seine Mutter Sophie Christiane geb. Otto. Nach ihrem Tod erlernte er bei seinem Onkel, von dessen Erbe er später lebte, den Kaufmannsberuf, der seinen Neigungen aber nicht entsprach.

Bereits 1833 kehrte er wieder nach Eisfeld zurück und lebte in seinem Elternhaus. Dort betrieb er musikalische und literarische Studien. Sie führten dazu, dass er 1834 die Opern "Die Geschwister" und "Die Köhlerin" im Schützenhaus von Eisfeld aufführte.

In Leipzig begann er 1839 bei Felix Mendelssohn Bartholdy Musik zu studieren, weil er von dem Meininger Herzogs Bernhard II. ein Stipendium zugesprochen bekam. Allerdings musste Otto Ludwig im Herbst 1840 sein Studium krankheitsbedingt aufgeben. Jetzt wandte sich Otto Ludwig mehr der Literatur zu. Wieder kehrte er nach Eisfeld zurück, von wo aus er noch im selben Jahr ein Partituren-Studium in Meiningen aufnahm.

Angeblich machten die Menschen in Eisfeld anzügliche Bemerkungen über sein berufs- und brotloses Leben, weshalb Otto Ludwig verletzt seine Heimat 1842 endgültig verließ und ein weiteres Mal ein Studium aufnahm. Diesmal in Leipzig. Bis 1849 lebte er kurzfristig in verschiedenen deutschen Städten, zog in diesem Jahr nach Dresden. Hier setzte sich Eduard Devrient, als Nachfolger Ludwig Tiecks 1844 bis 1852 Oberregisseur am Dresdner Hoftheater tätig, für Otto Ludwig ein. Am 4. März 1850 wurde dort im Hoftheater sein erfolgreichstes Drama "Der Erbförster" uraufgeführt?.

In Dresden freundete er sich mit Gustav Freytag?, Heinrich Laube? und Ludwig Richter? an.

1852 ging er mit Emilie Winkler die Ehe ein. Sie gebar ihm drei Kinder, die 1852 (Juda), 1854 (Ernst Reinhold Otto) und 1858 (Cordelia) geboren wurden.

1953 erlebte das Trauerspiel? "Die Makkabäer" in Dresden seine Premiere. Auch dieses Stück hatte Erfolg, doch begrenzten Skorbut und Rheuma seine Laufbahn durch körperliche Belastungen.

1860 erkrankte Otto Ludwig an einem Nervenleiden, das ihn bis zu seinem Tod begleitete.

Otto Ludwig starb am 25. Februar 1865 in Dresden. Begraben wurde Otto Ludwig auf dem Dresdener Trinitatisfriedhof.

Werk

Otto Ludwig machte den Begriff "Poetischer Realismus" bekannt, den Schelling prägte. Damit bezeichnete er eine Wirklichkeitsdarstellung, die durch die Objektivität der Erzählperspektive gekennzeichnet ist. Er gilt heute als "Urvater des psychologischen Romans und erster moderner Prosaautor in Deutschland.

Otto Ludwig selbst glaubte, seine Fähigkeiten lägen auf theoretischem oder dramatischem Gebiet, wozu vielleicht das reißerisch-kolportagehafte Stück "Der Erbförster" beitrug, das sein größter Erfolg zu Lebzeiten wahr. Seine Gedichte hielten schon die Zeitgenossen für langweilig. Am meisten aber beschäftigte sich Otto Ludwig mit theoretischen Studien über Friedrich von Schiller? und William Shakespeare, die 1891 von dem Dresdner Literaturwissenschaftler? Adolf Stern? herausgegeben wurden. Erst am Ende seines Lebens erkannte Otto Ludwig, dass er mehr Begabung als Romancier? und Prosaschriftsteller hatte. Wörtlich: "Wäre ich doch auf dem Wege der Produktion wie im Erbförster geblieben, hätte mich damit aber dem Roman zugewandt."

Im Rückblick sieht man ihn als begabten Erzähler. "Zwischen Himmel und Erde" zeigt seine Erzählkunst. Und: Bis dahin hatte niemand beim Schreiben die Seelenkunde so weit getrieben wie Otto Ludwig. "Zwischen Himmel und Erde" bezeugt die rückhaltlose Grübelei des Autors. Und es beschreibt eine Krankheit, die von der klinischen Psychologie später Zwangsneurose genannt wird. Dostojewski bohrt ein Jahrzehnt später in "Schuld und Sühne" dort weiter, wo Otto Ludwig endete.

Als neue Mittel seiner Prosa führte Otto Ludwig den Inneren Monolog und die Erlebte Rede?, zwei bahnbrechende Stilmittel?, ein. Die Handlung seiner Prosa bleibt nicht im Deskriptiven stecken, sondern Gedanken schaffen eine innere Dynamik, die so vorher unbekannt war. "Stream of consciousness" hat man das Jahrzehnte später genannt.

Früher wurde Otto Ludwig kaum geschätzt. Möglicherweise hing das damit zusammen, dass ihn die Nazis völkisch vereinnahmten und er nach dem Krieg von sozialkritisch eingestellten Literaturwissenschaftlern als spießbürgerlich abgestempelt wurde. Diese Abstempelung beruht zum einen darauf, dass er nie über den thüringisch-fränkischen Dunstkreis hinauskam und seine Prosa das Loblied bürgerlicher Ehrbarkeit und aufrechten Handwerkertums singt.

Übrigens ...

Otto Ludwig war ein welfremder Autodidakt, gegen alles Fremde misstrauisch, einsam und verkannt.

Nach dem Tod von Otto Ludwig betreute seine Tochter Cordelia sein Werk? und gab einige Schriften aus seinem Nachlass? heraus.

In Dresden gedachte man des Dichters hin und wieder. So spielte man etwa sein Stück? "Torgauer Heide" (1844) anlässlich der Eröffnung des Schauspielhauses 1913. Und 1943 stand sein Drama "Das Fräulein von Scuderi", eine Bearbeitung der Novelle von E.T.A. Hoffmann?, auf dem Spielplan des Dresdner Schauspielhauses.

1942 wurde Otto Ludwigs Meisterwerk "Zwischen Himmel und Erde" mit Werner Krauss und Wolfgang Lukschy verfilmt.

Das klassizistische Sommerhaus von Otto Ludwig in Eisfeld beherbergt heute eine Gedenkstätte mit einer 1934 vom Bildhauer Karl Röhrig geschaffenen Denkmalsbüste. Daneben gibt es noch Denkmäer in Dresden und Meiningen. 1911 enthüllte man in Dresden auf der Bürgerwiese eine Marmorherme von Arnold Kramer; 1892 stellte man im Landschaftspark Herrenberg in Meiningen eine überlebensgroße Bronzebüste des Münchner Bildhauer Adolf von Hildebrand auf.

In Eisfeld, Dresden, Meiningen, Nordhausen und Berlin-Charlottenburg sind Straßen nach Otto Ludwig benannt.

Werke (Auswahl)

Prosa

  • Die wahrhaftige Geschichte von den drei Wünschen, Märchen 1842
  • Die Emanzipation der Domestiken, Erzählung, 1843
  • Zwischen Himmel und Erde, Roman, 1856
  • Die Heiterethei und ihr Widerspiel, Aus dem Regen in die Traufe, 1857
  • Studien, Gesammelte Schriften, 1860
  • Shakespeare Studien, Studien, 1871

Dramen

  • Das Fräulein von Scuderi, Schauspiel nach der gleichnamigen Erzählung von E. T. A. Hoffmann, 1847
  • Der Erbförster, Trauerspiel, 1850
  • Die Makkabäer, Trauerspiel, 1854

Darüber hinaus schrieb Otto Ludwig viele Gedichte.

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