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Magris, Claudio

Claudio Magris - (c) Marianna06.blog.lastampa.it

Claudio Magris (geb. 10. April 1939 in Triest) ist ein italienischer Schriftsteller, Kulturpublizist und Germanist?. Mit seinen kulturgeschichtlichen Essays gehört er zu den wichtigsten Wegbereitern einer grenzüberschreitenden europäischen Kulturtradition. Magris ist Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2009.

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Leben und Schreiben

Claudio Magris wurde am 10. April 1939 als Sohn eines Versicherungsangestellten und einer Lehrerin in Triest geboren. Er stammt aus einer alteingesessenen Friaulaner Familie, die eng mit der Geschichte der Provinz verbunden ist. Sein Großvater mütterlicherseits, Francesco de Grisogono, gelangte als Philosoph und Mathematiker zu Berühmtheit.

Nach dem Abitur 1957 studierte er in Turin und Freiburg im Breisgau Germanistik?. 1962 folgte die Promotion zum Dr. phil und 1966 erlangte er die Habilitation für Deutsche Literatur. Berufstätig wurde Magris in der akademischen Lehre: Von 1968 bis 1970 war er Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Triest und wechselte anschließend an die Universität Turin. 1978 kehrte er an die Triester Universität zurück und war Ordinarius an der Philosophischen Fakultät.

Ein streitbarer Kolumnist

Magris genießt als Germanist? und tiefgründiger Kenner der deutschsprachigen? Literatur einen ausgezeichneten Ruf. Mit Sachverstand und Leidenschaft betreute er die Übersetzung vieler deutscher Autoren ins Italienische, darunter Joseph Roth und Arthur Schnitzler?, Georg Büchner und Franz Grillparzer?, Hermann Hesse und Robert Musil. Er gilt neben Umberto Eco als einer der beliebtesten und brillantesten Kulturpublizisten Italiens.

Als Kolumnist der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ nimmt er regelmäßig zu innen- und außenpolitischen Themen Stellung. Zusammen mit Umberto Eco und anderen Repräsentanten des Kulturlebens gründete er 2002 die Vereinigung „Libertà e Giustizia“, um dem Protest der Zivilgesellschaft gegen die kulturell-politische Situation unter der Regierung Berlusconi Ausdruck zu verleihen. Für sein publizistisches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2009. Magris habe sich "wie kaum ein anderer mit dem Problem des Zusammenlebens und Zusammenwirkens verschiedener Kulturen beschäftigt", so die Jury in ihrer Begründung. Wie kaum ein anderer mache er deutlich, "wie kreativ die Verschiedenheit sein kann, wenn sie denn in ihrer Eigenart geachtet und beachtet wird".

Der Habsburg-Mythos

Bereits mit seiner Dissertation „Il mito absburgico nella letteratura austriaca moderna“ (1963; dt. „Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur“, 1966) sorgte Magris für Aufsehen. Mit dem Buch „Danubio“ (1986; dt. „Donau. Biographie eines Flusses“, 1988) knüpfte er daran an und zeichnete die wechselvolle Geschichte der habsburgischen Kultur und Literatur nach. Beide Bücher gelten inzwischen als Standardwerke und glänzend formulierte Anleitungen zur Wiederentdeckung des k. u. k. Österreich, seiner kulturellen Entwicklung und politischen Umbrüche.

„Mutmaßungen über einen Säbel“ (1984)

Bis Claudio Magris auch dem breiten Lesepublikum bekannt wurde, sollten jedoch noch einige Jahre vergehen. In Deutschland gelang ihm mit der Erzählung „Illazioni su una sciabola“ (1984; dt. „Mutmaßungen über einen Säbel“, 1986) der Durchbruch. In dem kurzen Prosastück verknüpft er Fiktion und Realität auf beeindruckende Weise miteinander. Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs: Im Mittelpunkt steht die schillernde Figur des Kosakengenerals Krasnow, dem die Nationalsozialisten ein unabhängiges Kosakenland in der Region Friaul versprechen. Um General Krasnow ranken sich noch heute zahlreiche Legenden, die nicht zuletzt durch Magris’ phantasievolle Erzählung neue Nahrung erhalten haben. Kurz darauf folgte das Buch „L’anello di Clarisse“ (1984; dt. „Der Ring der Clarisse. Großer Stil und Nihilismus in der modernen Literatur“, 1987), das in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

„Triest. Eine literarische Hauptstadt in Mitteleuropa“ (1983)

Im Jahr 1987 erschien der Essay „Trieste. Un’identità di frontiera“ (1983; dt. „Triest. Eine literarische Hauptstadt in Mitteleuropa“) erstmals auf Deutsch. Der kulturgeschichtliche Essay, den Magris zusammen mit dem italienischen Historiker Angelo Ara verfasst hatte, brachte dem Autorenduo bei Kritik und Publikum? viel Beifall ein. Bis ins frühe 20. Jahrhundert war Triest ein Schmelztiegel italienischer, deutsch-österreichischer, slowenischer, jüdischer und griechischer Kultur. Die Namen vieler großer Schriftsteller wie Italo Svevo? und sein generöser Förderer James Joyce sind mit der Stadt verbunden. Magris und Ara laden die Leser zu einem unterhaltsamen Streifzug durch die kulturelle Vielfalt dieses ungewöhnlichen Ortes ein. Ein ähnlicher Publikumserfolg war die Erzählung „Un altro mare“ (1991; dt. „Ein anderes Meer“, 1992), die am Vorabend des Ersten Weltkriegs spielt und die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft in schwierigen Zeiten erzählt.

„Ein Nilpferd in Lund“ (2005)

Auf den kulturgeschichtlichen Essayband „Microcosmi“ (1997; dt. „Die Welt en gros und en détail“, 1999) folgte die tragikomische Erzählung „La mostra“ (2001; dt. „Die Ausstellung“, 2004). Hauptfigur in „Die Ausstellung“ ist Dito Timmel, ein heute in Vergessenheit geratener Triestiner Maler, der 1949 im Irrenhaus starb. Magris lässt vor allem den Toten selbst zu Wort kommen, der in mitreißenden Monologen? Rechenschaft über sein turbulentes Leben ablegt.

Mit dem Roman „Alla cieca“ (2005; dt. „Blindlings“, 2007) konnte Magris an die vorangegangenen Erfolge anknüpfen. Ebenfalls 2005 erschienen die Reiseessays „L’infinito viaggiare“ (2005; dt. „Ein Nilpferd in Lund“, 2009), in denen Texte aus den Jahren 1984 bis 2004 versammelt sind. In seinen Beobachtungen entführt Magris den Leser an faszinierende Orte in Russland, Tschechien, Mexiko, Polen und Vietnam.

Claudio Magris ist verwitwet und lebt vorwiegend in Italien.

Übrigens ...

nennt Claudio Magris als seine liebsten Hobbys: Lesen, Reisen und das Meer. Und das Café San Marco in Triest in sein bevorzugter Ort zum Schreiben, wie er in einem Interview? verriet. "Es ist wie bei einem Schiffbrüchigen, der Cafétisch ist wie ein Stück Holz. Natürlich könnte ich nicht in einem Café schreiben, wenn die Musik zu laut wäre. Aber dieses Stimmengemurmel – es ist wie eine Musik des Lebens. Man ist allein, aber ohne jede Isolierung."

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Claudio Magris bei Jokers
  • Triest. Eine literarische Hauptstadt in Mitteleuropa. EA 1983. Dtv, München 2005, ISBN: 978-3423341752
  • Donau. Biographie eines Flusses. EA 1986. Dtv, München 2007, ISBN: 978-3423344180
  • Ein anderes Meer. EA 1991. Dtv, München 2009, ISBN: 978-3423138758
  • Die Welt en gros und en détail. EA 1997. Dtv, München 2004, ISBN: 978-3423131773
  • Utopie und Entzauberung. Geschichten, Hoffnungen und Illusionen der Moderne. EA 1999. Carl Hanser Verlag, München 2002, ISBN: 978-3446202160
  • Die Ausstellung. EA 2001. Carl Hanser Verlag, München 2004, ISBN: 978-3446205437
  • Blindlings. EA 2005. Dtv, München 2009, ISBN: 978-3423137324
  • Ein Nilpferd in Lund. Reisebilder. EA 2005. Carl Hanser Verlag, München 2009, ISBN: 978-3446230866
  • Das Alphabet der Welt: Von Büchern und Menschen. Hanser Verlag, München 2011 ISBN 978-3446237599

Hörbücher

Sekundärliteratur

Links

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