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La Maison de Victor Hugo

La Maison de Victor Hugo ist ein Literaturmuseum in Paris. Der französische Schriftsteller Victor Hugo? hat dort von 1832 bis 1848 gelebt.

Geschichte des Museums

Aus Anlass des 100. Geburtstages Victor Hugos? im Jahr 1902 initiiert Paul Meurice (1818-1905), ein enger Freund des Dichters seit Mitte der 1830er-Jahre und Sachwalter der persönlichen Angelegenheiten während Hugos Exil sowie dessen Testamentsvollstrecker in literarischen Angelegenheiten, die Einrichtung eines Museums in der zweiten Etage des "Hotel de Rohan-Guéménée" an der Place des Vosges im heutigen 4. Arrondissement (Marais). Hier hat Victor Hugo gemeinsam mit seiner Frau Adèle und den vier Kindern von Oktober 1832 bis zu den revolutionären Unruhen im Jahr 1848 gelebt. Die Eröffnung des Museums erfolgte im Juni 1903, wobei ein Großteil der Ausstellungsobjekte (Gemälde, Zeichnungen, Manuskripte, Bücher, persönliche Erinnerungsstücke, Möbel) aus dem Depot von Meurice stammen.

Geschichte des Hôtel de Rohan-Guéménée an der Place Royale/Place des Vosges

Ein Blick in die Wohnräume - (c) Ideesdeparents.com

Mit der Regierungsübernahme Heinrichs IV. im Jahr 1594 formulierte "Le Bon Roi Henri" als sein zentrales Anliegen, "viele Jahre in dieser Stadt zu verbringen und in ihr als wahrer Patriot zu leben, diese Stadt so schön, friedlich und reich an allen Bequemlichkeiten und Verzierungen wie möglich zu gestalten und der Welt ein Wunder aus dieser Stadt zu machen ...". Nach den Vorschlägen dieses Regenten wurde in den Jahren ab 1605 die "Place Royale" angelegt, als Geschenk und Aufforderung an die Einwohner, sich in der Kunst des Flanierens - das damals noch nicht so genannt wurde - zu üben.

Die quadratisch von 36 dreigeschossigen Stadtpalästen mit ansprechendem Farbenspiel aus roten Backsteinfassaden, hellen Tür- und Fenstereinfassungen sowie dunkel schiefergedeckten Dächern umrahmte Place Royale galt bis zur Regierungszeit Ludwigs XIV. als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Hauptstadt; Corneille? gestaltete in seiner Komödie "La Place Royale" somit eine allen Lesern vertraute Szenerie?.

In einem dem Hôtel de Rohan-Guéménée benachbarten Stadtpalais wurde 1626 Marie de Rabutin-Chantal? geboren und verbrachte hier ihre Kindheit. In die Literaturgeschichte eingehen wird sie unter dem Namen Madame de Sévigné, deren Korrespondenz? zu den klassischen Zeugnissen? der Briefliteratur? gehört. Nach der Französischen Revolution kam das Département Vosges als erstes seiner Steuerpflicht nach, aus diesem Grunde erfolgte im Jahr 1799 die Umbenennung in "Place des Vosges".

Das Hôtel de Rohan-Guéménée wurde 1605 konzipiert von Isaac Arnauld, dem königlichen Berater in Finanzangelegenheiten. Das Gebäude ging einige Jahre nach Fertigstellung über ins Eigentum des Louis de Rohan, Prinz von Guéménée, und blieb in dieser Familie bis zum Jahr 1784. 13 Jahre später erfolgte ein Eigentumswechsel hin zur Familie Péan de Saint-Gilles, deren Nachkommen das Gebäude im Jahr 1873 der Stadt Paris übertrugen. Zeitweilig war darin eine Schule eingerichtet. Seit 1903 schließlich dient dieser Stadtpalais ganz der Erinnerung an Victor Hugo?: In der ersten Etage werden Sonderausstellungen präsentiert, die ehemaligen Wohnräume in der zweiten Etage begründen die eigentliche Ausstellung und die dritte Etage beherbergt eine Bibliothek, die nach vorheriger Anmeldung von interessierten Besuchern genutzt werden kann, sowie Verwaltungsräume.

Foto: ideesdeparents.com

Die Ausstellung

Victor Hugo 1835 - (c) F. Weber

Im Oktober 1832 mietet der 30-jährige Victor Hugo die gesamte zweite Etage des Stadtpalais "Hôtel de Rohan-Guéménée" an der eleganten Place des Vosges (ehemals Place Royale) mit ca. 280 qm Wohnfläche. Der Autor hat gerade mit seinem Roman "Notre-Dame de Paris"(worin sich auch eine Beschreibung der Place Royale findet) einen fulminanten Publikumserfolg erzielt und genießt dadurch eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit. Der Eintritt ins öffentliche literarische Leben hat er bereits 1819 als 17-jähriger Schüler erreicht - mit einer preisgekrönten Ode auf "Die Wiederherstellung der Statue Heinrichs IV.", des Königs, der durch seine ausgleichende Politik dem Volk Frieden und Wohlstand gebracht habe.

Die Heirat mit Adèle Foucher, welche einer royalistisch gesinnten Familie entstammt, im Jahr 1822 verstärkt wahrscheinlich noch den Glauben an die monarchistische Idee, zumal Hugo seit diesem Jahr regelmäßige finanzielle Zuwendungen aus der königlichen Privatschatulle bezieht. Bis in die 1840er-Jahre pflegt Hugo ausgezeichnete Beziehungen zum Königshaus, vor allem zum 1841 tödlich verunglückten Thronerben Ferdinand-Philippe, bei dessen Beerdigung Hugo eine Grabrede hält. Diese Wohnung erscheint daher ideal zur angemessenen Repräsentation und vermittelt heutigen Besuchern etwas vom Lebensgefühl jener Zeit als Schauplatz glanzvoller Empfänge, Liaisons (dangereuses) und beruflicher Triumphe (z.B. der Aufnahme in die Académie Francaise), gleichzeitig aber auch persönlicher Tragödien (z.B. der Nachricht vom Unfalltod der Tochter Leopoldine).

Gleichzeitig vollzieht sich in diesen Jahren bei Hugo ein allmählicher Bewusstseinswandel hin zum überzeugten Republikaner, der 1848 als Deputierter der Pariser Kammer politisch aktiv wird und sich nach dem Staatsstreich und der Kaiserkrönung Napoleons III. ('le petit' wird Hugo ihn fortan nennen) von 1851 bis 1870 für das Exil außerhalb des geliebten Frankreichs entscheidet. Erste Risse im Vertrauen in eine wohlwollende Monarchie zeigen sich bereits Ende 1832 im Theaterskandal? um "Le Roi s'amuse"; das Stück wird wegen unmoralischer Darstellung eines Königs als Schürzenjäger und Schwächling ministeriell verboten. Die Julimonarchie entpuppt sich zunehmend als Herrschaftssystem der Finanzaristokratie, was Hugo 1838 im Theaterstück "Ruy Blas" subversiv im Spiegel einer früheren Epoche aufzeigt. Literarisch? konzentriert Hugo sich wieder auf Lyrik bzw. Tagebuchnotizen und Reiseberichte. Aber auch die Arbeit am großen gesellschaftskritischen Roman "Les misérables" beginnt er in diesem Ambiente.

Im Treppenaufgang zu den Ausstellungsräumen in der zweite Etage werden die Besucher eingestimmt auf die Widersprüchlichkeit der Dichter-Persönlichkeit mittels einer Auswahl von zeitgenössischen Karikaturen. Die Ausstellung in den ehemaligen Wohnräumen ist gegliedert in drei Teile, wie von Hugo in "Actes et Paroles" 1875 selbst vorgeschlagen zur Darstellung seiner Vita: VOR DEM EXIL (Saal I, II), EXIL (Saal III-V), NACH DEM EXIL (Saal VI, VII). In Saal I finden sich Zeichnungen und Portraits der Eltern, der Kinder- und Jugendzeit. Im zweiten Saal, dem "Roten Salon" mit Blick auf die Place des Vosges wurden Künstlerkollegen, aber auch Gäste aus anderen Gesellschaftsbereichen empfangen.

Es geht weiter durch den 'Salon Chinois', den Hugo im britischen Exil in Hauteville-Guernesey für seine Geliebte Juliette Drouet gestaltet hat, die ebenfalls für Juliette mittelalterlich designte 'Salle à manger', den Studienraum mit der besonderen Attraktion eines "Table aux quatre encriers": Madame Hugo hatte 1860 in Guernesey einen Wohltätigkeitsverkauf zugunsten benachteiligter Kinder organisiert, wobei der Tisch mit den Tintenfässern und Schriftproben von George Sand?, Alphonse de Lamartine?, Alexandre Dumas? und Victor Hugo? leider keinen Käufer fand, so dass Hugo ihn selbst erwarb und er damit im Familienbesitz blieb. Die Räume VI und VII sind ausgestattet mit dem Mobiliar der letzten Pariser Domizile, vor allem in der Rue de Clichy bzw. Rue d'Eylau (heute Avenue Victor Hugo).

Zur Vertiefung können Audioguides ausgeliehen werden. Falls möglich, ist jedoch eine "visite conférence", eine Führung in französischer Sprache zu verschiedenen Themenfeldern (i.d.R. Mittwoch und Samstag um 14.30 Uhr) sehr zu empfehlen.

Foto: Ottoerich / Wikipedia.org

Übrigens ...

... bietet sich nach dem Ausstellungsbesuch eine kulinarische Stärkung in einem der Restaurants in den Arkadengängen an oder ein abschließender Blick über die harmonische Anlage auf einer Parkbank im begrünten Zentrum der verkehrsberuhigten Place des Vosges". Und nur wenige Gehminuten sind es zum "Musée Carnavalet" in der Rue de Sévigné (www.carnavalet.paris.fr), das in zwei miteinander verbundenen Stadtpalästen der Stadt Paris und seinen Einwohnern von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert gewidmet ist. Als letzte Station ist dort das Arbeits- und Schlafzimmer Marcel Prousts rekonstruiert incl. den Korkplatten, mittels derer der geräuschempfindliche Dichter die Außenwelt abschirmte, um sich seinen Erinnerungen möglichst ungestört überlassen zu können auf der Suche nach der verlorenen Zeit ...

Kontakt und Öffnungszeiten

Maison de Victor Hugo
6, place des Vosges
F - 75004 Paris

Tel. 33 (0)1 42 72 10 16
e-mail maisonsvictorhugo@paris.fr

Geöffnet täglich außer Montag von 10.00 - 18.00 Uhr

Literatur

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