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Monsieur Linh und die Gabe der Hoffnung

von<br> Philippe Claudel

Monsieur Linh ... , Buchcover - (c) Rowohlt Verlag

Monsieur Linh, ein alter Mann, der als Flüchtling aus Fernost in einer französischen Hafenstadt strandet, schenkt seine ganze Liebe und Fürsorglichkeit seiner Enkelin. Alles hat er verloren, seine Familie, sein Haus, sein Dorf, seine Heimat. Sie, die kleine Sang Diû, was in unserer Sprache „süßer Morgen“ bedeutet, ist seine einzige Hoffnung, ein Schatz, den er wie seinen Augapfel hütet.

Ein Fremder unter Fremden. Monsieur Linh wird in ein Flüchtlingslager gesteckt; über sein Schicksal bestimmen jetzt andere. Philippe Claudel? beschreibt? hier sehr subtil, wie zersetzend Fremde auch auf Menschen mit gleichem Schicksal wirkt. Nichts ist mehr vertraut, alles ist oder wird fremd: Menschen, Gerüche, Speisen … Monsieur Linh bleibt mit seiner Enkelin und einem Koffer mit wenigen Habseligkeiten und persönlichen Erinnerungsstücken allein, bis er den Mut findet, zaghafte Ausflüge in die Außenwelt zu unternehmen.

Und plötzlich bekommt die Fremde ein Gesicht. Auf einer Bank im Park lernt er Monsieur Bark kennen, einem Witwer aus dem Stadtteil, wo das Flüchtlingslager untergebracht ist. Es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den zwei einsamen alten Männern.

Vor den Augen des Lesers spinnt sich ein feines Netz aus Schuld und Vergebung, Hoffnung und Vergänglichkeit, Verlieren und Wiederfinden, dessen Fäden schon lange vorher verwoben wurden. Eine Beziehung entfaltet sich, deren Tiefe nur weniger Worte bedarf, aber viel an Hoffnung und Stärke schenkt.

Wieder greifen andere in das Schicksal von Monsieur Linh ein. Er wird mit seiner Enkelin in ein geschlossenes Heim in einem anderen Stadtteil verlegt. Wie es Monsieur Linh gelingt, sich aus der Fremdbestimmung zu befreien, ob er seinen Freund wiederfindet und noch so manch anderes Geheimnis wird der Leser erfahren, wenn er dem vom Autor ausgelegten Schicksalsfaden? bis zum Ende folgt. Er sollte sich die Zeit nehmen und in dieser zutiefst berührenden Geschichte über Freundschaft unbedingt bis zuletzt dabei sein.

Philippe Claudel? ist mit dem nur 127 Seiten umfassenden Roman über Heimat und Fremde gelungen, was keine noch so akribische Flüchtlingsstatistik schafft: den Leser ins Herz zu treffen. Er schenkt all den traumatisierten Flüchtlingen des 20. Jahrhunderts seine Stimme. Mit einfacher und klarer Sprache lässt er wie in einer Laterna Magica Bilder von archaischer Tiefe und Schönheit entstehen, die Trauer und Hoffnung zugleich ausstrahlen und den Leser lange nicht loslassen.

Autorin: Elisabeth Liebler

Literaturangaben

  • Claudel, Philippe: Monsieur Linh und die Gabe der Hoffnung. Roman, Kindler-Verlag, 2006. 160 S., ISBN: 978-3463404981

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