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Mosebach, Martin

Martin Mosebach (geb. 31. Juli 1951 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker? und Journalist?. Er lebt in Frankfurt am Main.

Leben und Schreiben

Martin Mosebach wurde am 31. Juli 1951 in Frankfurt am Main als Sohn eines Arztes geboren. Er hat einen jüngeren Bruder, der als Arzt tätig ist. Martin Mosebach besuchte in seiner Geburtsstadt die Schule und machte 1970 das Abitur. Im Anschluss studierte er Jura, zunächst in Frankfurt am Main, später in Bonn. 1979 legte er nach der Referendarzeit das Zweite Staatsexamen ab.

In dieser Zeit entstanden seine ersten Erzählungen, die er zunächst im Freundeskreis vortrug. Als Martin Mosebach 1980 den Literaturförderpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung? erhielt, wurde Golo Mann? auf sein literarisches Talent aufmerksam und ermunterte ihn zum Schreiben.

Seit 1980 lebt Martin Mosebach als freier Schriftsteller in Frankfurt am Main. Er veröffentlichte in rascher Folge Romane, Erzählungen, Gedichte und Aufsätze? zu Kunst und Literatur.

"Das Bett" (1983)

1983 erschien sein Debütroman? „Das Bett“. Darin erzählt er die Geschichte des deutsch-jüdischen Fabrikantensohns Stephan Korn, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland zurückkehrt und eine Welt vorfindet, die ihm vollkommen entfremdet ist. Der Roman gilt als ein authentisches Porträt? der Nachkriegsjugend. Kritiker verglichen Mosebach anlässlich seines Erstlings mit Thomas Mann und Robert Musil.

Bereits hier erwies sich Mosebach als genauer Beobachter der deutschen Gegenwart, die er seither in zahlreichen Gesellschaftsromanen gezeichnet hat, meist mit seiner Heimatstadt Frankfurt am Main im Mittelpunkt. Charakteristisch für seine Romane ist die Einführung eines allwissenden Erzählers. Er bietet das Geschehen in einer antiquiert wirkenden, betont eleganten und gehobenen Sprache dar, zu der die Alltagsdialoge der einzelnen Figuren einen Kontrast bilden. Dazu gehört auch sein Festhalten an alten orthographischen Formen wie "Sopha" und "Elephant".

"Westend" (1992)

1985 folgte der ironische Familienroman „Ruppertshain“, in dem Mosebach den Zusammenprall verschiedener sozialer Milieus beschreibt. 1992 veröffentlichte Mosebach seinen dritten Roman „Westend“, an dem er mehr als sechs Jahre gearbeitet hatte. In „Westend“ erzählt er die Geschichte vom Niedergang einer Familie im Wirtschaftsboom der Bundesrepublik. Das mehr als 800 Seiten starke Werk spielt in einer fiktiven Straße im Frankfurter Stadtteil Westend, dem einstmals bürgerlichsten Viertel der Mainmetropole.

Martin Mosebachs Roman „Die Türkin“ (1999) stieß im Feuilleton? auf außerordentliche Resonanz. Insbesondere wurde hier seine originelle, exakte Sprache gelobt, die von einer sympathischen Selbstironie begleitet werde. Der Roman erzählt von der Liebe eines ambitionierten Universitätsabsolventen zu einer türkischen Wäscherin.

"Eine lange Nacht" (2000)

Zum Durchbruch beim Publikum und auf dem Buchmarkt kam es 2000, als Martin Mosebach seinen Bildungsroman? „Eine lange Nacht“ veröffentlichte. Der Roman spielt wieder in Frankfurt am Main und erzählt die Geschichte eines Juristen, der durch sein Examen gefallen ist und durch kuriose Zufälle Chef einer Importfirma für Baumwollwaren aus Pakistan wird.

Bereits im folgenden Jahr erschien sein Roman „Der Nebelfürst“, in dessen Mittelpunkt der Hochstapler Theodor Lerner steht, der im Auftrag des Deutschen Reiches die in der Arktis gelegene Bäreninsel besetzt und verzweifelte Versuche unternimmt, die vereiste Einöde zu verkaufen. Die Idee zu dem Roman kam Martin Mosebach, als ihm zufällig alte Aufzeichnungen in die Hände fielen, die die skurrile Expedition am Ende des 19. Jahrhunderts dokumentierten.

Stellungnahmen eines Katholiken

Der überzeugte Katholik Mosebach sprach sich 2002 in seinem Essay "Die Häresie der Formlosigkeit" für die römische Liturgie aus, die traditionelle lateinische Messe, die im Zuge der Reformen durch das Zweite Vatikanische Konzil abgeschafft worden war - eine Reform, zu deren Kritikern auch Papst Benedikt XVI. gehörte. Er hatte die Messe nach seinem Amtsantritt als Papst wieder zugelassen.

2012 bemerkte Mosebach in dem Essay "Kunst und Religion. Vom Wert des Verbietens", das Ansehen des Christentums in der Kunst komme immer stärker unter die Räder. Während die Blasphemie im Fall des Islam gefährlich sei und deshalb unterlassen werde, sei die Blasphemie, die Künstler gegen das Christentum richteten, völlig gefahrlos und deshalb immer öfter festzustellen. Hier solle auch ein weltanschaulich strikt neutraler Staat eingreifen und die Blasphemie gegen christliche Überzeugungen bekämpfen.

"Der Mond und das Mädchen" (2007)

Im Jahr 2007 erschien Mosebachs Roman "Der Mond und das Mädchen". Darin mietet ein erfolgreicher, frisch verheirateter junger Banker zum Entsetzen seiner Frau eine Wohnung im heruntergekommenen Frankfurter Bahnhofsviertel. Im Hinterhof des Gründerzeithauses versammelt sich allabendlich unter dem Sommermond eine bunte Gesellschaft um den marokkanischen Hausmeister ... Wie schon öfter, so schieden sich auch diesmal im Feuilleton? die Geister an Mosebachs Sprache. Manche Rezensenten meinten, sie sei gespreizt beziehungsweise kitschig, andere wiederum bescheinigten ihr Präzision.

Georg-Büchner-Preis 2007

Am 27. Oktober 2007 erhielt Martin Mosebach den Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung?. Die Jury nannte ihn einen Schriftsteller, "der stilistische Pracht mit urwüchsiger Erzählfreude verbindet und dabei ein humoristisches Geschichtsbewusstsein beweist, das sich weit über die europäischen Kulturgrenzen hinaus erstreckt". Er sei ein "Erzähler von weltweitem Horizont, der die klassischen und die modernen Traditionen des Romans zu einer kraftvollen neuen Synthese geführt hat", einer "der humorvollsten und hintergründigsten Menschendarsteller unserer jüngeren Literatur" und einer "ihrer glanzvollsten Stilisten".

Die Auszeichnung hatte im Vorfeld die Feuilletons gespalten: In der Zeitschrift "Literaturen?" stellte Sigrid Löffler etewa fest, die Darmstädter Jury habe diesmal eher eine Gesinnung ausgezeichnet als ein originelles literarisches Werk. Zwar greife es zu kurz, Mosebach als Reaktionär und Kulturpessimist abzutun. Doch sei sein Stil wie "schön marmorierter Gips", geprägt von "bildungsbürgerlicher Attitüde", er betrachte die Gegenwart mit den Augen der Vergangenheit. In der "ZEIT" hingegen nannte Jens Jessen? Mosebach einen "Autor der sarkastischen Ironie", der in sanftem Ton den Verlust der Zivilisiertheit beklage. Weshalb es nur stimmig sei, dass Mosebach in seinen Romanen die betrauerte "alteuropäische Delikatesse" selbst herstelle - woraus sich dann auch der altmodische Charakter seiner Bücher erkläre.

"Die Türkin" (2008)

Martin Mosebach, Die Türkin, Buchcover - (c) dtv

Viele seiner Romane lässt Mosebach in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main spielen. Doch auch die Eindrücke, die er auf seinen Reisen sammelt, schlagen sich in seinen Büchern nieder. So etwa in dem 2008 erschienenen Roman "Die Türkin": Darin lässt ein junger Mann aus Frankfurt alles hinter sich, um seiner türkischen Geliebten in ihre Heimat zu folgen.

Seine Reiseerfahrungen in Indien verarbeitete er zu einem Porträt des Subkontinents in "Stadt der wilden Hunde. Nachrichten aus dem alltäglichen Indien" (2008). Seine gesammelten Reiseessays veröffentlichte der Schriftsteller 2011 in "Als das Reisen noch geholfen hat. Von Büchern und Orten".

Martin Mosebach ist Mitglied des P.E.N.-Clubs? und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung? in Darmstadt.

Übrigens ...

Den meisten Lesern dürfte Martin Mosebach als Romancier? und Erzähler bekannt sein. Sein Werk ist jedoch breiter angelegt. 1988 veröffentlichte er das Versdrama? „Rotkäppchen und der Wolf“. Später folgten die Lyrikbände „Das Kissenbuch“ (1995), „Album Raffaello“ (1995) und die Aufsatzsammlung? „Mein Frankfurt“ (2002).

Außerdem schrieb er Libretti? (etwa für die Salzburger Festspiele, für die Oper Frankfurt und das Freiburger Barockorchester) sowie Filmdrehbücher ( u.a. Buster’s Bedroom und Roussel, beide mit der Installations-Künstlerin Rebecca Horn).

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Martin Mosebach bei Jokers
  • Das Bett. Roman. EA 1983. München, Dtv 2002, ISBN: 978-3423130691
  • Ruppertshain. EA 1985. München, Dtv 2004, ISBN: 978-3423131599
  • Rotkäppchen und der Wolf. Ein Versdrama. EA 1988. München, Dtv 2006, ISBN: 978-3423134934
  • Westend. Roman. EA 1992. München, Dtv 2004, ISBN: 978-3423132404
  • Die schöne Gewohnheit zu leben. Eine italienische Reise. EA 1997. Berlin, Berlin Verlag 1998, ISBN: 978-3827002983
  • Die Türkin. Roman. EA 1999. Berlin, Aufbau Verlag 2002, ISBN: 978-3746617930
  • Eine lange Nacht. Roman. EA 2000. Berlin, Aufbau Verlag 2000, ISBN: 978-3351028954
  • Der Nebelfürst. Roman. EA 2001. München, Dtv 2003, ISBN: 978-3423131193
  • Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind. EA 2002. München, Carl Hanser Verlag 2007, ISBN: 978-3446208698
  • Das Beben. Roman. EA 2005. München, Dtv 2007, ISBN: 978-3423135689
  • Schöne Literatur. München, Carl Hanser 2006, ISBN: 978-3446207110
  • Der Mond und das Mädchen. EA 2007. München, Carl Hanser Verlag 2007, ISBN: 978-3446209169
  • Stadt der wilden Hunde. Nachrichten aus dem alltäglichen Indien. Hanser, München 2008. ISBN:
  • Was davor geschah. Roman. Hanser, München 2010, ISBN: 978-3423141055
  • Rom, ewige Stadt, Sehnsucht im Klischee? CORSOfolio 1. CORSO, Hamburg 2010, ISBN: 978-3862600052
  • Das Rot des Apfels, Zu Klampen, Springe 2011, ISBN: 978-3866741584
  • Als das Reisen noch geholfen hat: Von Büchern und Orten. Carl Hanser Verlag, München 2011, ISBN: 978-3446237520
  • Der Ultramontane. Alle Wege führen nach Rom. Essays. Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2012, ISBN: 978-3867442152

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