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Murakami, Haruki

Haruki Murakami (geb. 12. Januar 1949 in Kioto) ist ein japanischer Schriftsteller und Übersetzer. Er gilt als einer der populärsten Autoren der japanischen? Gegenwartsliteratur. Haruki Murakami lebt in Tokio und Oisu.

Leben und Schreiben

Haruki Murakami - (c) by Jerry Bauer

Am 12. Januar 1949 in Kioto geboren, wuchs Haruki Murakami in einem Vorort von Kobe auf, wo seine Eltern japanische Literatur unterrichteten. Kobe liegt auf der nördlichen Seite der Bucht von Osaka und hat einen der größten Seehäfen Japans. Das moderne, internationale Flair der Stadt, in der auch amerikanische Soldaten stationiert waren, machte auf den jungen Murakami großen Eindruck. Er begeisterte sich früh für westliche Kultur, Literatur und Musik – seine besondere Vorliebe galt der Jazz-Musik.

Von 1968 bis 1975 studierte Murakami Theaterwissenschaft und Drehbuchschreiben an der renommierten Waseda-Universität in Tokio. In seiner Abschlussarbeit behandelte er das Motiv der Reise in amerikanischen Spielfilmen. 1971 heiratete Murakami seine Kommilitonin Yoko Takahashi, die sich in den folgenden Jahren um seine geschäftlichen Angelegenheiten kümmerte. Das Paar lebt in Tokio und in einem Haus am Meer in Oisu.

Nach dem Studium stand Murakami, der als großer Individualist gilt, vor einem schwerwiegenden Problem. Zwar war er sich im Klaren darüber, dass er nicht in einem traditionellen japanischen Unternehmen mit der dort üblichen strengen Hierarchie arbeiten wollte – aber was sollte er stattdessen tun? Er jobbte einige Zeit in einem angesagten Plattenladen und führte bis 1982 mit seiner Frau in Tokio den legendären Jazz-Club „Peter Cat“ - beides übrigens Erfahrungen, die sich in seinen späteren Büchern niedergeschlagen haben.

Kritische Distanz zum Frühwerk

In einem Interview? erzählte Murakami, wie er zum Schreiben kam: An einem Abend im April 1978 habe der Amerikaner Dave Hilton bei einem Baseballspiel zum Schlag ausgeholt und den Ball extrem weit geschlagen – in dem Moment, als der Ball flog und flog und im Stadion eine angespannte Stille herrschte, habe Marukami gewusst, dass er einen Roman schreiben könne. In folgenden Jahren legte Murakami seine beiden ersten Romane vor, „Hear the Wind Sing“ (1979) und „Pinbal, 1973“ (1980). Da der Autor sich mittlerweile von seinem Frühwerk? distanziert hat und es keine Neuauflagen? der englischen Übersetzungen geben wird, werden die deutschen Leser diese Bücher wohl niemals zu Gesicht bekommen.

Mit Lakonik und Popkultur zum Welterfolg

Durch den Erfolg seiner ersten Romane war Murakami in der Lage, ein Leben als freier Autor und Übersetzer zu führen. Seit 1986 hielt er sich für längere Zeit in Europa und den USA auf. In den USA lebte Murakami mit seiner Frau von 1991 ab vier Jahre. Er lehrte während dieser Zeit in Princeton und verfasste den Roman "Mister Aufziehvogel", für den er den Yomiuri-Literaturpreis? erhielt.

Nach dem Erdbeben von Hanshin und dem Gas-Attentat auf die Tokioter U-Bahn von 1995 ging Murakami nach Japan zurück. Er interviewte? Opfer des Attentats und schließlich auch Mitglieder der Aum-Sekte. Diese Interviews? erschienen in Japan in zwei Bänden?. Der zweite dieser Bände?, "The Place that was promised" von 1998, wurde mit dem Preis der Kuwabara Takeo-Akademie? ausgezeichnet. Eine Auswahl aus beiden Bänden wurde 2002 auf Deutsch unter dem Titel "Untergrundkrieg" herausgegeben.

Wie kein anderer japanischer Autor vor ihm erreichte Murakami eine weltweite Lesergemeinde. Auch in Deutschland, wo er durch die Diskussion um den Roman „Gefährliche Geliebte“ (1992) einem breiteren Publikum? bekannt wurde, sind seine Bücher häufig auf den Bestsellerlisten? zu finden. Die konservative japanische Literaturkritik steht Murakamis Werk skeptisch gegenüber und brandmarkt seine Bücher als zu amerikanisch orientiert. Heftige Kritik entzündete sich vor allem an Murakamis eigenwilliger Sprache, die stark von der traditionellen Sprachstruktur abweicht und in Japan ein Novum darstellte.

Auch in jüngerer Zeit erhielt Murakami wieder mehrere Auszeichnungen, darunter den Frank O’Connor Internationale Kurzgeschichtenpreis? 2006, den Franz-Kafka-Preis? 2006 und den Asahi-Preis? 2006.

Werk

Zu Murakamis Lieblingsautoren gehören neben Franz Kafka und Fjodor Dostojewski die amerikanischen Schriftsteller F. Scott Fitzgerald?, Truman Capote? und John Irving, deren bekanntesten Werke er aus dem Amerikanischen ins Japanische übersetzte. Charakteristische Merkmale der Romane und Erzählungen Murakamis sind vor allem der trockne, lakonische Ton, in dem sich der Einfluss seiner amerikanischen Vorbilder offenbart, sowie das virtuose Verwirrspiel mit Elementen der Populärkultur und der plötzliche Umschlag von der Alltagsrealität ins Phantastische und Übernatürliche. In der Literaturwissenschaft bezeichnet man diese Stilrichtung als ‚magischen Realismus’?.

„Naokos Lächeln“ (1987)

Mit dem Roman „Wilde Schafsjagd“ (1982) legte Murakami einen weiteren Bestseller vor, in dem der mit sich selbst überworfene Held zur Erkenntnis gelangt, dass sich während der letzten zehn Jahre nichts in seinem Leben verändert hat. Als absolutes Kultbuch gilt sein Roman „Naokos Lächeln“ (1987), von dem innerhalb weniger Monate mehr als vier Millionen Exemplare verkauft wurden. Die Handlung spielt während und nach den Studentenrevolten von 1968. Trocken im Ton und mit packenden Bildern erzählt Murakami die Geschichte eines Studenten, der die Erinnerung an seine längst vergangene große Liebe verliert – und doch nicht verlieren möchte!

„Mister Aufziehvogel“ (1995)

Hörbuch Mister Aufziehvogel - (c) by Universal Music

Viele westliche Kritiker sehen in dem Roman „Mister Aufziehvogel“ (1995) Murakamis bisher bestes und ausgewogenstes Buch. Im Zentrum steht ein grüblerischer Sonderling, der 30-jährige Toru Okada. Er steigt aus einer Anwaltskanzlei aus und gerät bei dem Versuch, seinen Kater wiederzufinden, mitten in Tokio in eine Traumwelt, in der ihn erotische Verlockungen, aber auch bösartige Intrigen erwarten. Seine Suche nach dem Kater wird unversehens zur Suche nach der eigenen Identität jenseits von Massenkonsum und Denkklischees. Kein leichtes Unterfangen, aber auch nicht ganz aussichtslos, wie sich herausstellt …

„Kafka am Strand“ (2002)

Zu großer Aufmerksamkeit in Deutschland gelangte Murakamis Roman „Gefährliche Geliebte“ (1992), nachdem das „Literarische Quartett“ im März 2000 sehr temperamentvoll über das Buch diskutiert hatte. Als besonders delikat empfanden die TV-Literaturkritiker die Vielzahl der freizügigen Sexszenen?. Murakami sah in dem Roman jedoch kein provozierendes Skandal-Buch, sondern die feinsinnige Geschichte mehrerer enttäuschter Menschen, die wahre Liebe suchen, jedoch der Wirklichkeit nicht entfliehen können. Später veröffentlichte er den Jugendroman „Kafka am Strand“ (2002), der viele deutsche Kritiker zu wahren Lobeshymnen hinriss, und den nachdenklich erzählten Roman „Afterdark“ (2004), in dem Murakami eine Handvoll verzweifelter Gestalten durch die Nacht begleitet.

„Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ (2008)

Neben seinen Romanen schreibt Murakami immer wieder Erzählungen und Kurzgeschichten, die in Sammelbänden? auch auf Deutsch erscheinen. Seine bekanntesten Erzählsammlungen sind „Der Elefant verschwindet“ (1998), „Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah“ (2002) und „Blinde Weide, schlafende Frau“ (2006). Positive Resonanz gab es darauf und auch auf sein Buch „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ (2008), in dem Murakami über seine große Jogging-Passion schreibt. Im Joggen sieht der Autor und Marathonläufer Murakami, der seit vielen Jahren ein Lauftagebuch führt, die Basis für seinen Erfolg. Murakamis Fazit: Nur wer still und kraftvoll laufe, bringe genügend Esprit und Frische auf, um intelligente Bücher zu schreiben.

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki (2013)

Murakamis Werk? "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" war sein größter Erfolg: Kurz nach dem Erscheinen des Buches in Japan waren bereits 2 Millionen Exemplare verkauft – ein Rekord-Bestseller und das meistverkaufte Buch in Japan 2013. Und die "Pilgerjahre" wurden auch weltweit ein Erfolg: In Spanien erreichte das Buch in kürzester Zeit Platz 1 der Bestsellerliste?, in Polen wurden auf Bahnhöfen sogar Verkaufsautomaten aufgestellt, aus denen man den Roman schon einen Tag vor Verkaufsstart ziehen konnte – es kam umgehend zu Schlangenbildungen.

Übrigens ...

hat Haruki Murakami schon mehrmals an einem Ultramarathon über 100 Kilometer teilgenommen.

Auszeichnungen

  • 1979 Literaturpreis der Gunzo Shimbun
  • 1982 Noma Bungei Shinjin-sho
  • 1985 Tanizaki-Preis
  • 1996 Yomiuri-Literaturpreis
  • 2006 Asahi-Preis
  • 2006 Franz-Kafka-Preis?
  • 2007 Kiriyama-Preis (Murakami nahm den Preis nicht an)
  • 2007 Ehrendoktor der Universität Liège
  • 2008 Ehrendoktor der Universität Princeton
  • 2009 Jerusalem-Preis für die Betonung der individuellen Freiheit in seinem Gesamtwerk
  • 2011 Premi Internacional Catalunya für sein Gesamtwerk

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Haruki Murakami bei Jokers
  • Wilde Schafsjagd. EA 1982. btb, München 2007, ISBN: 978-3442734740
  • Naokos Lächeln. EA 1987. btb, München 2008, ISBN: 978-3442730506
  • Gefährliche Geliebte. EA 1992. btb, München 2008, ISBN: 978-3442727957
  • Mister Aufziehvogel. EA 1995. btb, München 2007, ISBN: 978-3442726684
  • Kafka am Strand. EA 2002. btb, München 2008, ISBN: 978-3442733231
  • Blinde Weide, schlafende Frau. EA 2006. btb, München 2008, ISBN: 978-3442736881
  • Afterdark. EA 2005. btb, München 2007, ISBN: 978-3442735648
  • Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah: Erzählungen. EA 2007, Köln, Dumont Verlag 2007, ISBN: 978-3832180218
  • Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede. Köln, Dumont Verlag, 3. Aufl. 2008, ISBN: 978-3832180645
  • Schlaf. Erzählung. Dumont Verlag, Köln 2009, ISBN: 978-3832195250
  • 1Q84. Bd. I und II. EA 2009. Dumont Verlag, Köln 2010
  • 1Q84. Bd. III: EA 2010. Dumont Verlag, Köln 2011
  • Die Bäckereiüberfälle. Erzählungen. Dt. Ausgabe mit Illustrationen von Kat Menschik. Dumont Verlag, Köln 2012
  • Südlich der Grenze, westlich der Sonne. Roman. Dt. EA 2013

Hörbücher

  • Gefährliche Geliebte. 6 CDs. Universal Music, Berlin 2006, ISBN: 978-3829116114
  • Mister Aufziehvogel. 24 CDs. Universal Music, Berlin 2004, ISBN: 978-3829114011
  • Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah. CD. Der Audio Verlag, Berlin 2008, ISBN: 978-3898137584

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