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Nichts: Was im Leben wichtig ist

von<br> Janne Teller

Nichts: Macht es wert, dieses Buch zu lesen. Aus der Feder? der dänischen Autorin Janne Teller? stammt ein Buch, das wohl an "Der Herr der Fliegen?" erinnern soll, jedoch nicht an die literarische oder inhaltliche Qualität des Klassikers heranreicht. Einzig in Sachen Brutalität vermag es das Werk? William Goldings? in den Schatten zu stellen.

"Nichts: Was im Leben wichtig ist" erzählt von dem 13-jährigen Siebtklässler Pierre Anton, der eines Tages einen Pflaumenbaum besteigt und weise seine frisch gewonnene Erkenntnis verkündet, dass nichts im Leben wichtig sei. Darum brauche man gar nichts tun, gar nicht leben, gar nicht existieren.

Wer über Kinder in dem Alter schreibt, sollte wenigstens Kontakt zu ihnen haben, um in der Lage zu sein, sie einigermaßen realistisch und glaubwürdig darzustellen. Gerade Jungen sind in dem Alter bei weitem nicht reflektiert genug für derartig tiefe Gedanken, so dass bereits die Prämisse befremdlich wirkt. Warum Pierre Anton einfach im Baum sitzen bleiben kann - scheinbar wird er in Schule und Elternhaus nicht vermisst - bleibt schleierhaft.

Von Anfang an reagieren seine gleichaltrigen Mitschülerinnen und Mitschüler darauf auf nicht nachvollziehbare Weise mit erschreckende Brutalität: Sie sammeln Steine und fangen an, den Jungen zu bewerfen. Ziel: ihn treffen und verletzen, so wie seine Worte sie verletzen. Der Gedanke, dass nichts eine bleibende Bedeutung hat, dass letztendlich alles zeitlich begrenzt, unwichtig, inhaltsleer und sinnlos ist, ist ebenso wahr wie deprimierend - und unauflösbar.

Wer den Klappentext? des Buches liest, weiß bereits alles, was innerhalb des gerade mal knapp 140 Seiten? starken Buches geschehen wird. Selbst das Ende? wird angedeutet, so dass Überraschungen hinsichtlich des Handlungsverlaufs ausbleiben. So liest man sich durch einen verbal einfachen und inhaltlich wenig tiefsinnigen Text, immer auf der Suche nach Sinn und Bedeutung dieses Buches, dessen Lektüre man bereits nach den ersten Seiten in Frage stellt.

Die Kinder, die formelhafte Namen wie "der fromme Kai" tragen, kommen auf die Idee, Pierre Anton zu beweisen, dass doch viele Dinge Bedeutung haben, und häufen an, was ihnen wichtig erscheint. Erst handelt es sich dabei um harmlose Gegenstände wie alte Fotos, ein Gesangbuch und eine kopflose Puppe. Doch das erscheint ihnen nicht wesentlich genug. Also entscheidet daraufhin immer jemand anderes, was abgegeben werden muss - und abgeliefert werden muss das, was den Jugendlichen mehr als alles auf der Welt bedeutet: Ole muss die Boxhandschuhe abgeben, Hans sein neues Rennrad, Hussein seinen Gebetsteppich (wofür der Vater ihn windelweich schlägt; klischeehafter geht es kaum), Frederik die dänische Flagge, die ihm viel bedeutet usw. Die Opfergaben werden immer größer, extremer, erschreckender. Und der Berg der Bedeutung(slosigkeit) wächst und wächst, wobei die Kinder blind dafür sind, dass auch diese Dinge endlich, zeitgebunden und damit wertlos sind, wenn es um die Beantwortung philosophischer Sinnfragen geht.

Schließlich kommt es dann dazu, dass ein totes Geschwisterkind ausgegraben und dem Berg der Dinge hinzugefügt wird. Dann muss ein Mädchen einem alten Hund den Kopf abschneiden. Schließlich opfert ein Kind einen Finger. Irgendwann schreitet die Polizei ein. Doch in dem Alter existiert keine Strafmündigkeit. Die Reaktion der Eltern auf die erschreckende Brutalität ihres immerhin höchst behütet aufgewachsenen Nachwuchses ist ebenso lächerlich wie unglaubwürdig, und zu Weihnachten ist wieder alles vergessen und der Gabentisch ist ebenso reichhaltig gestaltet wie vorher auch. In den Kindern wächst vor allem Stolz auf die Medienaufmerksamkeit, die ihnen auch noch als Belohnung zuteil wird.

In Dänemark wurde das Buch der 1964 geborenen Kopenhagenerin mit österreichischen Wurzeln erst verboten, dann ausgezeichnet. Literarisch wertvoll? Definitiv nicht. Vier Romane, philosophische Essays sowie diverse Kurzgeschichten hat die Autorin bereits bei Verlagen unterbringen können. Offenbar reicht es heutzutage, besonders brutale Schilderungen? zu Papier zu bringen, um kontroverse Diskussionen auszulösen. Am Ende bleibt die Erkenntnis: "Nichts: Macht es wert, dieses Buch zu lesen."

Autorin: Michaela Hövermann

Literaturangaben

  • Teller, Janne: Nichts: Was im Leben wichtig ist. Roman. Hanser-Verlag, 2010. 139 S., 12,90 €, 978-3446235960

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