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Pans Stunde

von<br> Norbert Hummelt

Norbert Hummelt, Pans Stunde - (c) Luchterhand Literaturverlag

Seit ich die Gedichte von Norbert Hummelt? kenne, habe ich sie immer als etwas Besonderes empfunden, lichte Momente, die leicht wie auf Flügeln daherkommen, aber in Form und Sprache tiefsinnig zu formulieren wissen. Sie wirken, wie es der Dichter einmal selbst formulierte, wie Lichttherapie, auch wenn sie dunkel sei.

"Pans Stunde" hat Norbert Hummelt seine neusten Gedichte, entstanden zwischen Januar 2007 und April 2011, betitelt. Die Mittagsstunde also, in der der Gott in sich gekehrt seine Flöte spielt und das Leben den Atem anhält, um den Bocksbeinigen nicht zu stören, der jede Ruhestörung mit Panikattacken bestraft. Trotz aller Vorsicht konnte sich wohl auch der Dichter diesem Phänomen nicht entziehen. Im Gedicht „feuer“ etwa: „ich saß u. spürte etwas im genick. zwei alte,/ schlohweiß, mit versteintem blick: wir kennen dich wieder./ du bist verflucht. wir können töten, ohne zu berühren.“

Hummelts Verse sind gegenwärtig und zugleich transzendent, und was zunächst als Parlandoton? kritisiert werden mag, gerät zum Sog, aus dem man sich als Leser nicht mehr befreien mag, sondern süchtig ist, ihm zu folgen. Dieses erreicht der Dichter durch den Rhythmus? fast immer dreizeiliger?, mit der Terzinenform? spielenden Strophen?. Sehr nachvollziehbare, dichte Gedichte sind so entstanden, eine Art philosophierender Wanderungen durch Brandenburg etwa oder an Wohn- und Aufenthaltsorte wie Köln und Berlin, die gleichzeitig auch zu Wanderungen durch das eigene Ich und die eigene Seele werden.

Dabei geht es immer auch um das Verlangen nach Nähe und das Wissen um Tod und Vergäng Lichkeit?. „einmal“, heißt es da etwa, „schreibst du dein letzte gedicht: einer/ sitzt immer über den büchern geht mit den flaschen/ kurz in den keller: da war es finster u. so bitter kalt.“ Oder über die Liebe: „ich schaute still/ auf deine blonden wimpern u. hielt das lenkrad fest in der hand.“

Auch die Kindheit wird zum Gegenstand mancher Gedichte: „ich dachte öfters an meine mutter wie wenig sie/ diese hitze vertrug.“ Oder: „eben waren wir beide kind. jetzt haben uns/ alle zu hause vergessen, keiner fragt sich mehr, wo wir sind.“ Ob es nun Kindheits-, Landschafts- und Naturgedichte?, Liebes- oder Gedichte über den Tod? anderer und das Erleben der eigenen Wehmut sind, immer sind diese Gedichte von einer fast sinnlichen Melancholie? durchwirkt, die eher gelassen anstatt depressiv macht, denn „die zeit ist im bild stehengeblieben.“

Womöglich ist es Pans Stunde, die den Dichter für die Sicht auf die Dinge so sensibel macht wie in „alleen“: so lange bin ich niemands sohn/ so lange ist mein vater tot.“ Dabei fällt auf, dass der Dichter kein Problem hat, sich in die Person derer zu versetzen, von denen er spricht, oder sich in die Erinnerung anderer zu begeben, um sie behutsam nachzuvollziehen. „So ging er hin u. stempelte die karte.“ Die Melancholie des Dichters bewirkt auch sehr schöne lakonische? Formulierungen von tröstlicher Natur: „unruhig bin ich u./ älter als du und rase reglos auf göttingen zu u. sehe/ die böschungen rot vor mohn u. kann meine haltlos// rinnende zeit keinem der ziehenden bildern versprechen.“ =der: „wir kommen von weit u. wissen von nichts“.

Lebenskluge Gedichte, frei von jedem Selbstmitleid sind Norbert Hummelt gelungen: „u. jeder von uns träumt und treibt dahin.“ Sie sind derart musikalisch, dass man sie sich beim Lesen auf den Lippen zergehen lassen sollte, um mit dem Dichter feststellen zu dürfen: „eine stunde lang war eine/ stunde da wo weder du noch ich vorher gewesen war.“

Autor: Michael Starcke

Literaturangaben

  • Hummelt, Norbert: Pans Stunde. Gedichte. Luchterhand Literaturverlag, München 2011, ISBN: 978-3-630-87369-5

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