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Peltzer, Ulrich

Ulrich Peltzer (geb. 9. Dezember 1956 in Krefeld) ist ein deutscher Schriftsteller. Der Verfasser von Grossstadtromanen? gilt als einer der wichtigsten Autoren seiner Generation. Die Handlungen seiner Romane laufen oft im Bewusstseinsstrom des jeweiligen Protagonisten ab.

Leben und Schreiben

Geboren am 9. Dezember 1956 in Krefeld, besuchte Ulrich Peltzer dort die Schule und machte 1975 sein Abitur. Noch im selben Jahr zog er nach Berlin, wo er Philosophie und Psychologie studierte. 1982 beendete er sein Studium als Diplompsychologe.

„Die Sünden der Faulheit“ (1987)

Ulrich Peltzer 2010 in Frankfurt am Main - (c) Dontworry/Wikipeedia.org

Kurz nach Abschluss des Studiums begann Peltzer mit der Arbeit an seinem ersten Roman. Ab 1982 lebte er als freischaffender Schriftsteller in Berlin. Sein erster Roman erschien 1987 unter dem Titel „Die Sünden der Faulheit“. Das Feuilleton betrachtete Peltzers Erstling? als kühlen, intellektuellen Kriminalroman. Darin erzählt Peltzer die wechselvolle Geschichte des hoffnungslos verkrachten Rundfunkjournalisten Bernhard Lacan, der in einen Diebstahl verwickelt wird. Als Romankulisse von nahezu expressionistischem Zuschnitt dient das Berlin der 1980er Jahre, das vom Zentrum der Studentenrevolte zur desillusionierten Mauerstadt verkommen ist.

In der Literaturkritik gilt „Die Sünden der Faulheit“ in formaler Hinsicht als einer der überzeugendsten Romane der späten 1980er Jahre. Was vor allem auf den formvollendeten Einsatz einer sehr avancierten Schnitt- und Montagetechnik? zurückzuführen ist, mit der Peltzer an die avantgardistischen? Erzählexperimente von Alfred Döblin und John Dos Passos anknüpft. Auch Peltzers folgende Romane erfordern vom Leser ein großes Maß an Geduld und Konzentration.

Foto: Dontworry/Wikipedia.org

„Stefan Martínez“ (1995)

1995 legte Peltzer unter dem Titel „Stefan Martínez“ seinen zweiten Roman vor, dessen Erscheinen von der Literaturkritik teilweise mit vernichtenden Kritiken begleitet wurde. Ein Rezensent sprach von einer Geröllhalde lebloser Erzählmittel. Aber es gab auch positive Stimmen. So wurde der Roman als zeitgenössisches Epos über das Lebensgefühl in der Metropole bezeichnet. In „Stefan Martínez“ schildert Peltzer zwei Tage aus dem Leben seines gleichnamigen Helden, der in der Zeit vor dem Mauerfall halbtags in einem Berliner Architekturbüro arbeitet.

Die Literaturwissenschaft hat den Roman in die Kategorie der Bewusstseinsromane eingereiht und wiederholt Vergleiche mit den epochalen Werken von James Joyce und Andrej Belyi? angestellt. Denn wie diese lässt Peltzer einen endlosen Strom von Ereignissen, Gerüchen, Farben, Erlebnissen, Phrasen und Reflexionen durch seinen Protagonisten fließen. Peltzers Romanheld ist kein selbstmächtig handelndes Individuum mehr, sondern nur noch die zerrissene Projektionsfläche für die komplexen Daseinsäußerungen einer Wirklichkeit, die im Grunde unbegreiflich ist. Auch in seinem folgenden Roman „Alle oder keiner“ (1999) ging Peltzer der Komplexität der Wirklichkeit nach.

„Bryant Park“ (2002)

Mit seinem 2002 erschienenen Roman „Bryant Park“ löste Peltzer im deutschsprachigen Feuilleton? heftige Debatten aus. Was vor allem daran lag, dass er in dem Buch den Anschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 auf sehr unvermittelte Weise bearbeitet hat. Im Zentrum des Romans steht ein Berliner Schriftsteller, der nach New York geht, um dort in der Public Library anhand von Namens- und Taufregistern die Geschichte seiner Vorfahren zu rekonstruieren. Häufig flaniert er aber auch nur einfach durch die Stadt und entwirft dabei quasi en passant ein New-York-Bild, das den Leser aufgrund seiner Dichte und Atmosphäre in den Bann zieht. Doch plötzlich bricht die Erzählung ab und die Ereignisse des 11. September dringen in den Text ein. In diesem Textabschnitt schildert Peltzer seine persönliche Betroffenheit angesichts des Terrors.

Diesen Abbruch der Romanhandlung interpretierten viele Rezensenten als den Einbruch der Realität in die Kunst: Die schnelle literarische Umsetzung eines unerwarteten historischen Ereignisses schade einem Text eher, als dass sie ihm nutze. Andere bezeichneten „Bryant Park“ als einen Glücksfall für die Literatur.

„Teil der Lösung“ (2007)

Buchcover Teil der Lösung - (c) Ammann Verlag

Viel Lob bekam Ulrich Peltzer für seinen Roman „Teil der Lösung“, der die Rezensenten hauptsächlich aufgrund seiner thematischen Vielfalt und stilistischen Souveränität beeindruckt hat. Held des Romans ist Christian, ein freier Journalist? in Berlin, der sich mit Gelegenheitsaufträgen durchs Leben schlägt. Im Moment ist Christian gerade damit beschäftigt, die Geschichte der Roten Brigaden zu recherchieren. Er hat auch schon zwielichtige Kontaktleute ausfindig gemacht, die sich in Paris aufhalten sollen. Da trifft er Nele, eine Studentin und Politaktivistin. Peltzer gelingt es in seinem Roman „Teil der Lösung“, eine Liebesgeschichte auf sehr ansprechende Weise mit einem Politkrimi zu verbinden. Nebenbei entsteht ein äußerst scharfes Berlin-Porträt.

Gelobt wurden die präzise Figurenzeichnung und die äußerst aufmerksamen Beobachtungen des Autors. Eine Rezensentin schrieb, dass Peltzer ins planlose akademische Prekariat der Mitt- und Enddreißiger leuchte und dabei auch noch einen tiefenscharfen Zeitroman abgeliefert habe. Im Jahr 2008 war Ulrich Peltzers Roman „Teil der Lösung“ für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Im Jahr 2011 erhielt Ulrich Peltzer den Heinrich-Böll-Preis? für "seine hellsichtige, unbestechliche und sprachbewusste Analyse unserer Gegenwart", so die Jury der Stadt Köln. Peltzer sei ein geduldige und sensibler Begleiter des gesellschaftlichen Wandels in der Bundesrepublik Deutschland. "Stets begreift der Autor die klassische Moderne? als ein Werkzeug zur hellsichtigen, unbestechlichen und sprachbewussten Analyse unserer Gegenwart. Für Ulrich Peltzer liegt das Politische nicht zuletzt in der sprachlichen Genauigkeit, und diese Einsicht macht ihn zu einem Erzähler von europäischem Rang."

Ulrich Peltzer wohnt am Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg – direkt an der Grenze zu Neukölln.

Übrigens ...

hat Ulrich Peltzer seine Diplomarbeit über die „Formierung bürgerlicher Individualität in der höfischen Gesellschaft“ geschrieben.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Ulrich Peltzer bei Jokers
  • Die Sünden der Faulheit. EA 1987. München, dtv 1991, ISBN: 978-3423113977
  • Stefan Martínez. EA 1995. München, dtv 2000, ISBN: 978-3423127899
  • Alle oder keiner. EA 1999. Frankfurt am Main, Suhrkamp Verlag 2002, ISBN: 978-3518398944
  • Bryant Park. EA 2002. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2004, ISBN: 978-3833300318
  • Teil der Lösung. EA 2007. Zürich, Ammann Verlag 2007, ISBN: 978-3250601135
  • Vom Verschwinden der Illusionen und den wiedergefundenen Dingen. Rede an die Abiturienten des Jahrgangs. Merzig 2008, ISBN 978-3938823378
  • (als Co-Autor) Unter dir die Stadt. Drehbuch, 2010
  • Angefangen wird mittendrin. Frankfurter Poetik-Vorlesungen, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN: 978-3100608062

Hörspiele

Sekundärliteratur

Links

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