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Potocki, Jan

Jan Potocki (eig. Jan Nepomucen Graf Potocki, geb. 8. März 1761 im Pików; gest. 2. Dezember 1815 in Uładówka) war ein polnischer Aristokrat, Forschungsreisender und Schriftsteller des 18. und 19. Jahrhunderts. Bekannt ist er für seinen Roman „Die Handschrift von Saragossa“.

Leben

Jan Potocki wurde am 8. März 1761 im damals polnischen Pików (heute Ukraine) geboren. Er entstammte dem alten polnischen Adelsgeschlecht der Potockis. Nach seiner Erziehung in Genf und Lausanne trat er in die polnische Armee ein.

Im Laufe seines Lebens war Potocki zwei Mal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Julia Lubomirska gingen die Söhne Alfred Wojciech und Artur hervor. Mit seiner zweiten Frau Konstancja Potocka hatte er die Kinder Bernard, Irena und Teresa.

Jan Potocki führte ein ausschweifendes und luxuriöses Leben. Sein Reichtum ermöglichte ihm viele Reisen durch Europa, Nordafrika und Asien. Er besaß eine gewisse Neigung zum Okkulten und Geheimnisvollen und sympathisierte mit Geheimgesellschaften. Obwohl er eine politische Karriere, die ihm offen gestanden hätte, ausschlug, interessierte er sich sehr für Politik. Deshalb war er auch an politischen Intrigen beteiligt und reiste gerne an politisch interessante Schauplätze, wie z. B. in das nachrevolutionäre Paris des Jahres 1791. Im Jahr zuvor verschaffte er sich bei seinen polnischen Landsleuten einige Popularität, weil er als erster Pole mit einem Heißluftballon über Warschau aufstieg.

Jan Potocki interessierte sich sehr für die Vor- und Frühgeschichte der slawischen Völker, die er Zeit seines Lebens erforschte. Zu diesem Zweck unternahm er viele Reisen, die ihn nach Europa (Italien, Niederlande, Deutschland, Frankreich, England, Russland, Spanien) und in Teile Afrikas (Marokko, Tunesien, Ägypten) und Asiens (Türkei, Mongolei) führten. Potocki lieferte mit seinen Erkenntnissen über die Geschichte der slawischen Völker wichtige Beiträge zur Ethnologie der damaligen Zeit. Seine Sachbücher über die Ergebnisse seiner Forschungen und Reisen waren lange Zeit in Europa als wichtige Fachliteratur? anerkannt.

Im Jahre 1812 zog sich Jan Potocki auf seine Landsitze in Podolien und Wolhynien in der heutigen Ukraine zurück, weil er zunehmend bei schlechter Gesundheit war. Der Graf litt unter „Melancholie“, was heute als Depression bezeichnet wird. In seinen letzten Lebensjahren beendete Potocki seinen Roman „Die Handschrift von Saragossa“, an dem er seit etwa 1797 gearbeitet hatte. Im Dezember 1815 beging Jan Potocki im ukrainischen Uładówka Selbstmord. Etwas kurios sind die Umstände dieses Selbstmordes. Er erschoss sich mit einer Silberkugel, die von einem Samowar oder einer Zuckerdose stammte. Da sie zu groß für den Lauf seiner Pistole war, hatte er sie vorher in tagelanger Arbeit zu Recht gefeilt. Das genaue Todesdatum ist nicht bekannt, man vermutet jedoch, dass er sich am 2. Dezember 1815 erschoss.

Werke

Jan Potocki war einer der ersten Forschungsreisenden, der ausführliche und anschauliche Berichte über seine Reisen verfasste und dann veröffentlichte. Potocki schrieb seine Texte – entsprechend seiner Erziehung – stets auf Französisch. Neben diesen „Reiseberichten“ verfasste er eine Abhandlung über die Geschichte der slawischen Völker (Chroniques, mémoires et recherches pour servir à l'histoire de tous les peuples slaves, Warschau 1793). Spezieller beschäftigte er sich mit der Geschichte des russischen Volkes (Histoire primitive des peuples de la Russie, Sankt Petersburg 1802) und der Regierungsgeschichte seiner Heimatprovinzen Wolhynien und Podolien in der heutigen Ukraine (Histoire des gouvernements de Volhynie, de Podolie et de Cherson, Sankt Petersburg 1804/1805).

Weiterhin schrieb Jan Potocki auch Gedichte und ein Theaterstück. Sein Hauptwerk jedoch ist der Roman „Die Handschrift von Saragossa“. Heute ist er hauptsächlich als Autor dieses Werks bekannt und nicht als Ethnograph, Historiker und Forschungsreisender.

Die Handschrift von Saragossa (1805/1815)

Im Mittelpunkt dieses Abenteuerromans steht der junge Wallone Alphonse van Worden, der auf dem Weg nach Madrid die spanische Sierra Morena überquert, was den Untertitel? „Die Abenteuer in der Sierra Morena“ erklärt. Diese Handlung bildet die Rahmenhandlung?, innerhalb derer Jan Potocki unzählige kleine Geschichten angesiedelt hat. In Art und Aufbau ähnelt sein Roman daher Klassikern wie Giovanni Boccaccios Decamerone oder den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht. Alphonse erlebt viele Abenteuer, meist gruseliger Natur oder begegnet seltsamen Personen, die ihm Spuk-? oder Gespenstergeschichten? erzählen. Es finden sich aber auch romantische, erotische, humorvolle oder religiöse Episoden? in dem über 900 Seiten dicken Buch. Potocki hat seinen Roman in 66 Tage gegliedert und mit vielen verschiedenen Erzählebenen? ausgestattet, die ineinander greifen. So wird beispielsweise die Geschichte über den Zigeunerkönig Avadoro selbst zur Rahmenhandlung? für weitere Geschichten. Somit ergeben sich teilweise bis zu sechs verschiedene Erzählebenen?.

Insgesamt arbeitete Jan Potocki mehr als 15 Jahre an diesem Roman, zum Zeitpunkt seines Todes war das Werk aber immer noch nicht ganz beendet. Bereits im Jahre 1805 veröffentlichte Potocki einen ersten Teil seines Romans, das restliche Manuskript ging nach seinem Tod jedoch leider verloren. In der Folge erschienen mehrere Raubdrucke? und im Jahre 1847 eine polnische Übersetzung, die jedoch ungenau war. Viele verloren gegangen Originaltextteile? konnten wieder gefunden werden, ein Teil der heute verfügbaren Auflage? basiert jedoch immer noch auf der polnischen Übersetzung von 1847, da der Originaltext? nicht mehr gefunden werden konnte.

Im Jahre 1964 wurde der Roman von Wojciech Jerzy Has verfilmt und kam als Schwarzweiß-Film in die Kinos. Dieser Verfilmung stieß besonders bei Anhängern der 68er Bewegung auf große Resonanz.

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