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Rätsel

Das Rätsel richtet sich direkt oder indirekt an die Intelligenz der Leser, deren Aufgabe es ist, sprachlich verhüllte Personen, Tiere oder Vorgänge beim Namen zu nennen. Als literarische Kunstform? erlebte das Rätsel im 18. Jahrhundert seine Blütezeit.

Definition

Beim Rätsellösen - (c) I. Friedrich/PIXELIO

Das Rätsel (spätmhd. raetsel) ist eine literarische und außerliterarische Spruchdichtung?, häufig mit lehrhafter (didaktischer) Absicht. Es richtet sich direkt oder indirekt an die Intelligenz der Leser oder Hörer, deren Aufgabe es ist, sprachlich verhüllte Personen, Tiere, Gegenstände oder Vorgänge beim Namen zu nennen, wobei die Lösung durch bewusste Irreführung erschwert werden kann. Die sprachliche Verhüllung bedient sich verschiedener Techniken, gebräuchlich sind vor allem Metapher, Vergleich?, Personifizierung?, Mythisierung und mehrdeutige Semantik.

Die äußere Form des Rätsels ist sehr vielgestaltig: Sie beginnt bei der einfachen Frage in Prosa und endet bei der mehrzeiligen, gereimten? und kunstvoll gebauten Strophe?. Häufig ist das Rätsel in größere Texte eingebettet, z. B. in Sagen, Märchen oder Schwänke?.

Man unterscheidet zwei Rätseltypen:

  • unlösbare Rätsel, die nur ein Eingeweihter richtig beantworten kann, wodurch er sich als Mitglied einer bestimmten Gruppe ausweist
  • lösbare Rätsel, die durch Intelligenz, Scharfsinn und kombinatorisches Geschick gelöst werden können und häufig eine gesellige Funktion erfüllen

Foto: I. Friedrich / pixelio.de

Entstehung

Rätsel haben ihren Ursprung im Orient und gehören in nahezu allen Kulturen der Welt zu den ältesten Volksdichtungen?. Die Sanskrit-Rätsel des „Rigweda“ (1000 v. Chr.?) zählen zu den ältesten erhaltenen Rätseln. Bedeutsam für die abendländische Rätselüberlieferung sind außerdem die Rätseldichtungen der Araber und Juden, bei Letzteren vor allem die Rätsel im Alten Testament (Simson-Rätsel und Rätselstreit Salomos mit der Königin von Saba).

Entwicklung

Zu den Hauptvertretern der Rätseldichtung im antiken Griechenland gehörten Homer (Epos) und Sophokles? (Drama) sowie Herodot?, Heraklit? und Platon?. Das didaktische? Rätsel erlebte seine Blütezeit zur Zeit der Sieben Weisen. Beim einfachen Volk waren vor allem gesellige und scherzhafte Rätselformen populär, z. B. Silben- und Zahlenrätsel. Bei den Römern war die Rätseldichtung geringer ausgeprägt, von herausragender Bedeutung war jedoch der Römer C. F. Symphosius? (4./5. Jh.) mit einer Sammlung von 100 Rätseln in dreizeiligen? Hexametern?. Diese Sammlung?, die unter anderem auch in die „Gesta Romanorum“ (13./14. Jh.) Eingang fand, beeinflusste nachhaltig die mittelalterliche? Rätseltradition.

Mittelalterliche Meistersinger

Wie zahlreiche Sammlungen? (z. B. „Joca Monachorum“) belegen, waren im lateinischen Mittelalter? scherzhaft-unterhaltsame Rätsel mit biblischem und religiösem Hintergrund sehr beliebt. Zu nennen sind hier vor allem die Adam- und Jonas-Rätsel, die noch heute lebendig sind. Zu den bekanntesten Zeugnissen mittelhochdeutscher? Rätseldichtung gehören der „Wartburgkrieg“ (13. Jh.) und das „Trougemundslied“ (14. Jh.) sowie die Rätsel in der Spruchdichtung R. von Zweters? und anderer Meistersinger?.

Das „Straßburger Rätselbuch“ (1505)

Aufbauend auf die bekannte Sammlung? des Römers C. F. Symphosius?, entstanden im Humanismus? weitere Rätselbücher, die die zumeist gelehrte Rätseldichtung der Zeit zusammenfassten („Aenigmatographie“, 1599). Von besonderer Bedeutung ist das bereits Anfang des 16. Jahrhunderts entstandene „Straßburger Rätselbuch“ (1505), in dem nicht nur gelehrte geistliche und weltliche Rätsel enthalten sind, sondern auch volkstümliche Rätsel mit teilweise obszönem Gehalt. In der Literaturwissenschaft gilt das „Straßburger Rätselbuch“ als Beleg für das gestiegene Unterhaltungsbedürfnis der Zeit.

Das Rätsel in Klassik und Romantik

Als literarische Kunstform erlebte das Rätsel im 18. Jahrhundert durch die Vermittlung J. G. Herders? eine neuerliche Blütezeit. Zu den Hauptvertretern? einer kunstvollen und formvollendeten Rätseldichtung in der Zeit der Klassik und Romantik gehören F. Schiller („Parabeln und Rätsel“ und „Turandot“), J. W. von Goethe?, C. T. Körner?, F. Schleiermacher?, W. Hauff?, C. Brentano? und E. Geibel?. Zugleich begannen die Brüder Grimm und J. Görres? mit der Sammlung? volkstümlicher Rätsel, die in der folgenden Zeit zu einer intensiven wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Rätsel und den verschiedenen Rätseltypen führte. Die bisher bedeutsamste Rätselsammlung? legte R. Wossidlo? 1897 vor.

Zwischen Fernsehquiz und Kreuzworträtsel

In der Gegenwart sind Rätselspiele in Quizform und sogenannte Denksportaufgaben in Funk, Fernsehen und Internet sehr beliebt. Besonders populäre Formen sind Buchstabenrätsel (Logogriph?), Silbenrätsel (Scharade?), Bilderrätsel (Rebus?), Zahlenrätsel (Arithmogriph?), Buchstabenversetzungen (Anagramm?) und Kreuzworträtsel.

Literatur

  • Laszlo, Renate: Germanische Rätsel in der Literatur des Mittelalters. Marburg, Tectum Verlag 2003, ISBN: 978-3828885523
  • Schiller, Friedrich: Turandot. Ditzingen, Reclam Verlag 1986, ISBN: 978-3150000922
  • Zey, Rene: Was geschah im Orient-Express? Rätsel aus der Welt der Literatur. Über 500 Quizfragen für Bücherfreunde. München, Falken Verlag 2002, ISBN: 978-3806826296

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