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Roth, Joseph

Joseph Roth auf dem Cover einer Biographie von 2009 - (c) Kiepenheuer & Witsch

Joseph Roth (geb. 2. September 1894 in Brody / Ostgalizien; gest. 27. Mai 1939 in Paris) war ein jüdisch-österreichischer Schriftsteller und Journalist?. Er gehört einer Schriftsteller-Generation an, für die Gertrude Stein? Anfang der 1920er Jahre die Bezeichnung „lost generation“? geprägt hatte.

In seinem Werk? verbindet er Fabulierfreude und Zeitkritik? mit einer düster-melancholischen Grundstimmung.

Leben

Joseph Roth wurde 1894 als Sohn des Holz- und Getreidehändlers Nachum Roth in Brody geboren, einer mittelgroßen Stadt im Grenzgebiet zwischen Österreich-Ungarn und Russland. 1901 kam er in die jüdische Gemeindeschule, die ihre Entstehung dem 1891 gestifteten „Hirschschen Schulfonds in Galizien“ verdankte. Im Herbst 1905 trat er in das Kronprinz-Rudolf-Gymnasium in Brody ein, wo er im Mai 1913 sein Abitur mit Auszeichnung ablegte. Im Anschluss begann er sein Universitätsstudium in Lemberg und wechselte dann nach Wien, wo er bis zu seiner freiwilligen Kriegsteilnahme 1916 Germanistik studierte.

Joseph Roth war Zeit seines Lebens bemüht, um seine Soldatenzeit ein Netz von Legenden zu spinnen. Belegt ist, dass er während des Ersten Weltkriegs in der 32. Infanterietruppendivision diente, die bei Lemberg stationiert war. Dort fand er im Pressedienst Verwendung. Ob er an Kampfhandlungen teilgenommen hat, ist nicht belegt. In einem Brief? an seine Cousine Paula Grübel teilte er im August 1917 mit, dass er im Feld furchtbare Momente und Momente voll grausiger Schönheit erlebt habe.

Das Ende des Krieges und den Zusammenbruch der Habsburg-Monarchie 1918 hat Joseph Roth wahrscheinlich in Lemberg erlebt. Nach einer Odyssee, die ihn zwischen Kriegs- und Bürgerkriegsfronten durch die Provinzen der untergegangenen Monarchie führte, hielt er sich ab März 1919 wieder in Wien auf. Aus finanziellen Gründen musste er auf die Fortsetzung seines Studiums verzichten und sich einen Beruf suchen. Bereits zu diesem Zeitpunkt war Joseph Roth Alkoholiker. Es ist überliefert, dass er einige Male völlig betrunken auf der Straße liegend aufgefunden wurde.

In Wien schrieb Joseph Roth für das Feuilleton? der Zeitung? „Der Neue Tag“, dessen literarischer Redakteur? Alfred Polgar war. Merkmale seiner journalistischen Arbeiten waren: düstere Melancholie?, sprachliche Präzision und stoffliche Vielfalt?. In seinen Artikeln? bezog er Stellung gegen die reaktionären politischen Kräfte. Nach der Einstellung der Zeitung siedelte er – wie viele literarische Talente seiner Zeit – nach Berlin über, wo er für das Boulevard-Blatt? die „Neue Berliner Zeitung“ als Filmrezensent und Sonderberichterstatter? tätig war. In einer autobiographischen Skizze hat er mitgeteilt, dass er nach der Drucklegung der Zeitung diese selbst auf der Straße feilgeboten habe. In der Folge gelang es ihm, in Berlin Fuß zu fassen. Schon bald veröffentlichte er Artikel in weiteren Zeitungen, zum Beispiel im angesehenen „Berliner Tageblatt“, im sozialdemokratischen „Vorwärts“, im „Berliner Börsen-Courier“, in der „Frankfurter Zeitung“ und im „Prager Tageblatt“.

1923 erschien Joseph Roths Roman „Das Spinnennetz“ im Vorabdruck? in der Wiener „Arbeiterzeitung“. In Buchform lag der Roman erstmals 1967 vor. 1924 veröffentlichte der Berliner „Verlag Die Schmiede“ seine sozialkritischen Zeit-Romane? „Hotel Savoy“ und „Die Rebellion“, 1927 folgte der Reportage-Band? „Juden auf Wanderschaft“. Alle drei Buchveröffentlichungen erschienen in kleiner Auflage? und hatten beim Publikum? nur geringen Erfolg. Lediglich der Roman „Hotel Savoy“ wurde 1933 vom Wiener „Phaidon-Verlag“ mit Federzeichnungen von Franz Howanietz in einer Neuausgabe? herausgebracht.

Die folgenden Jahre im Leben Joseph Roths waren geprägt von einer regen Reisetätigkeit und der Veröffentlichung seiner bedeutendsten Romane: Im April 1925 ging er nach Paris, wo er für die „Frankfurter Zeitung“ als Pariser Korrespondent? tätig war. Im Spätsommer 1925 schickte ihn die Redaktion? auf eine Reise nach Südfrankreich, auf der seine bekannte Artikelserie? über Lyon, Avignon, Arles, Tarascon, Vienne und Marseille entstand. Die Artikel wurden postum in dem Band „Die weißen Städte“ versammelt. Im März 1927 erschien im Münchner Kurt Wolff Verlag der Roman „Die Flucht ohne Ende“, den Joseph Roth auf seiner Reise in die Sowjetunion konzipiert hatte. In der Literaturkritik gilt „Die Flucht ohne Ende“ auf Grund des programmatischen Vorworts? als ein Roman, der für die Neue Sachlichkeit maßgeblich ist. 1930 erschien im Berliner Gustav Kiepenheuer Verlag? „Hiob. Roman eines einfachen Mannes“, in dem Joseph Roth die Leidensgeschichte des Ostjuden Mendel Singer und seiner Familie erzählt. „Hiob“ wurde Roths erfolgreichster Roman. Ebenfalls bei Gustav Kiepenheuer erschien 1932 der RomanRadetzkymarsch“, in dem der Untergang der Habsburger-Monarchie am Schicksal der Familie Trotta dargestellt wird.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 hat Joseph Roth Deutschland endgültig verlassen. Im französischen Exil entstanden unter anderem die Romane „Das falsche Gewicht“ (1937), „Die Kapuzinergruft“ (1938), „Die Legende vom heiligen Trinker“ (1939) und „Die Geschichte der 1002. Nacht“ (1939). Joseph Roth starb 1939 in einem Armenhospital in Paris. Die Krankheit seiner Frau brach ihn, der Alkohol zeichnete ihn.

Literarische Arbeiten

Joseph Roth begann seine Karriere als Journalist bei der in Wien erscheinenden Zeitung „Der Neue Tag“. Hier war er als Lokalreporter? tätig. Später war er Mitarbeiter der „Neuen Berliner Zeitung“, des „Berliner Börsen-Couriers“, des „Vorwärts“, der „Frankfurter Zeitung“, des „Prager Tageblatt“ und der „Münchner Neuesten Nachrichten“. Er verfasste Reportagen?, Glossen?, Skizzen, Film- und Theaterkritiken? sowie Buchrezensionen. Im Auftrag der „Frankfurter Zeitung“ unternahm er zahlreiche Reportage-Reisen durch Frankreich, Russland, Albanien, Italien, Polen und Deutschland.

Berliner Saisonbericht. Unbekannte Reportagen und journalistische Arbeiten 1920 – 1939

Der Band „Berliner Saisonbericht“ versammelt eine Auswahl aus Joseph Roths publizistischem Werk?, das insgesamt mehr als 1.300 Artikel? umfasst. Obwohl die journalistischen Arbeiten überwiegend als Broterwerb entstanden, stehen sie doch gleichbedeutend neben Roths literarischer Produktion. Kritiker wie Helmuth Nürnberger sind der Auffassung, dass Roths Feuilleton-Beiträge einige seiner Früh- und Exilromane überdauern werden.

Roths journalistischen Arbeiten zeichnen sich durch präzise Beobachtung und ein starkes Interesse an den sozialen und politischen Ereignissen seiner Zeit aus. Darin stand er Journalisten? wie Egon Erwin Kisch und Kurt Tucholsky nahe. Im Pariser Exil engagierte sich Joseph Roth im publizistischen? Kampf gegen den Nationalsozialismus. Am Ende seines Lebens trat er für die Restaurierung der untergegangenen Habsburg-Monarchie ein.

Radetzkymarsch, Roman (1932)

Neben „Hiob. Roman eines einfachen Mannes“ (1930) hat der 1932 erschienene RomanRadetzkymarsch“ den Ruhm Joseph Roths als Schriftsteller begründet. Für den Kritiker Marcel Reich-Ranicki zählt „Radetzkymarsch“ zu den zwanzig bedeutendsten Romanen der deutschen Literatur.

Joseph Roth schildert am Schicksal der Familie Trotta Blüte, Niedergang und Zusammenbruch der Habsburg-Monarchie. Das Leben in der alten Monarchie gewinnt im Roman eine erstaunliche Anschaulichkeit. Roth verbindet schärfste Gesellschaftskritik mit düsterer Melancholie und feinem Humor.

Joseph Roth, der die meisten seiner Romane sehr schnell niedergeschrieben hatte, kam mit der Arbeit am „Radetzkymarsch“ nur sehr schleppend voran. Das vierte Kapitel des Romans, das als beeindruckendes Zeugnis der schriftstellerischen Kunst Joseph Roths gilt, musste er zweimal schreiben. Weil er betrunken war, hatte er das Typoskript? im Taxi verloren.

Die Kapuzinergruft, Roman (1938)

Der Roman „Die Kapuzinergruft“ ist 1938 im Exil entstanden und in einem holländischen Verlag erschienen. Er gilt als Joseph Roths wichtigste Buchveröffentlichung seiner letzten Schaffensperiode. „Die Kapuzinergruft“ ist die Fortsetzung von Joseph Roths bedeutendstem Roman „Radetzkymarsch“ und knüpft direkt an dessen Handlung an.

Franz Ferdinand Trotta, der letzte Nachkomme aus dem Geschlecht der Trottas, erlebt in der Zeit von 1914-1938 den Verfall und das Ende des österreichischen Staates. Resignation, Ermattung und Todesahnung sind die zentralen Motive dieses Ich-Romans?. Sie kennzeichnen nicht nur das Leben Franz Ferdinand Trottas, sondern auch das seiner Freunde und Altersgenossen. Sie verbringen ihre Zeit in Kaffeehäusern und schauen ihrem wirtschaftlichen und seelischen Verfall tatenlos zu. Trotta heiratet Elisabeth, eine Hutmacher-Tochter, bevor er in den Krieg geht. Als Trotta aus dem Krieg zurückkehrt, kann er sich nicht mehr in die Gesellschaft integrieren, weshalb seine Ehe zerbricht. derweil vermodert in der Kapuzinergruft, wo die österreichischen Kaiser ruhen, die Alte Welt.

Nach der Besetzung Österreichs durch die Nationalsozialisten 1938 ist die Welt der Trottas zerstört. „Die Kapuzinergruft“ bildet den Ausklang des Österreich-Themas im Werk Joseph Roths, das er nicht nur in seinen Romanen und Reportagen?, sondern auch in den beiden kleineren Erzählungen „Das falsche Gewicht“ (1937) und „Der Leviathan“ (1940 postum) gestaltet hat.

Bedeutung

Joseph Roth gilt als der große Melancholiker unter den Schriftstellern seiner Zeit. Sein Werk ist von der trägen Traurigkeit der Zeit der großen Katastrophen im Zwanzigsten Jahrhundert geprägt. Immer wieder erzählt Joseph Roth, wie Menschen aus der Zeit herausfallen und sich am Horizont immer neue Katastrophen abzeichnen.

Übrigens …

Joseph Roth hat neben Reportagen?, Romanen und Erzählungen auch Gedichte geschrieben. Einige seiner Gedichte wurden im renommierten „Prager Tageblatt“ veröffentlicht. Eine Anzahl ungedruckter Gedichte ist 1939 bei einem deutschen Luftangriff auf Warschau verloren gegangen.

Werke (Auswahl)

  • Bücher von und über Joseph Roth bei Jokers
  • Roth, Joseph: Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht. Köln, Kiepenheuer & Witsch 2005, ISBN-13: 978-3462034912
  • Roth, Joseph: Das falsche Gewicht. Köln, Kiepenheuer & Witsch 2005, ISBN-13: 978-3462036336
  • Roth, Joseph: Das Spinnennetz. München, Dtv 2004, ISBN-13: 978-3423131711
  • Roth, Joseph: Der Leviathan. Erzählungen. Köln, Kiepenheuer & Witsch 2005, ISBN-13: 978-3462034929
  • Roth, Joseph: Die Flucht ohne Ende. Köln, Kiepenheuer & Witsch 1994, ISBN-13: 978-3462023145
  • Roth, Joseph: Die Geschichte von der 1002. Nacht. Köln, Kiepenheuer & Witsch 2005, ISBN-13: 978-3462034905
  • Roth, Joseph: Die Kapuzinergruft. München, Dtv 2003, ISBN-13: 978-3423131001
  • Roth, Joseph: Die Legende vom heiligen Trinker. München, Dtv 2004, ISBN-13: 978-3423132374
  • Roth, Joseph: Die Rebellion. Ein Roman. Köln, Kiepenheuer & Witsch 2005, ISBN-13: 978-3462036367
  • Roth, Joseph: Hiob. Roman eines einfachen Mannes. München, Dtv 2003, ISBN-13: 978-3423130202
  • Roth, Joseph: Hotel Savoy. München, Dtv 2003, ISBN-13: 978-3423130608
  • Roth, Joseph: Juden auf Wanderschaft. München, Dtv 2006, ISBN-13: 978-3423134309
  • Roth, Joseph: Radetzkymarsch. München, Dtv 1998, ISBN-13: 978-3423124775
  • Roth, Joseph: Reise nach Rußland. Feuilletons, Reportagen, Tagebuchnotizen 1919 - 1930. Köln, Kiepenheuer & Witsch 1995, ISBN-13: 978-3462024326
  • Roth, Joseph: Tarabas. Ein Gast auf dieser Erde. Köln, Kiepenheuer & Witsch 2005, ISBN-13: 978-3462034936

Sekundärliteratur

  • Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.): Text + Kritik. Sonderband Joseph Roth. München, Edition Text + Kritik 1982, ISBN-13: 978-3883771144
  • Fronk, Eleonore /Andreas, Werner: Besoffen, aber gescheit. Joseph Roths Alkoholismus in Leben und Werk. Oberhausen, Athena Verlag 2002, ISBN-13: 978-3932740954
  • Kessler, Michael / Hackert, Fritz (Hrsg.): Joseph Roth. Interpretation–Kritik–Rezeption. Akten des internationalen, interdisziplinären Symposions 1989. Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Tübingen, Stauffenburg 1990, ISBN-13: 978-3923721450
  • Kraske, Bernd M. (Hrsg.): Joseph Roth – Werk und Wirkung. Sammlung Profile Band 32. Bonn, Bouvier Verlag 1988, ISBN-13: 978-3416021739
  • von Sternburg, Wilhelm: Joseph Roth - Eine Biographie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009, ISBN: 978-3462055559

Hörbücher

  • Roth, Joseph: Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht. 3 CDs. Hamburg, Hoffmann und Campe 2006, ISBN-13: 978-3455304077
  • Roth, Joseph: Briefe aus Deutschland. 2 CDs. Berlin, Der Audio Verlag, Dav 2001, ISBN-13: 978-3898131575
  • Roth, Joseph: Hiob. Roman eines einfachen Mannes. 2 CDs. Neckargemünd, Edition Mnemosyne 2005, ISBN-13: 978-3934012240
  • Roth, Joseph: Stationschef Fallmerayer. 1 CD. Berlin, Solo Verlag für Hörbücher 2005, ISBN-13: 978-3929079579

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