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Saga

Die Saga (auch Sagadichtung oder Sagaliteratur) ist eine Gattung der mittelalterlichen isländischen Prosa. Nicht zu verwechseln ist die Saga mit der Sage.

Definition

Bei der Saga handelt es sich um eine Erzählung, in der unterschiedlichste Stoffe mit Hilfe verschiedener Figuren in einer Geschichte verarbeitet werden. Die Saga gilt als ein Vorläufer des Romans. Als Saga bezeichnet man ausschließlich schriftliche, keine mündlich überlieferten Werke.

Aufbau

Nicht zu verwechseln ist die Saga mit der Sage. Zwar blieb der Verfasser in beiden Fällen anonym? und beide Formen bedienten sich sagenhafter und mythologischer Stoffe. Doch im Gegensatz zur Sage war die Saga keine Volksdichtung?. Es handelte sich vielmehr in der Regel um anspruchsvolle Literatur von hohem künstlerischem Wert, da sie eine komplexe dichterische Form aufwies. Typisch für den Sagastil ist eine sprachlich ausgefeilte, gleichzeitig natürlich wirkende Alltagsprosa. Im Normalfall werden lediglich die Höhepunkte eines Geschehens wiedergegeben.

Entstehung

Das Wort Saga stammt aus dem Isländischen (von segja, „sagen, erzählen“) und bedeutet Mitteilung, Aussage und Bericht. Die Saga war überwiegend biographisch oder genealogisch ausgerichtet. Wahrscheinlich entstand sie als erzählende Großform ab dem 11. Jahrhundert unter dem Einfluss der kontinentalen lateinischen Prosaformen wie Vita? oder Legende.

Entwicklung

Die isländische Saga lässt sich generell in folgenden Kategorien zusammenfassen:

  • Sagas von Heiligen (Heilagra manna sögur), 11./12. Jahrhundert
  • Sagas von Aposteln (Postola sögur), 11./12. Jahrhundert
  • Bischofs-Sagas (Biskupa sögur), 11./12. Jahrhundert
  • Königssagas (Konunga sögur), 1190-1230
  • Antikensagas, 12./13. Jahrhundert
  • Gegenwartssagas (Samtíðarsogür), 13. Jahrhundert
  • Saga aus der Sturlungenzeit (Sturlunga saga), Ende des 13. Jahrhunderts
  • Ritterromane, höfische Literatur (Riddarasögur), Ende des 13. Jahrhunderts
  • Märchensagas (Lygisogür), Ende des 13. Jahrhunderts
  • Isländersagas (Ìslendinga sogür), 13./14. Jahrhundert
  • Frühgeschichtliche Sagas (Fornaldasögur Norðurlanda), 13./14. Jahrhundert

Verschiedene Untergattungen der Saga befassten sich mit unterschiedlichen Inhalten. Zum Beispiel wurde in den Königssagas (Konungasogür) vor allem von den Taten norwegischer Könige erzählt. Die berühmteste unter ihnen heißt „Heimskringla“ (Weltkreis) und wurde um 1230 geschrieben. Sie stammt von Snorri Sturluson? (1178-1241). Sie handelt von der Geschichte der norwegischen Könige des Mittelalters, beginnt bei den Uppsala-Königen in der Zeit um Christi Geburt und endet mit der Schlacht von Re (1177).

Saga aus dem Bürgerkrieg in Norwegen (12. Jh.)

Die älteste Königssaga „Abriss der Geschichte der norwegischen Könige“ (Àgrip af Nóregs konunga sögum) war bereits im späten 12. Jahrhundert entstanden. Weitere Saga-Chroniken? über das Leben der Norweger-Könige waren „Das schöne Pergament“ (Fagrskinna) und „Das verrottete Pergament“ (Morkinskinna) aus dem 13. Jahrhundert. Letztere beginnt erst mit dem Jahr 1035.

Als erste Saga isländisch-norwegischer Geschichtsschreibung eines Zeitzeugen gilt das „Kalbsfell“ (Hryggjarstykki) von Eiríkr Oddsson?. Er hatte in Norwegen den Bürgerkrieg (1134-1139) aus eigener Erfahrung und mit Beteiligung weiterer Zeitzeugen geschildert. Das Werk ging verloren, wurde aber vermutlich auch von Snorri Sturluson? als Quelle für „Heimskringla“ genutzt. Seit Oddssons? Saga stützten sich nahezu alle Königssagas auf die Erlebnisse von Zeitzeugen.

Isländersagas (13. Jh.)

Die 36 bekannten Isländersagas (Ìslendinga sogür) wiederum wurden zwischen 1200 und 1350 verfasst und haben ausschließlich anonyme? Autoren. Sie erzählen von einem thematisch breiten Spektrum: Familien-Traditionen aus der Zeit der Besiedlung Islands (970-1030), zeitgenössische Schilderungen, sagen- und märchenhafte Sagas sind hier zu finden. Vor allem mittels Dialogen? werden dramatische Konflikte, Streit um Land, Rechtsbrüche und die Familienehre thematisiert.

Als umfangreichste Isländersaga ging die „Brennu Njáls saga“ in die Geschichte ein. Darin geht es um den schlauen Njáll und dessen Freund Gunnar von Hlídarendi. Außerdem gab es die Laxdaela-Saga, in der eine Frau zwischen zwei Männern steht, sowie die „Hrafnelks saga“, in der Themen wie die christliche Ethik, Hochmut und politische Gerechtigkeit abgehandelt werden.

Frühgeschichtliche Sagas

Die Frühgeschichtlichen Sagas (Fornaldasogür, Vorzeitsagas) ihrerseits befassen sich vorwiegend mit dem Zeitraum vor der Besiedlung Islands. Meist befassen sie sich mit heroischen, mythischen Inhalten. Die Charaktere dieser Sagas sind normalerweise nicht historisch zu belegen. Man teilt die Frühgeschichtlichen Sagen auf in Heldensagas, Wikingersagas und Abenteuersagas.

Antikensagas

Die Antikensagas (12./13. Jahrhundert) werden als mehr oder weniger freie Übersetzungen lateinischer Vorlagen ins Isländische interpretiert. Dazu zählt die Saga von den Trojanern (Trójumanna saga), die ihre Wurzeln in der Vorlage des Dares Phrygius (De excidio Troiae) hat. Auch die Saga von den Briten (Breta sögur) gehört dazu. Sie basiert auf Geoffrey von Monmouths? „Historia regum Britanniae“ und wurde ins Altisländische übertragen. Ebenso fand die Saga von Alexander (Alexanders saga) vom Kontinent aus ihren Weg in den hohen Norden: Brandr Jónsson? übersetzte ein in lateinischen Hexametern? geschriebenes Epos von Walter von Chatillion? (Galterus de Castellione).

Die Antikensagas hatten den Zweck, ein Lesepublikum ohne Lateinkenntnisse zu unterhalten und über das Bildungsgut des europäischen Kontinents zu unterrichten.

Das Ende der Sagas

Im 14. und 15. Jahrhundert erfreuten sich andere, bereits früher entstandene Formen der Sagadichtung zunehmender Popularität. Dies galt insbesondere für die Frühgeschichtlichen Sagas, Märchensagas, Ritterromane und Antikensagas. Das Ende der Sagas beginnt mit der sozio-kulturellen Modernisierung in Island – unter dem Einfluss geistesgeschichtlicher europäischer Entwicklungen ab dem 16. Jahrhundert. Im 19. und 20. Jahrhundert übten die Isländersagas dennoch einen großen Einfluss auf den skandinavischen historischen Roman aus.

Sekundärliteratur

  • Baetke, Walter: Wörterbuch zur altnordischen Prosaliteratur. Berlin, Akademie Verlag 2005, ISBN: 978-3050041377
  • Schier, Kurt: Sagaliteratur. Stuttgart, Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1970, ISBN: 978-3476100788
  • Sigurðsson, Gisli: The medieval Icelandic saga and oral tradition. Cambridge/Mass., Harvard University Press 2004, ISBN: 978-0674014572

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