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Sanctum

von<br> Markus Heitz

Da hilft weder Kirche noch Werwolf: Es ist die Frau, um die sich alles dreht, die Macht über den Mann besitzt und die allein die Welt zu retten vermag. Das sagt uns „Sanctum“, der neue Fantasy-Thriller? von Markus Heitz?. Der Autor, der uns bereits mit „Ritus?“, dem ersten Teil der Wandelwesen-Geschichte, beglückte und nun die Geschichte zu Ende bringt.

Diese ist ein 600 Seiten langes Hin und Her zwischen Rom und Kroatien, Frankreich und Sankt Petersburg, 1760 und 2004, Freund und Feind. Heitz lässt zwei weit auseinander liegende Erzählstränge? parallel laufen. Der eine spielt um 1760 in Rom und Frankreich. Die beiden - heimlich verliebten - Helden, die Äbtissin Gregoria und der Jäger Jean, gehen aus ihrer Heimat Frankreich fort nach Rom. Dort benachrichtigen sie den Vatikan, dass die Bestie immer noch ihr Unwesen treibe. Sogar in Rom toben schon weitere Wandelwesen, infizierte Menschen, die in Tiergestalt alles morden und fressen, was ihnen in die Klauen kommt.

Lebensrettendes Elixier

Gregoria und Jean verbünden sich mit einem Teil der Benediktiner und rufen einen Orden ins Leben, der die Wandelwesen ausrotten soll. Er wird ausschließlich aus Frauen bestehen, aus Nonnen und „Seraphim“, eigens für diesen Orden ausgebildeten Kämpferinnen. Denn nur Frauen üben „Macht über Männer, Brüder und Söhne“ aus! Die gottesfürchtigen Jungfrauen und die herangezüchteten Amazonen sollen nicht nur Bestien töten, sondern auch heilen, wo es geht. Wie? Durch das „Sanctum“, das Blut Christi.

Das heiß umkämpfte Serum ist das Heiligste der Welt. Wer es einnimmt, wird quasi unsterblich und bekommt Visionen. Woher? Die Menschen, die davon wissen, suchen auf der ganzen Welt nach Reliquien, die einst mit Jesu Blut in Berührung kamen. Abgekratzt und verflüssigt, wird es in winzigen Fläschchen bewahrt. Doch es gibt Fälschungen - zu lebensrettendem Zweck eingesetzt, verfehlen sie die heilende Wirkung: Menschen im Todeskampf schlucken nur Paprikapulver …

Natürlich treten Gegenspieler auf den Plan: die Jesuiten. Ihr Plan ist es, die Bestien zu vermehren und auf die Welt loszulassen, damit die Menschen voller Furcht in die Kirchen strömen und ihren Predigten Glauben schenken.

Die Jagd nach der Bestie

Der zweite Erzählstrang? spielt in der Gegenwart, in Kroatien, Rom und Frankreich. Eric von Kastell, der Werwolfjäger, kämpft bis aufs Blut gegen seine zahlreichen Feinde, die sich selbst in schönen Frauen verstecken und dem Casanova das Leben zur Hölle machen. Er ist zwar fast in jedem Kapitel kurz davor, zu sterben, aber da er von Geburt an eine Bestie in sich trägt, die ihn bei Vollmond kontrolliert und böse Dinge tun lässt, kommt er überall heil raus.

Spaß beim Lesen macht die Suche nach Verbindungen zwischen den Schauplätzen. Kleine Details finden sich sowohl 1760 als auch 2004, und nach und nach erschließt sich eine recht verzweigte Geschichte um die Jagd nach der Bestie.

Die Charaktere sind leider wieder, wie schon im ersten Teil, hoffnungslos überzeichnet. Der Verlauf der Geschichte scheint nicht selten an den Haaren herbeigezogen. The show must go on. Da ist es nicht von Interesse, ob sich der Leser fragt, warum Heitz? ins Detail geht, nur weil Gregoria ein Glas Wasser trinkt. Ach so - sie soll sich erschrecken, das Glas umstoßen, das Wasser auf die Seiten eines Buches laufen sehen und so ein Geheimversteck finden. Solche mühsam hergeleiteten Situationen finden sich des öfteren.

Reale Hintergründe

Eines muss man Heitz? lassen: „Sanctum“ liest sich flüssig, auch wenn es nicht jedermanns Geschmack trifft. Droht die Spannung abzufallen, folgt garantiert sofort der nächste Schreck, die nächste 180-Grad-Wendung oder einer der unzähligen Cliffhanger?. Zwar ist der Roman wenig erleuchtend, eher meint man oft im Dunkeln zu tappen, jedoch sei ihm zugutegehalten, dass ein durchschnittlicher Hollywoodfilm die Kampf- und Verfolgungsszenen nicht spannender hätte darstellen können.

Zum Thema Film bleibt noch eines zu sagen: Wer den „Pakt der Wölfe“ gesehen hat, ist sich vielleicht auch nicht sicher, wer die Idee zuerst hatte. Auffällig viele Übereinstimmungen zwischen Roman und Film gibt es. Allerdings hat es die Bestie im Gévaudan und den Jäger Jean Chastel tatsächlich gegeben, und somit verwundert es nicht, wenn sich mehrere Autoren oder Filmemacher des spannenden, mysteriösen Stoffes bedienen.

Fazit: Wer sich für spannende Unterhaltung begeistern kann, der man auch noch todmüde spät abends im Bett folgen kann, dem sei „Sanctum“ empfohlen. Alle anderen sollten zu Grimms Märchen? greifen.

Literaturangaben

  • HEITZ, MARKUS: Sanctum. Roman. Verlag Droemer Knaur, München 2006. 606 S., 12,95 €, ISBN: 978-3426631317

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