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Semantik

Ein goldenes Gefäß - (c) Gabi Schoenemann/PIXELIO

Gegenstand der Semantik ist die Untersuchung der durch sprachliche Zeichen bezeichneten Inhalte, also der Bedeutung von Wörtern, Sätzen und Texten.

Ihre Blütezeit erlebte die Semantik in den 1960er und 1970er Jahren im Zusammenhang mit ideologiekritischen Strömungen in der Sprachwissenschaft.

Das Bild stammt von Gabi Schoenemann/pixelio.de.

Definition

Semantik (gr. semantikos = bezeichnend) ist ein Fachbegriff der Sprachwissenschaft und ist als wissenschaftliche Disziplin ein Teilbereich der Semiotik. Gegenstand der Semantik ist die Untersuchung der durch sprachliche Zeichen bezeichneten Inhalte, also der Bedeutung von Wörtern, Sätzen und Texten. Der Wirkungsbereich der Semantik als Teil der Semiotik ist auf sprachliche oder schriftliche Zeichen beschränkt.

Die Semiotik, die Lehre von den sprachlichen Zeichen und Zeichensystemen, wird in der Regel in drei kleinere Spezialgebiete zergliedert. Neben der Semantik gibt es die Syntax, die die Verknüpfung von sprachlichen Zeichen zu Zeichenfolgen auf rein formaler Ebene untersucht, sowie die Pragmatik?, die das Verhältnis von Sender, Empfänger und sprachlichen Zeichen erforscht.

Entstehung und Entwicklung

Die Anfänge der Semantik liegen im frühen 19. Jahrhundert. Viele Gelehrte in ganz Europa befassten sich damals mit der Frage, ob und wie sich die Bedeutung einzelner Wörter oder ganzer Wortgruppen im Lauf der Zeit verändert. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Wörter in einem Prozess ständiger Veränderung befinden – und diese Veränderung betrifft sowohl den Klang der Wörter als auch die Schreibweise und die Bedeutung. Außerdem stellten die Pioniere der Semantik fest, dass Wörter und Wortgruppen sogar aussterben und aus dem Wortschatz verschwinden können.

Seit dem 19. Jahrhundert war die Semantik ein fester Bestandteil der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft und der Indogermanistik?. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Semantik dann zu einer wichtigen Teildisziplin der neu geschaffenen Semiotik. Ihre Blütezeit erlebte die Lehre in den 1960er und 1970er Jahren im Zusammenhang mit dem Aufkommen des Strukturalismus? und verschiedener ideologiekritischer Strömungen in der reformierten Sprachwissenschaft.

Semantik als Teil der Semiotik

Wer sich mit Semiotik und insbesondere mit Semantik befasst, sollte sich von Anfang an im Klaren darüber sein, dass es an einem sprachlichen Zeichen immer zweierlei zu unterscheiden gilt. Jedes sprachliche Zeichen hat zwei Seiten: eine Ausdrucksseite und eine Inhalts- bzw. Bedeutungsseite.

Ein Beispiel aus dem Straßenverkehr soll an dieser Stelle helfen, diese Zweiteilung zu veranschaulichen. Jeder kennt das auf der Spitze stehende Dreieck, das als Zeichen für „Vorfahrt gewähren“ steht. In diesem Fall ist das Dreieck das Signal, das der Betrachter mit den Augen wahrnimmt (Ausdrucksseite) – die andere Seite ist das, was das Signal dem Betrachter sagt, nämlich „Vorfahrt gewähren“ (Bedeutungsseite).

Ein wichtiger Grundsatz der Semantik lautet: Wenn etwas, was man wahrnimmt (mit den Augen, mit den Ohren) eine Bedeutung hat, spricht man von einem Zeichen. Hat es keine Bedeutung, ist es kein Zeichen. Das gilt natürlich nicht nur für Verkehrsschilder, sondern auch für Wörter. Laute oder Buchstaben (Ausdrucksseite) können nur verstanden werden, wenn man ihre Bedeutung kennt, z. B. Sofa (Ausdrucksseite) als „Sitz- und Schlafgelegenheit für erschöpfte Schüler und Studenten“ (Bedeutungsseite). Ein Wort ist also eine Einheit aus Ausdruck und Inhalt, eine Verbindung von Lauten bzw. Buchstaben und einer Bedeutung.

Grundlagen der Kommunikation

Die Semantik beschäftigt sich mit der Verbindung zwischen dem Ausdruck und dem Inhalt von sprachlichen Zeichen. Interessant ist, dass diese Verbindung nicht zwangsläufig so ist, wie sie ist – denn theoretisch könnte sie auch ganz anders sein, man könnte z. B. „Blume“ als „Baum“ und „Richter“ als „Mörder“ bezeichnen. Aber im Laufe der Entwicklung der deutschen Sprache haben sich feste Verbindungen ergeben, die heute gültig sind und als allgemeine Grundlagen der Kommunikation gelten. Wer diese Verbindungen verändert, wird von seinen Mitmenschen nicht mehr verstanden.

Semantik im interdisziplinären Dialog

In jüngster Zeit arbeitet die Semantik verstärkt mit anderen Wissenschaften zusammen, z. B. mit der Biologie, Psychologie oder Medizin. Denn die Kenntnis der Verbindung von Lauten bzw. Buchstaben und einer Bedeutung ist dem Menschen nicht angeboren, sondern wird erst im Laufe des Lebens erworben und geht am Lebensende, wenn z. B. schwere neurologische Erkrankungen wie Alzheimer auftreten, wieder verloren. In diesem Zusammenhang verlässt die Semantik immer öfter das engere Gebiet der Sprachwissenschaft und leistet wichtige Beiträge zum besseren Verständnis von Krankheitsbildern sowie zur Entwicklung neuartiger Therapiemethoden.

Literatur

  • Bichsel, Peter: Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN: 978-3518390672
  • Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Ein psychologischer Roman. Reclam Verlag, Ditzingen 1986, ISBN: 978-3150048139
  • Schoch, Julia: Mit der Geschwindigkeit des Sommers. Roman. Piper Verlag, München 2009, ISBN: 978-3492052528

Sekundärliteratur

  • Fritz, Gerd: Historische Semantik. Metzler Verlag, Stuttgart 2006, ISBN: 978-3476123138
  • Löbner, Sebastian: Semantik. Eine Einführung. de Gruyter, Berlin 2003, ISBN: 978-3110156744
  • Meibauer, Jörg u.a (Hg.): Einführung in die germanistische Linguistik. Metzler Verlag, Stuttgart 2007, ISBN: 978-3476021410

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