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Sommer, Ernst

Ernst Sommer (geb. 29. Oktober 1888 in Iglau / Böhmen; gest. 20. Oktober 1955 in London) war ein deutschsprachiger Schriftsteller jüdischer Herkunft. Er stand dem Prager Kreis? nahe, dem unter anderem Franz Kafka und Max Brod angehörten. Zu Bekanntheit gelangte Ernst Sommer als Verfasser von historischen und biographischen Romanen.

Leben

Ernst Sommer wurde am 29. Oktober 1888 als Sohn eines deutschsprachigen jüdischen Süßwarenfabrikanten in Iglau / Böhmen geboren. Er geriet früh in Konflikt mit seinem Vater, der für seinen Sohn eine Laufbahn im familieneigenen Geschäft vorgesehen hatte. Heimlich schrieb Ernst Sommer erste Gedichte, die er vor seinem Vater verbarg. Er wuchs in einer Atmosphäre der Isolation auf. Bereits in seiner Jugend litt er an Depressionen, die er bis zum Ende seines Lebens nicht in Griff bekam.

Ernst Sommer machte 1907 sein Abitur und zog nach Wien, wo er Medizin studierte. Er war Mitglied der Maccabäa, der bekanntesten jüdischen schlagenden Studentenverbindung in Wien. Nach kurzer Zeit brach er das Medizinstudium ab, da er von Angstphantasien geplagt wurde. Seinen Ärzten hat er später anvertraut, dass er zu jener Zeit in seinen Träumen und Phantasien von Leichen verfolgt worden sei. Er nahm ein Jurastudium auf, das er 1912 mit der Promotion abschloss. Vorübergehend kam er in Kontakt mit der zionistischen Bewegung. In der Wiener Monatsschrift „Der Friede“? veröffentlichte Sommer einige Beiträge, die das Judentum und den Zionismus zum Thema hatten.

Während des Ersten Weltkriegs war Ernst Sommer am Militärgericht im oberösterreichischen Felixdorf tätig. Nach dem Ende des Krieges lebte er in Wien, heiratete in Iglau Leontine Illowy und eröffnete 1920 in Karlsbad eine Anwaltskanzlei. Zudem saß er für die sozialdemokratische Partei, der er 1919 beigetreten war, im Stadtrat. 1922 endete die erste Phase seiner schriftstellerischen Laufbahn. Bis zu diesem Zeitpunkt waren drei literarische Arbeiten erschienen, auf deren makellose Qualität die Literaturkritik häufig hingewiesen hat. 1912 hatte Ernst Sommer mit dem Roman „Gideons Auszug“ debütiert?, in dem er einen jüdischen Helden schildert, der an der Idee des Zionismus und seiner eigenen Identität scheitert. Autor und Roman zogen heftige Kritik auf sich. Es folgten die Novelle „Der Aufruhr“ (1920) und die Groteske? „Der Fall des Bezirksrichters Fröhlich“ (1922). Themen? dieser Bücher sind menschliche Gier, Selbstzweifel und Ausweglosigkeit der Existenz. Erst 1935 trat Ernst Sommer wieder als Schriftsteller in Erscheinung.

Ernst Sommer war ständiger Mitarbeiter der sozialdemokratischen Tageszeitung? „Volkswille“?, die in Karlsbad erschien und das auflagenstärkste? Blatt der Sozialdemokraten in der Tschechoslowakei war. 1924 gründete Ernst Sommer zusammen mit dem Karlsbader Schriftsteller Bruno Adler? die Literaturzeitschrift? „Die Provinz“?. Egon Erwin Kisch, Otto Pick? und Rudolf Fuchs? veröffentlichten hier Beiträge. Die Zeitschrift hatte das Ziel, politische, nationale und rassische Schranken abzubauen. In Karlsbad, das zum Sudetenland gehörte, waren die Interessengegensätze besonders stark ausgeprägt. Nach einem Jahr ging „Die Provinz“ ein. Sie hatte keine Leser gefunden.

1935 erschien Ernst Sommers historischer Roman „Die Templer“. In dem Roman, für den Sommer historische Quellen? ausgewertet hatte, schildert er den Untergang des Templerordens, der im Mittelalter zur Zeit der Kreuzzüge gegründet wurde, zu Macht und Reichtum gelangte und auf den Scheiterhaufen der Inquisition sein Ende fand. Der Roman, der im Berliner Kurt Wolff Verlag? erschien, wurde von vielen zeitgenössischen Rezensenten als eine historisch verfremdete Anklage gegen den Nationalsozialismus gelesen. So schrieb Georg Mannheimer? in seiner Besprechung?, dass der Kampfruf der Opfer der faschistischen Höllen des Jahres 1935 aus dem Buch klinge. 1938 folgte der Roman „Botschaft aus Granada“, der auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt wurde und nur im Rahmen einer Ausnahmeregelung in Deutschland erscheinen konnte. Thema des Romans ist die Vertreibung der Juden durch Königin Isabella von Kastilien im Jahr 1493.

Nach dem Münchner Abkommen 1938, in dem Adolf Hitler von den Regierungschefs Frankreichs, Großbritanniens und Italiens die Zustimmung zur Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich erhalten hatte, verließ Ernst Sommer Karlsbad und ging nach Prag. Im November 1938 emigrierte er nach England.

Im Londoner Exil entstand Ernst Sommers bedeutendster Roman „Die Revolte der Heiligen“. Der Roman gilt als eine der ersten literarischen Reaktionen auf die Nachricht über nationalsozialistische Vernichtungslager in Osteuropa. Das Buch, der den „Helden des Warschauer Ghettos“ gewidmet ist, erschien 1944 im mexikanischen Exilverlag? El Libro Libre?. Eine Veröffentlichung in England – eine englische Übersetzung? lag bereits vor – war aus politischen Gründen erst nach dem Zweiten Weltkrieg möglich.

Ernst Sommer blieb in England. Von 1948 an arbeitete er in London als Anwalt für internationales Recht. Er veröffentlichte weiterhin Bücher, in der Hauptsache historische Biographien wie „Die Sendung Thomas Münzers“ (1948) und „Das Leben ist die Fülle, nicht die Zeit. Porträtstudie Ulrich von Huttens“ (1955).

Ernst Sommer, der an Morbus Parkinson erkrankt war, starb am 20. Oktober 1955 in London.

Literarische Arbeiten

Die Revolte der Heiligen, Roman (1944)

„Die Revolte der Heiligen“ ist ein Roman, entstanden 1943 in London, zuerst erschienen 1944 im mexikanischen Exilverlag? El Libro Libre?. Er gilt als eine der frühesten Reaktionen auf die Nachricht über nationalsozialistische Vernichtungslager in Osteuropa. Ernst Sommer, der sich seit 1938 in England aufhielt, war durch Kontakte zur polnischen Exilregierung in London an Informationen über die Massenvernichtung von Juden gelangt. „Die Revolte der Heiligen“ ist den „Helden des Warschauer Ghettos“ gewidmet.

Der Roman spielt in der polnischen Stadt L. In der Stadt befindet sich ein Arbeitslager, in dem Juden interniert sind. Ernst Sommer schildert das Verhalten der Häftlinge, das unter dem Eindruck des jüdischen Gebots des Gewaltverzichts von Duldung und Passivität bestimmt ist. Als sich die Lebensbedingungen im Lager verschärfen, reift in den Häftlingen der Gedanke an einen Aufstand. Aus den vermeintlichen Heiligen werden Kämpfer und Revoltierende.

Von der Literaturkritik wird „Die Revolte der Heiligen“ überwiegend als politisches Buch? gewürdigt. Ernst Sommer, der sich selbst als nur wenig religiösen Menschen beschrieb, sah in dem Buch vor allem eine Analyse der jüdischen Seele und ihrer Konflikte. Das Buch zählt zu den bedeutendsten Werken deutscher Exilliteratur und erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Neuauflagen.

Übrigens …

Ernst Sommer litt von Geburt an unter Sprachschwierigkeiten. Diese Schwierigkeiten bestanden darin, dass er hektisch und mit ungewöhnlichen Artikulationen gesprochen hat. Die Einschränkung hat ihn jedoch nicht daran gehindert, in Karlsbad und später in London ein erfolgreicher Anwalt zu werden.

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Ernst Sommer bei Jokers
  • Antinous. Historischer Roman. Berlin, Klaus Guhl Verlag 2005, ISBN-13: 978-3882204551
  • Botschaft aus Granada. München, Carl Hanser Verlag 1997, ISBN-13: 978-3446039193
  • Der Aufruhr und andere ausgewählte Prosa. Stuttgart, Franz Steiner Verlag 1998, ISBN-13: 978-3515025294
  • Die Templer. Wuppertal, Arco Verlag 2006, ISBN-13: 978-3938375082
  • Revolte der Heiligen. Roman. Berlin, Klaus Guhl Verlag 2005, ISBN-13: 978-3882204650

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