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Sontag, Susan

Susan Sontag (geb. 16. Januar 1933 in New York; gest. 28. Dezember 2004 in New York) war eine amerikanische Schriftstellerin, Publizistin? und Filmregisseurin.

Leben und Schreiben

Susan Sontag auf einem Buchcover - (c) Carl Hanser Verlag

Susan Sontag wurde als Susan Rosenblatt am 16. Januar 1933 in einer jüdischen Familie in New York geboren. Ihr Vater war Exportkaufmann, die Mutter Lehrerin. Da die Eltern zeitweise in China lebten, wo der Vater einen Pelzhandel betrieb, wuchs sie zusammen mit ihrer jüngeren Schwester bei den Großeltern in New York auf. Als sie sechs Jahre alt war, starb der Vater an Tuberkulose. Die Mutter heiratete erneut und lebte mit ihrer Familie zunächst in Arizona, später in Los Angeles. Der Stiefvater hieß Sontag.

Susan Sontag ging in Hollywood zur Schule. Im Anschluss studierte sie an den Universitäten von Berkeley und Chicago, später in Harvard, wo sie 1955 ihren Abschluss in Englisch und Philosophie erwarb. Mit einem Stipendium ging sie für weitere Studien nach Paris und Oxford. Bereits während ihres Studiums hatte Susan Sontag – sie war da 17 Jahre alt – den elf Jahre älteren Sozialwissenschaftler Philip Rieff? geheiratet (1959 wurde die Ehe wieder geschieden). Gemeinsam veröffentlichten sie unter dem Titel „Freud: The Mind of the Moralist“ eine Studie? über Sigmund Freud und den Einfluss der Psychoanalyse? auf die moderne Kultur. Die Fachkritik war begeistert und sagte den beiden Autoren eine glänzende Zukunft voraus. Philip Rieff? machte sich später als Herausgeber? der gesammelten Schriften? Sigmund Freuds einen Namen.

„The Benefactor“

Ihre berufliche Laufbahn begann Susan Sontag 1959 bei der Zeitschrift „Commentary“, wo sie als Mitherausgeberin? tätig war. Als sich im folgenden Jahr die Wege der Herausgeber? trennten, schlug Sontag die akademische Laufbahn ein und hielt Vorlesungen an verschiedenen Universitäten in den USA. Nebenher schrieb sie ihren ersten Roman, der 1962 unter dem Titel „The Benefactor“ (Der Wohltäter) veröffentlicht wurde. Die Resonanz auf die konventionell erzählte Lebensbeichte eines realitätsentfremdeten Lebemanns war gering. Ähnlich zurückhaltend beurteilte die Fachkritik Sontags zweiten Roman „Death Kit“ (1967; Todesstation), eine verstiegen-intellektuelle Spurensuche nach Authentizität und Wirklichkeit in der modernen Welt.

Mehr Anerkennung als ihre frühen Romane fanden ihre Essays – obgleich Sontag darin ähnliche Themen behandelte. In diesen Essays, die zunächst in den fortschrittlichsten amerikanischen Literatur?- und Kunstzeitschriften wie „Partisan Review“ und „The New York Review of Books“ publiziert wurden, geht es um die Erscheinungen des modernen Geistes- und Kulturlebens. Sontags bevorzugte Themen waren: Pornographie, der (scheinbare) Gegensatz von Traum und Wirklichkeit, aktuelle Trends in Literatur und Malerei sowie politische und militärische Konflikte in der ganzen Welt. Ihre Essays, die zum Teil 1966 in dem Auswahlband „Against Interpretation“ (Kunst und Antikunst) veröffentlicht wurden, machten Susan Sontag auch bei europäischen Intellektuellen populär.

„Promised Lands“

Auf Einladung der nordvietnamesischen Regierung hielt sich Susan Sontag 1968 für zwei Wochen in Vietnam auf. Ihr Reisebericht „Trip to Hanoi“ (Reise nach Hanoi), den sie noch im selben Jahr veröffentlichte, stieß in konservativen Kreisen auf starke Ablehnung. Das Magazin „Time“ hingegen bezeichnete Sontag als das öffentliche Gewissen Amerikas.

Die folgenden Jahre widmete sich Susan Sontag dem Film. Sie schrieb Drehbücher, führte Regie und nahm mit ihren Dokumentarfilmen zu einer Vielzahl von politischen, sozialen und kulturellen Fragen Stellung. Am bekanntesten ist ihr Dokumentarfilm „Promised Lands“ (1974) über den Yom-Kippur-Krieg, der ihr von konservativer Seite den Vorwurf einer antiisraelischen Gesinnung eintrug. Fortan galt die Autorin in konservativen Kreisen als unerwünschte Person und Nestbeschmutzerin.

„Illness as Metaphor“

Ab Mitte der 1970er Jahre setzte Susan Sontag ihr essayistisches Werk fort, in dem sie nun auch intime persönliche Erfahrungen behandelte. 1978 legte sie ihren viel beachteten Essay „Illness as Metaphor“ (Krankheit als Metapher) vor. Darin schildert die an Brustkrebs erkrankte Autorin die Ängste und Phantasien, die die Krankheit in ihr hervorgerufen hat. In engem inhaltlichem Bezug steht der 1989 veröffentlichte Essay „AIDS and its Metaphors“ (Aids und seine Metaphern). Ziel beider Arbeiten ist es, schwere Krankheiten wie Krebs, AIDS und Tuberkulose zu entdämonisieren und die erkrankten Menschen auch gegen vehemente gesellschaftliche Widerstände in das soziale Leben zu integrieren.

„The Volcano Lover“

1992 gelang Susan Sontag mit ihrem Roman „The Volcano Lover“ (Der Liebhaber des Vulkans) ein großer Publikumserfolg in den USA. Der Roman, der im Europa des ausgehenden 18. Jahrhunderts spielt, behandelt die erotische Dreiecksbeziehung zwischen Sir William Hamilton, dem britischen Gesandten in Neapel, seiner Frau Lady Emma Hamilton und dem Admiral Lord Nelson, dem gefeierten Seehelden Englands. Gleichzeitig ist „The Volcano Lover“ ein lebensfrohes Sitten- und Kulturgemälde des damaligen Europa, das vor gewaltigen revolutionären Umbrüchen stand.

Das amerikanische Feuilleton? war begeistert und sprach von einem ambitionierten erzählerischen Versuch der Autorin. In Deutschland wurde der Roman weniger euphorisch aufgenommen. Man beklagte, dass die geschilderten Figuren so schemenhaft seien wie historische Abziehbilder. Ein Rezensent monierte die schier unerträglichen Mühen des Lesens. „The Volcano Lover“ war Susan Sontags größter kommerzieller Erfolg.

Als Susan Sontag 2000 ihren historischen Roman „In America“ (In Amerika) veröffentlichte, setzte im Feuilleton? schlagartig eine heftige Debatte ein. Grund dafür waren Plagiatsvorwürfe, die gegen die Autorin erhoben wurden. Es gelang ihr jedoch, diese Anschuldigungen zu entkräften. Für den Roman „In America“, der im Kalifornien des 19. Jahrhunderts unter polnischen Einwanderern spielt, wurde Susan Sontag Ende 2000 mit dem renommierten National Book Award? ausgezeichnet.

„Regarding the Pain of Others“

Mit ihrem 2003 veröffentlichten Essay „Regarding the Pain of Others“ (Das Leiden anderer betrachten) bestätigte Susan Sontag ihren Rang als eine der brillantesten amerikanischen Essayistinnen? der Gegenwart. In dem Band stellt sie die Entwicklung der modernen Kriegsfotografie vom 19. Jahrhundert über den Spanischen Bürgerkrieg bis Afghanistan dar. Sie geht der zentralen Frage nach, welche Reaktionen der Einblick eines leidenden Menschen beim Betrachter auslöst. Der Essay „Regarding the Pain of Others“ trug entscheidend dazu bei, dass Susan Sontag im Oktober 2003 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gewürdigt wurde. In der Begründung des Stiftungsrats hieß es: „Mit Susan Sontag ehren wir eine Schriftstellerin, deren erzählendes und essayistisches Werk? den Begriff und den Wert der westlichen Kultur untersucht und verteidigt. Mit großer analytischer Schärfe hat sie seit den sechziger Jahren die Ausprägungen der dynamischen Alltagskultur und ihre Bedeutung für unsere Vorstellung von Modernität und Freiheit beschrieben.“

Susan Sontag starb am 28. Dezember 2004 in New York an den Folgen einer Leukämieerkrankung.

In einem Nachruf? vom 30. Dezember 2004 würdigte die „Süddeutsche Zeitung“ Susan Sontag als „weltweit agierendes, mobiles Einsatzkommando der politisch-moralischen Reflexion, des eingreifenden Kommentars, der polemischen Aufrufe und Einsprüche“.

Übrigens...

war Susan Sontag schon als Schülerin literarisch ambitioniert. Als sie 14 Jahre alt war, wurde sie von Thomas Mann zum Tee eingeladen.

Auszeichnungen

  • 1966/75 Guggenheim-Stipendien
  • 1976 Arts and Letters Award der American Academy of Arts and Letters
  • 1978 National Book Critics' Circle Award
  • 1979 Wilhelm-Heinse-Medaille
  • 1984 Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres
  • 1994 Montblanc de la culture award
  • 2000 National Book Award?
  • 2001 Jerusalem-Preis
  • 2003 Premio Principe de Asturias de las Letras
  • 2003 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
  • 2003 Prinz-vonAsturien-Preis (zus. m. Fatima Mernissi)

Werke

  • Bücher von Susan Sontag bei Jokers
  • Der Wohltäter. Roman. OA: The Benefactor, 1962. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1993, ISBN: 978-3596114146
  • Kunst und Antikunst. 24 literarische Analysen. OA: Against Interpretation, 1966. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1999, ISBN: 978-3596264841
  • Todesstation. Roman. OA: Death Kit, 1967. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1998, ISBN: 978-3596137947
  • Über Fotografie. Monographie. OA: On Photography, 1977. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2006, ISBN: 978-3596230228
  • Krankheit als Metapher. Essays. OA: Illness as Metaphor, 1978. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2001, ISBN: 978-3596238231
  • Aids und seine Metaphern. Essays. OA: AIDS and Its Metaphors, 1988. München, Carl Hanser Verlag 2003, ISBN: 978-3446192492
  • Der Liebhaber des Vulkans. Roman. OA: The Volcano Lover, 1992. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1996, ISBN: 978-3596106684
  • In Amerika. Roman. OA: In America, 2000. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2005, ISBN: 978-3596159659
  • Das Leiden anderer betrachten. Monographie. OA: Regarding the Pain of Others, 2003. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2005, ISBN: 978-3596164806
  • (Hg. v. David Rieff) Wiedergeboren. Tagebücher 1947-1963. OA: Reborn: Early Diaries 1947-1963, 2009. München, Carl Hanser Verlag, 2. Aufl. 2010
  • (Hg. v. David Rieff) Ich schreibe, um heruaszufinden, was ich denke. Tagebücher 1964-1980. OA: As Consciousness is Harnessed to Flesh: Diaries 1964-1980, 2012. München, Carl Hanser Verlag 2013

Sekundärliteratur

  • Nöstlinger, Elisabeth / Schmitzer, Ulrike: Susan Sontag. Intellektuelle aus Leidenschaft. Eine Einführung. Wien, Mandelbaum Verlag 2007, ISBN: 978-3854762010
  • Schreiber, Daniel: Susan Sontag. Geist und Glamour. Berlin, Aufbau Verlag 2007, ISBN: 978-3351026493

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