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Steindruck (Lithographie)

Der Steindruck ist eine Drucktechnik, bei der druckende und nichtdruckende Teile auf einer Ebene liegen (Flachdruck) und daher nicht räumlich, sondern chemisch voneinander getrennt werden. Als Unterlage eignet sich dafür am besten Stein - daher der Begriff des Steindrucks.

Entwicklung

Steinmuster - (c) Irmgard Penning/bilderpics

Der Theaterschriftsteller Alois Senefelder?, ein gebürtiger Prager, erfand den Steindruck 1797 in München - zunächst um eigene Werke zu vervielfältigen. Sehr schnell erkannten andere Drucker den Nutzen des neuen Verfahrens. Zum einen war es billiger als andere Verfahren: Senefelder konnte gezeichnete Steinplatten für fünf Gulden liefern, während eine gestochene Kupferplatte 22 Gulden kostete. Zum anderen konnte man mit dem neuen Verfahren mehr drucken: Während mit einer Kupferplatte am Tag zwei bis 300 Abdrucke möglich waren, konnten von einer Steinplatte jeden Tag mindestens 1.500 Kopien gezogen werden.

Foto: Irmgard Penning/ www.bilderpics.de.

Außerdem hielt eine Steinplatte bis zu 8.000 Kopien, während eine Kupferplatte nach der Hälfte ausgetauscht werden musste. Dazu kam, dass von einem Stein vier Oktavbilder gleichzeitig gedruckt werden konnten, also gut 6.000 Bilder am Tag druckbar waren. Dadurch, dass Senefelder mit seinem Verfahren nicht nur die Bildelemente, sondern auch die Druckformen vervielfältigen konnte, waren Tagesleistungen von 12.000 Drucken bei zwei Platten, 18.000 bei drei Platten, 24.000 bei vier Platten etc. möglich. Das bedeutete schnelleres und günstigeres Drucken.

Es kam aber noch ein anderer Vorteil bei dem Verfahren dazu: dass der Lithograph? authentisch auf dem Stein? wie auf Papier zeichnen konnte. So war es nicht erstaunlich, dass sich das neue Druckverfahren in Windeseile auf neue Arbeitsbereiche ausdehnte. Bald druckte man Geschäftsbriefe, Seekarte?, Landkarten?, Messblätter?, Portraits?, Reproduktionen? von Gemälden?, Graphiken?, Prospekte?, Zeitschriften? und vieles mehr. Schnell wurde die Welt des Buches bunt.

Während Senefelder seine Erfindung "Chemische Druckerey" oder "Steindruck" nannte, sprachen Zeitgenossen von "Handzeichnungsmanier" oder "Polyautographie", um sich dann im Jahr 1804 in München auf "Lithographie" (griech. lithos = Stein, griech. graphein = schreiben) zu einigen. Wer auf die Steine zeichnet, ist ein Lithograph?, der "Steindrucker" stellte die Drucke her.

Um von Steinen drucken zu können, muss man sie vorher "läppen", d. i. schleifen und körnen. Benutzt wurden Steine aus kohlensaurem Kalk, gerne Solnhofer Kalkstein, weil dieser zu 97 % aus kohlesaurem Kalk besteht, also fast rein ist. Kohlensaurer Kalkstein ist vor etwa 150 Millionen Jahren in einem Zeitraum von etwa 2 Millionen Jahren entstanden ("Weißer Jura" oder "Weißer Lias"). In Mitteleuropa ziehen sich solche Gebiete vom Fichtelgebirge nach Süden, von der Donau nach Westen bis in den Schwarzwald. Auch beim Französischen und Schweizer Jura handelt es sich um solchen kohlensauren Kalk.

Der Solnhofer Kalkschiefer weist eine feine Struktur auf und unterschiedliche Härten. Ideal sind Platten von 4 bis 10 Zentimeter, die leicht auf Format zu bringen und zu transportieren sind. Ab 1800 wurde Solnhofer Kalkschiefer immer häufiger in Druckereien? verwendet. Doch waren die Qualitätsansprüche hoch. Die Steine mussten gleichmäßig gekörnt sein, sie durften keine Risse, keine fossilen oder kristalinen Einschlüsse haben, sie mussten weiß bis grau gefärbt sein, die spezifische Dichte musste richtig sein und die Steine sollten nicht unter 4, aber auch nicht über 10 Zentimeter dick sein. All diese Qualitätskriterien erfüllte der Solnhofer Kalkschiefer, so dass sich die Steinbrüche um Solnhofen nahezu eine Monopolstellung aufbauen konnten.

Chemische Vorgänge

Um die fettführenden, wasserabweisenden Teile von den fettabstoßenden, wasserannehmenden Teilen zu trennen, braucht es im Steindruck die Chemie. Der kohlensaure Kalk (Kalziumcarbonat) hat eine feinporige Struktur und nimmt dadurch gut flüssige Stoffe auf, ja seine Kapillarwirkung saugt sie geradezu auf. Wenn auf den Stein Fettsäurensalze wie Stearin- oder Ölsäure aufgebracht werden, so stoßen diese Wasser ab. Um zu zeichnen, verwendet man Kreide und Tusche, worin diese so genannten "höheren" Fettsäurensalze enthalten sind. Indem man nun gelöstes Gummiarabikum aufbringt, wird Wasser gebunden (im Verhältnis 1:3). Die Molekülketten unter der Steinoberfläche haften jetzt fest, auch wenn der Stein wieder trocken wird. Die Gummimoleküle quellen auf, wenn man Wasser auf den Stein gibt und stoßen Fette ab.

In der so genannten "Ätzung", der ersten Steinpräparation, wird Gummiarabikum und eine 2-4prozentige Salpetersäurelösung auf den Stein gebracht. Somit sind jetzt die wasser- und fettführenden Teile im Stein.

Es folgt die zweite Präparationsstufe, in der die fettführenden Teile verstärkt werden. Mit Terpentinöl wäscht man die Fette der Kreide und Tusche ab und ersetzt sie durch Steindruckfarbe, die Leinölfirnis als Bindemittel enthält und so Farbpigmente binden kann. Man "ätzt" jetzt mit einer 4-6prozentigen Gummiarabikum-Salpetersäure-Mischung, wodurch sich die wasserführenden Teile stabilisieren, indem sich die Leinölmoleküle zusammenschließen und die Zeichnungsstellen stärker gefestigt werden.

Im letzten Präparationsvorgang wird die Druckfarbe wieder mit Terpentinöl abgewaschen und neue Farbe aufgewalzt. Diese reibt man jetzt mit Talkum ab und pudert sie mit Kolophonium. Mit einer Lötlampe schmilzt man das Kolophonium-Talkum-Gemisch an ("Einbrennen"), das danach als säurefester Schild auf der Druckfarbe schwimmt. Eine Schlussätzung mit Gummiarabikum-Salpetersäure-Lösung (6-8 %) führt dazu, dass die Zeichnung sich etwas über die wasserführende Ebene erhebt.

Jetzt können hohe Auflagen? gedruckt werden. Schaden können jetzt nur noch äußere Einflüsse wie raues, schmirgelndes Papier, chemische Stoffe oder Sauerstoff der Druckvorlage? schaden. Soll nicht gleich gedruckt werden, wird der Stein durch einen Gummiarabikum-Überzug geschützt.

Steinbearbeitung

Prüfung

Vor dem Druck wird zuerst der Stein geprüft, ob er für die Lithographie geeignet ist. Manchen Druckereien helfen dabei so genannte "Steinbücher", in denen benutzte Steine mit ihren besonderen Eigenschaften verzeichnet sind.

Bei der Prüfung von Steinen misst man mit einem Kalibermaß?, ob die Stärken an allen vier Ecken gleich sind, denn schon ein Millimeter Differenz kann zu einem Druckabfall führen, sprich, das Blatt wird an einer Stelle zu stark, an einer anderen zu schwach bedruckt.

Dann prüft man den Stein akustisch mit dem Schlag eines Hammers: Klingt der Stein dumpf, hat er meist Sprünge, die oft nicht sichtbar sind, und eignet sich deshalb nicht fürs Drucken.

Jetzt prüft man den Stein optisch mit einem schweren und gerade geschliffenen Eisenlinieal, das über die Diagonale des Steins reichen muss. Gegen das Licht betrachtet, kann man jetzt Oberflächendifferenzen von einem Hunderstel Millimeter erkennen. Es gibt noch andere Prüfungsmethoden für die Ebenmäßigkeit des Steins, doch würde das zu weit führen.

Jedenfalls muss der Stein, wenn er nicht eben ist, durch Schleifen eben gemacht werden. Ist der Stein schon einmal gebraucht worden, wird durch das Schleifen natürlich auch die Zeichnung? auf dem Stein entfernt.

Schleifen

Zum Schleifen des Steins legt man den Stein zunächst in ein Schleifbecken, dann bestreut man ihn mit Schleifmittel, gibt Wasser dazu und bedeckt ihn mit einem kleineren Stein, den man in rotierenden Bewegungen über den zu schleifenden Stein führt. Sobald sich Schleifschlamm bildet, muss man den Schlamm mit Wasser entfernen und beginn den Prozess von vorne. Zum Schleifen braucht es viel Erfahrung. Meist schleift man auf speziellen Schleiftischen, es gibt aber auch automatische Schleifmaschinen. Als Schleifmittel werden z. B. Flint, Schmirgel, Naturkorund oder Quarz verwendet. Zu ihrer Schleifhärte gibt es übersichtliche Tabellen. Wichtig beim Schleifen ist auch noch die Korngröße, zu der es auch Tabellen gibt. Normalerweise verwendet man beim Schleifen im Steindruckgewerbe die Kornnummern 80-240, wobei 80er Korn grob, 240er Korn sehr fein ist. Muss man einen konvexen Stein schleifen, legt man einen ebenfalls konvexen auf, bei einem konkaven einen ebenfalls konkaven.

Ist der Stein plan geschliffen, wäscht man ihn mit fließendem Wasser ab, um die Schleifpartikel zu entfernen. Wenn bei gebrauchten Steinplatten noch Fettteile der alten Zeichnung vorhanden sind, müssen sie mit Alaun oder Essigsäure entfernt werden. Danach kann gekörnt werden.

Körnen

Im Grunde ist das Körnen ein ähnlicher Vorgang wie das Schleifen. Nur, dass man jetzt wenig Wasser benutzt, um möglichst raues Korn zu erhalten. Wenn der Schleifschlamm weiß geworden ist, beendet man das Körnen. Nun muss man das Wasser vom Stein entfernen und gleich trocknen, damit keine Kalkflecken entstehen. Will man den Stein für einen Umdruck benutzen, folgen jetzt noch weitere Arbeitsgänge.

Mattieren: Dieser letzte Körnungsvorgang besteht daraus, dass man immer mehr Wasser beim Körnen beigibt, so dass die Fläche immer mehr einer mattierten Glasscheibe mit gebrochenen Spitzen ähnelt.

Bimsen: Wenn der Stein wieder trocken ist, wird er mit einem Bimsstein leicht angeraut, was die Struktur noch verfeinert und für Fett aufnahmefähig macht.

Polieren: Poliert wird der Stein für Gravuren?, Federzeichnungen? oder Steinradierungen?. Es macht die Steinoberfläche so fein, dass kein Korn mehr spürbar ist. Jetzt kann - und sollte - der Stein bezeichnet werden.

Techniken des Zeichnens

Es gibt drei Hauptarten, auf den Stein zu zeichnen: auf den neutralen, den fettführenden oder den fettabweisenden Stein. Oft werden diese Verfahren kombiniert.

Auf einen Stein zu zeichnen ist schwerer als auf Papier, denn der Stein hat einen Farbton, der mit der Zeichnung gesehen wird, so dass es beim Druck aufs Papier oft zu Enttäuschungen kommt, weil der Zeichner eine andere Vorstellung von der Farbigkeit hatte. Erfahrung zeigt sich darin, dass man auch helle Teile mit Zeichnung versieht, denn nachträglich kann man die Zeichnung durch „Aufschaben“ noch reduzieren, während das Verstärken der Zeichnung ungleich schwieriger ist.

Zeichnen auf neutralen Stein

In diesem Fall kann der Stein Fett und Wasser aufnehmen. Deshalb kann man folgendermaßen auf ihm zeichnen:

Mit lithographischer Tusche: Die Tuschen sind entweder stangenförmig oder flüssig und sehr vielfältig. Wenn die Tusche in Stangenform ist, muss man sie auf einer Untertasse anreiben, dann destilliertes Wasser zugeben und so lange mischen, bis sie die richtige Konsistenz hat, also auf dem Stein deckt.

Mit der Feder: Mit der Feder zeichnen kann man nur auf poliertem oder feinmattierten Stein, denn stärker gekörnter Stein würde schmirgeln und die Feder zerstören.

Mit dem Pinsel: Diese Zeichnung ist völlig unproblematisch und kann auf mattiertem, polierten, aber auch gekörntem Stein ausgeführt werden.

Mit der Technik der Lavierung: Dazu muss der Stein durchgetrocknet sein. Man bringt die Tuschemischung, die einen erhöhten Wasseranteil hat, direkt auf den Stein (mit viel Wasser), nachdem man mit Wasser vorgezeichnet hat. Man sollte hierbei spontan arbeiten, Korrekturen unterlassen, weil sich die Tusche sofort mit dem Stein verbindet. Wenn sich beim Mehrfarbendruck die Strukturen überlagern, erinnert die Technik an Aquarellmalerei?. Mit Terpentin oder Spiritus kann man die Strukturen manipulieren.

Mit Kreiden: So ahmt man eine Kreidezeichnung? auf Papier im Druck nach. Hierbei muss man mit einem gekörnten Stein arbeiten, damit die Kreideteile an der Körnung haften bleiben. Indem man verschiedene Härtegrade von Kreiden benutzt, kann man kräftiger oder leichter zeichnen. Wenn man empfindliches Zeichenmaterial verwendet, sollte nur Gummiarabikum, keine Salpetersäure aufgetragen werden - und das nur durch vorsichtiges Aufsprühen oder Auftupfen, nicht durch Wischen per Schwamm. Wenn das Gummiarabikum angetrocknet ist, wäscht man es vorsichtig aus und walzt mit Farbe? ein.

In Spritzmanier: Diese Technik wird oft in Kombination mit der Pinsel- oder Kreidezeichnung angewandt. Man trägt Tusche in kleinen Punkten auf den Stein auf, entweder mit einer Zahnbürste, einem Pinsel oder einem Spritzsieb. Flächen, die frei bleiben sollen, behandelt man mit Gummiarabikum oder deckt sie mit Papierschablonen ab. Auch Spritzpistolen kann man bei dieser Technik verwenden.

Umdruckverfahren: Umdruckverfahren sind all die Techniken, bei denen nicht direkt auf den Stein eingewirkt wird, sondern von anderen Materialien die Zeichnung auf den Stein übertragen wird. An solchen Verfahren gibt es den Umdruck, bei dem auf Papier gezeichnet und anschließend diese Zeichnung durch Druck auf den Stein übertragen wird. Dann den Überdruck, bei dem eine Zeichnung mit speziellem Papier abgenommen und auch einen anderen Stein übertragen wird. Die Frottage, bei der eine Struktur mit Lithokreide auf Umdruckpapier übernommen wird. Den Abklatsch, bei dem strukturiertes Material fetthaltig eingefärbt und auf einen Stein gedruckt wird. Die Tangiermanier, die mittels vorgefertigten Rasterfolien ähnlich funktioniert wie der Abklatsch. Und schließlich der anastatische Druck, bei dem alte Drucke wieder fettführend präpariert und auf den Stein übertragen werden.

Umdruck:

Zeichnen auf fettführenden Stein

Zeichnen auf fettabweisenden Stein

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