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Tintentod

von<br> Cornelia Funke

Staubfinger ist tot. Er hat sein Leben geopfert, um Farid von den Toten zurückzuholen. So tragisch? endet „Tintenblut“, der zweite Teil von Cornelia Funkes „Tintenwelt“-Trilogie?. Zwei Jahre mussten die Leser auf eine Fortsetzung warten. Jetzt ist sie da. Mit über 76o Seiten? ist „Tintentod“ dicker als die Vorgänger. Und vollgepackt mit Spannung außerdem.

Da Fenoglio, der geistige Vater der Tintenwelt, nicht mehr schreiben will, sondern sich mit billigem Wein betrinkt, liest Meggie Orpheus herbei, den selbstgefälligen jungen Mann, der einst Staubfinger zur Rückkehr in die Tintenwelt verhalf, Farid aber darum betrog. Anstatt aber etwas zu unternehmen, um Staubfinger aus dem Reich der Toten zurückzuholen, liest sich Orpheus lieber ein beträchtliches Vermögen herbei und wird einer der reichsten Männer Ombras, das seit dem Tod des Speckfürsten vom Hänfling, dem Schwager des Natternkopfes, mit harter Hand regiert wird.

Mo wird leichtsinnig

Der Hänfling presst der Bevölkerung der Dörfer um Ombra das letzte Getreide ab, um seinen Hofstaat zu ernähren. Das Volk ist ratlos. Was tun? Aber da sind ja noch die Räuber, denen Mo sich angeschlossen hat und in deren Mitte er immer öfter der Eichelhäher aus Fenoglios Liedern ist. Die Räuber und Mo bringen das Getreide in Sicherheit und kämpfen mit den oft noch von rauschenden Festen des Vortages restalkoholisierten Soldaten des Hänflings.

Eines Tages aber wird Mo leichtsinnig: Er begibt sich als Buchbinder auf die Burg Ombra, um dort die Illustrationen des berühmten Malers Balbulus zu sehen, wird verführt von den Erzählungen Meggies, die diese Kunstwerke bereits gesehen hat, und läuft in eine Falle. Er wird erkannt und gefangen genommen – von Violante, der Witwe Cosimos, die auf der Burg Ombra ein tristes Dasein führt. Überraschenderweise aber will sie mit ihm gemeinsame Sache machen und den Natternkopf, ihren Vater, stürzen. Deshalb lässt sie Mo heimlich entkommen.

In der Zwischenzeit hat Orpheus einen finsteren Plan geschmiedet: Er will den Weißen Frauen Mo zum Tausch für Staubfinger anbieten. Damit würde er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Er hätte seinen angebeteten Staubfinger wieder und würde gleichzeitig den verhassten Mo, den er immer um seine Stimme beneidet hat, aus dem Weg räumen ...

Düsterer Ton

Der Ton? des Buches ist sehr viel düsterer als der seiner Vorgänger. Die Welt, die beschrieben wird, ist eine pervertierte Version der früheren Tintenwelt: Der naive Speckfürst und der schöne Cosimo sind tot und durch den gierigen Hänfling ersetzt, fast alle Männer Ombras sind gefallen, sodass Ombras Bevölkerung sich hauptsächlich aus Frauen und Kindern zusammensetzt. Und dann schreibt Orpheus noch grellbunte Feen, vierarmige Glasmänner und weitere Geschmacklosigkeiten herbei, um die Tintenwelt nach seinen Wünschen zu gestalten.

Waren die Bösewichte aus dem ersten Teil noch kleinkriminelle Brandstifter und wurde dort auf physische Gewalt noch weitgehend verzichtet, so geht es in „Tintentod“ so richtig zur Sache: Es wird mit einer solchen Kaltblütigkeit intrigiert, getötet und gestorben, dass der Leser erst einmal schlucken muss. Aber nicht umsonst heißt das Buch ja „Tintentod“; der Name ist Programm. Auffällig ist, dass vor allem Mo, einst friedlicher Buchbinder, als Eichelhäher zum routinierten Mörder (wenn auch für die gute Sache) wird.

Dem Buch ein Denkmal gesetzt

Aber gerade diese Düsternis ist es, die das Lesen dieses Buches zu einem Erlebnis macht. Cornelia Funke hat sich wirklich enorm gesteigert. Schien sie im ersten Band? der Trilogie? noch nicht recht zu wissen, wohin die Geschichte laufen soll, hat sie mit dem zweiten Band handwerklich solide Fantasy geschaffen und konnte sich im dritten Teil noch weiter steigern: Auf der Metaebene wird dem Buch an sich und der Kunst des Vorlesens? ein Denkmal gesetzt, und Funke setzt sich kritisch mit dem Handwerk des Schreibens auseinander, indem sie, wenn Orpheus die Tintenwelt mal wieder mit neuen Geschöpfen bevölkert, den Leser zwischen den Zeilen? wissen lässt, dass weniger manchmal mehr ist.

Das Ende ist ein wenig überraschend, aber nicht dadurch, was geschieht, sondern dadurch, wie es geschieht, und es wirkt so, als sei Frau Funke selbst ein bisschen verwundert, dass plötzlich alles ganz schnell geht.

Literaturangaben

  • Cornelia Funke: Tintentod. Roman. Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 2007. 768 S., 22,90 €, ISBN: 978-3791504766

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