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Turgenev, Iwan

Iwan Turgenev, 1874 portätiert von Ilja Repin - (c) Wikipedia

Iwan Sergejewitsch Turgenev (geb. 9. November 1818 auf Gut Spasskoje bei Orel; gest. 3. September 1883 in Bougival bei Paris) war ein russischer Schriftsteller. Seine Prosawerke gehören zusammen mit den Romanen Leo Tolstois? und Fjodor Dostojewskis zu den Höhepunkten des russischen Realismus im 19. Jahrhundert.

Foto: Wikipedia

Leben und Schreiben

Iwan Sergejewitsch Turgenev wurde am 9. November 1818 auf Gut Spasskoje bei Orel geboren. Er entstammte einem alten russischen Adelsgeschlecht, zu dessen Besitz ausgedehnte Ländereien und mehrere tausend Leibeigne gehörten. Sein Vater, der als einflussreicher und ranghoher Offizier in der russischen Armee diente, ließ ihn von Privatlehrern unterrichten und schickte ihn 1827 in ein Moskauer Pensionat.

Von 1833 bis 1837 studierte Turgenev in Moskau und Sankt Petersburg, anschließend setzte er sein Studium in Berlin fort, wo er die Philosophie Georg Wilhelm Friedrich Hegels? kennen lernte. In Berlin und später in Frankreich verkehrte er mit den bedeutendsten Geistesgrößen der damaligen Zeit: Langjährige Freundschaften verbanden ihn u.a. mit Gustave Flaubert?, Prosper Mérimée, Berthold Auerbach? und Theodor Storm.

„Andrej Kolosov“ (1844)

Bevor Turgenev sich der Literatur zuwandte und ein Leben als freier Schriftsteller führte, war er zwei Jahre lang als Staatsbeamter in Sankt Petersburg tätig. Im Anschluss an dieses Intermezzo kehrte er auf Gut Spasskoje zurück und schaffte dort die Leibeigenschaft ab. Bereits 1838 waren einige Gedichte im Druck erschienen, 1844 folgte als erstes Prosawerk die Novelle „Andrej Kolosov“, die als wegweisend für spätere Schaffensperioden gelten kann.

In „Andrej Kolosov“ stellt Turgenev erstmals eine Frage, die er später in seinen bedeutenden Romanen und Erzählungen variieren wird: Gibt es in der Gegenwart einen begnadeten Menschen, den Helden unserer Zeit? Diese Frage und vor allem die ebenso ungewissen wie widersprüchlichen Antworten darauf trieben nicht nur Turgenev um, sondern auch viele seiner schreibenden Zeitgenossen wie Michail Lermontow? oder Fjodor Dostojewski.

Ideologie und Liebe

Turgenev nahm regen Anteil an den politischen Debatten seiner Zeit. Dabei war vor allem die Leibeigenschaft ein wichtiges Thema. Turgenev meldete sich auch in einer ideologischen Kontroverse zu Wort, die die russische Intelligenzija viele Jahrzehnte in Atem hielt: Sollte Russland ein Land nach europäischem Vorbild werden oder sollte es die slawischen Völker unter seiner Führung vereinigen? Turgenev war für die Orientierung nach Westen - einer seiner bekanntesten Widersacher in dieser Kontroverse war Fjodor Dostojewski, der ein glühender Anhänger eines allrussischen Panslawismus war.

Seit 1855 lebte Turgenev vor allem in Frankreich und in Deutschland. Von 1863 bis 1871 besaß er einen deutschen Wohnsitz - im mondänen Baden-Baden. Nach Frankreich zog es ihn übrigens mit besonderer Macht, weil dort die berühmte Opernsängerin Pauline Viardot lebte - beide waren durch eine ebenso leidenschaftliche wie unglückliche Liebesbeziehung miteinander verbunden. Damit Paulines Ehemann nicht das ganze Geheimnis erfuhr, flüchteten sich die beiden in ihren Briefen in die deutsche Sprache. Eine stimmungsvolle Auswahl dieser Briefe liegt in dem von Peter Urban? herausgegebenen Band „Werther Herr! Turgenjews deutscher Briefwechsel“ (2005) vor.

„Väter und Söhne“ (1862)

In Turgenevs Romanen und Erzählungen schwingt meist ein lyrischer Grundton mit, der vor allem in den Naturbeschreibungen und Seelenschilderungen an Stärke gewinnt. Ausgehend von wenigen, kaum wahrnehmbaren Einzelheiten, beschreibt er das Milieu, in dem seine Figuren leben. Aufgrund der sprachlichen Meisterschaft zählen seine Prosawerke zusammen mit den Romanen Leo Tolstois? und Fjodor Dostojewskis zu den Höhepunkten des russischen Realismus im 19. Jahrhundert.

Zu seinen wichtigsten Romanen gehören „Ein Adelsnest“ (1859), „Väter und Söhne“ (1862) und „Dunst“ (1867), die bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben. In „Väter und Söhne“ spiegelt sich der Konflikt zwischen der idealistischen Vätergeneration und der rebellierenden Jugend: Während die Väter humanistischen Idealen nachhängen, predigen die Söhne einen illusionslosen Materialismus. Bazarov, der vom Nihilismus entflammte Protagonist des Romans, gibt die Parole aus: „Augenblicklich ist Verneinung das Nützlichste von allem - und so verneinen wir eben.“ Dass Turgenev ausgerechnet den Medizinstudenten Bazarov an einer Wundinfektion sterben lässt, ist mehr als eine pikante Pointe? seines wohl besten Romans.

„Aufzeichnungen eines Jägers“ (1852)

Gleichbedeutend neben den insgesamt sechs Romanen stehen die Erzählungen, in denen sich Turgenev als meisterhafter Charakterschilderer? erweist. Zieht man alle Erzählungen zusammen, so ergibt sich in der historischen Rückschau ein lebendiges Bild vom Russland des 19. Jahrhunderts - mit all seinen widersprüchlichen und folgenschweren politischen, sozialen und ideellen Strömungen. Die meisten seiner Erzählungen sind in eine Rahmenerzählung? eingebettet.

Turgenevs 1852 erschienener erster Erzählband „Aufzeichnungen eines Jägers“ gilt heute vielfach als sein bedeutendster. Der Band enthält mehr als zwanzig skizzenhafte Erzählungen, die um das Leid der leibeigenen Bauern und den Verfall des niederen Landadels kreisen. Ausgehend von der Sprache Alexander Puschkins, fand Turgenev in „Aufzeichnungen eines Jägers“ zu seinem eigenen poetischen Prosastil und bereicherte damit die Literatur um neue Ausdrucksmöglichkeiten.

„Das Lied der triumphierenden Liebe“ (1881)

Unter der in den Folgejahren veröffentlichten Kurzprosa sind vor allem die Erzählung „Mumu“ (1854) sowie die Novellen „Asja“ (1858) und „Das Lied der triumphierenden Liebe“ (1881) zu nennen. Wobei „Das Lied der triumphierenden Liebe“ als charakteristisch für Turgenevs späte Schaffensperiode gelten kann. Im Mittelpunkt steht nicht mehr die realistische Abbildung der russischen Gesellschaft, sondern eine mystische, mit düsteren Stimmungen und feiner Erotik durchsetzte Liebesgeschichte. Der Novelle steht übrigens als Leitmotiv? ein Schiller-Zitat voran: „Wage zu irren und zu träumen.“

Iwan Sergejewitsch Turgenev starb 1883 in Bougival bei Paris an Rückenmarkkrebs.

Übrigens ...

war Turgenev einer der ersten russischen Schriftsteller, der die Satzmelodie als künstlerisches Mittel verwendet hat.

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Iwan Turgenev bei Jokers
  • Väter und Söhne. EA 1862. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN: 978-3458352129
  • Aufzeichnungen eines Jägers. EA 1852. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN: 978-3458344452
  • Erste Liebe. EA 1860. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN: 978-3458348382
  • Frühlingsfluten. EA 1872. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN: 978-3458343042

Hörbücher

  • Erzählungen. 2 CDs. Grosser und Stein, Hamburg 2007, ISBN: 978-3867352574
  • Traugott Buhre liest Turgenjew. 3 CDs. Süddeutsche Zeitung, München 2006, ISBN: 978-3866153639

Sekundärliteratur

  • Werther Herr. Turgenevs deutscher Briefwechsel. Friedenauer Presse, Berlin 2005, ISBN: 978-3932109430

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