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Updike, John

John Updike - (c) Martha Updike

John Updike (geb. 18. März 1932 in Shillington/Pennsylvania; gest. 27. Januar 2009) war ein amerikanischer Schriftsteller. Viele Jahre lang galt er als Anwärter auf den Literaturnobelpreis.

Mit seiner Kunst, die letzten Fragen des Lebens gerade dort zu behandeln, wo man sie überhaupt nicht vermutet - im Alltag ganz normaler und nicht mal besonders bewundernswerter Mittelklassemenschen nämlich - prägte Updike viele jüngere amerikanische Schriftsteller.

Leben und Schreiben

John Hoyer Updike wurde am 18. März 1932 in Shillington, einer kleinen Stadt in Pennsylvania, geboren. Er war das einzige Kind von Wesley Russel Updike, eines Mathematiklehrers und Diakons, und dessen Frau Linda Grace (geborene Hoyer). Updike wuchs vorwiegend bei seinen Großeltern auf, wo er streng unitarisch – ganz im Sinne der Lutheraner und Mennoniten – erzogen wurde.

1950 erhielt Updike ein Stipendium? für die Harvard Universität, wo er im Hauptfach Englische Literatur studierte. 1954 legte er unter dem Titel „Non-Horatian Elements in Robert Herrick’s Imitations and Echoes of Horace“ seine Abschlussarbeit vor. Neben dem Studium? schrieb er Erzählungen und Kurzgeschichten. Außerdem war er als Redakteur? für die Universitätszeitschrift? „Harvard Lampoon“ tätig.

1953 heiratete er die Kunststudentin Mary Entwistle Pennington (1976 wurde die Ehe, aus der vier Kinder hervorgingen, geschieden). Nach Abschluss des Studiums gingen die beiden ein Jahr an die Ruskin School of Drawing and Fine Art in Oxford/England. Dort lernte Updike das Schriftsteller-Ehepaar Elwyn Brooks White? und Katharine White? kennen.

Redakteur beim „New Yorker“

Nach seiner Rückkehr in die USA trat Updike 1955 durch Vermittlung der Whites als Lokalreporter in die Redaktion? der renommierten Wochenzeitschrift?The New Yorker?“ ein. Dort erschienen seine ersten Gedichte und Kurzgeschichten. 1957 verließ er die Redaktion? des „New Yorker?“ und siedelte nach Ipswich/Massachusetts über, wo er bis 1974 lebte. In Ipswich gelang Updike, der sich selbst als christlichen Schriftsteller bezeichnet hat, der Durchbruch zu einem der erfolgreichsten Autoren in den USA.

Sein umfangreiches literarisches Werk?, zu dem Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten, Gedichte und Dramen gehören, kennzeichnet eine humanistische und dezidiert moralische Grundhaltung. Vor allem mit seinen satirischen Romanen, in denen er subtile Charakterstudien mit komplexer Gesellschaftskritik verbindet, gelangte Updike in den USA und in Europa zu großer Popularität. Immer wiederkehrende Themen sind die existentielle Verlorenheit und seelische Unbehaustheit des Individuums in der modernen – oder wie Updike sagt: nachchristlichen – Welt. Die Sprache seiner literarischen und journalistischen Arbeiten ist zumeist präzise, klar und geschliffen.

Die Schönheit dieser Sprache machte den Autor bei manchen Rezensenten sogar verdächtig: Sie warfen ihm vor, über dem Jammer der Welt stehen zu wollen. Dem widersprach jedoch eine Würdigung anlässlich Updikes Tod: Anhand verschiedenster Themen diesen Jammer zu beschreiben, sei eben die Stärke des Verstorbenen gewesen.

Rabbit-Zyklus (1960-2002)

Nach dem nur mäßig erfolgreichen Lyrikband „The Carpentered Hen“ (1958) und dem Roman „The Poorhouse Fair“ (1959; dt. Das Fest am Abend) erzielte Updike 1960 mit der Publikation des Romans „Rabbit, Run“ (dt. Hasenherz, 1976) seinen ersten großen Erfolg bei Kritik und Publikum. Der pikareske Roman, der wie viele andere von Updikes Werken in der amerikanischen Provinz angesiedelt ist, war ursprünglich als Filmskript geplant. Im Mittelpunkt der Handlung steht der 26jährige Harry Angstrom, der in einer mittleren amerikanischen Stadt bei Frau Janice und Söhnchen Nelson ein nahezu ereignisloses Leben führt. Dann, an einem milden Vorfrühlingsabend, begibt sich Harry, dem die Leere und Sinnlosigkeit seines Daseins schwer zu schaffen macht, auf die Flucht: Er flieht vor der Familie, vor der Gesellschaft, vor sich selbst. Und Harry kehrt nicht zurück. Ob er ein neues Leben findet? Diese Frage ließ Updike zunächst noch unbeantwortet.

In der Literaturwissenschaft gilt die getriebene und zugleich passive Figur des Harry Angstrom als Prototyp des amerikanischen Antihelden und als gelungene Parodie auf den amerikanischen Traum. Wegen der detaillierten Schilderung sexueller Erlebnisse konnte „Rabbit, Run“ erst 1964 in ungekürzter Fassung? erscheinen. 2009, bei Updikes Tod, urteilte die Literaturkritik weitaus gelassener: "John Updike ... kann souverän über Sex schreiben, und doch ist aus seinen Romanen kaum einmal ein Triumph der Befreiung ablesbar - eher ein selbstbewusstes: Na, dann schauen wir mal, wie es sich in einer Situation tatsächlich lebt, in der einen weder Moral noch Gesellschaft ernsthaft daran hindern, dem eigenen Glückswollen nachzugehen!"

Im Abstand von jeweils zehn Jahren setzte Updike den Rabbit-Zyklus? mit den Romanen „Rabbit Redux“ (1971; dt. Unter dem Astronautenmond), „Rabbit is Rich“ (1981; dt. Bessere Verhältnisse), „Rabbit at Rest“ (1990; dt. Rabbit in Ruhe) und der Erzählung „Rabbit Remembered“ (2002; dt. Rabbit, eine Rückkehr) fort. Darin verfolgt er seinen Protagonisten durch die familiären, beruflichen und sexuellen Wirren der amerikanischen Zeitgeschichte. Aufgrund der stilistischen Virtuosität und des faszinierenden psychologischen Einfühlungsvermögens wurde John Updike 1982 für den Roman „Rabbit is Rich“ mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Für den vierten Band?, der mit dem Tod des beliebtesten amerikanischen Antihelden endet, wurde Updike 1991 mit einem weiteren Pulitzer-Preis geehrt.

„Couples“

Ähnlich erfolgreich wie die Romane des Rabbit-Zyklus war der 1968 veröffentlichte Roman „Couples“ (dt. Ehepaare, 1969), von dem alleine in den USA mehr als zwei Millionen Exemplare? verkauft wurden. Der Roman, in den viele persönliche Erfahrungen des Autors eingeflossen sind, ist ein unterhaltsames Sittengemälde und scharfsinniges Psychogramm der amerikanischen Mittelklasse am Ende der Kennedy-Ära. Hedonismus, Promiskuität und die pornographische Selbstgefälligkeit einer konsum- und freizeitorientierten Gesellschaftsschicht – das sind die Themen des Romans, der in der fiktiven Kleinstadt Tarbox in der Nähe von Boston spielt. Der Zerfall der traditionellen Werte, die innerhalb des Romans in einer dynamischen dialektischen? Beziehung zu den sexuellen Eskapaden der Protagonisten stehen, wird durch die von einem Blitzschlag vernichtete Ortskirche symbolisiert. In der Literaturwissenschaft gilt „Couples“ als einer der besten erotischen Romane des 20. Jahrhunderts.

Von 1964 an begab sich Updike regelmäßig auf Vortragsreisen, unter anderem besuchte er die UdSSR, Rumänien, Bulgarien und die Tschechoslowakei. Seit 1964 ist Updike Mitglied des National Institute of Arts and Letters und seit 1976 Mitglied der American Academy of Arts and Letters.

„Terrorist“

In den 1980er Jahren veröffentlichte Updike mit „The Witches of Eastwick“ (1984; dt. Die Hexen von Eastwick) und „S.“ (1988) zwei Romane, die aus weiblicher Perspektive geschrieben sind. Ersterer sorgte für lebhafte Diskussionen im Feuilleton? und brachte Updike den Vorwurf ein, die Frauenemanzipation auf infame Weise zu verteufeln. Denn in dem Roman lassen sich drei moderne amerikanische Hexen, nachdem sie das Leben ihrer Männer zerstört haben, fröhlich und beschwingt mit dem eben einer New Yorker Junggesellen-Hölle entschlüpften Luzifer ein.

1989 legte Updike den Erinnerungsband „Self-Consciousness“ (dt. Selbst-Bewusstsein, 1995) vor, der im Feuilleton? als Updikes persönlichstes Buch besprochen wurde. Es folgten die Romane „Brazil“ (1993; dt. Brasilien), „Towards the End of Time“ (1997; dt. Gegen Ende der Zeit) und „Gertrude and Claudius“ (2000).

Updikes 2006 veröffentlichter Roman „Terrorist“ wurde sowohl im amerikanischen als auch im deutschen Feuilleton ? sehr gegensätzlich beurteilt. Ein Rezensent war von dem Roman, in dessen Zentrum ein jugendlicher islamischer Fundamentalist steht, wenig beeindruckt. Er sah darin vor allem Klischees, Vorurteile und ignorante Charakterzuschreibungen. Ein anderer lobte dagegen die treffende Analyse sozialer Faktoren – insbesondere der Perspektivlosigkeit –, die junge Menschen für radikale Botschaften empfänglich machen würden.

John Updike war seit 1977 in zweiter Ehe mit Martha Ruggles Bernhard verheiratet. Er lebte in Beverly Farms nahe Boston. Am 27. Januar 2009 starb er 76-jährig an Lungenkrebs.

Übrigens ...

galt John Updike über Jahre hinweg als Anwärter auf den Nobelpreis für Literatur. Dass er ihn nicht bekommen habe, stelle eine "wirklich groteske Fehlentscheidung" und ein Missverständnis seiner realistisch erscheinenden Erzählweise dar, urteilten manche Literaturkritiker.

Auszeichnungen

  • 1959 Guggenheim-Stipendium
  • 1959 Rosenthal Award
  • 1959 National Institute of Arts and Letters
  • 1964 National Book Award?
  • 1966 O. Henry Prize
  • 1982 American Book Award?
  • 1982 National Book Critics Circle Award
  • 1982 Union League Club Abraham Lincoln Award
  • 1982 National Book Award?
  • 1982 Pulitzer-Preis
  • 1984 National Arts Club Medal of Honor
  • 1989 National Medal of the Arts
  • 1991 O. Henry Prize
  • 1991 Pulitzer-Preis
  • 2003 National Medal for Humanities des Weißen Hauses

Werke (Auswahl)

  • Bücher von John Updike bei Jokers
  • Ehepaare. EA 1968. Reinbek, Rowohlt Verlag 1992, ISBN: 978-3499114885
  • Unter dem Astronautenmond. EA 1971. Reinbek, Rowohlt Verlag 1978, ISBN: 978-3499141515
  • Bessere Verhältnisse. EA 1981. Reinbek, Rowohlt Verlag 2004, ISBN: 978-3499123917
  • Selbst-Bewußtsein. EA 1989. Reinbek, Rowohlt Verlag 1995, ISBN: 978-3499137082
  • Rabbit in Ruhe. EA 1990. Reinbek, Rowohlt Verlag 1994, ISBN: 978-3499134005
  • Gertrude und Claudius. EA 2000. Reinbek, Rowohlt Verlag 2003, ISBN: 978-3499234408
  • Rabbit, eine Rückkehr. EA 2002. Reinbek, Rowohlt Verlag 2004, ISBN: 978-3499235382
  • Sucht mein Angesicht. EA 2005. Reinbek, Rowohlt Verlag 2006, ISBN: 978-3499242328
  • Landleben. EA 2006. Reinbek, Rowohlt Verlag 2007, ISBN: 978-3499240164
  • Terrorist. EA 2006. Reinbek, Rowohlt Verlag 2006, ISBN: 978-3498068851
  • Die Tränen meines Vaters. Erzählungen. EA 2011. Reinbek, Rowohlt Verlag 2011, ISBN: 978-3498068899

Hörbücher

  • Landleben. 4 CDs. Berlin, Der Audio Verlag 2006, ISBN: 978-3898135504

Sekundärliteratur

  • Hage, Volker: John Updike. Eine Biographie. Reinbek, Rowohlt Verlag 2007, ISBN: 978-3498029890

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