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Wohnen mit Dir im Lichtbrückenhaus

von<br> Sigrid Nordmar-Bellebaum

Die neuen Gedichte der Dichterin Sigrid Nordmar-Bellebaum?, erschienen unter dem sinnweisenden Titel „Wohnen mit Dir im Lichtbrückenhaus“ sind im Sinnlichen wie Übersinnlichen tiefsinnige und nachvollziehbare Liebesgedichte, ganz allgemein an jeden einzelnen Menschen, sprich die Menschheit, gerichtet, aber im Besonderen an ihren verstorbenen Ehemann Paul Bellebaum. Der Leser muss kein Anthroposoph sein, auch wenn die Dichterin Anthroposophin ist, um die Gedichte verstehen und ihre dichterische Einmaligkeit in sein eigenes Fühlen und Denken aufnehmen zu können, wahrscheinlich erstaunt, wie ähnlich das Gesagte dem eigenen Denken ist, ohne es aber wie die Dichterin ausdrücken zu können.

Tiefe Verzweiflung um den Verlust des geliebten Mannes, Verzweiflung, die ob der fehlenden körperlichen Nähe kein Ende finden will, durchziehen diese Gedichte, aber auch und vielleicht zuallererst ein überzeugender Glaube lichter Hoffnung an die Auferstehung „in…/Christusnähe, die unerkannt/ in jedem wohnt“. Denn mit dem körperlichen Tod? ist diese große Liebe nicht zu Ende, sie verlagert sich nur in eine andere unendliche Ebene, die des Geistes. Dorthin ist der Tote gelangt: „Denn Du, bist nicht tot, // nur in einem anderen Seinszustand, // fortwährend in Deinem/ hohen Lichtleib, Geistes-// lebensaufgaben lösend,/mir beistehend/ in meinen Geistes-/ lebensaufgaben.

Durch die Umstände hat diese Liebesbeziehung zweier Menschen eine neue Qualität gewonnen, ist durch die körperliche Trennung wohlmöglich noch intensiver geworden: „Mensch// meiner Liebe// durch alle Inkarnationen/ hindurch.“ Die Liebenden begegnen sich dort, wo „das Licht seine Hände ausstreckt“ im Traum, im Gebet, in der Meditation: „Deine Morsezeichen hörend/ schlage ich glückerfüllt// neue Seiten im Lebensbuch auf der Welt, / sie mit Dir zu beschreiben/ in ewiger, blütenblühender Liebe. Zeile für Zeile. Ja. Du.“

So bewirkt diese Liebe zweierlei. Sie hilft der auf Erden zurückgebliebenen Dichterin, ihr Leben zu bewältigen „über die Schmerzerde hin/ in engelflügeltiefer/ Liebe“ und sie schafft eine Verbindung zu dem Toten, der in ein anderes Sein, das des Geistes, gewechselt ist: „Himmelhoch/ mich Umhüllender// erdentief/ mich Tragender.“ Beide erkennen sich und wissen: „Es ist/ die Reinheit des sich durch alle Widerstände/ nach oben Kämpfens, ins Sonnenlicht/ des Wiederauflebens“ will sagen, Erlösung durch Auferstehung „Sonnenauferstehungskraft in unseren Augen“. Dies ist nicht nur gefühlter Glaube, es ist Gewissheit, „auflebend/ im Lichteswärmeglanz/ des Christus“, die zur Botschaft wird, die die beiden Liebenden nicht alleine teilen, sondern jedem Menschen mit auf seinen Weg geben wollen als Aufforderung und Trost: „Kommt mit, ihr anderen/ Verstorbenen und Lebenden/ und lebt auf.“

Die Dichterin, so sensibilisiert „Zeitziele/ (zu) finden// „Ewigkeitsziele auf(zu)suchen, zögert nicht, die schlimmen Zustände auf Erden konkret zu benennen, vergangene und gegenwärtige. Z. B. „Im Gespräch/ kam ich in Erinnerung gerufen// die sechs Millionen Juden/ der Nazizeit. Oder: „Die aus/ Schiffbrüchen Hergekommenen, die/ aus atomverstrahlten Gegenden/ Geflohenen// atmen totgezeichnet auf:“ Das neue Gedichtbuch der Dichterin ist somit nicht nur ein Liebeslyrikbuch, es ist ein Geschichtsbuch, das nicht nur persönliches Erfahren und Leiden aufzählt, sondern das der gesamten Menschheit, mit der sie sich verbindet und solidarisch verbündet kraft ihrer eigenen unsterblichen Liebe zu ihrem Mann und zu Christus, dem Erlöser.

Es ist durchwirkt von wunderbarer Poesie, vom Ringen um Sprache, vom Ringen gegen den Zweifel, vom Ringen mit dem eigenen Schicksal und dem der Brüder und Schwestern, vom Ringen mit der Welt, wie sie sich darstellt. Es ist ein religiöses, ein Glaubensbuch, das überzeugt, mitreißend sowohl in seinen Höhen, aber auch in seinen Tiefen, den Tiefen der Skepsis und des Infragestellens, wenn die Leere und das Nichts alles in Frage zu stellen droht, Liebe und Glaube, die unsterbliche Seele, das „Lichtbrückenhaus“. Es ist ein Buch, das bleiben wird, der bekundeten Liebe wegen, die doch, wie hier zu lesen ist, weit mehr ist als ein Bekenntnis, das „auf dem Balkon/ des Schweigens// Gedichtbrosamen leg(t)// für die Wintervögel. Nicht unerwähnt bleiben sollen die Bilder von Rosemarie Hülshoff-Kemper, die das Buch kongenial begleiten und auf ihre ganz eigene Art und Weise interpretieren.

Autor: Michael Starcke

Literaturangaben

  • Nordmar-Bellebaum, Sigrid: Wohnen mit Dir im Lichtbrückenhaus. Ein Gedichtzyklus mit Bildern von Rosemarie Hülshoff-Kemper. Verlag Ch. Möllmann, Schloß Hamborn 2011, ISBN: 978-3-89979-161-7

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