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Zettel's Traum

von<br> Arno Schmidt

Entstehungsgeschichte
Zettel's Traum, Buchcover - (c) Suhrkamp Verlag
1970 erschien das Monumentalwerk Arno Schmidts bei Goverts Krüger Stahlberg in einer Auflage? von 2000 Exemplaren. Die 1334 Blätter? des Original-Manuskripts wurden in Originalgröße faksimiliert und jedes Exemplar der Erstauflage? vom Autor signiert?. Die Entstehungszeit wird auf dem Titelblatt? mit 19631969 angegeben. Schmidt hat in einem zweistündigen Interview am 20. März 1969 bereits vor der Veröffentlichung zur Entstehung Bezug genommen und dem Leser Hilfestellungen zur Lektüre des Buches gegeben (vgl. „Vorläufiges zu Zettels Traum“, S. Fischer 1977).

Inhalt

Die Handlung erstreckt sich auf einen Sommertag des Jahres 1968, den die vier Protagonisten von 4 Uhr morgens bis zum darauf folgenden Morgen in und um ein kleines Dorf namens Ödingen verbringen, das östlich von Celle in der Lüneburger Heide liegt. Dort wohnt der Ich-Erzähler Daniel Pagenstecher, der das Ehepaar Paul und Wilma Jacobi und deren sechzehnjährige Tochter Franziska zu Gast hat.

Paul und Wilma Jacobi übersetzen die Werke? Edgar Allan Poes und besprechen ihre Übersetzungsschwierigkeiten mit dem äußerst belesenen Pagenstecher, so dass „eine Art Marathon-Symposion“ (Drews) zur Person Poes und dessen Werk? entsteht. Die Kindfrau Franziska umwirbt den alternden Pagenstecher, dieser widersteht und ermöglicht durch eine finanzielle Zuwendung an Paul und Wilma das Abitur und Studium ihrer Tochter unter der Bedingung, dass sie ihn nicht wiedersieht.

Aufbau

„Zettel’s Traum“ unterteilt sich in acht Bücher (in der Orthographie? der Erstausgabe):

  • i. Buch: Das Schauerfeld, oder die Sprache von Tsalal (zettel 3);
  • ii. Buch: In Gesellschaft von Bäumen (zettel 139);
  • iii. Buch: DÄN'S COTTAGE. (Ein Diorama) (zettel 314);
  • iv. Buch: DIE GESTE DES GROSSEN PUN (zettel 491);
  • V. Buch: FRANZISKA_NAMEH (zettel 601);
  • Vi. Buch: „ROHRFREI!“ (zettel 756);
  • vii. Buch: THE TW/OILIT OF THE GOD/UTS. (zettel 962);
  • viii. Buch: IM REICHE DER NEITH (zettel 1146)

Die besonderen Schwierigkeiten der Lektüre des Buches ergeben sich unter anderem aus der Mehrspaltentechnik?. Den Hauptstrang des Textes findet man in der Regel in der Mitte des Blattes?, er erzählt die Rede und das Handeln der Personen, die linke Spalte ist Zitaten Poes vorbehalten, während die rechte Spalte Reflektionen Pagenstechers wiedergibt. Diese Aufteilung ist jedoch keineswegs starr, je nach Gewichtung wandert der Hauptstrang auch in Richtung Poe oder Pagenstecher. Als zum Beispiel Pagenstecher einen Herzanfall erleidet (zettel 751f.) wandert der Erzählstrang in die Mitte zurück, Pagenstecher: „Ohscheiß’ es ging los“ wird schwarz vor Augen. Dem Leser im Übrigen auch, da das obere Viertel des Zettels 752 vollständig schwarz eingefärbt ist. Pagenstecher kommt zu sich und denkt (rechte Spalte): „(o leckt Mich am Arsch, „gerettet“ ! - (und Ich hatt schon sô=gehofft, Ich wär tot...))“

Orthographie? und Interpunktion? halten sich keineswegs an die Regeln des Duden?, Schmidt dazu: „Die Orthographie ist etwas Lebendiges.“ („Spiegel“ v. 20.04.1970, S.228).

Weiter verteilen sich ungezählte Zitate und Anspielungen aus allen Bereichen der Literatur im Text, deren Entschlüsselung einen einzelnen Leser vollständig überfordert. Der Bargfelder Bote, eine literaturwissenschaftliche Zeitschrift?, versucht seit 1972 unermüdlich, sich dem Phänomen Arno Schmidt und „Zettel’s Traum“ zu nähern.

Fazit

Zettel's Traum, Hörbuch - (c) Hoffmann und Campe

„Zettel’s Traum“, das Riesenbuch von fast 9 kg Gewicht, ist eines der informativsten und witzigsten Bücher der deutschen Sprache überhaupt. Durch die Lektüre lernt man viel, insbesondere über Literatur und die Etym-Theorie Schmidts, die im Buch ab Zettel 24 unten von Pagenstecher erläutert wird und die einen Großteil der Komik Schmidts erhellt. Schmidt („Ich bilde mir ein, ein großer deutscher Humorist zu sein“) will nach Gunar Ortlepp? mit „Zettel’s Traum“ „wohl einen Weltrekord im Kalauern aufstellen“, doch erstreckt sich die Komik von einfachsten Zoten? („Arsch=i=Tektur“ (380)) bis hin zu feinen Wortspielen? („Taschenbücher, nichts als Taschenbücher; Lumbäcker, nichts als Lumbäcker!“ (74) (vgl. Lessing, „Emilia Galotti“)).

Auch nach mehrmaligem Lesen entdeckt man immer wieder Neues und Witziges. Die hier genannten Beispiele sind ein winziger Bruchteil der Komik des Buches, von dem Schmidt sagt: „‚Zettel’s Traum’ mußte - allein schon ob der Etym-Basis - ein zu zwei Dritteln humoristisches Buch werden, das aber auch alles mögliche Andere natürlich zeigt: das Flickwerk unserer Eingeweide, und den Schmelz der Interpunktion.“

Autor: Michael Reinhardt

Primärliteratur:

  • 1. Auflage: Stuttgart, Goverts Krüger Stahlberg 1970.
  • 2. Auflage: Frankfurt a.M., S. Fischer 1973, Studienausgabe? in acht Heften.
  • 3. Auflage: Frankfurt a.M., S. Fischer 1977.
  • 4. Auflage: Frankfurt a.M., S. Fischer 1986. In diesem Jahr erschien weiter eine Taschenbuchausgabe (ISBN 3596505607) und eine weitere Studienausgabe in acht Heften (ISBN 310070603X).
  • 5. Auflage: Frankfurt a.M., S. Fischer 1992. (ISBN 3100706072).
  • 6. Auflage: Frankfurt a.M., S. Fischer 2004. (verkleinerte Ausgabe) (ISBN 3100706269).
  • Bargfelder Ausgabe: Das Spätwerk. Band IV/1: Suhrkamp 2010. (ISBN 3518803204 (Vorzugsausgabe), 3518803107 (Standardausgabe), 351880300X (Studienausgabe). Es gibt zwei Audio-CDs, gelesen in (natürlich, A.d.V.) Auszügen von Joachim Kersten, Bernd Rauschenbach, und Jan Philipp Reemtsma. (ISBN 3455306047 und 9783898302081).
  • Erwähnenswert sind zwei Raubdrucke? (1970 im Jahr der Erstausgabe und ca. 1980).

Sekundärliteratur:

  • Schmidt, Arno: Vorläufiges zu Zettels Traum. Frankfurt a.M., S. Fischer 1977 (ISBN 3109706016).
  • Drews, Jörg (Hg.): Bargfelder Bote auf CD-Rom. Lieferung 1-300 (ISBN 9783883779065).
  • Stündel, Dieter: Register zu Zettels Traum. München, Edition Text + Kritik 1974 (ISBN 3921402387).
  • Drews, Jörg; Plöschberger, Doris (Hg.): >Des Dichters Aug’ in feinem Wahnwitz rollend...<. München, Edition Text + Kritik 2001 (ISBN 3883776580).
  • Plöschberger, Doris: SilbmKünste & BuchstabmSchurkereien! Heidelberg, Universitätsverlag Winter 2002 (ISBN 3825314189).
  • Langbehn, Volker: „Arno Schmidt’s Zettel’s Traum: An Analysis“. Boydell & Brewer Inc. 2003. (ISBN 1571132619).

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