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Abbreviatio
abbreviātio, ōnis, f. (abbrevio) ist ein mittellateinisches Wort, das nach dem Lateinischen „breviare“ = verkürzen gebildet wurde und allgemein Abkürzung, Umrechnung bedeutet. Das Wort wurde gerne im kirchlichen Sprachschatz verwendet. Im Deutschen auch Abbreviation.
Definition und Entwicklung
In der Literatur (Rhetorik?, Poetik) versteht man unter Abbreviatio die Verknappung einer Aussage. Das ist möglich durch ein Participium absolutum? oder den Ablativus absolutus? im Lateinischen. Im Lateinischen bestand das Stilideal der „brevitas“ (Kürze, Tendenz zur Kürze) – im Gegensatz zur Amplificatio? (so schon bei Quintilian?, der Abbreviatio und Amplificatio als Modi der Aemulatio? betrachtete). Es ging den Römern also um die Kurzbündigkeit des konzisen Stils.
Im Mittelalter? wurde die Abbreviatio als Möglichkeit gesehen, eine (antike) Textvorlage zu überbieten und tritt als Stilideal nun öfter in lateinischen Poetiken im 12./13. Jahrhundert auf. Die Abbreviatio wurde als „modern“ betrachtet, was z. B. in der „Ars versificatoria“ von Matthieu de Vendôme von 1175 zum Ausdruck kommt. Aber auch im 13. Jahrhundert gibt es viele Beispiele für die Verknappung von literarischen Vorlagen. Dabei wird deutlich, dass vor allem schreibende Kleriker mit der Technik der Abbreviatio heidnische antike Vorlagen „entproblematisierten“. So schaffte es z. B. Albert von Stade 1249 in dem Werk „Troilus“ die zwölftägige Schlacht von Troja (geschildert in der Ilias) in 14 Versen zu behandeln.
Foto: Jerzy / pixelio.de
Alternativen
Weitere Möglichkeiten zur Verknappung von Texten sind
- die Vermeidung von Wiederholungen (Geminatio?)
- die Ellipse?
- die Komprimierung mehrerer Sätze zu einem einzigen.
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