Hauptseite | Buchgeschichte | Buchrekorde | Die älteste Buchhändleranzeige
Die älteste Buchhändleranzeige
Bereits im 15. Jahrhundert benutzten Schreiber? und Handschriftenhändler Anzeigen, um auf ihre vorrätigen Bücher und Schriften aufmerksam zu machen. Die bisher älteste bekannte Buchhändleranzeige stammt aus Diebold Laubers Schreiberwerkstatt? im elsässischen Hagenau und wird auf das Jahr 1447 datiert. Am Beginn der zur Verteilung handschriftlich verfertigten Anzeige ist folgender Text zu lesen: "Item welcher hande buecher man gerne hat, groß oder klein, geistlich oder weltlich, hübsch gemolt, die findet man alle bey diebolt louber, schriber in der burge zu hagenow".
Schreiberwerkstätten / Handschriftenmanufakturen
Schreiberwerkstätten (Skriptorien?) des 15. Jahrhunderts stellten durch ihre Arbeitsweise und vor allem durch ihren Arbeitszweck erste Parallelen zu heutigen Verlagen her. So rückte man in den Handschriftenmanufakturen vom Prinzip der reinen Auftragsarbeiten ab und fertigte lose und gebundene Handschriften? auf Vorrat. Für diese, so hoffte man, absatzträchtigen Schriften betrieb man Werbung in Form von ebenfalls meist handschriftlich erstellten Anzeigen, welche nach und nach verteilt oder ausgehängt wurden.
Als erste Handschriftenmanufaktur von bedeutsamer Größe gilt die Schreiberwerkstatt von Diebold Lauber, in Hagenau nachweisbar von 1427 bis 1467. Mit seinen fünf Schreibern und 16 Zeichnern fertigte er religiöse, unterhaltende, juristische und naturwissenschaftliche Handschriften in deutscher Sprache, welche er auch aufgrund von Anzeigen von Süddeutschland bis hin zum Niederrhein verkaufen konnte.
Während die hier genannte erste bekannte Bücheranzeige von Diebold Lauber noch handschriftlich erstellt wurde, gilt als die erste gedruckte Anzeige eines Buchhändlers die von Heinrich Eggestein in Straßburg aus dem Jahre 1466.
Übrigens ...
... war das Schreiben kein ausschließlicher Männerberuf. So war die Augsburgerin Klara Hätzerlin die bisher einzige namentlich bekannte deutsche Handschriftenkopistin?. Aus ihrer gewerbsmäßigen Reproduktion von Handschriften stammt zum Beispiel ein Liederbuch? aus dem Jahre 1471.
Links
Eine digitale Volltext-Präsentation der Handschriften aus der Schreiberwerkstatt des Diebold Lauber bietet die Universitätsbibliothek Heidelberg auch online zur Einsicht an:
- 5-bändige Bibel (AT und NT), Bücher Mose, Josua, Richter
- 5-bändige Bibel (AT und NT), Bücher der Könige, Paralipomenon 1 und 2
- 5-bändige Bibel (AT und NT), Bücher Esra, Nehemia, Tobias, Judith, Esther, Hiob, Psalter, Parabole, Ecclesiastes, Cantica, Sapientia, Ecclesiasticus
- 5-bändige Bibel (AT und NT), Jesaia, Jeremia, Baruch, Hesekiel, Daniel, 12 kleine Propheten
- 5-bändige Bibel (AT und NT), Neues Testament
- Martinus Oppaviensis: "Chronicon pontificum et imperatorum" (Papst-Kaiser-Chronik), deutsch
- "Historia septem sapientum" ("Sieben Weise Meister"), deutsch und Martinus Oppaviensis: "Chronicon pontificum et imperatorum" (Papst-Kaiser-Chronik), deutsch
- Konrad von Megenberg: "Buch der Natur"
- "Virginal"
- Wolfram von Eschenbach: "Parzival", Band 1
- Wolfram von Eschenbach: "Parzival", Band 2
- Konrad Fleck: "Flore und Blanscheflur"
Hauptseite | Buchgeschichte | Buchrekorde | Die älteste Buchhändleranzeige