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Als die Zeit im Sterben lag

von<br> Robert Clausen

"Was für eine schöne, ungewöhnliche Geschichte! Melancholisch wie die Nordsee an einem windstillen Tag geht sie einem, ehe man sich´s versieht, unter die Haut. Und das Ende ist fulminant. Was will man mehr?"
Andreas Eschbach (Das Jesus Video / Eine Billion Dollar)

Phillip Freyberg, Erbe einer großen Hamburger Zigaretten-Dynastie hat schon sehr früh seine Eltern verloren. Mit einem goldenen Löffel im Munde geboren und einem Millionenerbe in der Hinterhand übernehmen Treuhänder jegliche Kapitalangelegenheiten des heranwachsenden, verwaisten Freyberg, der nach einem abgebrochenem Jurastudium und dem anschließend quittierten Dienst bei der Polizei noch immer keinen genauen Plan für seine berufliche Zukunft hat.

Mit dem hinterlassenen Erbe mogelt sich Freyberg schließlich als Freiberufler im redaktionellen Bereich bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr durch sein eigenes Leben, das nun erneut aus den Fugen zu geraten scheint. Nach dem unglücklichen Tod seiner Tochter hat ihn nun vor wenigen Wochen auch noch seine Frau Franka verlassen. Dass ein anderer Mann im Spiel ist, liegt für Phillip auf der Hand.

In seinem Ferienhaus in Kampen auf Sylt trifft er seinen alten Freund Lenz wieder, der unverhofft vor seiner Terrassentür steht. Doch Phillip merkt schnell, dass mit seinem nervösen Freund etwas nicht zu stimmen scheint. In kurzen Worten berichtet Lenz, dass er sich unsterblich verliebt habe, als plötzlich ein dubioser Russe in der Tür steht und ihn daran erinnert, dass es Zeit sei, zu gehen. Später, als Freyberg wieder in seiner Hamburger Wohnung angekommen ist, nimmt Lenzens Mutter merkwürdigerweise Kontakt mit Phillip Freyberg auf. Sie mache sich Sorgen um ihren Sohn, sagt sie und bittet ihn um Hilfe. Lenz habe in den vergangenen zwölf Wochen mehr als 60.000 Euro ausgegeben und anzügliche Fotos einer bis dahin unbekannten Frau habe sie auch bei ihm gefunden.
Die Sorge der Mutter und seine eigene Intuition überzeugen Phillip schließlich nach kurzem Hin und Her, diesen seltsamen Geschehnissen auf den Grund zu gehen. Schnell erklärt sich auch ein alter Bekannter bei der Kriminalpolizei dazu bereit, ihn zu unterstützen. Schon bald führen die Spuren ins Hamburger Rotlicht-Milieu und Phillip ahnt, dass die Russen-Mafia ihre Hände im Spiel hat. Als Lenz ihm schließlich offenbart, dass seine große Liebe eine Prostituierte sei, die er freikaufen müsse, um sie "besitzen zu dürfen" nimmt die Geschichte plötzlich ungeheure Ausmaße an. Im Versuch, die gefährliche Illusion seines Freundes zu zerschlagen und ihm die Augen zu öffnen wird Phillip Freyberg von Lenzens Mutter als auch von Lenz selbst im Konflikte gestürzt. Als dann auch noch der ominöse Russe tot aufgefunden wird, steht fest, dass Lenz tiefer in der Tinte steckt, als Phillip Freyberg lieb sein kann.

Mit einem saloppen Erzählstil und kecken Dialogen?, lustigen und todernsten Charakteren, dunklen Familiengeheimnissen und spannenden Zwiespältigkeiten ist Robert Clausen? mit seinem Debüt? "Als die Zeit im Sterben lag" wahrlich ein spannender Roman gelungen, der sich guten Gewissens im oberen Mittelfeld der deutschen Belletristik ansiedeln lässt.

Geschickte Zeitsprünge? runden das Geschehen zusätzlich ab und geben häppchenweise Einblick in die Vergangenheit des Phillip Freyberg, der es trotz Milliardenreichtums geschafft hat, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Bei der vielen Spannung, die sich stetig aufbaut bahnt sich selbstverständlich auch eine Liebesgeschichte an, die leider durch ein unerwartetes Ereignis in den Schatten gestellt wird. Doch eines scheint glasklar, wenn man näher auf die unterschwellige Pointe? eingeht: Die Menschen sind nicht immer das, wofür wir sie oft halten. Und manchmal ist selbst der beste Freund der fremdeste Mensch, der einem gegenüberstehen könnte.

Originalbeitrag unter www.literatina.de

Literaturangaben

  • Clausen, Robert: Als die Zeit im Sterben lag. Roman. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2004, 238 S., 6,90 €, ISBN: 978-3596163021

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