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Babel, Isaak

Isaak Emmanuilowitsch Babel (geb. 13. Juli 1894 in Odessa; gest. 27. Januar 1940 in Moskau) war ein russischer Prosadichter und Journalist? jüdischer Herkunft. Die Veröffentlichung seines Erzählbandes „Budjonnys Reiterarmee“ machte ihn weltberühmt.

Leben

Isaak Babel wurde 1894 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in der Moldawanka geboren, dem Armen- und Judenviertel der ukrainischen Hafenstadt Odessa. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Odessa ging er an die Handelsschule, gleichzeitig nahm er Unterricht in Hebräisch, Bibel und Talmud. Ab 1911 besuchte er die Handelsschule in Kiew.

Nach dem Abschluss seines Studiums zog Isaak Babel nach Petersburg, wo er die Bekanntschaft des russischen Schriftstellers Maxim Gorki? machte. In dessen literarisch-politischer Monatszeitschrift? „Letopis“? erschienen 1916 die ersten beiden Erzählungen Babels, die ihm von Seiten der zaristischen Zensoren? eine Anklage wegen Obszönität einbrachten. Maxim Gorki, der zu den berühmtesten Schriftstellern Russlands? zählte, förderte den jungen Autor. Er gab ihm den Rat, sich zunächst einmal in der Welt umzusehen und Lebenserfahrung zu sammeln.

Isaak Babel nahm auf der Seite der Revolutionäre am russischen Bürgerkrieg teil. Im Frühjahr 1920 begab er sich als Kriegsberichterstatter an die Front des Russisch-Polnischen Krieges. Dieser Krieg, der offiziell nie erklärt wurde, war ein klassischer Eroberungsfeldzug, der am 8. Mai 1920 mit dem Angriff polnischer Truppen auf Kiew begonnen hatte. Babel wurde der 1. Reiterarmee des Kosakengenerals Budjonny zugeteilt. Trotz einer Reihe von Siegen endete der Krieg mit einer verheerenden Niederlage der Roten Armee.

Im Anschluss war Isaak Babel in der sowjetischen Verwaltung und als Journalist? tätig. 1923 kehrte er zur Literatur zurück. Ab 1924 erschienen seine Erzählungen in der legendären futuristischen Literaturzeitschrift? „LEF“?, deren Herausgeber? der Avantgarde-Dichter? Wladimir Majakowski? war. In diesen Erzählungen hat Babel seine Kriegs- und Bürgerkriegserlebnisse gestaltet. Seine Geschichten galten als ungewöhnlich und erregten Aufsehen. Zum größten Teil wurden diese Erzählungen 1926 in den Band „Budjonnys Reiterarmee“ aufgenommen, durch dessen Veröffentlichung Isaak Babel mit einem Schlage weltberühmt wurde. Babel verzichtete in seinen Erzählungen darauf, die Niederlage der Roten Armee nachträglich zu heroisieren, was ihn in den Augen wichtiger kommunistischer Parteifunktionäre zur verdächtigen Person machte. Nur durch die Intervention Maxim Gorkis? konnte die Vernichtung des Bandes verhindert werden. Noch im selben Jahr erschien Dimitrij Umanskijs? kongeniale deutsche Übersetzung im Berliner Malik-Verlag?. Dort erfolgte auch die deutsche Erstveröffentlichung des Erzählzyklus? „Geschichten aus Odessa“, der 1921-1924 entstanden war. Darin beschreibt Isaak Babel das Leben der Menschen in der Moldawanka.

Nach den Aufsehen erregenden Erfolgen Mitte der zwanziger Jahre ließ Isaak Babels Schaffenskraft rasch nach. Da er ab 1929 von der sowjetischen Literaturkritik heftig angegriffen wurde, verzichtete er auf die Veröffentlichung seiner literarischen Arbeiten. Ab 1930 bereiste er während der Kollektivierungskampagne die russischen Provinzen als Korrespondent? der „Bauernzeitung“. Er veröffentlichte noch zwei Bühnenstücke über das Leben der Juden: „Sonnenuntergang“ (1928) und „Marija“ (1935). Außerdem schrieb er mehrer Drehbücher. Sein letztes Werk, das in der Sowjetunion erscheinen konnte, war eine Huldigung für Maxim Gorki, die im Almanach? „21 Jahre nach der Revolution“ (1938) gedruckt wurde.

Am 15. Mai 1939 wurde Isaak Babel in seiner Datscha im Dorf Peredelkino verhaftet und im politischen Gefängnis Lubjanka in Moskau inhaftiert. Er wurde vom Volkskommissariat für innere Angelegenheiten (NKWD) beschuldigt, für den Westen spioniert zu haben. Im Zuge der Stalinschen Massenmorde wurde er am 16. Januar 1940 verurteilt und am 27. Januar 1940 im Gefängnis Butyrka erschossen.

Literarische Arbeiten

Budjonnys Reiterarmee, Erzählungen (1926)

Der 1926 in Moskau erschienene Sammelband? „Budjonnys Reiterarmee“ ist Isaak Babels erste Buchveröffentlichung. Bereits die Einzelveröffentlichungen zwischen 1923 und 1925 in sowjetischen Literaturzeitschriften? hatten den Autor bekannt gemacht. In 30 knappen, pointierten Erzählungen gibt Babel seine Erlebnisse als Kriegsberichterstatter? in der roten Reiterarmee des legendenumwobenen Kosakengenerals Budjonny wieder. Isaak Babel verzichtete darauf, die Geschehnisse während des Russisch-Polnischen Krieges, der mit der Niederlage der Roten Armee endete, zu heroisieren. Das hatte zur Folge, dass der in seiner Ehre gekränkte General Budjonny in der Öffentlichkeit erklärte, Babel hätte die wahren Ereignisse in aller Heimtücke verfälscht. Diese Anschuldigung machte Isaak Babel in den Augen kommunistischer Zensoren bereits Mitte der zwanziger Jahre zur Unperson.

In Isaak Babels handlungsintensiven Erzählungen steht das Hässliche neben dem Schönen, Zynismus neben Aufrichtigkeit, Pornografie neben Träumerei, tiefste Trauer neben höchstem Glück. Der Ich-Erzähler – der intellektuelle Jude Ljutov aus Odessa – überrascht den Leser mit bizarren Vergleichen und der sachlichen Darstellung willkürlicher und exzessiver Gewalt. Babels Kunst, die auf dem Spiel mit Unvereinbarem beruht, findet in „Budjonnys Reiterarmee“ ihren vollkommensten Ausdruck.

Noch im Jahr der russischen Erstausgabe erschien 1926 im Berliner Malik-Verlag? eine deutsche Übersetzung. Wenige Jahre später wurde Isaak Babel ein Opfer der stalinschen Massenmorde. Erst nach der Rehabilitierung seines Namens 1954 konnte in der Sowjetunion eine zensierte Auswahl seines Werks erscheinen. Heute zählen Isaak Babels Erzählungen, insbesondere die in dem Band „Budjonnys Reiterarmee“ versammelten Geschichten, zu den klassischen Werken der Sowjetliteratur? und zu den eindrucksvollsten literarischen Zeugnissen des Russisch-Polnischen Krieges.

Übrigens ...

Am 23. Dezember 1954 wurde Isaak Babel auf dem Zweiten Allunionsschriftstellerkongress? von den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen freigesprochen. Am gleichen Tag wurde sein Name öffentlich rehabilitiert.

Werke (Auswahl)

  • Bücher von und über Isaak Babel bei Jokers
  • Babel, Isaak: Briefe 1925-1939. Münster, J. Lang Verlag 1999, ISBN-13: 978-3980147279
  • Babel, Isaak: Die Reiterarmee. Zürich, Diogenes Verlag 1998, ISBN-13: 978-3257230901
  • Babel, Isaak: So wurde es in Odessa gemacht. Ditzingen, Reclam Verlag 1979, ISBN: 978-3-15-009952-0
  • Babel, Isaak: Tagebuch 1920. Zürich, Diogenes Verlag 1998, ISBN-13: 978-3257230918

Sekundärliteratur

  • Krumm, Reinhard: Isaak Babel. Schreiben unter Stalin. Eine Biographie. Norderstedt, Books on Demand 2005, ISBN-13: 978-3833427800
  • Schulte, Jörg: Eine Poetik der Offenbarung. Isaak Babel. Wiesbaden, Harrassowitz Verlag 2004, ISBN-13: 978-3-447-04846-0

Hörbücher

  • Babel, Isaak: Die Reiterarmee. 3 CDs. München, Der Hörverlag 1999, ISBN-13: 978-3895847530

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