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Bowen, Elizabeth

Elizabeth Bowen (geb. 7. Juni 1899 in Dublin; gest. 22. Februar 1973 in London) war eine anglo-irische Schriftstellerin. Sie war mit Virginia Woolf befreundet und gilt als eine der bedeutendsten englischsprachigen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Am bekanntesten sind ihre Romane „Der letzte September“ (1929), „Das Haus in Paris“ (1935) und „In der Hitze des Tages“ (1948).

Leben und Schreiben

Elizabeth Bowen wurde als Elizabeth Dorothea Cole am 7. Juni 1899 in Dublin geboren. Sie war das einzige Kind einer protestantischen irischen Landadelsfamilie. Sie verlebte eine freudlose und von schweren Schicksalsschlägen geprägte Jugend, die sie später in ihren Romanen und Kurzgeschichten verarbeitet hat. Anfänglich lebte sie auf dem herrschaftlichen Landanwesen ihres Vaters Bowens Court, das in der irischen Grafschaft Cork lag. Auch dieser magische Ort ihrer Kindheit wird später in ihr Werk? einfließen. Ihren Nachnamen entlehnte sie dem Namen des Familienlandsitzes.

Nachdem die Ärzte 1907 beim Vater eine schwere psychische Erkrankung festgestellt hatten, verbrachte sie die folgenden Jahre bei ihrer weit verzweigten Familie in England. Nach dem Tod der Mutter, die 1912 starb, stürzte Elizabeth Bowen in eine tiefe Sinn- und Lebenskrise. Kurze Zeit darauf schickte man sie zur Erziehung und Schulausbildung in das Internat Downe House in Kent, einer alten Grafschaft im Südosten Englands. Im Ersten Weltkrieg war Elizabeth Bowen Krankenschwester und sah mit eigenen Augen das Grauen des Krieges.

Nach Jahren im Internat besuchte sie für einige Monate eine Londoner Kunstakademie. Denn damals hegte sie den Wunsch, als Malerin oder Buchillustratorin? ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Von den Dozenten enttäuscht, kehrte sie der Akademie nach zwei Semestern den Rücken und besuchte Journalismus-Seminare am Trinity College Dublin und an der Universität in Oxford. Etwa zur gleichen Zeit begann sie mit dem Schreiben eigener Kurzgeschichten.

Glück im Schreiben und in der Liebe

Der erste Erfolg als Schriftstellerin kam schnell. Bereits mit ihrer ersten Buchpublikation „Encounters“ (1923), einem Sammelband mit stimmungsvollen Kurzgeschichten, sorgte sie für Furore. Im gleichen Jahr heiratete sie Alan Charles Cameron. Nach ihrer Heirat lebte sie mit ihrem Mann abwechselnd in Oxford und auf dem ererbten Familiensitz in Irland, später zog das Paar nach London. Elizabeth Bowen machte sich indessen nicht nur als Schriftstellerin einen herausragenden Namen, sondern auch als Gesellschafterin und Förderin junger Talente: Ihr Haus in London wurde zum beliebten Treffpunkt der damaligen Schriftsteller-Szene.

„Der letzte September“ (1929)

Mit ihrem 1929 erschienenen Roman „The Last September“ (1929; dt. „Der letzte September“, 2002) stieg Elizabeth Bowen zu einer der bedeutendsten Repräsentantinnen der jüngeren englischen Literatur auf. Ihr Name wurde in einem Atemzug mit Virginia Woolf genannt, mit der sie übrigens eine enge Freundschaft verband. In dem Roman, der bei seinem Erscheinen ein echtes literarisches Ereignis war, schildert die Autorin den Verfall einer nicht mehr lebensfähigen bürgerlichen Welt. Im Mittelpunkt steht Danielstown, wo eine der vornehmsten Familien Irlands ihren Wohnsitz hat. Über Danielstown liegt Herbststimmung, eine Ahnung von Untergang macht sich breit: Im Herbstaufstand der irischen Freischärler wird Danielstown schließlich in Brand gesteckt.

Meisterhaft gelingt es der Autorin, Privates und Gesellschaftliches, Charakter und Landschaft miteinander zu verknüpfen. Dabei ist es kennzeichnend für Bowens Stil, dass innere Vorgänge der Figuren in den detaillierten Landschaftsschilderungen eine kunstvolle Entsprechung finden. Neben „A World of Love“ (1955; dt. „Eine Welt der Liebe“, 1958) ist „Der letzte September“ übrigens Bowens einziger Roman, der in Irland spielt. Doch auch in ihren anderen Romanen und Kurzgeschichten schimmert eine besondere irische Note immer wieder durch.

„Der Tod des Herzens“ (1949)

In den folgenden Jahren entstanden unter anderem die Romane „The House in Paris“ (1935; dt. „Das Haus in Paris“, 2002) und „The Death of the Heart“ (1938; dt. „Der Tod des Herzens“, 1949). Wie in den vorangegangenen Werken? gestaltet Eilzabeth Bowen auch in diesen beiden Romanen die Welt des vom Untergang bedrohten Bürgertums. Ihr größtes Interesse gilt dabei jungen Menschen und Frauengestalten, die vor großen Herausforderungen und wichtigen Entscheidungen stehen. Berühmt ist die Autorin vor allem für ihre subtilen Charakterbilder und feinen psychologischen Studien. Und genau in diesem Psychologisieren, das den Leser in die verborgenen Bewusstseinswinkel der Figuren führt, liegt auch ihre Nähe zu Virginia Woolf begründet.

„In der Hitze des Tages“ (1948)

Als ihr Mann 1952 starb, verließ Elizabeth Bowen ihre Heimat und begab sich auf Reisen. Sie lebte einige Zeit in den USA, kehrte dann nach Europa zurück und ließ sich erneut in Bowens Court in Irland nieder. Nach dem Verkauf des Anwesens blieb sie einige Zeit ohne festen Wohnsitz, ehe sie in Oxford eine fixe Bleibe fand. Höhepunkte ihres Spätwerks? sind die Romane „The Heat of the Day“ (1948; dt. „In der Hitze des Tages“, 2006) und „The Little Girls“ (1964; dt. „Die kleinen Mädchen“, 1965). Vor allem der Roman „In der Hitze des Tages“ zeigte Elizabeth Bowen auf dem Gipfel ihrer Schaffenskraft. Die Handlung des Romans spielt im London des Zweiten Weltkrieges. Beinahe jeden Tag bombardieren deutsche Flieger die Stadt. In dieser Atmosphäre des Grauens und der Unsicherheit leben die Menschen nur für den Augenblick, denn es könnte der letzte sein. Zwei Menschen lernen sich kennen, werden ein Paar und erleben die verrückteste Liebe ihres Lebens. Doch wer Bowen kennt, der weiß, dass sie es nicht bei einer einfachen Liebesgeschichte belässt. Das Buch ist gespickt mit Gesellschaftskritik und scharfen Angriffen auf eine Geisteshaltung, die aus den Menschen ängstliche Duckmäuser und Heimlichtuer macht. Ein Rezensent lobte den Roman, da er viel frischer als viele moderne Prosastücke sei. Und eine Rezensentin meinte: Bei aller Trübsal fessle der Roman dank seiner glaubhaft sympathischen Figuren, denen man viel Glück wünschen möchte, obwohl so wenig davon vorhanden sei.

Elizabeth Bowen starb 22. Februar 1973 in London an einer Krebserkrankung. Sie wurde nahe dem ehemaligen Familienlandsitz beigesetzt.

Übrigens ...

gilt Elizabeth Bowen außerhalb ihrer Heimat bis heute als eine „große Unbekannte“ der Weltliteratur?.

Auszeichnungen

  • 1949 Ehrendoktor für Literatur des Trinity College Dublin
  • 1952 Ehrendoktor der Universität Oxford

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Elizabeth Bowen bei Jokers
  • Der letzte September (OA: The Last September, 1929). Rowohlt Verlag, Reinbek 2004, ISBN: 978-3499236365
  • Das Haus in Paris (OA: The House in Paris, 1935). Rowohlt Verlag, Reinbek 2005, ISBN: 978-3499236372
  • In der Hitze des Tages. OA 1948. Rowohlt Verlag, Reinbek 2008, ISBN: 978-3499246807
  • Die kleinen Mädchen. OA 1964. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1992, ISBN: 978-3458162391

Hörbücher

Sekundärliteratur

  • Maletzke, Elsemarie: Elizabeth Bowen. Eine Biographie. Schöffling & Co, Frankfurt am Main 2008, ISBN: 978-3895616105

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