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Bräunig, Werner

Werner Bräunig (geb. 12. Mai 1934 in Chemnitz; gest. 14. August 1976 in Halle an der Saale) war ein deutscher Schriftsteller. Seine bekanntesten Werke? sind der unvollendete Roman „Rummelplatz“ und der Erzählband „Gewöhnliche Leute“.

Leben und Schreiben

Werner Bräunig - (c) Billhardt/Camera Work

Werner Bräunig wurde am 12. Mai 1934 in Chemnitz geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist nur wenig bekannt. Von 1939 bis 1947 besuchte er die Volksschule und machte eine Schlosserlehre in Chemnitz. 1945 soll er an Schwarzmarktgeschäften beteiligt gewesen sein, woraufhin er in ein Erziehungsheim eingewiesen wurde.

1950 war Bräunig als Hilfsarbeiter in Ost- und Westdeutschland unterwegs, für kurze Zeit hielt er sich in Hannover und Hamburg auf. 1951 kehrte er nach Chemnitz zurück, wo er zunächst als Schweißer und später als Bergarbeiter tätig war. In dieser Zeit hat er wohl auch erstmals als Fördermann unter Tage gearbeitet.

Korrespondent der „Volksstimme“

1953 war Bräunig kurze Zeit Förderhelfer in der Wismut-AG Johanngeorgenstadt, die Uranerz für die sowjetische Atomindustrie förderte und aufbereitete. Im gleichen Jahr wurde er zu einer Gefängnisstrafe wegen Schmuggelfahrten nach West-Berlin verurteilt. Die Legende sagt, dass Bräunig Uranerz geschmuggelt habe - tatsächlich ging es wohl um Alkohol und gestohlenes Werkzeug.

Nach der Haft ging Bräunig ins sächsische Niederschlema, wo er in einer Papierfabrik arbeitete. Daneben war er Korrespondent der Zeitung „Volksstimme“ in Schneeberg und schrieb Artikel über die Arbeit in den volkseigenen Betrieben. 1957 heiratete Bräunig und seine erste Tochter wurde geboren.

Studium und Bitterfelder Weg

Im Februar 1957 trat er der Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren (AJA) der Wismut-AG bei und war fortan auch als freier Journalist tätig. Von 1958 bis 1961 studierte er am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“? in Leipzig, wo er danach bis 1967 lehrte. 1959 war Bräunig an der 1. Bitterfelder Konferenz? beteiligt: Sein gemeinsam mit dem deutsch-jüdischen Schriftsteller Jan Koplowitz? verfasster Aufruf „Greif zur Feder, Kumpel“ ging in die Literaturgeschichte ein.

Bräunig fühlte sich als Lyriker? und Erzähler der Schilderung der sozialistischen Wirklichkeit verpflichtet. Wie andere bekannte Autoren der DDR-Literatur wie z. B. Christa Wolf, Stefan Heym und Peter Hacks? bekannte er sich prinzipiell zum Bitterfelder Weg?, der in der DDR eine sozialistische Kulturpolitik entwickeln sollte.

„Rummelplatz“ (1965/2007)

Trotz Bekenntnis zum Sozialismus wurde sein Romanmanuskript „Der Eiserne Vorhang“ (1965) von der SED-Kulturpolitik heftig kritisiert: „Nicht optimistisch genug“, lautete der Vorwurf. Nur die ersten drei Kapitel konnten im Vorabdruck? erscheinen. Erst 2007, 31 Jahre nach Bräunigs Tod, wurde der unvollendet gebliebene Roman unter dem Titel „Rummelplatz“ erstmals veröffentlicht.

Der Roman schildert in krassem Realismus die Zustände im Erzgebirge um 1950: In der Wismut, einem fiktiven Abbaubetrieb für Uranerz, treffen Figuren aus allen Gesellschaftsschichten aufeinander und bilden ein lebendiges Panorama der Gründerjahre in Ost und West. Als der Roman postum veröffentlicht wurde, sprach die Literaturkritik einhellig von einer Sensation.

Die Rezensentin der „Neuen Zürcher Zeitung“ war begeistert von der zügellosen Sprache und der geistigen Freiheit, die Bräunig zeige. Die Rezensentin der „Zeit“ lobte vor allem die lebensnahen Dialoge?, die authentische Bergarbeiter-Sprache und das Einfühlungsvermögen bei der Schilderung der Bergbauwelt. „Rummelplatz“ gilt als einer der großen Romane der deutschen Nachkriegsliteratur. Eine Einschätzung lautete, dass Bräunig, hätte er weitergearbeitet, heute neben Günter Grass, Martin Walser und Heinrich Böll? stehen würde.

„Gewöhnliche Leute“ (1968)

Der Konflikt mit der SED-Kulturpolitik hatte Bräunig entmutigt. Danach hat er keinen Roman mehr geschrieben. Im Anschluss an seinen Umzug nach Halle an der Saale 1967 arbeitete er hauptsächlich an Essays („Prosa schreiben“, 1968) und an Erzählungen, die 1968 unter dem Titel „Gewöhnliche Leute“ veröffentlicht wurden (eine erweiterte Ausgabe erschien 1971).

In „Gewöhnliche Leute“ erzählt Bräunig sensible Geschichten über Menschen aus dem sozialistischen Alltag. Er taucht in das Milieu seiner Figuren ein - Bauarbeiter, Fernfahrer, Kneipenvolk - und zeigt, wo das Ungewöhnliche und Allgemeingültige im Alltäglichen und scheinbar Banalen zu finden ist. Die Sehnsucht, häufig auch die schmerzvolle Sehnsucht nach der Sehnsucht, gibt den Ton in den Erzählungen an und am Ende staunt der Leser, wie Bräunigs Helden den Alltag meistern und über die Schwierigkeiten triumphieren.

Anlässlich der Neuausgabe? von „Gewöhnliche Leute“ im Jahr 2008 reagierte die Literaturkritik mit gemischten Urteilen. Eine Rezensentin war fasziniert von Bräunigs Fähigkeit, Milieuzeichnungen in gesellschaftliche Kollektivpsychogramme übergehen zu lassen und damit auch in Gesellschaftskritik. Aber es gab auch kritische Stimmen, die den „Drive“ in den Geschichten vermissten.

Werner Bräunig starb am 14. August 1976 in Halle an der Saale. Postum erschien der Sammelband? „Ein Kranich am Himmel. Unbekanntes und Bekanntes“ (1981).

Übrigens ...

ist der mit 5.000 Euro dotierte Werner-Bräunig-Literaturpreis? nach ihm benannt.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Werner Bräunig bei Jokers
  • Rummelplatz. OA 2007. Aufbau Verlag, Berlin 2008, ISBN: 978-3746624600
  • Gewöhnliche Leute. Erzählungen. OA 1968. Aufbau Verlag, Berlin 2009, ISBN: 978-3746625348

Hörbücher

  • Gewöhnliche Leute. Der Audio Verlag, Berlin 2008, ISBN: 978-3898137621
  • Rummelplatz. Der Audio Verlag, Berlin 2007, ISBN: 978-3898136747

Sekundärliteratur

  • Lokatis, Siegfried / Sonntag, Ingrid: Heimliche Leser in der DDR. Kontrolle und Verbreitung unerlaubter Literatur. Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN: 978-3861534945
  • Karlsch, Rainer: Uran für Moskau. Die Wismut - Eine populäre Geschichte. Ch. Links Verlag, Berlin 2007, ISBN: 978-3861534273

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