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Dickens, Charles

Charles Dickens (geb. 7. Februar 1812 in Landport bei Portsmouth; gest. 9. Juni 1870 in Gadshill Place bei Rochester) war ein englischer Schriftsteller. Er gilt als Begründer des sozialen Romans.

Leben und Schreiben

Charles Dickens - (c) gemeinfrei
Charles Dickens wurde am 7. Februar 1812 in Landport bei Portsmouth geboren. Er wuchs mit sieben Geschwistern in einer anglikanischen Familie auf. Sein Vater war bei der Besoldungsstelle der britischen Marine angestellt. Ein besonders enges Verhältnis hatte Dickens zu seiner Großmutter: Sie hatte als Haushälterin in einem Adelshaus gedient und erzählte ihren Enkeln bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit spannende Geschichten aus dem Leben der guten (und nur scheinbar so gesitteten) Gesellschaft.

Kurz nach Dickens’ Geburt siedelte die Familie nach Chatham-Rochester bei London über, wo er glückliche Kindheitsjahre verbrachte (Viele Jahre später kehrte Dickens als erfolgreicher Schriftsteller nach Chatham zurück und erwarb dort eine Villa, die er zu seinem ständigen Wohnsitz machte und in der er sich mit einem illustren Freundeskreis umgab). Das Glück der Kindheit endete jedoch schlagartig, als der Vater 1823 wegen nicht getilgter Schuldscheine in das Marshalsea-Schuldgefängnis geworfen wurde, wohin ihm die Familie aus finanziellen Gründen folgte - mit Ausnahme von Dickens, der den Besuch der Schule abbrechen und seinen Lebensunterhalt vorläufig als Hilfsarbeiter in einer Schuhwichsfabrik verdienen musste. Auf seinen täglichen Wegen durch das riesenhafte London lernte er die unterschiedlichsten Menschen kennen. Das ärmliche Leben der Arbeiter im Londoner Hafenviertel machte besonderen Eindruck auf ihn. Noch viele Jahre später bezeichnete Dickens die Erfahrungen jener Monate als großen Schock und tiefe Demütigung, die er wohl nie richtig verwinden konnte.

Der beste Parlamentsstenograph seiner Zeit

Nach der Tilgung der Schulden wurde der Vater 1824 aus dem Gefängnis entlassen. Dickens ging wieder zur Schule und begann 1827 seine berufliche Laufbahn als Schreiber in einer Anwaltskanzlei. Daneben stenographierte? er regelmäßig Gerichtsverhandlungen. Ab 1829 war er auch als Stenograph? von Parlamentssitzungen tätig und stieg dank seiner ausgezeichneten Reaktionsfähigkeit zum besten Parlamentsstenographen? seiner Zeit auf. Als Reporter? für den „Morning Chronicle“ schrieb Dickens Aufsehen erregende Reportagen? aus Schottland und Westengland. 1837 heiratete Dickens Catherine Hogarth, die Tochter des Herausgebers? des „Morning Chronicle“.

Die Karriere als Schriftsteller beginnt

Seine literarische Karriere begann Dickens mit humorvollen und scharf beobachteten Skizzen aus dem Londoner Alltagsleben, die 1834 bis 1835 unter dem Titel „Sketches“ in Fortsetzungen erschienen und 1836 erstmals als Buch vorlagen. Diese Texte verfasste Dickens unter dem Pseudonym Boz – einem aus „Moses“ entstandenen Necknamen seines jüngsten Bruders August. Zu weltweitem Ruhm gelangte Dickens durch die auch in Fortsetzungen? erschienenen „Pickwick Papers“ (18361837), die noch 1837 als Buch herausgegeben wurden. Bis zu Dickens Tod wurden von „Pickwick Papers“ (dt. Die Pickwickier) mehr als 700.000 Exemplare verkauft. Es folgte in kurzer Zeit eine große Zahl von erfolgreichen Romanen, wobei deren häufige Erstpublikation? in Zeitschriften? ihre lockere Struktur? bedingte. Dickens schrieb in fieberhaftem Tempo, oft entstanden verschiedene Romane gleichzeitig.

Rasanter Aufstieg

Schnell stieg Dickens zu einem der populärsten Schriftsteller seiner Zeit auf. Das lag vor allem an dem überwältigenden Erfolg seiner frühen Romane wie „Oliver Twist“ (1838), „Nicholas Nickleby“ (1839) und „The old curiosity shop“ (1841; dt. Der Raritätenladen) sowie den jährlich publizierten Weihnachtsgeschichten (wobei es ein Novum war, dass Dickens in seinen Weihnachtsgeschichten einen phantastischen Gegenstand mit einem moralischen Zweck verknüpfte). Die meisten seiner Werke kennzeichnet eine milde Ironie?, grotesker Humor?, Neigung zu Melodrama? und Pathos? sowie die moralische Absicht, das Gewissen seiner Zeitgenossen für die skandalösen sozialen Probleme des frühindustriellen England zu sensibilisieren.

„Nicholas Nickleby“ (1839)

Der 1839 erschienene Roman „Nicholas Nickleby“ gilt in der Literaturwissenschaft als einer der großen sozialen Romane? des 19. Jahrhunderts. Darin prangert Dickens eine infame Institution des viktorianischen England an: die so genannten Yorkshire-Schulen, deren Zöglinge den Launen der „Erzieher“ auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Im Zentrum der Handlung steht der 19-jährige Titelheld Nicholas Nickleby, der von seinem niederträchtigen Onkel eine Stelle als Aufseher in Mr. Squeer’s Privatschule Dotheboys Hall vermittelt bekommt. In Dotheboys Hall herrschen skandalöse Zustände. Einer der Zöglinge – Smike – hat besonders unter den sadistischen Exzessen des Direktors und seiner Frau zu leiden. Nicholas und Smike beschließen, aus Dotheboys Hall zu fliehen. Die Flucht gelingt und öffnet Nicholas die Tür zur Welt – einer Welt, die ebenso von liebenswert-schrulligen wie von krankhaft-perversen Menschen bewohnt wird.

Nicholas arbeitet zunächst bei einem Wanderzirkus, dann geht er nach London. Am Ende der Romanhandlung, die von vielen Überraschungen und melodramatischen? Zuspitzungen getragen wird, verbreitet sich die Nachricht vom Tod des Direktors in den Räumen von Dotheboys Hall. Die Türen öffnen sich und die Zöglinge strömen ins Freie – jedoch nicht, ohne der Frau des Direktors vorher eine derbe Abreibung zu erteilen. Neben den feinen Charakterzeichnungen? (vor allem der Wanderbühnendirektor Crummles und der Sekretär Noggs sind sehr beachtenswert) gelten vor allem die genauen Milieuschilderungen in „Nicholas Nickleby“ als meisterhaft.

„Great Expectations“ (1861)

Von Zeit zu Zeit unternahm Dickens ausgedehnte Reisen. Die Eindrücke seiner ersten Amerikareise von 1842 schlugen sich in dem Roman „Martin Chuzzlewit“ (1844) und in den Essays „American Notes for General Circulation“ (1842) nieder.

In seinen späten Romanen trieb Dickens die Kritik an den sozialen Problemen in England weiter voran. Zu nennen sind hier vor allem die Romane „Hard Times“ (1854; dt. Schwere Zeiten), „Great Expectations“ (1861; Große Erwartungen), „Our Mutual Friend“ (1865; Unser gemeinsamer Freund), in denen er unter anderem die Industriewelt und die Vorherrschaft des Geldes anprangert. 1859 legte er den historischen Roman „A tale of two cities“ (dt. Zwei Städte) vor, in dem er London und Paris zur Zeit der Französischen Revolution schildert.

„David Copperfield“ (1850)

Markante autobiographische Züge trägt Dickens’ Lieblingsroman „David Copperfield“ (1850), der 1849/50 in Fortsetzungen? veröffentlicht wurde. Bis heute gilt „David Copperfield“ als einer der bedeutendsten Kindheits- und Jugendromane der Weltliteratur?. Der Titelheld ist ein intelligentes und (vielleicht etwas zu) sensibles Kind, das unter der lieblosen Atmosphäre im Elternhaus leidet. Der junge David Copperfield durchläuft ähnliche Lebensstationen wie sein Autor und reüssiert nach harter Fabrikarbeit und dem Besuch einer menschenverachtenden Schule am Ende als gefeierter Schriftsteller. In „David Copperfield“ prallt die pervertierte Erwachsenen- und Erwerbswelt hart mit der idealistischen Phantasiewelt des Kindes zusammen.

Meistererzählungen

Charles Dickens schrieb nicht nur Romane, sondern auch Erzählungen. Auch in dieser knapperen Form bewies er sein Talent, Figuren und Szenen spannend und vergnüglich zu gestalten. Eine Auswahl seiner Meistererzählungen ist 2011 unter dem Titel "Der schwarze Schleier" im Aufbau Verlag erschienen. Der Leser erfährt darin von den listigen Bemühungen eines verzweifelten Autors, seine Texte an den Mann zu bringen; von einem höchst merkwürdigen Zugunglück; von den frustrierenden Erfahrungen eines jungen Mannes, der soeben Vater geworden ist; von einem Versicherungsmitarbeiter, der höchstpersönlich und mit Erfolg einen Mörder und Betrüger jagt. Natürlich legt sich auch hier der Schleier des Geheimnisvollen über die Dinge. So wird ein Geschworener während eines Prozesses von gespenstischen Erscheinungen verfolgt, und ein Laternenanzünder hat gar seltsame Träume …

Am 9. Juni 1870 starb Charles Dickens auf seinem Landsitz in Rochester an einem Schlaganfall. Wenige Tage darauf wurde er in der Westminster Abbey beigesetzt.

Würdigung

Charles Dickens gilt in der Literaturwissenschaft als Begründer des sozialen Romans?. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt und gaben die Vorlage für erfolgreiche Film- und Bühnenadaptionen. Ein Grund für den außergewöhnlichen Erfolg, vor allem seiner frühen Romane, liegt im moralisch-sentimentalen Pathos? der Werke, die bis heute von einem Millionenpublikum? geschätzt werden.

Übrigens ...

gründete Charles Dickens 1850 die Familienzeitschrift? „Household Words“, die 1859 von der Zeitschrift? „All the Year Round“ abgelöst wurde.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Charles Dickens bei Jokers
  • Die Pickwickier. OA (Originalausgabe) 1837. Zürich, Diogenes Verlag 2002, ISBN: 978-3257214055
  • Oliver Twist. OA 1838. Zürich, Diogenes Verlag 2005, ISBN: 978-3257210354
  • Nikolaus Nickleby. OA 1839. Frankfurt am Main, Insel Verlag 1991, ISBN: 978-3458330042
  • Martin Chuzzlewit. OA 1844. Zürich, Diogenes Verlag 1998, ISBN: 978-3257214062
  • David Copperfield. OA 1850. Zürich, Diogenes Verlag 1982, ISBN: 978-3257210347
  • Bleakhaus. OA 1853. Zürich, Diogenes Verlag 1984, ISBN: 978-3257211665
  • Harten Zeiten. OA 1854. Frankfurt am Main, Insel Verlag 2004, ISBN: 978-3458326557
  • Eine Geschichte aus zwei Städten. OA 1859. Frankfurt am Main, Insel Verlag 1987, ISBN: 978-3458327332
  • Große Erwartungen. OA 1861. Ditzingen, Reclam Verlag 1993, ISBN: 978-3150015629
  • Der schwarze Schleier. Neu entdeckte Meistererzählungen. Übersetzt von Ulrike Seeberger. Aufbau Verlag, Berlin 2011, ISBN: 978-3-351-03368-2

Hörbücher

  • David Copperfield. 4 CDs. München, Dhv der Hörverlag 2007, ISBN: 978-3899409956
  • Eine Weihnachtsgeschichte. 1 CD. München, Random House Audio 2007, ISBN: 978-3866040205
  • Große Erwartungen. 3 CDs. München, Dhv der Hörverlag 2006, ISBN: 978-3899404937

Sekundärliteratur

  • Schmidt, Johann N.: Charles Dickens. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek, Rowohlt Verlag 1978, ISBN: 978-3499502620

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