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Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist

von<br> Selim Özdogan

Alex ist jung, Anfang 20 erst, eingeschriebener Student, aber in Wirklichkeit Dichter, zumindest fühlt er sich als solcher, auch wenn er noch nie etwas veröffentlicht hat. Sein Leben kommt ihm leer vor, leerer, als man sich mit Anfang zwanzig fühlen sollte. Diese Leere bekämpft er bei seinem besten Freund in München, der Alkohol und die Geschichten von früher helfen dabei auch ganz gut. Aber die beste Medizin trifft er auf der Rückfahrt: Esther, die lebenslustige Anhalterin, die er mitnimmt und mit der er sich spontan fast die ganze Nacht unterhält. Hals über Kopf verliebt er sich in sie, und nach einer langen Zeit des Werbens scheinen die Gefühle endlich auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

Es folgt eine Zeit, in der Alex größtenteils überglücklich ist – er führt die perfekte Beziehung, ist mit der Frau zusammen, die er über alles liebt, hat gute Freunde, die für ihn da sind, und ein entspanntes Leben. Doch immer wieder scheint das alles Esther nicht zu genügen, sie will mehr, sie ist lebenshungrig, wo Alex sich gerne zurücklehnt und beobachtet, will sie mitten im Getümmel sein. Dass das nicht auf Dauer gut gehen kann, ist jedem außer Alex bald klar.

Eine Geschichte, wie sie das Leben immer wieder schreibt: Unglücklicher Mann, vor Kurzem verlassen, betrinkt sich mit dem besten Freund, wird so getröstet, verliebt sich neu, denkt, diese Frau sei die eine, ist glücklich und wird dann doch wieder verlassen und eines Besseren belehrt. Kann so etwas wirklich lesenswert sein?

Ja, es kann, muss hier die Antwort lauten. Özdogan überrascht nicht durch ausgefallene Handlungsstränge, verrückte Geschehnisse oder exzentrische Charaktere?, sondern bildet das Leben ab. Junge Menschen wie Alex, Esther und ihre Freunde gibt es zuhauf, sie sind glücklich, sie sind traurig, das Leben geht für sie wie eine Achterbahn auf und ab. An sich ist die Geschichte nicht spannend, sondern vorhersehbar, auch tragische Entwicklungen wie der Selbstmord einer Bekannten erscheinen vertraut, fast banal in ihrer Schilderung.

Es wird dem Leser schwer fallen, mit Alex zu fühlen, auch wenn das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, auch wenn es Situationen sind, in denen fast jeder bereits war. Zu oberflächlich wirken die Beschreibungen?, zu sehr distanziert sich Alex selbst. Dennoch: Die Melancholie, die sich durch das ganze Buch zieht, sogar durch die Passagen übersprudelnden Glücks, die es auch gibt, verzaubern und berühren auf eine ganz andere Art, als ein spannender Charakter es vermag.

Die Handlung ist beliebig, der Schreibstil ist es bestimmt nicht, er verzaubert, manche Sätze hallen noch lange nach. Und das sind nicht unbedingt die poetischen, schön formulierten, mit Bedacht gewählten Sätze, sondern teilweise die kurzen, einfachen, prägnanten, die das ganze Leben auf den Punkt bringen.

Originalbeitrag unter www.Media-Mania.de

Literaturangaben

  • Özdogan, Selim: Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist. Roman. Aufbau Tb Verlag, Berlin, 9. Aufl. 2009. 171 S., 7,95 €, ISBN: 978-3746611570

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