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Geschichte der Schrift

Die Schrift ist heute eine alltägliche Selbstverständlichkeit. Die sichtbar gemachte Sprache begegnet einem immer und überall. Auf Wegweisern, in Zeitschriften?, in Büchern, im Supermarkt und im Internet. Aber woher kommt und wie entstand die Schrift? Davon handelt dieser Artikel.

Die Anfänge

Zuerst war die Sprache. Mit ihr wurden die Geschehnisse weitererzählt. Wobei auch Gesten eine Rolle spielten. Gesten und Sprache sind momentane Äußerungen und später nicht mehr überprüfbar. Mit der Schrift hingegen kann das historische und das aktuelle Wissen für nachfolgende Generationen unverändert, also besser aufbewahrt werden.

Vorschriftliche Verständigungsmittel

Die Schrift besteht aus Zeichen. Durch die Schrift entstand die Literatur. Mit bestimmten Zeichen, ohne ein ausgefeiltes Schriftsystem, wurden ganz früh schon Nachrichten übermittelt. Mit einfachen Verständigungsmitteln wie Botenstäben, mit Kerbhölzern, mit Muschelgürteln oder mit der indianischen Quipu-Methode, das sind Knotenschnüre.

Die Schrift, wie sie heute bekannt ist, hat sich aus naturgetreuen Bildern entwickelt. Was diese Bilder darstellten, das war auch gemeint. Ein Fisch-Bild meinte einen Fisch. Das Bild von einer Doppel-Axt meinte eine Doppelaxt. Diese Schriftzeichen konnten damals und können heute von jedem Menschen gesehen - gelesen ist hierbei nicht das richtige Wort - und verstanden werden.

Für den abendländisch geprägten Menschen ist vor allem der Weg zum lateinischen Alphabet? interessant, mit dem wir unsere Texte anfertigen. Voltaire? meinte: „Schrift ist das Bild der Stimme; je mehr es dieser gleicht, desto besser ist es.“

Höhlenmalereien

Eiszeitmenschen glaubten, dass sie Macht über das Tier und den Menschen hätten, wenn sie sein Bild besitzen. Deswegen ritzten und malten sie an die Wand oder auf einen Gegenstand Bilder von Tieren und Menschen. Es war eine äußerst gefährliche Zeit für Menschen. Mit Knüppeln, Wurfsteinen und dem Feuer mussten die steinzeitlichen Jäger gegen Mammuts, Wollnashörner, Säbelkatzen und Höhlenbären bestehen. Ornamente? aus dieser Zeit, die an Pflanzen erinnern, sind wohl eher ohne magischen Hintergrund gedacht, mehr aus Freude an ihrer Schönheit gemalt. Gleichwohl stellen sie die ersten Ansätze von abstraktem Denken beim Übergang von Bildern zum Zeichen dar.

Allerdings dürfte der ornamental verzierte Schmuck, den die Steinzeitmenschen trugen, wohl noch magische Bedeutung gehabt haben. Zu den ältesten Bildern der Menschheit gehören solche, die Hände und Strichzeichen darstellen. Gefertigt mit Erdfarben wie Ocker, Mangan, Kalk, die mittels Wasser, Blut, Öl oder Tran gebunden, geschmeidig und auftragsfähig gemacht wurden. Auch Holzkohle, Milch oder Pflanzensäfte wurden benutzt.

Gemalt wurde mit den Fingerspitzen oder zusammen gebundenen Tierhaaren. Größere Flächen wurden mit einem Blasrohr farbig besprüht. Die Cro-Magnon-Menschen fertigten mehrfarbige Höhlenbilder an, die der Wirklichkeit verblüffend nahe kommen. Meistens stellen sie Tiere dar, die von Jägern gejagt werden.

Ideogramme

Ab ca. 8.000 v. Chr. werden die Felsbilder immer mehr stilisiert. Es entstehen Ideogramme?, das sind stark symbolisierte Bilder. Dadurch machen manche Höhlenmalereien einen bilderschriftlichen Eindruck, der schon an Buchstaben? denken lässt. Die flächigen Bilder gehen hier in Linien über – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Absraktion und zum Buchstaben. Diese Bilder nennt man Piktographien?, von den griechischen Begriffen pict – Bild, und graphein - schreiben. Es sind abstrakte? Zeichen, die eine Mitteilung enthalten, abgeleitet von Bildern.

Man nimmt an, dass in diesen eiszeitlichen Höhlen auch magische Opfer- und Kult-Handlungen vollzogen wurden. Vielleicht hatten die Piktographien für die damaligen Menschen Zauberkraft? Manche dieser Zeichen sehen aus wie Hütten, andere wie Tierspuren. Und ein voller Kreis könnte einen Vollmond darstellen. In der heutigen Zeit werden diese bildartigen Zeichen Piktogramme? genannt und schmücken zur Information von Menschen Flughäfen, Bahnhöfe, Krankenhäusern und Einkaufscenter.

Bemalte Kieselsteine von Mas d’Azil

In der Höhle von Mas d’Azil, im Vorland der Pyrenäen, wurden Kieselsteine gefunden, die mit Zeichen bemalt sind. Die Farbe ist ein Material aus Eisenoxid, Paste und Fett. Entweder wurden die Linien und Punkte in verschiedenen Variationen mit dem Finger oder mit Stäbchen auf den Kieseln angebracht. Kühne Vermutungen sehen in den bemalten Kieselsteinen Lehrmaterial einer Schule aus grauer Vorzeit. Wahrscheinlich waren es für die einstigen Bewohner der Höhlen eher so genannte Seelensteine ihrer Ahnen.

An ostspanischen Wänden wurden Menschenbilder entdeckt, die von 8.000 bis 3.500 v. Chr. entstanden sind. Man spricht hier von der Levante-Kunst. Die Bilder stellen schematische Abbildungen von tanzenden oder jagenden Menschen dar. Diese Vereinfachung, besonders von bewegten Motiven, konnte nur mit einer großen Portion Phantasie der Künstler bewerkstelligt werden.

Von der Bilder- zur Zeichenschrift

Ackerbau und Viehzucht brachten im Nahen Osten nicht nur die Sesshaftigkeit, sondern auch eine Bevölkerungsexplosion. Die Sumerer bauten im 4. vorchristlichen Jahrtausend die ersten Städte wie Ur, Uruk, Nippur, Kisch und Lagasch. Bei den Semiten entstanden Städte wie Akkad, Babylon und Sippar, bei den Ägyptern unter anderem Adari und Memphis. In diesen Zivilisationen hat der Übergang von der Bilderschrift zur Zeichenschrift stattgefunden. Die ägyptischen, die chinesischen und die sumerischen Schriftzeichen sind die ältesten Schriftsysteme der Menschheit.

Sumerische Siegel

Im 4. Jahrtausend v. Chr., vor der Entstehung einer Bilderschrift, verwendeten die Sumerer Siegelzylinder? sowie Roll- und Stempelsiegel. Bei ihnen war der Import und Export von Waren derart angestiegen, dass Aufzeichnungen darüber notwendig wurden. Sie fanden sich meistens auf Tontafeln, die an der Sonne getrocknet oder im Feuer gebrannt worden waren. Die Tontafeln wurden an den Waren befestigt, damit deren Absender erkennbar war.

Siegelsteine, mit denen Waren identifiziert wurden, sind auch bei den Nomaden nachgewiesen, die damit ihr Eigentum und ihre Herden kennzeichneten. Selbst nach dem Aufkommen einer Schrift wurden diese Herkunftszeichen, auch Hausmarken genannt, beibehalten. Man denke nur an heutige Herkunfts- und Qualitätsbegriffe wie Made in Germany. Diese Markierungen machten immerhin schon in graphischer? Form Aussagen über die Identität und die Besitzrechte von Personen.

Sardinenreigen - (c) Manfred Boelke/PIXELIO

Durch die vielfältigen Handelsbeziehungen der Völker im Mittelmeerraum, die sich bis ins 5. Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen lassen, wanderten auch die Zeichen und Symbole von einem Land zum anderen, von einer Kultur zur anderen. Bei den Bemalungen von Töpfer-Waren überlappten sich Dekoration und Mythos. Oft wurden Tiere in ungewöhnlichen Abbildungen dargestellt, so dass sie auf den ersten Blick wie Ornamente wirken. Manche der Waren-Markierungen wurden später in verschiedene hieroglyphische? und alphabetische? Schriften, zumindest teilweise, übernommen. Auf jeden Fall gelangten durch die Töpferwaren magisch-mystische und dekorative Zeichen in die abgelegensten Winkel der Erde, wo sie andere kreative Geister beeinflussten.

Das verwendete Bild stammt von Manfred Bölke / pixelio.de.

Sumerische Keilschrift

Der Übergang zur eigentlichen Zeichenschrift führte über die Phonetisierung, also die Darstellung der Sprachlaute mittels Zeichen. Auf diese Weise ist bei den Sumerern im 3. Jahrtausend v. Chr. die Keilschrift entstanden. Die Assyrer und Babylonier haben sie übernommen, weil sie hervorragend zu gebrauchen war.
Eine der größten Sammlungen mit erhaltenen Keilschriften, die Hilprecht-Sammlung?, ist übrigens im Besitz der Friedrich-Schiller-Universität in Jena.

Phonetisierung

Durch das Ausnutzen der Doppeldeutigkeit von Wörtern, die lautmäßig gleich klingen (wie im bekannten Kinderspiel „Teekesselchen“), konnte man Eigennamen mit Zeichen darstellen. Wörter, die gleich klingen, aber eine andere Bedeutung haben wie zum Beispiel im Deutschen das Tor und der Tor oder das Tau und der Tau oder der Kiefer und die Kiefer, wurden mit den gleichen Zeichen dargestellt. Doppeldeutige Wörter werden als Homonyme? bezeichnet.

Tordurchgang - (c) Sharif Thib/PIXELIO

Weil die sumerische und die ägyptische Schrift nur Konsonanten? kannte, war hier die Doppeldeutigkeit von geschriebenen Wörtern besonders hoch. Um begreifen zu können, wie man dennoch auf den richtigen Sinn der Zeichen kam, muss man von der Sprache ausgehen. Man sagt zum Beispiel: „Dieser Mensch ist ein Tor.“ Aber wie stellt man das dar? Man setzt einfach den Laut für Tor mit einem Bild von einem Tor um, durch das man gehen kann. Wenn ein Schriftkundiger einem Nichtschriftkundigen diesen Satz vorlas, wussten beide, was gemeint war. Durch einen Menschen, der ein Tor ist, kann man schlecht hindurch gehen. Also bedeuteten die Schriftzeichen in diesem Zusammenhang Tor im Sinne von Narr.

Das verwendete Bild stammt von Sharif Thib / pixelio.de.

Ni und Ti

Bei den Sumerern hatten manche Zeichen denselben Silbenlaut. Furcht und Macht wurden mit „ni“ bezeichnet, Pfeil und Leben mit „ti“. Baum, Name und das Possessivpronomen „mein“ mit der Silbe „mu“. Das Zusammensetzen von mehreren Zeichen ließ neue Bedeutungen entstehen. Setzte man das Zeichen für einen Kopf neben das Zeichen eines Kindes, war das Erstgeborene gemeint. Eine Gottheit und eine Mutter meinten eine Göttin. Der Begriff „groß“, kombiniert mit dem Begriff „Wissen“, bedeutete Weisheit.

Die Gestalt der Keilschrift

Die Keilschrift der Sumerer beeinflusste nicht nur nachfolgende Schriftsysteme, sondern auch das Material und die Werkzeuge, mit denen geschrieben wurde: Durch das Eindrücken des vorne spitzen Schreibgriffels? in den noch weichen Ton entstanden die keilförmigen Zeichen. Weil sich dieses Schriftbild immer mehr durchsetzte, wurde es dann auch beim Einmeißeln der Schriftzeichen in Steine verwendet.

Hammurapi-Stele und Gilgamesch-Epos

Über die Gestalt der Keilschrift geben berühmte archäologische Zeugnisse Auskunft: die Stele des Hammurapi und Fragmente des Gilgamesch-Epos. Der babylonische Herrscher Hammurapi (1728-1686 v. Chr.) ließ eine 2,25 Meter hohe Gesetzes-Stele aus schwarzem Diorit-Gestein errichten. An ihrem Kopf ist Hammurapi zu sehen, der von Schamach, dem babylonischen Gott der Gerechtigkeit, die 282 Gesetze des Landes empfängt. In die Gesetzes-Stele, gefunden in Susa, wurden aber nur Auszüge davon eingemeißelt.

Auch Teile des Gilgamesch-Epos wurden in den Überresten der Bibliothek des Königs Assurbanipal (668-628 v. Chr.) gefunden. Es war in Keilschrift abgefasst worden. Die Keilschriften aus Persepolis und Ninive wurden Anfang des 19. Jahrhunderts n. Chr. durch den Sprachwissenschaftler Georg Friedrich Grotefend? und den Mathematiker Carsten Niebuhr entziffert.

Die Schrift der Sumerer blieb, auch wenn das Volk im 2. Jahrtausend v. Chr. verschwand. Die Assyrer, ein semitisches Volk, das nach Mesopotamien einwanderte, übernahmen die Schriftzeichen der Sumerer.

Ägyptische Hieroglyphen

Man deutet die ägyptischen Hieroglyphen? als eine der frühesten Wurzeln des heutigen lateinischen Alphabets?. Der Begriff Hieroglyphe stammt von Clemens Alexandrinus (um 200 n. Chr.). Er kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „heilige Schrift“ (hieros - heilig, glyphein - einritzen, einmeißeln). Die Griechen dachten sich, dass die Schrift der Ägypter nur von religiösen Dingen handeln konnte. Schließlich schenkten nach dem griechischen Mythos mehrere Sagengestalten der Menschheit die Schrift: Orpheus, Musaios, Prometheus und Palamedes. Tatsächlich waren nach dem Zeugnis des Alten Testaments in Ägypten die Priester die Herren der Schrift: „Der Priester aber schreibt diese Flüche auf und wischt die Schrift sodann in das bittere Wasser.“ (Bibelstelle)

Schreibmaterial Papyrus

Papyruspflanze - (c) kathy1976/PIXELIO

Mit farbigem Pflanzensaft brachten die alten Ägypter um 3000 v. Chr. die Hieroglyphen auf Papyrus-Seiten. Hauptsächlich wurden die Farben Schwarz und Rot verwendet. Die Zeichen schrieb man von oben nach unten und von rechts nach links. Als Schreibgerät dienten zuerst pinselartig ausgefranste Papyrus-Federn?, später ein Schreibrohr mit schräg gekappter und gespaltener Spitze. Mit diesem Schreibgerät, dem Kalamus, konnten, je nach Drehung, dünnere und dickere Striche angefertigt werden. Es erlaubte auch eine höhere Schreibgeschwindigkeit.

Der Schreiber hatte einen Beutel mit fester Tinte sowie ein kleines Gefäß mit Wasser zum Anrühren der Farben. Die erste Darstellung eines Schreibers stammt aus der Mitte des 2. vorchristlichen Jahrtausends, sie wurde im amuntempel in Karnak gefunden: ein Schreiber des ägyptischen Königs Amenophis (um 1380 v. Chr.), in schwarzen Granit gehauen. Der Beruf des Schreibers, der mindestens 700 Hieroglyphen kennen musste, war sehr angesehen. Manche Eltern sandten ihre Kinder damals schon mit sechs Jahren in die Schreibschule.

Das verwendete Bild stammt von kathy1976 / pixelio.de.

Älteste Hieroglyphen-Zeugnisse

Eines der ältesten ägyptischen Hieroglyphen-Dokumente ist der „Papyrus Prisse“ (Zeit). Dieser Papyrus, eine rund sieben Meter lange Rolle, wurde in Theben gefunden. Er enthält Schriftzeichen in roter und schwarzer Farbe. Auf dem Papyrus Ebers, entstanden um 1550 v. Chr., werden medizinische Methoden beschrieben: Schonkost, Fastenkuren, Massage, schmerzfreie Behandlung unter Hypnose und Empfängnisverhütung.

Entzifferung der Hieroglyphen

Die Symbole für bestimmte Dinge wurden immer prägender, je öfter sie verwendet wurden. Irgendwann war die Hieroglyphe mit dem Ohr der Kuh auch die Hieroglyphe für das menschliche Ohr. Der Elefantenzahn galt auch als Zahn des Menschen und wurde als Zeichen für alle anderen Zähne benutzt. Im Jahr 1799 n. Chr. entzifferte Jean François Champollion? den Stein von Rosette: Das Fundstück zeigt einen unbekannten Text in drei verschiedenen Schriften: einer alten ägyptischen Hieroglyphenschrift, einer demotischen Hieroglyphenschrift und einer griechischen Schrift. Dank der so gegebenen Vergleichsmöglichkeiten konnten die alten ägyptischen Hieroglyphen entziffert werden.

Mutmaßliche Gegner der Schrift

Es ist nicht anzunehmen, dass in den Anfängen der Schrift alle Menschen über deren zunehmende Verwendung begeistert waren. Sicherlich gab es manche, die eine Verwendung von Zeichen für gesprochene Worte für verrückt hielten. Schließlich konnte doch alles mit gesprochenen Worten viel schneller und ohne viel Arbeit ausgedrückt werden. Wahrscheinlich gab es einst sogar Gegner der Schrift, die das Sichtbarmachen von Wörtern bekämpften, wie das oft bei völlig neuartigen Erfindungen der Fall ist, die eine Umwälzung, eine Unruhe in die Gesellschaft und ihre Strukturen tragen.

Notwendige Vielfalt

Erst die Verwendung von mehr als hundert Zeichen machte eine Wortschrift lebendig- also fähig, alles Notwendige auszudrücken. Ein solcher Bestand von Zeichen konnte jedoch nicht allein aus der Ableitung von alltäglichen Bildern hergestellt werden. Daher wurden Bildzeichen hinter Bildzeichen gesetzt, damit aus der Kombination der Zeichen ein neuer Sinn für die Leser entstehen konnte.

Die alten Ägypter hatten rund 700 Zeichen für Worte und Silben? und 24 für die einzelnen Konsonanten?. (Übrigens bedienen wir uns heutzutage beim Aufsagen des Alphabets? auch der Silben. Damit wir die Konsonanten leichter aussprechen können, sagen wir: a, be, ce, de, ef, ge, ha, i, jot, ka, el, em, en, o, pe, qu, er, es, te, u, vau, we, ix, ypsilon, zett.)

Wortlautschrift und Silbenschrift

Das kleinste sinnvolle Element der Sprache ist das Wort, auch wenn dieses in Silben? zerlegt werden kann. Daher ist es verständlich, dass die Wörter, die etwas benennen, in den Anfängen der [Schrift]] in Bilder und Zeichen umgesetzt wurden. Erst für die Bezeichnung von fremden Namen und Ländern wurde in Ägypten eine Silbenschrift? entwickelt. Wobei diese aber nie die Wirkung und den Umfang der Wortlautschrift? erreichte. Während die sumerisch-mesopotamischen Silbenzeichen schon eine Mischung aus Konsonant? und Vokal? waren, stellten die ägyptischen Silbenzeichen nur Konsonanten dar.

Die Chinesen etwa entwickelten erst sehr spät zu ihren Bilderschriftzeichen auch Silbenzeichen. Diese benötigten sie zur Darstellung von Fremdwörtern?. Das zeigt auch, dass die Chinesen wirklich lange Zeit von der übrigen Welt abgeschottet waren. Auf einem altchinesischen Dokument ist ein Menschenopfer zu erkennen, das mit Bildzeichen dargestellt wird. Die Bildzeichen behaupten sich auch später in der chinesischen Schrift. Bis heute ist die chinesische Schrift eine Mischung aus phonetischen und bildhaften Zeichen.

Summen der Zeichen

Folgende Silbenzahlen umfassten die Schriften der alten Hochkulturen im Vergleich

  • ’’’Sumerer’’’ 600 Silbenzeichen
  • ’’’Ägypter’’’ 700 Silbenzeichen
  • ’’’Hethiter’’’ 450 Silbenzeichen
  • ’’’Chinesen’’’50.000 Silbenzeichen

Die Schrift – ein Rätsel

Konsonanten und Vokale

Tempelsäulen von Luxor - (c) Nermo Torek/PIXELIO

Die Ägypter besaßen zur Darstellung ihrer Konsonanten 24 Zeichen, die über Tausende Jahre gleich blieben. Damit teilten sie zwar die Silbenlaute in eine noch kleinere Einheit. Aber sie ließen die Vokale weg, deren Stellung zwischen den Konsonanten heute nicht mehr zu rekonstruieren ist. Man weiß aber, dass die Vokale bei den Konsonanten mitgedacht und mitgelesen werden mussten. Im Althebräischen ist dies nicht anders. Auch die Bücher des Alten Testaments waren nur in Konsonanten geschrieben – erst die Masoreten fügten später die Vokale als Punkte unter die Konsonanten.

Die systematische Verwendung von Konsonanten kann allerdings noch nicht als Konsonanten-Alphabet bezeichnet werden, weil immer noch das Bild im Vordergrund stand. Selbst die Einzelkonsonantenzeichen, die fast wie Buchstaben aussehen, sind Wortzeichen. Das Wort „groß" beispielsweise wurde von den ägyptischen Schreibern mit den zwei Konsonanten „wr" dargestellt. Das Zeichen für „Schwalbe" hatte die gleichen Konsonanten. Eine Schwalbe neben einem Menschen bedeutete also nicht einen Menschen, der wie eine Schwalbe fliegen konnte, sondern einen großen Menschen. Das sagt, dass schon den frühesten Hieroglyphen ein bestimmter Lautwert zugeordnet wurde.

Das verwendete Bild stammt von Nermo Torek / pixelio.de.

Deutzeichen

Weil im Ägyptischen auch Wörter mit drei Konsonanten wie "hpr" für Käfer oder mit zwei Konsonanten wie "pr" für Haus oder mit einem wie "t" für Brot existierten, mussten so genannte Deutzeichen erfunden und hinzugefügt werden, damit Missverständnisse vermieden werden konnten. Das sind spezielle Zeichen, die auf die richtige Interpretierung hinweisen. Es sind stumme Zeichen. Ihre Funktion war nur, die richtige Aussprache und die Bedeutung der phonetischen Zeichen aufzuzeigen. War etwa unter einer Harpune das Zeichen mit einem Viereck und Wellenlinien zu sehen, dann besagte dies, dass es sich um das Land Unterägypten handelte und nicht um eine Jagdwaffe. Das Viereck mit den Wellenlinien ist das dazugehörige Deutzeichen. Begriffe wie Männer, Frauen, Säugetiere, Bäume, Länder, Städte, Flüsse und Königsnamen hatten ein eigenes Deutzeichen, auch Determinativ genannt, was im Lateinischen Fremdbestimmung heißt.

Auch die Sumerer kannten bereits die Deutzeichen. In der Keilschrift? wurden sie vor dem eigentlichen gemeinten Begriff, bei den ägyptischen Hieroglyphen? meistens dahinter angebracht. Ein Beispiel: Das Wort „stark" wird mit den Konsonanten "wsr" dargestellt. Ausgesprochen wurde es wahrscheinlich wie „user“. Dazu wurde das Zeichen für den Stier verwendet, das die gleichen Konsonanten hat. Wenn daneben kein Deutzeichen für ein Säugetier angebracht war, dann konnte es eigentlich nur „stark sein“ bedeuten.

Jedes Wort konnte damit ein Rätsel sein. Es bedurfte einiger Übung, damit der Sinn der Zeichen erkannt werden konnte. Allerdings war der Wortschatz damals nicht so groß wie der heutige. Die beiden hintereinander folgenden Konsonanten „R“ und „T“ konnten im altägyptischen Schriftsystem „Rot“ oder „Rat“ bedeuten. Oder auch „Rute“ oder „Ratte“. Doppelbuchstaben waren nicht üblich. Meistens wurde die eigentliche Bedeutung, der Sinn des Wortes, durch den Zusammenhang im Satz verständlich. Satzzeichen, eine Interpunktion, kannten die alten Ägypter, aber auch die anderen damaligen Völker noch nicht. Allerdings wurden von den Hieroglyphen-Schreibern die Deutzeichen auch als Worttrenner verwendet.

Eine phönizische Erfindung

Nach einer phönizischen Sage war der Gott Taaut der Erfinder der Schrift. Ähnlichkeiten zum ägyptischen Kultur-Gott Thot sind nicht zu übersehen. Schließlich hatte Ägypten großen Einfluss auf die Kultur der Phönizier, die dort lebten, wo sich heute der Libanon und Syrien befinden. Dieses Seefahrer- und Handelsvolk entwickelte das erste Konsonanten-Alphabet auf der Basis der ägyptischen Hieroglyphenschrift. Damit wurde der Grundstein für die abendländische Schrift gelegt. Dabei war die größte Leistung die Verwendung eines Schriftsystems mit nur 22 Buchstaben, nur Konsonanten. Frühe Dokumente dieser Schriftkunst wurden in Byblos gefunden. Bekannt ist das Abdo-Fragment aus dem 16. Jh. v. Chr.

Ein weiteres Schriftdenkmal ist der Mesa-Stein, eine Stele des Königs im alten Moabiter-Land, 842 v. Chr. entstanden, bei dem die Worte und die Sätze durch Zeichen getrennt sind. Der erste Satz, von links nach rechts gelesen, besteht aus sieben Worten mit insgesamt 22 Buchstaben. Vorher wurden die Texte ohne eine Pause hintereinander geschrieben. Als ältestes dargestelltes Alphabet mit einer festgelegten Zeichenfolge wird eine aufgefundene uralte Tontafel mit 6 Zentimetern Länge und einer Breite von knappen 2 Zentimetern gesehen. Zu sehen im syrischen Nationalmuseum zu Damaskus. Es wird als das Ur-Alphabet von Ugarit bezeichnet und zeigt in der Keilschrift die Folge der Buchstaben eines Alphabets der Phönizier. Es ist über 3.500 Jahre alt.

Sagen und Geschichten

Trotz ihrer praktischen Bedeutung im Alltag besaß die Schrift immer auch etwas Mystisches. Davon künden zahlreiche Stoffe im Überlieferungsschatz der Völker.

Menetekel

Eine einprägsame Geschichte zum Thema rätselhafte Schrift ist in der Bibel die Erzählung von der geheimnisvollen Schrift an der Wand, die der babylonische König Belsazar liest. Dieser feierte mit dem geraubten Geschirr aus dem Jerusalemer Tempel ein großes Fest. Da schrieb eine überirdische Hand an die Wand des Palastes einen Spruch mit feurigen Zeichen, die von den herbeigeeilten Schriftgelehrten nicht entziffert werden konnte. Erst Daniel, der zum unterworfenen Volk der Juden gehörte, erklärte dem geschockten König, dass die Schrift in aramäischer Sprache lautet: „Mene, mene, thekel, upharsin." Dies, so Daniel, bedeute: „Deine Tage sind gezählt." In der gleichen Nacht, so die Bibel im Buch Daniel, starb Belsazar. Daher auch der Begriff Menetekel für eine schlechte Botschaft.

Das griechische Alphabet

Die griechische Schrift entwickelte sich aus der phönizischen. Dies ist erkennbar an der Ähnlichkeit der Buchstabengestalt. Das gilt auch für die Reihenfolge der 24 griechischen Buchstaben. Man schließt das aus einem Text des 119. Psalms im Alten Testament. Die Namen der griechischen Buchstaben gleichen denen der semitischen. Zum Beispiel Aleph und Alpha, Gimel und Gamma, Daleth und Delta. Die älteste griechische Schrift, die von rechts nach links läuft, ist auf der Dipylon-Kanne aus Athen zu sehen, die aus der 1. Hälfte des 8. Jh. v. Chr. stammt. Auf ihr ist zu lesen: „Wer nun von all den Tänzern am anmutigsten tanzt, der soll dies erhalten."

Das alte griechische Alphabet hat von unserer heutigen Sicht aus nur Großbuchstaben. Weil wir heutzutage auch Kleinbuchstaben verwenden. Aber damals gab es nur diese Buchstaben, die wir Großbuchstaben nennen. Ein Alphabet mit großen und kleinen Buchstaben entwickelte sich erst später. Mit den griechischen Buchstaben, die nur für jeweils einen Laut stehen, entwickelt sich die Schrift wesentlich auf unsere heutige lateinische Schrift zu. Der größte Schritt war hierbei die Idee der Griechen, nicht nur die Buchstaben für die Konsonanten von den Phöniziern zu übernehmen, sondern selbst fünf Vokale (vocalis: lateinisch für stimmhafter Buchstabe), auch Selbstlaute genannt, hinzuzufügen. Und zwar das A, das E, das I, das O und das U. Für die Griechen war die sumerische Stadt Byblos der Ursprungsort der Buchstaben. Daher stammt auch das Wort Bibel, das eigentlich nur das Buch meint. Das griechische Wort „graphein“ für schreiben wird abgeleitet von kerben oder schnitzen.

Elf Zeichen für die Konsonanten b, g, d, z, k, l, m, n, p, r und t übernahmen die Griechen von den Phöniziern. Wohl deswegen, weil sie die gleichen dazugehörigen Konsonanten als Laute in ihrer Sprache hatten. Für weitere Konsonanten ihrer Sprache und vor allem für die vielen Vokale ließen sich die griechischen Schreiber neue Zeichen einfallen. Damit hatten die Griechen beste Pionierarbeit für das Alphabet geleistet. Die Wörter und die Silben waren in einzelne Laute, in einzelne Buchstaben zerlegt worden. Jedem Laut war ein Buchstaben zugeordnet worden. Der griechische Redner und Politiker Archinos forderte um 400 v. Chr. eine Reform der Schrift für die Ämter und die Schulen. Er dachte dabei an das ionische Alphabet mit insgesamt 24 Zeichen: Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon, Zeta, Eta, Theta, Iota, Kappa, Lambda, My, Ny, Xy, Omikron, Pi, Rho, Sigma, Tau, Ypsilon, Phi, Chi, Psi und Omega. Das ionische Alphabet wurde dann auch in ganz Griechenland eingeführt. Es setzte sich gegenüber allen anderen griechisch-regionalen Schrift-Abwandlungen durch. Die regelmäßigen und geometrischen Formen dieser Monumental-Schrift, die für in Stein gehauene Worte und Sätze verwendet wurde, hat eine Ästhetik, die das Harmonie-Gefühl der Menschen aus dieser Zeit gut zeigt. Auch durch diese hervorragende Schriftentwicklung konnten sich Wissenschaft, Philosophie und Literatur in Griechenland so hervorragend aufschwingen.

Die Unziale

Durch das Schreiben der Schrift auf Papyrus oder Pergament entsteht in Griechenland eine Schreibschrift, die als Unziale bezeichnet wird. Eine flüssige Schrift, gut geeignet besonders für lange Texte. Wobei schnelles Schreiben einen Zeitgewinn bedeutet. Die Unziale hat Buchstaben mit Bögen, wobei die Abstände zwischen den Buchstaben so weit gehalten sind, dass sie sich nicht berühren. Die ältesten überlieferten Texte des Neuen Testaments aus dem 4. Jh. n. Chr. sind mit der Unziale auf Pergament geschrieben worden. Auf jeden Fall erleichterte die Unziale das Schreiben von Büchern. Sie hat keine Serifen und kaum Ober- und Unterlängen. Das sind Striche, mit denen die Buchstaben nach oben oder nach unten verlängert werden.

Durch die Unziale kommt es auch zu einer ersten großen Blüte der Literatur. Die Gesetze Solons wurden in Athen der Öffentlichkeit auf beschrifteten Holzsäulen präsentiert und beweisen, dass die damalige Bevölkerung die Schrift schreiben und lesen konnte. Die griechische Sprache breitete sich durch die Feldzüge von Alexander dem Großen von den Toren des Herakles (Gibraltar) bis zum Ganges aus. Durch die praktische Schrift und die Benutzung von Papyrus, der hauptsächlich von Sklaven hergestellt wurde, konnten Bücher geschrieben werden.

Die griechische Bibliothek in Alexandria war im Altertum die größte. Ein schönes Beispiel für die Unziale ist der „Codex Sinaiticus“, gefunden 1884 auf dem Sinai. Er enthält eine der ältesten Handschriften des Neuen Testaments und stammt aus dem 4. Jh. n. Chr. Darunter ist auch die Offenbarung des Johannes, auch Apokalypse genannt. Verblüffend ist dabei die Mahnung des Schreibers vor Veränderungen des Textes. Dies galt wohl den Schreibern, auch Kopisten genannt, die beim Abschreiben von Büchern gerne die ursprünglichen Texte verkürzten oder veränderten: „Jeder, der die prophetischen Worte dieses Buches liest und etwas weglässt oder hinzufügt, dem wird Gott die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht. Und wer etwas wegnimmt von den prophetischen Worten dieses Buches, dem wird Gott seinen Anteil am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt wegnehmen, von denen in diesem Buch geschrieben steht.“ Die Unziale, mit der unzählige Bibel-Schriften verfassten wurden, wird daher auch als Bibel-Schrift bezeichnet.

Die Capitalis

Das lateinische Alphabet der Römer entwickelte sich aus dem Alphabet der Etrusker. Ein Volk, das im mittleren Italien lebte und mit den Römern verschmolz. Das Alphabet der Etrusker ist durch die Übernahme des griechischen Alphabets entstanden und wurde noch von rechts nach links geschrieben. Die bekanntesten noch erhaltenen Dokumente mit dieser Schrift sind die Agramer Mumienbinde oder die Goldbleche von Pyrgi. In den Mythen der Römer hat der Gott Merkur, der Gott des Handels mit den geflügelten Schuhen, das lateinische Alphabet überbracht. Weil Rom ein Weltreich, das Imperium Romanum wurde und sich rund um das Mittelmeer ausbreitete, wurde auch die römische Schrift zu den betroffenen Völkern getragen.

Das lateinische Alphabet der Römer machte in früher Zeit einige Wandlungen durch. Das „Q“ vor dem „U“ wurde zum „K“. Das doppelte „CC“ war „K" und „G“, was missverständlich war. Daher wurde aus dem „C“ mit einem kleinen zusätzlichen Strich das „G". Das "K" selbst wurde nur noch selten verwendet. Auch das „V“, das für „U" und „V“ verwendet wurde, führte oft zu Verwechslungen. Dies wurde mit einem eigenen "U" behoben. Aus dem Doppelkonsonant "KS" wurde das "X". Übernommen aus dem griechischen Buchstabenbestand. Es wurde als neuer Buchstabe ans Ende des Alphabets gestellt. Das "S" hingegen wurde aus dem etruskischen Alphabet genommen, das diesen Buchstaben in drei Variationen kannte. Damit man einige griechische Wörter richtig schreiben konnte, entlehnten die Römer aus dem griechischen Alphabet das „Y“ und das „Z“. Sie wurden hinter das „X“ gesetzt. In Griechenland und in Rom hatte jede Behörde einen Posten für einen Schreiber. Außerdem gab es spezielle Schreiber, die als Stenografen, Bücherschreiber und Kalligrafen (Schönschreiber) tätig waren.

Für Monumente geeignet

Die Römer verwendeten für die Inschriften bei Tempeln, Denkmälern, Stelen oder Wegweisern die Schrift Capitalis Monumentalis. Eine Großbuchstaben-Schrift, bei der jeder Buchstabe jeweils eine ganze Zeile hoch ist. Diese Großbuchstaben bezeichnet man als Majuskeln oder als Versalien. Im Lateinischen bedeutet Majuskel „etwas größer" und versus meint die „Zeile". An den Endungen hatten die Buchstaben durch den Einsatz des Meißels Querstriche, die Serifen genannt werden. Entstanden sind die Serifen durch den breiten Pinsel, mit dem die Schrift auf den Stein gemalt wurde, bevor man die nötige Einkerbung herausschlug. Beim Ansatz des Pinsels entstand die Serife. Außerdem erwiesen sich Serifen als praktisch beim Herausmeißeln der Schrift, weil durch das Einschlagen des abschließenden Querstriches eine unschöne Endung der Buchstaben vermieden werden konnte. Die Serifen betonen auch die Grundlinie, auf der eine Schriftzeile steht.
Zur Erstellung von Dokumenten und Büchern wurde im Reich der Römer die Capitalis Quadrata geschrieben, die so genannt wurde, weil die großen Buchstaben nach dem Quadrat ausgerichtet waren. Das „A“ und das „V“ waren dafür der Maßstab. Auf dem Sarkophag des Cornelius Lucius Scipio Barbatus aus dem Jahre 298 v. Chr. ist die rechtslaufende Schrift mit Majuskeln, also Großbuchstaben, als Monumental-Schrift und als Zeugnis früher römischer Schreibkunst zu sehen. Hier sind die Buchstaben „P“, „L“, „M“ und „N“ noch ziemlich archaisch. Die Zeilen sind noch wellenförmig und die Buchstabengröße ist unterschiedlich. Aber die Worte sind schon mit einem Punkt in der Mitte getrennt.

In der Ära von Kaiser Augustus hat sich die römische Schrift zur harmonischen klassischen lateinischen Kapitalschrift herangebildet. Wenn römische Fischer und Seefahrer lebend in ihre Heimat zurückkehrten, dann stellten sie für die Götter zum Zeichen der Dankbarkeit einen Votivstein auf. Darauf war der entsprechende Dankestext eingemeißelt. Diese Sitte wird bei den christlichen Grabsteinen weitergeführt.

Beim Schreiben von Büchern wurde die Unziale verwendet. Eine Kapitalis, die durch das Schreiben mit der Feder in die Schreibrichtung geneigt war und damit den Schreibfluss unterstützte, die keine Serifen besaß, dafür aber mehr Bögen und Ober- und Unterlängen.

Das Schreibrohr der Ägypter, Griechen und Römer wurde im Mittelalter durch die Gänsefeder abgelöst. Zwar benutzten die Römer zum Anfertigen ihrer Texte außer dem Schreibrohr auch Federn aus Kupfer- und Bronzeblech, was aber wieder vergessen wurde. Die Gänsefeder wurde, man kann es kaum glauben, über 1000 Jahre zum Schreiben benutzt. Erst die Erfindung der Feder aus Stahl in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. löste die Gans als Schreibwerkzeug-Lieferant ab. Zur Stahlfeder wurde ein Federhalter benötigt. Später kamen der Füllfederhalter, der Kugelschreiber und der Filzstift für die Handschrift dazu.

Die Schrift im Mittelalter

Der Zerfall des Römischen Reiches beeinflusste auch die Entwicklung der Schrift. Mit der Ausbreitung des Christentums waren es nur noch die Mönche in ihren Klöstern und die Schreiber an den Bischofssitzen, die das Schreiben beherrschten. Die einzelnen Länder gewannen mehr Bedeutung. Je nach Nation und Kultur wandelte sich dort die Schrift. Während sich in Frankreich eine merowingische Schrift entwickelte, entstand in Irland ab dem 6. Jh. n. Chr. durch die schreibenden Mönche im Scriptorium (lateinisch für Schreibstube) ein irischer Schriftstil, der durch seine Klarheit besticht. Die Schrift im irischen Stil wurde immer flüssiger und hatte auf die Schriften Europas einen großen Einfluss. Bedeutsam für die lateinische Schriftgeschichte ist die Einführung des Buchstaben U durch die irischen Schreibmönche, womit sich das lateinische Alphabet von 23 auf 24 Buchstaben erhöhte. Übrigens: Ogmios heißt der Held der Iren, der nicht nur Ungeheuer besiegte, sondern auch die Schrift auf die grüne Insel brachte.

Die Minuskel kommt

Großen Einfluss auf die Gestaltung der lateinischen Schrift im westlichen Europa hatten im frühen Mittelalter die kirchlichen Schreiber. Sie waren fast die einzigen, die das Schreiben und das Lesen beherrschten. Die Schreiber der päpstlichen Kurie pflegten den kurialen Stil, der sich durch die Verwendung von eigenen Buchstabenformen auszeichnete. Die Schrift der Benediktinermönche, die Beneventana, benannt nach dem Ort Benevento, wo die Mönche eine eigene Schreibschule hatten, war eine halbkursive Minuskelschrift. Geschrieben mit der Gänsefeder und einer Tinte aus Galläpfeln und Vitriol. Den Linienabstand für die Zeilen, die mit einem Silberdraht angebracht wurden, fertigte man mit einem Zirkel an. Besondere Schriften wurden auch mit Gold- und Silbertinte angefertigt.

Aus den Schreibern bildete sich im 13. Jahrhundert der Stand der Schreibmeister heraus. Sie ließen sich an größeren Orten nieder, wo es viel Bedarf an Schriftstücken gab, die sie im Auftrag von Leuten anfertigten, die das Schreiben nicht beherrschten. Sie erteilten auch Unterricht im Schreiben. Ab 1480 gaben manche Schreibmeister auch Lehr- und Musterbücher zum Thema Schrift heraus. Der bedeutendste deutsche Schreibmeister war der Nürnberger Johann Neudörffer d. Ä. Er veröffentlichte 1519 die erste deutsche Schreibanweisung: „Anweysung einer gemainen handschrift". Nach der Erfindung des Buchdruckes waren die Schreibmeister für die Pflege der Schriftformen zuständig. Es war die Schreibmaschine, die am Anfang des 19. Jahrhunderts die Schreiber und ihre Handschrift aus den Büros verdrängte.

Als Minuskel (lateinisch für „eher kleiner") wird ein Kleinbuchstabe bezeichnet. Er ging hervor aus der Halbunziale, einer Schreibform der Unziale, die nicht mehr so groß war, sondern Unterlängen bei Buchstaben wie bei g und p, oder Oberlängen wie bei h, f und t besaß. Der Schreibfluss der Mönche führte bei der Halbunziale zur Verbindung von zwei Buchstaben, Ligatur genannt. Auch wurde in der Eile des Schreibens, viele Schriften mussten kopiert werden, mancher Strich und mancher Bogen bei bestimmten Buchstaben weggelassen. Deutlich wird das beim großen "H" und beim kleinen "h" oder beim großen "B" und beim kleinen "b". Ebenso führte auch der alltägliche Gebrauch von Schreibwerkzeug und Schreibmaterial zu neuen Buchstabengestaltungen. Die Kleinbuchstaben waren flüssiger zu schreiben und konnten verbunden werden, was ein zeitraubendes Absetzen beim Schreiben vermied. Natürlich lief auch die Schrift beim Schreiben immer schräger, wodurch eine kursive Minuskelschrift entstand. Kursiv kommt von dem lateinischen Wort „currere“, das „laufen“ oder „rennen“ bedeutet. Eine passende Bezeichnung für eine Schrift, die in großem Tempo niedergeschrieben wird.

Die verordnete Schrift

Die karolingische Minuskel, gefördert und verordnet durch Kaiser Karl d. Gr. setzte sich ab dem 8. Jahrhundert im Abendland durch. Sie wird im fränkischen Gebiet der Karolingerzeit angewandt als einheitliche Schrift für die Verwaltung des Reiches und zum Verfassen von Büchern. Das Hildebrandlied, das aus dem 9. Jahrhundert stammt, wurde schon in der karolingischen Minuskel angefertigt. Die Merseburger Zaubersprüche und das Wessobrunner Gebet ebenso. Die Stärke der karolingischen Minuskel ist die Ausgeglichenheit der Form und der Längenunterschiede. Sie ist rund gestaltet. Einige Veränderungen kamen im 11. Jh. hinzu. Die Konsonanten „W“ und „V“ wurden unterschieden und auch „I“ und J“.“ Das lateinische Alphabet vergrößerte sich auf 26 Buchstaben. Die Sätze begannen mit einem Großbuchstaben, der Rest wurde klein geschrieben. Eine praktische Lösung. Die Engländer behielten das bei. Die Deutschen mischten immer mehr Worte, die mit einem Großbuchstaben beginnen, unter den Text und verkomplizierten damit die Schreibweise.

Höher und höher

Mit dem Geist und dem Stil der Gotik war ein neuer Schriftstil gefragt. Es begann mit der Baukunst. Sie strebte nach oben, höher und höher. Die Buchstaben wurden gebrochen. Es entstand eine gotische Schrift mit einigen Variationen. Es ist die Fraktur-Schrift, hergeleitet vom lateinischen Wort "fractur" für "Bruch". Jedoch kehrte die karolingische Minuskel im 14. Jahrhundert wieder zurück: als Gotico-Antiqua. Sie ist die idealere Schreibschrift. Der italienische Dichter Francesco Petrarca (1304-1374), Mitbegründer des Humanismus, benutzte beim Verfassen seines Gedicht-Zyklus „Canzoniere" eine Schrift, die stilprägend wirkte. Er benutzte nicht die Bastarda, eine damals gebräuchliche Schreibschrift, die sehr eng lief und Schnörkel hatte, sondern bevorzugte eine klarere Schrift.

Damals wurden die ersten Universitäten gegründet. Das Abendland erlebte einen geistigen Aufbruch. Der Handel schuf reiche Kaufleute, die sich auch der Schrift bedienen mussten. Zu den Klosterschulen kommen bürgerliche Schulen hinzu. Die Reformation brauchte Menschen, die die Bibel lesen konnten. Die schreibenden Humanisten in Italien brachten die humanistische Antiqua hervor. Eine Mischung aus karolingischer Minuskel und der Petrarca-Schrift. Aber auch Einflüsse der gotischen Schrift, speziell der Rotunda, sind darin enthalten. Die humanistische Antiqua kam ohne Verzierungen aus.

Schrift und Buchdruck

Als die Inkunabeln, das sind die ersten gedruckten Texte, die im Abendland zwischen 1447 und 1500 entstehen, auf den Markt kommen, entstehen auch neue Schriften. Aber zuerst versuchten die Schriftgestalter die Lettern für den Buchdruck den handgeschriebenen Schriften nachzuempfinden. Später entfernte sich die Gestaltung der Schriften für den Druck durch den Einfluss des jeweiligen Zeitgeistes und den Schönheitsgeschmack der verschiedenen Länder und Kulturen von den handgeschriebenen Schriften. Immer mehr verschiedene Schriften entstehen. Dadurch kommt verstärkt die Typografie ins Spiel, die Lehre von der Gestaltung der Schrift, aber auch von der Anwendung und der Anordnung von einer oder mehreren Schriften auf einer Fläche. Mit dem Druck entfallen auch die vielen Abkürzungen, Abbreviaturen genannt, der Schreiber, die angewandt wurden, um Zeit und Platz zu sparen. Platz vor allem, weil Pergament teuer war. Es wird geschätzt, dass für jede Gutenberg-Bibel aus Pergament die Haut von rund 175 Kälbern benötigt wurde. Die Worte wurden in der Druckerei, Buchstabe für Buchstabe, vollständig gesetzt und gedruckt. Weil Gutenberg auch noch Ligaturen und Abbreviaturen für das Setzen der Buchstaben mit der Hand, auch Satz genannt, verwendete, tummelten sich in seinem Setzkasten rund 290 Zeichen, die er zum Druck zusammenstellen konnte. Durch das Weglassen von Abbreviaturen und Ligaturen verringerte sich die Anzahl der Buchstaben im Setzkasten. Allerdings bildeten sich eine Vielzahl von Satzzeichen wie Punkt, Komma, Frage- und Ausrufezeichen heraus, die einen Satz unterteilen und das richtige Lesen eines Textes leichter machen.

Die Schneider der Schrift

Mit dem Druck von einzelnen Buchstaben begann das Zeitalter der Schriftkünstler. Wurden die Schriften früher oft durch den Gebrauch gestaltet, wurden jetzt Schriften durch die Formgestaltung einzelner Künstler, die Schriften entwarfen und am Anfang auch noch selbst herstellten, geprägt. Was dazu führte, dass von jeder Schrift mindestens eine fette und eine kursive Form hergestellt wurde, auch in verschiedenen Größen. Selbst Albrecht Dürer (1471-1528), der die Buchillustration wesentlich beeinflusste, gestaltete Schriften zum Buchdruck. Dürer versuchte die Schrift durch Berechnungen und aufgrund einer Proportions-Theorie mit einem Harmonie-Gesetz zu vereinbaren. Dies wird aber von Schriftexperten nicht als die ideale Lösung angesehen. Für sie ist Schrift keine Sache der Mathematik, sondern wesentlich mit menschlichen Emotionen verbunden.

Aldus Manutius, ein Drucker in Venedig, brachte um 1500 die Werke antiker Autoren als Inkunabeln mit einer selbst gestalteten Antiqua-Schrift heraus, die er auch als kursive Schrift einsetzte, und startete damit ihren unaufhaltsamen Siegeszug. Sie wird auch venezianische Antiqua genannt. Der Schriftkünstler Nicolaus Jenson war daran stark beteiligt. Er hatte bei Johannes Gutenberg in Mainz die Kunst des Druckens und der Schriftgestaltung gelernt. Dort hatte er um 1458 mitbekommen, dass der Buchdruck mit beweglichen Lettern eine neue Buchstaben- und Schriftform benötigte. In Deutschland konnte sich diese Antiqua erst langsam ab dem 17. Jh. durchsetzen, was auch für die skandinavischen Länder gilt. Die gotische Schrift hielt sich in Deutschland und Skandinavien ziemlich lange. Die humanistische Antiquakursive wurde zur modernen lateinischen Schreibschrift im Abendland. Die Handschrift von Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) kann davon zeugen. Graphologen meinen über seine Handschrift: „Die auffallende Linksläufigkeit der Ober- und Unterlängen als Merkmal der schöpferischen Anlagen und Fähigkeiten ist sehr ausgeprägt.“

Grotesk-Schriften

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde von William Caslon in England die Grotesk-Schrift entwickelt. Die Grotesk ist eine Schrift mit ziemlich gleichen Strichstärken bei den Linien sämtlicher Buchstaben. Dazu wurden die Serifen weggelassen. Während die Antiqua noch die an- und abschwellende Strichstärke als Charakteristikum hat, also einen mit dem Schreiben verbundenen Rhythmus verschiedener Strichstärke, wurde die Grotesk nicht mit der Feder entworfen, sondern mit dem Bleistift. Heute ist das gut zu erkennen, wenn man mit dem Filzstift schreibt, denn dann entsteht automatisch eine Grotesk-Schrift. Weil die Grotesk von der Antiqua abgeleitet wurde, wird sie auch serifenlose Linear-Antiqua genannt. Die Egyptienne wiederum ist eine spezielle Grotesk-Schrift, die auch zu dieser Zeit entstand. Sie hat die gleichen Strichstärken wie die Grotesk, besitzt aber Serifen. Diese haben allerdings auch die gleiche Strichstärke.

Neue Techniken, neue Schriften

Neue Schreib- und Satztechniken brachten im 20. Jahrhundert unzählige neue Schriften hervor. Nach dem Setzen der Buchstaben mit der Hand, dem Handsatz, kam ab 1886 das Setzen mit der Linotype-Maschine und dann ab 1950 der Foto- und Lichtsatz auf. Mit dem Einsatz des Computers begann dann das Desktop-Publishing, kurz DTP, der Einsatz von elektronisch erzeugten Schriften vom Schreibtisch aus. Das löste eine wahre Schriftenschwemme aus. Mit dem Computer können nicht nur alte Schreibmaschinenschriften nachempfunden werden, sondern es kann sogar die eigene Handschrift mit dem Alphabet der Tastatur verbunden werden. Oder mit ägyptischen Hieroglyphen oder mit der Keilschrift der Sumerer. Die moderne Technik macht es möglich, dass sich der Kreis der Schriftgeschichte schließt.

Wissenswertes zu einzelnen Schriften

Das deutsche Alphabet oder ABC hat insgesamt 59 Buchstaben. Die 29 Großbuchstaben: ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ ÄÖÜ Die 30 Kleinbuchstaben: abcdefghijklmnopqrstuvwxyz äöü ß

Carl Faulmann brachte um 1880 in Wien ein „Buch der Schrift“ heraus, in dem die „Schriftzeichen und Alphabete aller Zeiten und aller Völker des Erdenkreises“ enthalten sind. Darunter auch bekanntere Schriften, die hier kurz vorgestellt werden.

Chinesische Schrift

Die chinesische Urschrift Pa-Kwa, die mit geknüpften Fäden gestaltet wurde, löste die Bilderschrift Ku-Wen ab. Die Chinesen entwickelten ab 3.000 v. Chr. eine Bilderschrift, die in den asiatischen Raum und bis über das Meer nach Japan ausstrahlte. Shuowen Jiezi heißt das erste Wörterbuch der chinesischen Schrift. Es stammt aus der Han-Dynastie um 100 n. Chr. und enthält über 9.000 Schriftzeichen. Gerade für das riesige Reich der Mitte war es wichtig, durch eine einheitliche Schrift die vielen Provinzen mit einer einheitlichen Schrift optimal zu verwalten. Die Schrift in China und die dazugehörige Orthografie wurde von den Herrschern per Gesetz geregelt. Wiederholt wurden Reformen der Schrift durchgeführt. Kaum eine andere Schrift ist so sehr kalligrafisch, weil geschrieben mit Pinsel und Tusche. Aus einer Beamtenschrift bildete sich im 4. Jh. n. Chr. eine Schreibschrift für die gesamte Bevölkerung heraus, die sich vorher mit einer Schnellschrift, genannt Pflanzenschrift, im alltäglichen Leben behalf. Die chinesische Schrift ist eine Wortschrift, bei der jedes Zeichen einen Begriff meint. Durch die Vermischung mehrerer Zeichen wurden andere Begriffe gebildet. Drei Zeichen für den Begriff Frau malte man für den Begriff „zanken". Noch heute beruht die chinesische Schrift auf einigen ursprünglichen Zeichen (Logogrammen), von denen noch über 500 existieren. 1955 wurde beschlossen, dass die Chinesen nicht mehr von oben nach unten, sondern auch von links nach rechts schreiben. Gleichzeitig wurde auch die Darstellung der vielen Zeichen vereinfacht. Eine Legende der Chinesen besagt, dass es Fuhi war, der die Schriftzeichen aus dem Maul des Drachen herausbrach, wo sie als Zähne festsaßen.

Japanische Schrift

Die Japaner entwickelten ab dem 9. Jh. eine Silbenschrift. Japan hat zwei Schriftsysteme: kata kana für wissenschaftliche Werke, hira kana für schöne Literatur und Zeitungen und in der kursiven Version als Schreibschrift.

Indische Schrift

Das südasiatische Indien hat viele Schriften hervorgebracht. Die älteste ist die magadhische Schrift, welche als Quelle aller indischen Schriften angesehen wird. Die Brahmanen benutzten für die Umsetzung der Sprache in Zeichen die Devanagari. Sie ist die Schrift der Götterstadt Benares. Mit ihr, dem Sanskrit, wurden die heiligen Bücher der Brahmanen verfasst. Mit dem Aufkommen der buddhistischen Religion war Pali eine Weile die bestimmende Schrift, wobei die Zeichen nach verwandten Lauten geordnet wurden. Die Schrift der Sikhs nennt sich Gurmukhi. In Indien, dem siebtgrößten Land der Erde, in dem über 1 Milliarde Menschen leben, werden hunderte und mehr Sprachen und Schriften gebraucht. Jedoch sind die Hindi-Schrift und die englische Schrift, ein Überbleibsel der britischen Kolonialzeit, die offiziellen Alphabete.

Arabische Schrift

Die arabische Schrift, die Schrift des Koran, ein Schriftsystem mit 28 Zeichen, gehört zu den meistverbreiteten. Sie stammt von den semitischen Schriftsystemen ab. Die arabische Kufi-Schrift, abgeleitet von der Stadt Kufa, wo sie entstanden sein soll, ist die bekannteste. Die arabische Schrift ist stets kursiv. Versalien oder eine Blockschrift sind nicht existent. Bei gedruckten Zeitungen und Büchern wird die Neshi-Schrift verwendet. Eine schlanke Schreibschrift, die nicht so viel Platz benötigt. Die arabischen Schriften werden von rechts nach links geschrieben. Die flüssige arabische Schrift ist ideal geeignet für kalligrafische Meisterwerke.

Die Schrift der Mayas

Als in Europa das Mittelalter herrschte, arbeiteten die Mayas in Mittelamerika mit einer Schrift teils bilderschriftlichem, teils hieroglyphischem Charakter. Aber auch Elemente aus Astronomie und Kalender wurden von den Mayas, die bis zu 65 Meter hohe Pyramiden bauten, mit einbezogen. Meistens war das Schreiben und Lesen eine Angelegenheit der Priester. Auch die Schrift der Mayas machte eine Entwicklung von Bild- zu Lautzeichen durch.

Die Runen-Schrift

Besonders in Skandinavien hat sich die Runenschrift der germanischen Völker ausgebreitet - bevor die christlichen Missionare kamen, die die lateinische Schrift mitbrachten. Rune kommt von dem germanischen Wort für Geheimnis. Der Möjbro-Stein aus Uppland in Schweden teilt in Runen mit, dass der Held Frawaradaz auf seinem Hengst erschlagen wurde. Bücher oder andere längere Dokumente wurden mit Runen nicht verfasst. Das Runen-Alphabet mit 24 Zeichen nennt sich Futhark, nach der Reihenfolge der ersten Buchstaben. Die Germanen schrieben ihre Runen auch in Holz, besonders in das weiche der Buche, oft auf einen Stab. Daher auch der Begriff Buchstabe. Odin ist bei den Germanen der Gott der Schrift. Die Edda erzählt davon, wie Odin in der Weltesche Yggdrasil gefangen war, wobei er sich nur durch die Runen aus der misslichen Lage befreien konnte. Auffällig ist, dass es vor allem Frauennamen sind, die in einen Zusammenhang mit Runen gebracht werden wie Friedrun, Alarun, Hildrun, Sigrun und Gudrun. Es sind auch die Frauen bei den Germanen, die den Zauber mit Runen am besten beherrschen.

Die kyrillische Schrift

Das kyrillische Alphabet wird hautsächlich im östlichen Europa geschrieben und gelesen. Benannt wurde die Schrift nach dem Missionar und Mönch Kyrill, der im 9. Jahrhundert die Slawen missionierte. Das kyrillische Alphabet wurzelt mit seinen Buchstaben in der griechischen Schrift, vor allem in dem Schreibstil, der in Byzanz angewandt wurde.

Übrigens ...

In mehr als 60 Ländern der Erde verwenden die Menschen heutzutage das lateinische Alphabet. Sogar in der Türkei, wo die arabische Schrift verbreitet war, wurde sie im 20. Jahrhundert eingeführt.

Times New Roman und Arial

Die weitverbreitete Schrift Times New Roman, die wir vom Schreiben mit dem Computer kennen, ist eine Antiqua-Schrift. Die Arial hingegen, ebenfalls von der Computer-Arbeit her bestens bekannt, ist eine Grotesk-Schrift.

Für Blinde

Louis Braille (1809 - 1852) erfand 1825 mit 16 Jahren eine für Blinde erfühlbare Schrift. Sie ist auf ein Punktsystem aufgebaut.

Schule für Unleserliches

Wer alte Schriften lesen will, der sollte sich in Paläographie ausbilden lassen.

Rubbelschriften

In den frühen Siebzigern wurde von den Grafikern zur Erstellung einer Überschrift oft eine Rubbelschrift verwendet. Das waren Alphabete, die von den Firmen Letraset oder Transplus auf Transparent-Papier angebracht wurden. Der Grafiker musste diese mit der klebrigen Seite auf das Papier legen und mit einem Stift aufrubbeln.

Das Impressum weiß mehr

In manchen Büchern ist auch heute noch im Impressum zu sehen, welche Schrift für den Buch-Text verwendet wurde. Besonders bei Büchern, die einen besonderen typografischen Anspruch haben. Früher war das weitaus häufiger der Fall.

Die Tastatur hat´s

Auf einer normalen deutschsprachigen Computer-Tastatur, die von der Schreibmaschinen-Tastatur abstammt, sind 30 Buchstaben zu sehen. Das Alphabet ist auf der Tastatur aber nicht nach der Reihenfolge angeordnet, sondern nach der Häufigkeit der Verwendung der Buchstaben.

Der scharfe Buchstabe

Der Buchstabe „ß“, umgangssprachlich als „scharfes S“ bezeichnet, hat in der deutschen Schrift eine Sonderrolle. In der Schweiz ist dieser Buchstabe, der vor langgezogenen Selbstlauten verwendet wird, schon länger nicht mehr vorhanden. Entstanden ist es durch das Zusammenziehen von sz. Ein Großbuchstabe für das „ß“ ist im deutschen Alphabet nicht vorhanden, was seine Ursache darin hat, dass es nie am Anfang eines Worts steht, also nie als Initiale und Versalie benötigt wurde.

Alles im Code

Mit dem Unicode hat man für das Schreiben mit dem Computer einen internationalen Standard geschaffen, der alle Schriftzeichen dieser Welt in einen digitalen Code verwandelt hat oder noch verwandeln will.

Umständlich?

Die Umlaute Ä, Ö, Ü im deutschen Alphabet entstanden durch die Angewohnheit der Mönche, die Buchstaben A, O und U mit einem E als abgeänderten Laut zu bezeichnen. Das E wandelte sich in Striche oder Punkte um.

Märchenhaft geheimnisvoll

In dem Hauff-Märchen „Kalif Storch“ kaufte ein Kalif eine Dose mit schwärzlichem Pulver und ein Papier mit sonderbarer Schrift, die der Kalif nicht lesen konnte. Bei der großen Moschee wohnte Selim, der Gelehrte, der alle Sprachen verstand. Selim betrachtete lange die geheimnisvolle Schrift und rief dann aus: „Das ist lateinisch, o Herr, oder ich lass mich hängen.“ Er fing an zu übersetzen: „Mensch, der du dieses findest, preise Allah für seine Gnade. Wer vom Pulver in dieser Dose schnupft und dazu spricht: Mutabor, der kann sich in jedes Tier verwandeln und versteht auch die Sprache der Tiere. Will er wieder in seine menschliche Gestalt zurückkehren, so neige er sich dreimal gen Osten und spreche jenes Wort; aber hüte dich, wenn du verwandelt bist, dass du nicht lachst.“ Die lateinische Schrift brachte dem Kalifen, der sich in einen Storch verwandelte, noch viel Ärger.

Aemath: Macht und Tod

In der Geschichte vom Golem, einem mysteriösen Wesen aus Lehm, schreibt der Autor Gustav Meyrink: „Dann löste sich einer aus dem Kreis, trat vor mich hin, deutete auf die Hieroglyphen auf seiner Brust – sie waren dieselben Buchstaben wie die der übrigen – und fragte mich, ob ich sie lesen könne. Und als ich – lallend vor Müdigkeit, – verneinte, streckte er die Handfläche gegen mich aus, und die Schrift erschien leuchtend auf meiner Brust in Lettern, die zuerst lateinisch waren:

CHABRAT ZEREH AUR BOCHER

Ein Jeschiwa-Bocher wird der Zögling einer Talmudschule genannt. Wer bei einem Golem, so die Geschichte „Isabella von Ägypten" von Achim von Arnim, von der Schrift auf der Stirn das Aemath, die erste Silbe löschte, der vernichtete den Golem: „Er stürzte in Erde zusammen. Der Mantel lag über der formlosen Masse, als ob eine Magd, die in der Stadtsandgrube sich Sand ausgegraben hat, weggerufen wird und ihren Mantel darüber legt, damit kein andrer ihr den Haufen wegnimmt."

Paläographie

Das Wort Paläographie setzt sich aus altgriechischen Wörtern „παλαιóς” (alt) und „γράφειν“ (schreiben) zusammen. Inhaltlich handelt es sich um die Lehre von den alten Schriften. Dabei geht es jedoch nicht um literatur- oder sprachwissenschaftliche Aspekte sondern um die zeitliche und räumliche Einordnung der Verwendung bestimmter Schriften sowie ggf. deren Entzifferung.

Berühmte Exemplare

Hier werden nach und nach Beiträge zu berühmten Exemplaren schriftlicher Überlieferungen gesammelt:

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