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Gibran, Khalil

Khalil Gibran (geb. 6. Dezember 1883 in Bischarri / Libanon; gest. 10. April 1931 in New York) war ein christlich-libanesischer Schriftsteller und Maler. Er verfasste hauptsächlich stark allegorisierende Prosa und Lyrik in arabischer und englischer Sprache.

Leben und Schreiben

Khalil Gibran um das Jahr 1898  - (c) gemeinfrei

Khalil Gibran wurde am 6. Dezember 1883 als Gibrān Khalīl Gibrān bin Mikhā'īl bin Sa'ad in Bischarri / Libanon geboren. Die Stadt Bischarri liegt an der Stelle einer antiken Siedlung der Phönizier. In der Zeit der Kreuzzüge wurde die Stadt dann unter dem Name Buissera bekannt. Im Jahr 1895 siedelte Khalil Gibran mit seiner Mutter Kamileh Gibran und seinen Geschwistern in die USA über, wo er in Boston vorübergehend eine neue Heimat fand. Seine Bostoner Lehrer, die sein Talent erkannten, förderten ihn und verschafftem ihm ein Stipendium. Mit dessen Hilfe kehrte Khalil Gibran 1897 für vier Jahre in den Libanon zurück, um an der Al-Hikma-Schule arabische Sprache und Literatur zu studieren. Anschließend ging er über Boston nach Paris.

Bereits als Jugendlicher wurde Gibran in die bedeutenden amerikanischen und europäischen Künstlerkreise eingeführt. Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung erster künstlerischer Eindrücke und Kontakte spielte der Fotograf und Journalist F. Holland Day. Als seine Mutter und zwei seiner Geschwister 1903 an Tuberkulose starben, geriet Gibran in eine tiefe seelische und religiöse Lebenskrise. In der Folge beschäftigte er sich intensiv mit symbolistischer Malerei und ging 1908 nach Paris, wo er bis 1912 Malerei und Bildhauerei studierte. In dieser Zeit übte vor allem der französische Bildhauer Auguste Rodin großen Einfluss auf ihn aus, dessen künstlerisches Werk eng mit der Entstehung der modernen Plastik und Skulptur verbunden ist.

Nach dem Studium verließ Gibran Europa und ging zurück in die USA, wo er ab 1912 ganz in New York lebte. Zeit seines Lebens blieb er jedoch ein leidenschaftlicher Wanderer zwischen den Welten, der seelisch und künstlerisch zwischen der arabischen Welt, Europa und Amerika pendelte. Wie sehr er seiner Heimat verbunden blieb, zeigt etwa sein karitatives Engagement während einer Hungersnot in der Levante 1916. Sein literarisches Vermächtnis erlebte in den frühen 1970er Jahren eine erste Renaissance und gilt in der Gegenwart als ein bedeutender Beitrag zum kulturellen Austausch zwischen Orient und Okzident.

Erneuerer der arabischen Literatur

Khalil Gibrans literarisches Werk? umfasst größtenteils Novellen, Gedichte und Essays in arabischer und englischer Sprache. Die dominierenden Themen sind Kritik an der modernen Zivilisation, der bürgerlichen Gesellschaft und am dogmatischen Klerikalismus. Der Autor tritt für einen mystisch geprägten Pantheismus sowie für einen tiefreligiösen Geist der Bescheidenheit und des Primitiven ein. Mit seinen zahlreichen Büchern wurde Gibran zum Erneuerer der arabischen Literatur und zum Begründer einer symbolistischen Schule. Bis heute besitzt er eine begeisterte Lesergemeinde und sein poetischer Stil findet Nachahmer in aller Welt. Gibrans zentralen Werke? sind „al-arwāh al-mutamarrida“ (1908; dt. „Rebellische Geister“, 1983), „al-ağniha al-mutakassira“ (1912; dt. „Gebrochene Flügel“, 1985) und „al-mawākib“ (1919).

„Rebellische Geister“ (1908)

Der Sammelband „Rebellische Geister“ enthält insgesamt vier kurze Erzählungen, in denen Gibran dem Leser seine sozial- und religionskritischen Anliegen nahezubringen versucht. Als besonders gelungen gilt die erste Erzählung des Bandes, die mit dem Titel „Der ungläubige Halil“ überschrieben ist. Darin geht es um einen Mönch, der die krasse Selbstbereicherung und die menschenverachtende Brutalität der christlichen Würdenträger im Libanon kritisiert. Der Mönch, der von seinen Mitbrüdern aus dem Kloster verbannt wird, muss sich später wegen Gotteslästerung vor einem Gericht verantworten. Dabei hält er eine flammende Anklagerede, welche die Dorfbewohner dazu veranlasst, sich auf die Feudal- und Kirchenherren zu stürzen. Das einfache Volk ermöglicht Halil schließlich die Flucht vor seinen Peinigern. Die anderen Erzählungen des Bandes handeln von Zwangsheirat, Prunksucht, fernöstlichen Verhaltensnormen und der Ungerechtigkeit der von Menschen gemachten Gesetze. Die erste Ausgabe? von „Rebellische Geister“ erschien 1908 in New York, weitere Ausgaben? folgten 1922 in Kairo und 1934 in Aleppo.

„Gebrochene Flügel“ (1912)

In dem Kurzroman „Gebrochene Flügel“, der erstmals 1912 in New York veröffentlicht wurde, erzählt Gibran die Geschichte einer tragischen Liebe, die an den Zwängen des gesellschaftlichen Sittenkodex scheitert. Im Mittelpunkt stehen der Ich-Erzähler und die ebenso schöne wie feingeistige Salmā Karāma, die zur Ehe mit dem Neffen eines einflussreichen und rücksichtslosen Bischofs gezwungen wird. Salmā führt an der Seite ihres Gatten ein unglückliches Leben und auch der Wunsch nach einem Kind bleibt ihr lange Zeit verwehrt. Als sie dann endlich das ersehnte Kind zur Welt bringt, bleibt es nur wenige Stunden am Leben. Daraufhin stirbt Salmā im Wochenbett. Vor allem die große Musikalität der Sprache und die überraschende Buntheit der Bilder machen den Kurzroman „Gebrochene Flügel“ auch heute noch zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis. Zur Zeit der amerikanischen Hippie-Bewegung in den 1970er Jahren erlangte Gibrans Buch Kultstatus – in etwa vergleichbar mit Hermann Hesses 1927 erschienenen Roman „Der Steppenwolf“.

„Der Narr: Lebensweisheit in Parabeln“ (1918)

1918 erschien "Der Narr: Lebensweisheit in Parabeln" - das erste Buch, das Khalil Gibran in englischer Sprache geschrieben hatte. Die Rahmenhandlung erzählt von einem Narren, der aus tiefen Schlaf erwacht und feststellt, dass er fortan ohne seine Masken leben muss - sie sind ihm gestohlen worden. Doch schon bald erlebt er, wie frei es macht, unverhüllt die Wahreheit aussprechen zu können. Diese Wahrheit hat Gibran in Parabeln wie jene von dem Fuchs verpackt, der morgens beim Aufwachen seinen Schatten betrachtet und plant, ein Kamel zu verspeisen. Mittags, als die Sonne höher am Himmel steht, entschließt er sich dann, sich auch mit einer Maus zufrieden zu geben ...

Während der Arbeit an diesem Buch lernte Gibran den Dichter William Butler Yeats? kennen und malte ihn. Er kritisierte den Iren jedoch wegen dessen nationalistischer Einstellung.

„al-mawākib“ (1919)

Mit der dichterischen Form des strophischen Gedichts „al-mawākib“ betrat Gibran Neuland. Denn einen durchgehenden Wechselgesang? aus zwei Stimmen kannte man bis dahin in der arabischen Literatur nicht. Die eine Stimme ist pessimistisch, die andere optimistisch – und gemeinsam erörtern sie in Form von Rede und Gegenrede Themen wie Religion, Leben, Liebe, Tod, Gesellschaft und Gerechtigkeit. Deutlich klingen dabei die sozial- und kirchenkritischen Überlegungen des Verfassers an. Mit Nachdruck und mit zum Teil überwältigenden sprachlichen Bildern formuliert Gibran in „al-mawākib“ die Vision einer gerechten Welt, die durch Rückbesinnung auf das Einfache und Primitive Wirklichkeit werden könnte.

„Der Prophet“ (1923)

Neben seinem dichterischen Werk? verfasste Khalil Gibran auch zahlreiche mystisch-pantheistische Essays, in denen er seine Visionen von einer besseren Welt, unvergänglicher Liebe und unaufhörlicher Reinkarnation verkündet. Seine bekanntesten Essays sind „The madman“ (1919; dt. Der Narr), „The prophet“ (1923; dt. „Der Prophet“) und „Jesus – the son of man“ (1928; dt. „Jesus Menschensohn“).

„Der Wanderer: Seine Gleichnisse und Erzählungen“ (1932)

Wenige Tage vor seinem Tod vollendete Khalil Gibran sein letztes Buch: "Der Wanderer: Seine Gleichnisse und Erzählungen". Ihm liegt das Motiv der Wanderschaft als spiritueller Suche nach dem Sinn des Leben zugrunde. Während dreier Tage und Nächte erzählt der Wanderer, was ihm auf seiner Reise durch das Leben widerfahren ist. Die Menschen, bei denen er eingekehrt ist, hören ihm gebannt zu. In diese Rahmenhandlung? ist eine Sammlung von Gleichnissen und Parabeln eingebaut, in denen sich Gibran noch einmal mit den Themen auseinandersetzt, die ihn sein ganzes Leben hindurch beschäftigt haben: Gott und Mensch, Glück und Unglück, Schönheit und Hässlichkeit, Freiheit und Gefangensein, Seele und Körper.

Khalil Gibran starb am 10. April 1931 in New York an Leberkrebs. Er wurde in seinem Geburtsort im Libanon beigesetzt.

Übrigens ...

befindet sich heute in Bischarri ein Museum, das an den großen libanesischen Dichter und Maler erinnert.

Werke (Auswahl)

Hörbücher

  • Der Prophet. CD. Koha Verlag, Burgrain 2008, ISBN: 978-3867280549
  • Quell des Friedens. steinbach sprechende bücher, Schwäbisch Hall 2008, ISBN: 978-3886986422

Sekundärliteratur

  • Dahdah, Jean-Pierre: Khalil Gibran. Walter Verlag, Düsseldorf 1997, ISBN: 978-3530100068

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